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Sie war nicht sehr zufrieden, als Erik sich in der nächsten Woche unabhängig zeigte und, ohne um ihre Anregung zu bitten, auf den Gedanken kam, ein Tennisturnier zu veranstalten. Es stellte sich heraus, daß er in Minneapolis spielen gelernt hatte; daß er gleich nach Juanita Haydock das beste Service im Ort hatte.

Man hatte Erik in Flanellhosen, mit einem imitierten Panama, auf dem fast nie benutzten Tennisplatz mit Willis Woodford, dem Angestellten in Stowbodys Bank, spielen sehen. Plötzlich ging er umher, sprach von einer Reorganisation des Tennisklubs und schrieb Namen in ein Fünfzehncent-Notizbuch, das er für diesen Zweck bei Dyer gekauft hatte. Als er zu Carola kam, war er so begeistert davon, Organisator zu sein, daß er mehr als zehn Minuten lang nicht von sich und Aubrey Beardsley sprach. Er bat: »Wollen Sie zusehen, daß noch ein paar Leute dazukommen?« Und sie nickte ihm freundlich zu.

Er schlug zunächst ein öffentliches Match vor, das Reklame für den Klub machen sollte; er meinte, Carola und er selbst, die Haydocks, die Woodfords und die Dillons sollten Doppel spielen; aus den begeisterten Zuschauern könnte dann der Klub gebildet werden.

Im Laufe der Woche hörte Carola, daß eine erlesene Zuschauerschar dort sein würde. Kennicott brummte, ihm läge nichts daran, hinzugehen.

Ob er etwas dagegen einzuwenden habe, daß sie mit Erik spiele?

Nein; warum denn; sie brauche Bewegung.

Carola ging früh zum Match. Der Platz lag in einer Wiese an der Landstraße. Nur Erik war da. Er arbeitete mit einem Rechen herum und bemühte sich, den Platz in einen weniger ackerähnlichen Zustand zu bringen. Willis und Frau Woodford kamen, Willis in hausgenähten Knickerbockers und schwarzen Turnschuhen, die vorn durchgestoßen waren; dann erschienen Doktor und Frau Harvey Dillon, Leute, die ebenso harmlos und dankbar waren wie die Woodfords.

Sie warteten.

Das Match war auf drei Uhr angesetzt. Als Zuschauer versammelten sich ein Kaufmannsjunge, der mit seinem Lieferwagen stehenblieb und vom Sitz aus glotzte, und ein feierlich aufgeregter kleiner Junge, der seine noch kleinere Schwester nach sich zog.

»Wo nur die Haydocks bleiben? Die sollten sich doch wenigstens zeigen«, sagte Erik.

Carola lächelte ihm ermutigend zu und blickte die leere Straße entlang. Nichts als Hitzewellen und Staub und staubiges Gras.

Um halb vier war noch immer niemand gekommen, der Kaufmannsjunge entfernte sich widerwillig, kurbelte seinen Ford an, blickte die Wartenden enttäuscht an und ratterte davon. Der kleine Junge und seine Schwester aßen Gras und seufzten.

Die Spieler taten so, als mache es ihnen Freude, Bälle zu schlagen, fuhren aber zusammen, so oft sich die Staubwolke eines Automobils zeigte. Keiner der Wagen bog in die Wiese ein – bis drei Viertel vier, als Kennicott hereinfuhr.

Carola schwoll das Herz. »Wie gut er ist! Auf ihn kann man sich verlassen! Er mußte ja kommen, wenn auch sonst niemand. Obwohl ihm gar nichts am Spiel liegt. Der liebe Kerl!«

Kennicott stieg nicht aus. Er rief: »Carrie! Harry Haydock hat mir telephoniert, sie haben beschlossen, das Tennismatch, oder wie ihr's nennt, unten bei den Häuschen am See abzuhalten, nicht hier. Sie sind jetzt alle dort draußen: die Haydocks, die Dyers und Clarks und alle. Harry wollte wissen, ob ich dich hinausbringen kann. Ich glaub', so viel Zeit hab' ich schon – gleich nach dem Abendessen wollen wir dann nach Haus.«

Bevor Carola klug daraus werden konnte, stammelte Erik: »Wieso, Haydock hat mir von der Änderung nichts gesagt. Natürlich ist er der Klubleiter, aber –«

Kennicott sah ihn verständnislos an und brummte: »Davon weiß ich nichts … Kommst du, Carrie?«

»Nein! Das Match sollte hier stattfinden, und hier wird's auch sein! Du kannst Harry Haydock sagen, daß er ein ekelhafter Lümmel ist!« Sie sammelte die fünf, die ausgestoßen worden waren, die immer ausgestoßen bleiben würden. »Kommt! Wir wollen losen, wer von uns das erste und einzige diesjährige Tennisturnier von Forest Hills, Del Monte und Gopher Prairie spielt!«

»Ich weiß nicht, ob ich dir's übelnehmen kann«, sagte Kennicott. »Wir essen also zu Hause um zehn?« Er fuhr davon.

Sie haßte ihn wegen seiner Haltung. Er hatte ihr die Kampfpose verdorben.

Frau Dillon und Willis Woodford schieden aus. Die anderen spielten langsam, angestrengt ihr Spiel, stolperten über den unebenen Boden, verpatzten die leichtesten Bälle; der kleine Junge und seine rotznasige Schwester blieben die einzigen Zuschauer.

Sie gingen heim. Carola nahm Eriks Arm. Durch ihren dünnen Leinenärmel konnte sie die knüllige Wärme seiner wohlbekannten braunen Wolljacke spüren. Sie bemerkte, daß in das Braun violette und rotgoldene Fäden eingewebt waren. Sie mußte an den Sonntagvormittag denken, an dem sie ihn zum erstenmal gesehen hatte.

Ihre ganze Unterhaltung bestand aus Improvisationen über das Thema: »Der Haydock war mir nie sympathisch. Er denkt nur an seine Bequemlichkeit.« Vor ihnen sprachen die Dillons und die Woodfords über das Wetter und über B. J. Gougerlings neues Bungalow. Niemand erwähnte das Tennisturnier. An ihrer Tür drückte Carola Erik fest die Hand und lächelte ihm zu.

Am nächsten Vormittag, es war Sonntag, kamen die Haydocks, als Carola auf der Veranda saß.

»Wir wollten nicht unhöflich gegen Sie sein, Liebste!« flehte Juanita. »Ich möchte um keinen Preis, daß Sie das denken. Wir dachten, daß Will und Sie herauskommen und bei uns zu Abend essen würden.«

»Nein. Ich bin überzeugt, daß Sie das nicht sein wollten.« Carola war übertrieben nachbarlich. »Aber ich meine, Sie müßten sich beim armen Erik Valborg entschuldigen. Er war fürchterlich gekränkt.«

»Ach, Valborg. Mir liegt nicht so viel dran, was der sich denkt«, erwiderte Harry. »Er ist doch nur so ein ekelhafter Anarchist. Juanita und ich haben gefunden, daß er diese Tennissache doch 'n bißchen zu sehr nach seinem Kopf führen wollte.«

»Aber Sie haben ihn doch gebeten, die Arrangements zu treffen.«

»Ich weiß, aber ich kann ihn nicht ausstehen. Du lieber Gott, den kann man doch nicht in seinen Gefühlen kränken. Er zieht sich an wie 'n Opernstatist – und, weiß Gott, so sieht er auch aus – aber er ist nichts weiter als 'n schwedischer Bauernjunge; und die Ausländer, die haben ja alle 'ne Haut wie zehn Rhinozerosse.«

»Aber er ist gekränkt.«

»Na also – Ich hätt' vielleicht nicht so unüberlegt sein und ihn an der Nase rumführen sollen. Ich werd' ihm 'ne Zigarre geben. Dann wird er –«

Juanita hatte sich die Lippen geleckt und Carola angestarrt. Sie unterbrach ihren Mann: »Ja, ich glaube, Harry müßte die Sache wieder in Ordnung bringen. Sie haben ihn sehr gern, nicht wahr, Carola?«

Carola erschrak und wurde vorsichtig. »Gern haben? Ich hab' keine Ahnung. Er scheint ein sehr anständiger junger Mann zu sein. Ich hatte eben das Gefühl, wenn er schon einmal so angestrengt für das Match gearbeitet hat, ist es eine Schande, nicht nett zu ihm zu sein.«

»Da kann schon was dran sein«, murmelte Harry.

Sinclair Lewis: Die großen Romane

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