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Nach dem rührenden Abschied schlug Elmer dem gähnenden Hausherrn vor: »Wenn's Ihnen und Schwester Bains nicht unangenehm ist, möcht' ich noch paar Minuten hier unten am Feuer bleiben und meine Notizen für die morgige Predigt fertig machen. So werd' ich auch Bruder Shallard nicht im Schlafen stören.«

»Schön, schön – eaaaah – 'tschuldigen Sie – ich bin so schläfrig. Das Haus gehört Ihnen, mein Junge – Bruder. G'Nacht.«

»Gute Nacht! Gute Nacht, Bruder Bains. Gute Nacht, Schwester Bains. Gute Nacht, Schwester Lulu … 'Nacht, Frank.«

Das Zimmer war viel geräuschvoller, als er allein darin geblieben war. Es knackte und lärmte. Er ging auf und ab, sich nervös auf die linke Handfläche schlagend, blieb aufgeregt stehen, um zu lauschen … Die Zeit schleppte … Sie würde nicht kommen.

Ein Rascheln wie von schleichenden Mäusen auf der Treppe, zögernde Fußspitzen im Vorzimmer.

Sein ganzer Oberleib dehnte sich vor Sehnsucht. Er schleuderte die Arme zurück, die Fäuste an den Seiten hinunter, das Kinn hoch, wie die Statue von Nathan Hale. Aber als sie schüchtern hereinkam, war er ganz der freundliche starke Pastor, einen Ellbogen auf der Ecke des Harmoniums, mit zwei Fingern an seiner massiven Uhrkette spielend, mit einer wohlwollenden und ein wenig belustigten Miene.

Sie war nicht im Schlafrock; sie hatte das selbe blaue Kleid an wie vorher. Aber sie hatte ihr Haar aufgemacht, dessen helle Seidigkeit um ihren Hals schimmerte. Sie sah ihn flehend an.

Sofort änderte er seine Pose und stürzte mit einem kleinen jungenhaften Schrei auf sie zu.

»Ach, Lu! Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie mich Frank gekränkt hat!«

»Was? Was?«

Ganz selbstverständlich, mit einer höchst natürlichen Vertraulichkeit, legte er seinen Arm um ihre Schulter, und seine Fingerspitzen erfreuten sich an ihrem Haar.

»Es ist schrecklich! Frank sollte mich kennen, aber was meinen Sie, daß er gesagt hat? Ach, er hat sich nicht getraut, richtig damit 'rauszukommen und 's zu sagen – mir nicht – aber er hat Andeutungen gemacht und Winke und so rumgeredet, daß Sie und ich uns in der Kirche schlecht benommen hätten, wie wir miteinander geredet haben. Und Sie wissen doch noch, wovon wir geredet haben – von meiner Mutter! Und wie schön und hübsch sie früher war, und wie ähnlich Sie ihr sehen! Finden Sie das nicht gemein von ihm?«

»Oh, und ob! Ich find's ganz einfach fürchterlich. Er hat mir von Anfang an nicht gefallen!«

In ihrem Mitleid hatte sie gar nicht daran gedacht, aus seinem Arm zu schlüpfen.

»Kommen Sie, setzen Sie sich neben mir auf das Sofa, Liebe.«

»Ach, ich darf nicht« – während sie sich mit ihm auf das Sofa zu bewegte – »ich muß sofort wieder hinauf. Cousine Adeline, die ist so argwöhnisch.«

»Wir werden beide hinaufgehen, jetzt gleich. Aber das hat mich so aufgeregt! Das hätten Sie nicht gedacht, daß so ein großer Bär wie ich ein so sentimentaler Schafskopf sein kann, was?«

Er zog sie näher an sich. Sie schmiegte sich an ihn, widerstandslos, und seufzte:

»Oh, das kann ich verstehen, Elmer, und ich glaub', es ist niedlich, ich mein', es ist hübsch, wenn ein Mann so groß und stark sein und doch schöne Gefühle haben kann. Aber, wirklich, ich muß gehen.«

»Muß gehen, Lieber.«

»Nein.«

»Ja. Ich laß Sie nicht weg, bevor Sie's sagen.«

»Ich muß gehen, Lieber!«

Sie war aufgesprungen, aber er hielt ihre Hand fest, küßte ihre Fingerspitzen und sah mit kläglicher Zärtlichkeit zu ihr auf.

»Armer Junge! Hab' ich alles gutgemacht?«

Sie hatte ihre Hand weggezogen, sie hatte ihn rasch auf die Schläfe geküßt und war entflohen. Ganz verdreht lief er hin und her, bald voll stolzen Triumphs, bald voll trauriger Sehnsucht.

Sinclair Lewis: Die großen Romane

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