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4.3.2 Rückkehr zu Gott durch Moralität, Dialektik, Naturphilosophie und Theologie

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Zunächst geht Pico auf die Grundbedingungen für die Reinheit, d.h. die Ethik und die Dialektik, ein.49 Welches Verständnis von Ethik, Dialektik, Philosophie und Theologie hat Pico in diesem Kontext? Zunächst lege ich die Moralphilosophie dar.50 Die Moralphilosophie sei für die Kanalisierung der Leidenschaften und Begierden, mit der die Tugend der Mäßigung in Verbindung steht, zuständig. Die Beherrschung der Leidenschaften sei Voraussetzung für die Schau des Guten. Auch bei Platon kommt der Schau des Guten eine zentrale Bedeutung zu. Diese Tätigkeit sei es, die die Philosophen tatsächlich erfülle. Bei Platon werden die Schauenden jedoch wieder in die diesseitige Welt, die Höhle, zurückgeschickt. Sie müssen ihre Aufgaben in dieser Welt erfüllen. Bei Plotin hingegen stellen die vier politischen Tugenden nur die Voraussetzung dar, damit ein Mensch zur katharsis bzw. Reinigung gelangen kann. Picos Auffassung ist der Plotins deutlich näher als der Platons. Auch bei Pico ist die Befreiung von den Begierden nur eine Vorstufe für alle weiteren Schritte, die für die Rückkehr zu Gott notwendig sind. Indem man sich von den Begierden befreit, werde man frei. Freiheit wird bei Pico „als Freisein von körperhafter Determination und insofern als Freisein für die Erfassung rein geistiger Freiheit“ (Reinhardt 1989, 132) verstanden.

Der nächste Punkt ist die Dialektik. Dialektik zu betreiben bedeute, die Vernunft, den rationalen Teil der Seele, zu nutzen, mit dessen Hilfe man Urteile fällen und Sachverhalte prüfen könne.51 Dialektik sei die Schulung des vernünftigen Denkens. Der strebende Teil der Seele werde durch die Moralphilosophie, der Denkende durch die Dialektik gefördert. Auch die Betrachtung der sinnlich wahrnehmbaren Dinge, die Betrachtung der Natur, falle in den Bereich der Dialektik. Im Rahmen der Naturbetrachtung könne man die eine Wahrheit erkennen. Schließlich sei im Sein der geringsten Dinge eine Ähnlichkeit zu Gott zu finden. Denn wie ein guter Kunsthandwerker, so habe auch Gott eine Spur im Sein aller seiner Schöpfungen hinterlassen.52 Die nächsthöhere Tätigkeit stelle die Theologie dar.53 Die Theologie sei schließlich die Beschäftigung mit Gott,54 zu der man sich jedoch zunächst hocharbeiten müsse.

Mäßigung ermögliche die Harmonie der Triebe und bewirke, den Körper durch Moral zu reinigen. Rhetorik und Dialektik etablierten die Harmonie des Verstandes, weshalb uns die Erkenntnis Gottes in der Natur und der Harmonie des Himmels ersichtlich werde. Im Anschluss könne uns die Synthese der Vielheit zu einer Einheit gelingen, sodass wir von der hochheiligen Theologie begeistert seien. Schließlich gelangten wir an unser Ziel, an dem wir zur Ruhe kommen, um im Glücke der Erkenntnis Gottes Vollendung finden zu können. Damit wir unser Ziel erreichen können, müssen wir nach Pico, wie nach Plotin, die Aufgabe der katharsis, der Reinigung, erfüllen.55 Der gesamte eben beschriebene Prozess stellt Stufen der Reinigung dar.56 Parallel zu den verschiedenen Schritten der Reinigung werden unterschiedliche Arten des Friedens thematisiert.

Menschenwürde nach Nietzsche

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