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Die Protagonisten

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Nein, man sollte so etwas wie das hier nicht mit Worten beginnen. Gernot stand vor dem Spiegel seiner Seele und spürte, daß er wieder einmal das für sich empfand, das für ihn am vertrautesten war: Nämlich nichts. Reich ins Heim, so lautete seit jeher sein Lebensziel. Er fühlte sich wie ein schwarzfahrender Afrikaner in der Dunkelheit, aber ihm war auch klar, daß das Leben weitergehen mußte. Im alten Griechenland wären Leute wie er ganz normal und gesellschaftlich anerkannt gewesen, doch 2500 Jahre später sah es ganz anders aus. Als Kinderschänder wurden er und seinesgleichen gebrandmarkt, man schaute voller Verachtung, Abscheu und Ekel auf sie herab, ja, selbst in den Gefängnissen waren sie der Bodensatz in der Hierarchie. War das gerecht oder handelte es sich beim Kindesmißbrauch um das letzte Tabuthema einer Gesellschaft, die keine Regeln, Gesetze und Grenzen mehr kannte? Gernot arbeitete als Fallmanager in der Agentur für Arbeit und er liebte seinen Beruf. Womöglich beruhte das sogar auf Gegenseitigkeit; wenn man sich allerdings vor Augen führte, daß jemandem wie ihm das Schicksal vieler, überwiegend junger, Menschen anvertraut wurde, dann konnte man schon zweifeln, ob das alles so in Ordnung war. Aber wer verfolgte eigentlich nicht auch immer seine eigenen Interessen? Klar, Pädophilie war kein Kavaliersdelikt, dennoch blieb festzuhalten, daß Gernot bereits als Elfjähriger auf Kinder stand, es sich bei ihm also um ein Kind handelte, welches auf Kinder abfuhr. Problematisch an der ganzen Angelegenheit war halt nur, daß er immer älter wurde, die Objekte seiner Begierde jedoch minderjährig blieben und daraus ergaben sich mit der Zeit nicht unerhebliche Probleme. War in seiner Kindheit etwas schief gelaufen, das seine angeblich abnormale Neigung erklären konnte? Eher nicht und genau das machte einen wirklich stutzig, denn woher nahm man sich das Recht, über die Vorlieben von Leuten zu urteilen? Daß es im Kinderschutzbund vor Pädophilen nur so wimmelte, war ein offenes Geheimnis, mit dem sich nur die allerwenigsten Zeitgenossen intensiver auseinandersetzen wollten. „Kinder sind unsere Zukunft“, jenen Slogan nahm Gernot immer ganz persönlich und er fühlte sich durchaus des Öfteren diskriminiert, denn die Anderen durften rumvögeln, zur Domina gehen, Sado-Maso-Spiele durchführen oder auch Dinge, eventuell sogar Tiere ficken, das wurde alles irgendwie toleriert, er dagegen stand mit seiner Neigung am Pranger und seine Mitmenschen wandten sich angewidert von ihm ab. „Kinder statt Inder“, auch der Slogan fand seine vollste Zustimmung, obwohl er im Grunde auch gegen indische Kinder nichts einzuwenden hatte, da die Abwechslung natürlich erfreute. Er war ein guter Onkel und seine beiden Neffen sowie seine Nichte liebten ihn abgöttisch. Doch er achtete peinlich genau darauf, daß er mit ihnen nicht zu lange unbeobachtet alleine war, denn er kannte sich selbst gut genug um zu wissen, daß es dann gefährlich werden würde. Seine Vorgesetzten hielten große Stücke auf ihn, denn Gernot zählte zu den erfolgreichsten und kompetentesten Fallmanagern seiner Zunft. Daß er das Vertrauen seiner Klienten und seine Macht manchmal mißbrauchte, steht auf einem anderen Blatt, ganz fest versprochen. Er lebte in einer Stadt, in der er nicht weiter auffiel, da es dort vor Menschen nur so wimmelte und wenn er seinen Abendspaziergang machte, dann ging er oft an Turnhallen vorbei und beobachtete dort die Kinder beim Sport. Hin und wieder hatte er sogar eine Freundin oder einen Freund gehabt, aber sobald die über 18 waren, interessierten sie ihn nicht mehr und er trennte sich von ihnen. Der Reiz der Unschuld, das Reine reizte ihn und er versuchte, sich vorzustellen, wie es denn eigentlich wäre, in einer Gesellschaft zu leben, in der seine Lebensform akzeptiert wurde. Es war schließlich wirklich nicht so, daß er die Kinder zu etwas zwang, das die nicht wollten, im Gegenteil. Oft verführten sie ihn und das machte es ihm natürlich leichter, zumindest war das seine Sicht der Dinge.

Jessica war eine Frau, die wollte was sie wußte. Sie mochte es nicht, wenn man sie bei ihrer Tätigkeit beobachtete, denn sie arbeitete als selbständige Freiberuflerin. Was sie genau machte, das wußte sie oft selber nicht, jedenfalls hatte sie keinen Chef und konnte sich ihre Zeit frei einteilen, was sie auch voller Leidenschaft tat. Daß sie nicht gerade kompetent war, was die ganze finanzielle Seite der Selbständigkeit betraf, störte sie nicht weiter, denn sie hatte einen kleinen Plattenladen, in den sich hin und wieder sogar ein Kunde verirrte. Musik war schon immer ihr großes Hobby gewesen und da sie mit einem Mann verheiratet war, der gut verdiente, konnte sie ihrer Leidenschaft frönen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, wie sie über die Runden kam. Früher hatte ihr Vater ihr Leben finanziert, später dann Vater Staat, mittlerweile war es Vater Abraham, wie sie ihren Gatten manchmal scherzhaft nannte, da er 15 Jahre älter war als sie und irgendwann würde Gevatter Tod sie abholen. Sie war also gefangen in einer patriarchalischen Gesellschaft, doch das störte sie nicht weiter, denn auch wenn es sich bei ihr um einen hübschen Vogel in einem goldenen Käfig handelte, so war sie sich doch darüber im Klaren, daß sie es eigentlich ganz gut erwischt hatte. Aber hin und wieder war genug zu wenig und besser löste gut ab, weshalb sie sich alle paar Wochen einen jungen Kerl angelte, den sie meistens in ihrem Plattenladen aufgegabelt hatte. Wer die ganze Angelegenheit aus der Ferne betrachtete, konnte zu dem Schluß kommen, daß Jessica ihren Plattenladen nur betrieb, um an männliches Frischfleisch zu kommen, welches sie im Stile einer Gottesanbeterin nach dem Akt tötete und verspeiste. Das war natürlich nicht wörtlich zu verstehen, auch wenn die Musikliebhaberin ihre Bettgefährten und Gespielen hin und wieder biß und an deren Ohrläppchen knabberte. Aber sollte und konnte das ewig so weitergehen? Jessica hatte schon öfter versucht gehabt, mit ihrem Mann über ihre Sexsucht zu reden, doch dem war das alles egal gewesen und von ihren Abenteuern wollte er nichts hören, denn er war genug mit sich beschäftigt. Sie hatte den Zenit ihres Lebens bereits fast überschritten und wußte deshalb, daß sie etwas ändern mußte, um nicht zu stagnieren oder gar zu regredieren. Blöd an der Sache war halt nur, daß sie finanziell abhängig war und eigentlich auch nicht wußte, was sie im Leben erreichen wollte. So war es ohnehin meistens bei den Menschen: Ihnen war oft nur klar, daß es so wie bisher nicht weitergehen konnte, doch wenn man sie fragte, was sie denn für Ziele, Wünsche und Vorstellungen hatten, dann kam da nicht viel. Jessica hatte jedenfalls eine Entscheidung getroffen und versuchte nun, einen Geldgeber für ihr neues Leben zu finden. Ihr Vater winkte desinteressiert ab, er wollte seinen Lebensabend auf der Aida verbringen, dort stellte er es sich wesentlich schöner als in einem Altenheim vor und preislich war es auch nicht teurer. Ihr Mann erklärte kategorisch, daß sie von ihm nichts zu erwarten hätte, sobald sie sich von ihm trennte und so blieb im Dreieck der männlichen Versorger nur Vater Staat übrig, der zwar auch nicht sonderlich begeistert war, als Jessica bei ihm auftauchte und um Unterstützung bat, aber er war gesetzlich dazu verpflichtet, ihr zu helfen und so begann sie ein neues Leben in einer alten Stadt, in welcher sie aber wenigstens in der Neustadt wohnte. Lieber unsicheres Glück als sicheres Unglück, lautete ihr neues Lebensmotto, doch schon recht schnell sehnte sie sich in ihren goldenen Käfig zurück, wo sie sich keine Gedanken darüber machen mußte, wie sie ihren hohen Lebensstandard finanzieren konnte. Nichtsdestotrotz gab sie nicht auf und versuchte alles, um ihren alten Mustern zu entfliehen, doch das war gar nicht so leicht, weshalb sie sich an einen Psychologen wandte, der ihr dabei helfen sollte, Automatismen ihres Lebens aufzudecken und dagegen etwas zu unternehmen. Daß es sich dabei wieder um einen älteren Mann handelte und sie so vom Regen in die Traufe kam, war eine andere Geschichte, wenigstens versuchte sie, ihr Leben neu zu ordnen.

Die Sonne hatte mal wieder ihr Erscheinen angekündigt und der Wind erfreute die Passanten mit seiner Kraft, doch in der Vermeidung der Naturgewalten waren die Leute schon immer sehr gut gewesen. Riesige Regenschirme trugen sie über ihren Köpfen spazieren, sobald es zu tröpfeln begann und wenn sie eine Möglichkeit gesehen hätten, das Wetter zu beeinflussen oder gar abzuschaffen, dann hätten sie das sicherlich getan. „Nachhilfe für jedermann - günstig, gut und gelungen“, solche Sprüche konnte man in der Fußgängerzone lesen und wer sich davon angesprochen fühlte, kam mit Senta ins Gespräch, welche da mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht den Menschen entgegentrat, die sich für ihr Angebot in irgendeiner Art und Weise zu interessieren schienen. Sie selbst gehörte zu Weintolligy und da ihr Verein begriffen hatte, daß es die Kinder waren, um deren Gunst man sich am allermeisten bemühen mußte, um langfristig Erfolg zu haben, gab es solche Nachhilfeangebote im ganzen Land. Früher hatten die Sektenjünger versucht, die Erwachsenen von ihren obskuren Gedankengängen zu überzeugen, doch nachdem jenes Experiment mehr oder weniger grandios gescheitert war, hatte man die Strategie geändert und kümmerte sich seitdem verstärkt um den Nachwuchs der Ungläubigen. „Was wir machen, hat Hand und Fuß. Ihr Sohn wird nicht nur wesentlich bessere Schulnoten haben, sondern sich auch in seiner Persönlichkeit weiterentwickeln“, versprach Senta einem Mann, der an ihrem Stand Halt gemacht hatte, um sich über das Nachhilfeangebot zu informieren. „Das interessiert mich nicht. Der soll einfach nicht mehr durchfallen, sonst macht seine Mutter wieder Streß“, ließ er verlauten. „Das ist für uns überhaupt kein Problem, denn wir haben eine Methode entwickelt, mit deren Hilfe es gelingt, daß die Schüler den Lernstoff in ihrem Kopf behalten und jederzeit abrufen können.“ „Hören Sie mal, wenn Sie aus meinem Zappelphilipp einen Roboter oder Zombie machen wollen, dann finde ich das nicht so prickelnd.“ „Nein, das haben Sie ganz falsch verstanden, wir machen nur etwas gegen seinen Gehirndurchfall, damit er nicht mehr durchfällt.“ „Ach so, na gut, dann versuchen wir es halt mal. Einen Augenblick noch, was ist denn dieses andere Blatt hier, auf dem irgendetwas von Klirring und Gauditing steht? Also wenn Sie nicht deutsch reden können und wollen, dann lassen Sie es meinetwegen bleiben, aber belästigen Sie uns nicht mit Ihrer komischen Sprache! Der Starrazzia hat wirklich Recht, überall nur noch Ausländer!“ schimpfte der Mann und zog kopfschüttelnd von dannen. Senta schaute ihm überrascht nach und wurde gleich danach von einer älteren Frau angesprochen: „Also, ich war früher ja Lehrerin und die Kinder waren wirklich auch oft nicht die Hellsten und die Schnellsten, aber bei der Masse an Nachhilfeangeboten heutzutage hat man wirklich das Gefühl, wir hätten nur noch Vollidioten in unseren Schulen, sowohl vor als auch hinter dem Pult.“ Senta stutzte. Was wollte ihr die Frau damit sagen? War das eine Kritikerin, eine Sympathisantin oder einfach nur eine alte Schachtel, die Aufmerksamkeit wollte? Sollte sie mit der Frau ein Gespräch beginnen oder war das Energieverschwendung, da jene vielleicht eher eine Konkurrentin oder eine Gegnerin war? So viele Fragen, die Senta nicht beantworten konnte und die Verwirrung in ihren Gehirnwindungen nahm immer groteskere Formen an. Was würde Al Don Plappert dazu sagen? Manchmal hatte Senta das Gefühl, sie wäre in der Psychiatrie am besten aufgehoben, doch dann fiel ihr jedes Mal wieder ein, daß ihr großer Meister jene verabscheut hatte und abschaffen hatte wollen. Was für ein Dilemma! Sie war schon länger bei Weintolligy, aber mittlerweile glaubte sie nicht mehr alles, was man ihr dort erzählte. Klar, sie war noch lange nicht soweit, sich von der Glaubensgemeinschaft zu lösen, denn alle ihre sozialen Kontakte lebten dort, aber sie spürte, daß sie das, was sie suchte, nicht in der Weintolligy Church finden würde. Deshalb schloß sie ihre Augen, meditierte kurz und versuchte danach zu denken.

Der Philosoph hatte wieder einmal die ganze Nacht durchgedacht und war zu der für ihn Bahn brechenden Erkenntnis gelangt, daß die Erde keine Scheide war. Geistige Höhenflüge gehörten zu seinem täglichen Geschäft, er liebte nicht das Leben und er lebte auch nicht das Lieben, doch wenn es darum ging, den Gedanken der Weisheit auf die Schliche zu kommen, dann war er ein Meister darin, Unverständliches in Allgemeinplätzen derart geschickt zu verpacken, daß die, mit denen er kommunizierte, das Gefühl hatten, sie verstünden was er meinte, obwohl er selber meistens überhaupt nicht wußte, was er da eigentlich laberte. Seine Vergangenheit hatte keine Zukunft mehr, früher war er mal Werkzeugmacher gewesen, doch irgendwie hatte ihn jene Tätigkeit nicht ausgefüllt, so daß er an der unvermeidbaren Sinnleere der Arbeit beinahe zugrunde gegangen wäre. Die Welt meinte es nicht gut mit Menschen seines Schlages, denn sie stellte ihn tagtäglich vor neue Rätsel und wenn er sich wieder einmal in das Schneckenhaus seines Elfenbeinturms zurückgezogen hatte, dann verlor er jede Bindung an die Synchronizität der Ereignisse. Grundsätzlich war der Philosoph relativ menschenscheu, lediglich seine polnische Putzfrau traf ihn zweimal pro Woche in seiner Wohnung an und wenn sie wieder einmal laut darüber schimpfte, daß er ein Messi sei, dann fühlte er sich einerseits sehr geschmeichelt, mit dem argentinischen Fußballstar verglichen zu werden, doch da er andererseits wußte, daß er im Sport immer ein Versager gewesen war, war ihm zugleich klar, daß sie damit wohl etwas Anderes meinte. In seinen jungen Jahren hatte der Mann für einiges Aufsehen und mächtig Wirbel gesorgt, als er seinerzeit die These aufgestellt hatte, die Menschheit müsse, um sich weiterzuentwickeln und als Gesamtheit zu wachsen, die Spreu vom Weizen trennen und das Unkraut radikal entfernen, damit die Leistung in der Gruppe nicht länger durch das schwächste Mitglied nach unten gezogen werden konnte. Damals hatte es einen großen Aufschrei gegeben, er war über Nacht berühmt geworden, doch das war nicht unbedingt eine angenehme Erfahrung gewesen, denn man unterstellte ihm nationalsozialistisches Gedankengut und hielt ihn für einen Menschenfeind. Dabei hatte er nur das zum Ausdruck gebracht, was eigentlich viele Leute dachten, vielleicht war genau das der Grund dafür gewesen, warum die Empörung gar so extrem war. Klar, in Deutschland gab es noch einige Tabuthemen, über die man nicht reden durfte. Wer zum Beispiel den Holocaust leugnete oder die Euthanasie ins Gespräch brachte, wurde sofort in die Zange genommen, beschimpft und ausgegrenzt. Dabei ging es oft nicht nur um die Lust an der Provokation als solcher, sondern auch um eine paradoxe Intervention mit dem Ziel, die Menschen im Land einfach nur zum Nachdenken zu bringen. Schließlich war es zum Beispiel völlig unsinnig, 90jährige Sterbenskranke mit Maschinen noch wochenlang am Leben zu erhalten, einem Leben, das fast nur noch aus Schmerzen und Dahinvegetieren bestand. Es ging dabei nicht nur um die enormen Kosten der ganzen Geschichte, sondern auch um die Frage nach dem tatsächlichen Sinn einer solchen Maßnahme. Ein Gärtner schnitt seine Bäume und Rosensträuche ja auch, damit sie sich besser entwickeln konnten, die Menschen dagegen ließen jeglichen Wildwuchs zu und regten sich dann darüber auf, daß es in ihren Städten vor Proleten und vermeintlich Asozialen nur so wimmelte. Aber das war doch alles selbst verursacht und verschuldet, daran bestand überhaupt keinen Zweifel; wenn man diese Wahrheit und banale Erkenntnis jedoch ans Tageslicht brachte, dann wurde man als Misanthrop bezeichnet und auf das Heftigste beschimpft. Wohin sollte das noch führen, wenn alle halbwegs sinnvollen Gedanken im Keim erstickt und zensiert wurden, nur damit alle in der Konsenssoße weiter schwimmen konnten, ohne darüber nachzudenken, in welcher Brühe sie sich da bewegten? Der Tag hatte sich auf den Weg gemacht, aber der Philosoph war noch in seiner Gedankenwelt versunken.

„Würde es Sie stören, wenn ich mich zu Ihnen setze?“ „Kommt ganz darauf an, was Sie von mir wollen.“ „Ach, nur ein bißchen plaudern. Wie ich sehe, lesen Sie gerade ein Hochglanzmagazin. Interessieren Sie sich etwa für Prominente?“ „Oh ja und wie! Das Leben der Anderen finde ich ganz spannend. Wußten Sie zum Beispiel schon, daß die zu Guttenbergs ganz großartig sind und sich selber auch total toll finden?“ „Also damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Aber wenn es da drin steht, dann wird es schon stimmen.“ „Ganz bestimmt. Und die Frau von der Leine, die ist ja auch so ein Multitalent. Diese Adeligen sind wirklich große Klasse.“ „Wie schön! Dann freue ich mich ja schon darauf, bald wieder vom Adel regiert zu werden. Vielleicht wird dann ja wieder der Frondienst eingeführt und das ius primus noctis.“ „Reden Sie gefälligst Deutsch mit mir, wir sind doch hier nicht in Bayern! Ja und das Mädchen vom Maurice Mecker, das ist dem Vater ja wie aus dem Gesicht geschnitten.“ „In der Tat, das sehe ich genauso. Aber Schönheit liegt halt auch immer im Auge des Betrachters.“ „Die arme Marlene Kischer. Hoffentlich klappt das dann mit dem Kind beim nächsten Mal.“ „Entschuldigen Sie bitte, aber ich würde mich mit Ihnen gerne über wesentlich unwichtigere Dinge unterhalten.“ „Ach so. Schade. Worüber denn zum Beispiel?“ „Über den Sinn des Lebens.“ „Nein, mit mir nicht. Ich bin keine von diesen Tratschtanten, die immer nur über diesen Quatsch labern. Ich habe Nivea, äh, Niveau und ich lege Wert auf eine gepflegte Konversation, genauso wie meine adeligen Vorbilder.“ „Aber das ist doch alles nur oberflächliches Getue ohne Substanz und Inhalt.“ „Genau das, was wir heute brauchen. Die Zeit der ideologischen Grabenkämpfe ist vorbei. Heutzutage geht es um Lösungen und nicht um Weltanschauungen.“ „Das hat doch bestimmt auch Ihr Liebling Marek Neothor gesagt, oder etwa nicht?“ „Und wenn schon? Die Menschen brauchen Vorbilder, sonst geht das alles in die Binsen. Wir müssen uns an Leuten orientieren, die Anstand, Verstand und Wohlstand verkörpern.“ „Was für ein beeindruckender Dreiklang! Wissen Sie, ich finde es ja grundsätzlich lobenswert, daß Sie sich so für andere Personen interessieren und deshalb nicht ständig um sich selbst kreisen, aber ich werde das Gefühl nicht los, daß Sie sich nur ablenken und berieseln lassen, um sich nicht mit Ihrer eigenen Existenz auseinandersetzen zu müssen.“ „Das ist nicht wahr! Ich kann sehr gut mit mir alleine sein.“ „Aber darum geht es doch überhaupt nicht.“ „Doch! Das tut es sehr wohl! Sie wollen mich nur in die Enge treiben, mit Ihren an den Haaren herbeigezogenen Unterstellungen!“ „Nein, ich möchte doch nur ein vernünftiges Gespräch mit Ihnen führen.“ „Frechheit! Was erlauben Sie sich eigentlich, Sie Schnösel!“ „Also jetzt reicht es mir langsam. Wenn, dann ist Ihr Kutti ein Schnösel, aber doch nicht ich.“ „Natürlich! Sie hacken schließlich die ganze Zeit auf ihm, mir und meinen Interessen herum.“ „Das stimmt doch überhaupt nicht. Ich versuche lediglich, eine einigermaßen sinnvolle Konversation mit Ihnen auf die Beine zu stellen, Sie dagegen verstecken sich hinter irgendwelchen Prominenten, über die von den Medien nur Zerrbilder gezeichnet werden.“ „Na und? Die Wahrheit als solche gibt es nicht und Objektivität hatte in der Presse- und Medienlandschaft schon seit jeher einen schweren Stand.“ „Donnerwetter, das waren ja jetzt richtig kluge Sätze. Wo nehmen Sie die nur her?“ „Aus der Tunten natürlich. Wir leben halt mal im Zeitalter der Massenmedien, deshalb sollten wir uns nicht darüber beschweren, daß sich die Medien in allererster Linie darauf konzentrieren, die Massen zu unterhalten und wenn die Leute immer blöder werden, dann verflacht natürlich auch das Niveau der Printmedien. Schließlich müssen sich die an die Kunden anpassen und das schreiben, was jene lesen wollen, weil sie sonst ihren Laden dichtmachen können.“ „Sehr interessant. Wir leben also im Land der Dichtmacher und Querdenker.“ „Eben nicht. Aber wen interessiert das schon?“ „Wer weiß, vielleicht die/den Leser/in hier.“

Nur wer sich zeigt, wird auch wahrgenommen; ist das der Grund dafür, daß Exhibitionisten ihre Pracht zur Schau stellen? Wer weiß, es geht oft um Aufmerksamkeit, schließlich befriedigt das Gefühl, eine von 6,5 Milliarden Ameisen zu sein, die da auf dieser Erde ziel- und sinnlos vor sich her krabbelt, nicht unbedingt. Genauso wenig erfüllt es einen mit Stolz, einer von 6,5 Millionen Hartz IV-Empfängern zu sein, aber es hilft nichts, wenn Du die Kohle brauchst, um über die Runden zu kommen. Solche Probleme beschäftigten Gernot weniger, seine Klienten vielmehr schon, aber er war einer von den Fallmanagern, die nicht immer mit dem Sozialgesetzbuch in der Tasche herumliefen, sondern durchaus pragmatisch, offen und flexibel waren. Wieder einmal saß ein Drogenabhängiger vor ihm, welcher in der normalen Arbeitsvermittlung nicht geduldet wurde, weil die Leute dort nicht wußten, was sie mit dem Typen anfangen sollten. Gernot dagegen war der Mann für alle Fälle und so legte er sich wieder einmal voll ins Zeug. „Also, Daniel, ich bin sehr stolz auf Dich, daß Du seit zwei Wochen nicht mehr gekifft hast, aber das ist erst der Anfang. Um Dich wieder fit zu machen, brauchen wir noch mehr Anstrengungen von Deiner Seite, sonst ist unser gemeinsames Projekt zum Scheitern verurteilt. Wir würden Dich gerne mal zwei Wochen auf dem Bau arbeiten lassen, um herauszufinden, wie belastbar Du körperlich noch bist.“ Der Angesprochene zuckte merklich zusammen und hätte sich in dem Moment für sein Leben gern einen Joint rein gezogen, um erst mal runter zu kommen und die schreckliche Realität etwas bunter sehen zu können. So aber mußte er sich mit den Worten seines Fallmanagers auseinandersetzen, weshalb er jenen fragend anschaute und forschte: „Und was ist, wenn ich mich weigere?“ „Dann muß ich Dich leider sanktionieren und Dir Dein Hartz IV um 30 Prozent kürzen. Weißt Du, Daniel, es ist nicht so, daß ich das hier zum Spaß mache oder um Dich zu ärgern, aber wir können natürlich nicht dabei zuschauen, wie Du da vor Dich hinsiechst und die nächsten Jahrzehnte sowohl von Deinem Gras als auch von Deinem Staat abhängig bist. Das ist nun wahrlich nicht im Sinne des Erfinders, deshalb müssen wir gemeinsam versuchen, daß Du aus der Scheiße wieder raus kommst und Anschluß findest.“ Gernot schaute sich den jungen Mann etwas genauer an, doch der war ihm zu alt, weshalb er auf seiner professionellen Schiene blieb und jenem keine Avancen machte. Daniel dagegen fühlte sich sichtlich unwohl, denn bislang war es ihm immer gelungen, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und nicht wirklich mit Arbeit behelligt zu werden. Doch allem Anschein nach waren die chilligen Jahre vorbei und so versuchte er das, was er schon immer am besten gekonnt hatte: Er feilschte. „Sagen wir eine Woche, zwei Wochen sind mir viel zu kraß und außerdem reicht eine Woche völlig aus, um meine Leistungsfähigkeit zu beurteilen“, fand er. „Das sehe ich anders. Eine Woche lang könntest Du uns problemlos etwas vorspielen und eine große Show abziehen, erst nach zwei Wochen wissen wir wirklich, was Sache ist“, entgegnete Gernot. Niedergeschlagen blickte der Verlierer zu Boden, da er nun wußte, was die Stunde geschlagen hatte. Die Geduld seines Fallmanagers war offensichtlich aufgebraucht, man konnte ihn nicht länger hinhalten und beschwichtigen. Also fügte sich Daniel in das Unvermeidliche und warf zum Abschluß schnell noch eine letzte Nebelkerze: „Also gut, dann muß es wohl sein, aber wenn ich mich dort verletze und wochenlang krankgeschrieben werden muß, dann ist das Ihre Schuld.“ „Ach was, so ein bißchen körperliche Arbeit hat noch niemandem geschadet“, bemerkte der Fallmanager. Daniel schaute sich den selbstzufriedenen Kerl, der da seine Hände über das Bäuchlein geschlagen hatte, noch einmal genauer an und hätte am liebsten mit „Sie müssen das ja am besten wissen“ gekontert, aber er verkniff sich die spitze Bemerkung, da er wußte, daß Gernot am längeren Hebel saß und so begann für ihn der Eintritt in die Welt der Arbeit.

Jessica dagegen hatte sich in der Agentur so verhalten, wie man es von einer Bittstellerin, als die das Age-Personal die Kunden gerne ansah, erwartet hatte und so hatte sie eine Eingliederungsvereinbarung unterzeichnet, in der festgelegt worden war, daß sie zwei Bewerbungen pro Monat zu schreiben hatte. Das fiel ihr nicht weiter schwer, denn sie war nicht dumm, doch als sie dann bei ihrem ersten Vorstellungsgespräch saß, da fühlte sie sich schon ein wenig komisch, denn irgendwie hatte sie sich das alles etwas anders vorgestellt gehabt. „Schönen guten Tag, meine Damen und Herren und willkommen zu unserem Assessmentcenter! Sie werden sich jetzt sicherlich fragen, was das alles hier soll, aber keine Sorge, ich erkläre es Ihnen. Wir möchten mit Ihnen einige Tests durchführen, Sie also nicht nur näher kennen lernen, sondern auch herausfinden, wie Sie sich in Streßsituationen, Rollenspielen und anderen Situationen verhalten. Es geht uns darum zu erkennen, welche Fähigkeiten Sie im Umgang mit anderen Menschen besitzen, denn die soft skills sind von entscheidender Bedeutung und wir als Dienstleistungsanbieter sind darauf angewiesen, daß unsere Kunden mit unseren Mitarbeitern hochzufrieden sind, ansonsten gehen sie zur Konkurrenz und wir alle haben das Nachsehen. Ich bin fest davon überzeugt, daß Sie alle über bemerkenswerte Fähigkeiten verfügen, aber leider haben wir nur drei Stellen zur Verfügung und da wir so viele aussagekräftige Bewerbungen erhalten haben, haben wir beschlossen, ein Assessmentcenter zu veranstalten, in dem wir Sie erleben, wie Sie tatsächlich sind. Also dann, lasset die Spiele beginnen!“ verkündete der Mann von der Firma und Jessica war gespannt darauf, was nun kommen würde. Fünf Stunden später saß sie völlig erledigt in einem Café in der Nähe und unterhielt sich mit einer Mitbewerberin über das eben Erlebte. „Also das war wirklich kraß! Was die alles von einem wissen wollten und das für so einen beschissenen Job, in dem nur ein Hungerlohn gezahlt wird!“ ärgerte sich die andere Frau. „Aber wirklich! Dieses Rollenspiel war ja noch relativ unterhaltsam, aber als sie mich dann zu dritt in die Mangel genommen haben, da habe ich mich schon gefragt, was ich hier eigentlich will und soll“, gestand Jessica. „Mir ging es da ganz genauso. Was bilden sich die eigentlich ein? Und dann immer dieses hochgestochene Geschwall mit den ganzen englischen Wörtern, einfach fürchterlich!“ „Absolut. Das war wahrlich eine Zumutung. Aber wenn wir nicht mitmachen, dann gibt es Streß mit dem Amt.“ „Eben. Aber es wird immer schlimmer. Heute habe ich in der Zeitung gelesen, daß sie in einer Stadt im Klinikum die regulären Pflegekräfte durch angelernte Arbeitslose ersetzen wollen.“ „Was! Das geht doch nicht, so etwas kann man doch nicht machen!“ „Oh doch! Man will tolle Spitzenärzte anlocken, die natürlich jede Menge Kohle verdienen und um die bezahlen zu können, wird an anderen Stellen eingespart.“ „Dann gute Nacht, Deutschland! Wenn das so weitergeht, dann kann man das Sozial- und Gesundheitssystem irgendwann ganz vergessen und darf nur noch hoffen, daß man nicht irgendwann krank wird.“ „Das kann ja Eiter werden. Meine Güte, wo soll das alles nur enden?“ „Wahrscheinlich im sozialverträglichen Frühableben. Aber haben Sie die Krawatte von dem Obermacker gesehen? Die war ja sowas von geschmacklos.“ „Allerdings! Und erst die Schuhe, eine optische Zumutung sondergleichen.“ „Von seiner feuchten Aussprache ganz zu schweigen. Hoffentlich nehmen die mich nicht, sonst bin ich echt geliefert.“ „Bei mir ist es dasselbe. Ich habe alles dafür getan, um ausgesiebt zu werden und wenn das nicht klappt, dann habe ich wirklich ein Problem.“ Sie plapperten noch eine Weile weiter und als die Bedienung die Rechnung brachte, überlegten sie kurz, ob sie ihren Kaffee nicht von der Agentur bezahlen lassen konnten. Dann entschieden sie sich doch dafür, den Betrag eigenhändig zu begleichen, denn sonst hätte man sie am Ende noch für Sozialschmarotzer gehalten. Es reichte so schon, man wurde genug genervt.

Der Philosoph hatte sich einmal mehr in seine Welt zurückgezogen, was so aussah, daß er mit einem Pornomagazin auf der Toilette saß und sich einen herunterholte. Das machte er immer wieder gerne, denn danach fühlte er sich einigermaßen befriedigt und mußte nicht den ganzen Tag an irgendwelche sexuellen Schweinereien denken, sondern konnte sich mit den wirklich wichtigen Fragen des Lebens beschäftigen, wie zum Beispiel: Wer bezahlt meine Miete? Warum kann sich meine Wäsche nicht selber waschen? Wo zum Teufel sind eigentlich meine Hängemattenhaken? Nicht immer fand er eine Antwort, doch in den meisten Fällen gelang es ihm, sich selbst wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen und im Rahmen des Erlaubten und Möglichen Lösungen zu kreieren. Als Philosoph hatte man es in Deutschland nicht unbedingt leicht, denn die Philosophie wurde als etwas Nutzloses, eine brotlose Kunst, angesehen, die materiell gesehen nichts einbrachte und deswegen für die meisten Zeitgenossen nicht interessant war. Er aber hatte sich ihr mit Leib und Seele verschrieben, seine Welt waren die Bücher, oft die von großen Philosophen der Antike, aber auch er selbst hatte Einiges auf dem Kasten, was man zum Beispiel erkannte, wenn man sich näher mit seinen Thesen und Theorien beschäftigte. So schrieb er zum Beispiel in einem seiner Werke: „Die Welt als solche ist viel mehr als die Summe aus der Physis und der Psyche, denn es gibt da ja auch noch die Energien, welche uns beeinflussen und oft dazu bringen, Dinge zu tun, die wir mit dem Verstand nicht erklären können. In der Notwendigkeit der Selbstbetrachtung inbegriffen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung die Unumkehrbarkeit der Tatsache begründet, welche Handlungsstränge die vorgefaßten Meinungen übertünchen.“ Zugegeben, nicht immer leicht verständlich, das Ganze, aber der Philosoph lebte nun mal in seiner ganz eigenen Welt, aus der ihn nur hin und wieder die Putzfrau riß, indem sie irgendein Problem mit seinen aus ihrer Sicht merkwürdigen Angewohnheiten ansprach. „Guter Mann, ich wirklich putzen gerne hier, aber Bad geht nicht, das ist eine Katastrophe. Ich komme hinein, sehe den Dreck und schreie, denn ich bleibe mit Schuhen kleben am Boden. Wenn Sie schon machen müssen wixi wixi, dann bitte in Kloschüssel hinein und spülen runter. Bitte!“ „Liebe Frau Iskaluvsky, wie lange kennen wir uns jetzt schon?“ erkundigte sich der Philosoph leicht angepißt. „Weiß nicht genau. Zwei Jahre vielleicht.“ „Also gut, seit zwei Jahren putzen Sie hier und seit zwei Jahren regen Sie sich über meine Gewohnheiten im Bad auf und ich sage Ihnen jedes Mal, daß Sie halt erst wischen müssen und dann den Rest saubermachen können.“ „Aber ich hier die Putzfrau! Ich so arbeiten wie habe gelernt in Ausbildung. Sie müssen Rücksicht nehmen auf mich, sonst ich nicht länger kann putzen hier.“ Der Philosoph stutzte. War das hier etwa ein Zwergenaufstand? Klar, er beneidete seine Putzfrau wahrlich nicht darum, seinen Dreck wegzumachen, aber schließlich hatte sie sich, soweit er sich erinnerte, freiwillig dafür entschieden. „Ich bin nun mal wie ich bin. Seien Sie lieber froh darüber, daß hier nicht noch eine Frau wohnt, sonst gäbe es noch mehr zu putzen“, behauptete er. „Das ich nicht glaube. Frau sein sauber, machen keine Schweinerei“, erwiderte die Polin. „Also gut, dann werde ich mich in Zukunft beim Onanieren etwas am Riemen reißen.“ „Nein, das ist auch nicht gut. Dann Sie machen Sack kaputt.“ „Wissen Sie was, so kommen wir nicht weiter. Erzählen Sie mir deshalb lieber etwas über die Ausweglosigkeit des Seins.“ „Oh, Leben bedeutet Schmerz. Immer nur Sorgen, Leid und Probleme. Tod aber auch nicht gut, dann Sie kommen in die Hölle, wo alles Scheiße und Qual.“ Der Philosoph notierte eifrig mit und ermunterte seine Raumpflegerin dazu, weiterzureden. Hätten seine Kritiker gewußt, daß er viele seiner Thesen von seiner polnischen Putzfrau geklaut hatte, dann wären sie noch mehr über ihn hergefallen, als sie es ohnehin schon taten. Er aber fand es nicht schlimm.

Senta hatte sich aus der Hausaufgabenhilfe zurückgezogen und war ins Basislager der Weintolligen zurückgekehrt, wo man ihr erst mal ordentlich das Gehirn wusch, was sich so anhörte: „Sag mal, Du geisteskranke Spinnerin, geht es eigentlich noch? Sollen wir Dich mal in ein Marathon-Gauditing schicken, damit Du wieder merkst, was hier eigentlich abgeht? Du sollst Dich doch nicht mit älteren Frauen über den Sinn und Unsinn des G8 unterhalten, sondern leistungsschwache Schüler anwerben, denen wir dann Nachhilfe geben und bei denen wir ein wenig nachhelfen, damit sie begreifen, wie toll unsere Glaubensgemeinschaft ist“, stellte ihr Vorgesetzter, so ein Kooperierender Titan, klar. „Aber das ist doch strategisch unklug, wenn wir uns die Doofen raussuchen und die dann manipulieren. Die geistige Elite müßte doch eigentlich unser Ziel sein“, erwähnte Senta. „Wir müssen das nehmen was wir kriegen können, das Leben ist kein Wunschkonzert. Außerdem sind die geistig Zurückgebliebenen leichter zu überzeugen und zu beeindrucken. Wir brauchen schließlich eine Masse, die uns folgt und welche die Drecksarbeit erledigt. Elite, schön und gut, aber wenn wir nur aus elitären Schnöseln bestehen würden, dann könnten wir das Ganze schnell vergessen.“ „Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist. Wenn man dieser Logik folgt, dann müßte sich Weintolligy konsequenterweise nicht nur um die dummen Schüler, sondern auch um die ganzen Arbeitslosen kümmern.“ Der Mann horchte auf. Hatte er das richtig verstanden oder war wieder einmal die Stimme in seinem Kopf aktiv gewesen, welche von ihm ständig verlangte, daß er alle umbringen sollte? Senta schaute ihn gespannt an, er verweilte noch kurz in seiner geistigen Leere, bevor er reagierte. „Das ist richtig! Was für eine grandiose Idee! Ich werde sie natürlich als meine eigene ausgeben, Dir würde man so einen klugen Gedanken ohnehin nicht zutrauen. Also dann, liebe Senta, mach Dich für Deine neue Aufgabe bereit! Du wirst von nun an mit einem Informationsstand vor der Agentur für Arbeit anwesend sein und dort so viele Arbeitslose wie möglich ansprechen und versuchen, jene mit in unser Boot zu bringen. Dabei wünsche ich Dir viel Glück und Erfolg“, machte der Macker deutlich und ließ Senta mit sich und ihrer neuen Aufgabe etwas ratlos zurück. „So eine Scheiße! Was habe ich mir da nur wieder eingebrockt? Vom Regen in die Traufe, so kann es doch einfach nicht weitergehen. Ich will doch nur meine Ruhe haben und in Frieden leben, aber dafür bin ich wohl in der falschen Organisation“, kam ihr in den Sinn und so zog sie sich in den Gauditingraum zurück, wo sie sich noch einmal alles durch den Kopf gehen ließ. Sie hätte so gerne Schluß gemacht mit ihrer Karriere bei Weintolligy, aber nun hatte man ihr wieder einen Auftrag gegeben und da sie eine ziemlich pflichtbewußte Frau war, dachte sie überhaupt nicht mehr daran, alles hinzuschmeißen, sondern versuchte stattdessen, sich mental auf ihre neue Mission einzustellen. Schüler konnte man irgendwie leichter überzeugen, andererseits gab es bei denen ja meistens Eltern, die ziemlich anstrengend sein konnten. Arbeitslose dagegen waren vielleicht nicht so leicht zu knacken, aber dafür ohne Erziehungsberechtigte, welche alles wieder rückgängig machen konnten. Senta versuchte, sich in einen arbeitslosen Menschen hineinzuversetzen, schließlich mußte man die Leute dort abholen, wo sie waren und konnte nicht davon ausgehen, daß es sich bei ihnen um intellektuelle Überflieger handelte. Ausnahmen bestätigten zweifellos die Regel, jedoch stellte sich die Frage, ob Arbeitslose wirklich das passende Zielobjekt für die Sekte waren, denn viel zu holen gab es bei denen meist nicht. Andererseits brauchte man eben auch fleißige Arbeitsbienen, welche die Arbeiten verrichteten, welche man den Kooperierenden Titanen und der ganzen restlichen Elite einfach nicht zumuten konnte. Es ging also wieder einmal darum, Menschen einzufangen und für die eigene Sache zu begeistern. Stellte sich nur die Frage, ob Senta selbst noch überzeugt davon war oder nicht.

„Du kannst mich ja mal zurückrufen.“ „Wieso sollte ich das tun? Ich kenne Sie doch überhaupt nicht.“ „Ach, Entschuldigung, da habe ich Sie wohl mit jemandem verwechselt.“ „Das glaube ich nicht. Sie haben mich absichtlich angesprochen, weil Sie mich verwirren wollen.“ „Nein, das ist nicht wahr! Ich habe tatsächlich geglaubt, ich würde Sie kennen. Wie dem auch sei, wenn wir jetzt schon mal miteinander ins Gespräch gekommen sind, dann möchte ich doch die Gelegenheit nutzen, um Sie zu fragen, was Sie von unserer Bundesregierung halten.“ „Sind Sie etwa von einem Meinungsforschungsinstitut?“ „Nicht wirklich, ich interessiere mich einfach nur dafür, was der einfache Mann auf der Straße so denkt.“ „Das ist doch wirklich unverschämt! Jetzt reicht es mir bald mit Ihnen! Was wollen Sie von mir?“ „Ich will wissen was Sie denken.“ „Und warum?“ „Weil es mich interessiert.“ „Das glauben Sie ja wohl selber nicht! Sie führen etwas ganz Bestimmtes im Schilde und wollen mir nur nicht sagen, worum es sich dabei handelt. Aber das ist Ihr Problem, denn so werden Sie mich nicht zum Reden bringen.“ „Also gut, ich gestehe alles. Wissen Sie, ich habe mir die Meinungsumfragen angeschaut und dabei festgestellt, daß in diesem Land irgendetwas nicht stimmen kann, denn die CDU liegt bei 30 Prozent, die SPD zwischen 23 und 28, die Grünen aber schon zwischen 19 und 24 Prozent. Das verstehe ich nicht, denn die Grünen haben in diesem Land eigentlich fast gar nichts mehr zu sagen.“ „Aber das ist ja genau der Grund für deren Umfragehoch. Die Leute sind mit der schwarz-gelben Bundesregierung unzufrieden und da die Grünen mit dem momentanen Murks eindeutig nichts zu tun haben, weil sie fast nirgends in der politischen Verantwortung stehen, schießen sie in den Umfragen in nie für möglich gehaltene Höhen. Aber keine Sorge: Sobald sie an der Regierung sind, ist es mit dem Spuk wieder vorbei, das hat man ja an der FDP sehr schön sehen können, die sich innerhalb eines Jahres gedrittelt hat.“ „Auch so ein Phänomen, das ich nicht begreifen kann. Erst himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt. Das ist alles nur schwer nachvollziehbar, denn die Leute hätten doch wissen können, wen sie da eigentlich wählen.“ „Würde man meinen, aber wie es aussieht, war dem nicht so. Richtig spannend wird es allerdings erst, wenn die Grünen die SPD bei irgendwelchen Wahlen überholen und sich dann die Frage stellt, wer zum Beispiel den Ministerpräsidenten nominieren darf. Dann wird es heikel.“ „Ach, das ist doch alles nur nie eintreffende Zukunftsmusik, letzten Endes bleibt ja doch immer alles beim Alten und es ändert sich nicht wirklich etwas.“ „Das finde ich nicht, denn wenn die Leute mehrheitlich die Linkspartei wählen würden, dann gäbe es in Deutschland ganz bestimmt einige Veränderungen.“ „Mag sein, doch dazu wird es niemals kommen. Veränderungen und Verbesserungen sind ja auch zwei Paar Schuhe, die nur in den seltensten Fällen zusammenpassen. Werfen Sie doch nur mal einen Blick auf die USA, dort hält man vom eigenen Präsidenten auch nicht mehr sonderlich viel.“ „Wie sich die Bilder überall gleichen. Vielleicht wäre es ja doch an der Zeit für ein anderes System.“ „Ich weiß nicht so recht. Zwar sitzen dann andere Nasen an der Macht, aber dem einfachen Volk wird es genauso schlecht gehen wie zuvor.“ „Gut möglich. Das ist ja das grundsätzliche Dilemma bei fast allen Regierungs- und Regimewechseln: Wirkliche Fortschritte gibt es nicht, denn letzten Endes geht es immer nur um Macht, Geld und Einfluß, vielleicht noch um Ruhm und Beliebtheit, aber in der letzten Konsequenz dreht sich die Menschheit seit Jahrtausenden um sich selbst und im Kreis.“ „Der Kreis ist heiß. Ach ja, Poli tickt nicht richtig, aber auch das ist keine wirklich neue Erkenntnis. Nur schade für die Piratenpartei, daß deren Höhenflug jetzt erst mal gestoppt wurde.“ „Kein Wunder, schließlich haben wir ja schon bald Vollbeschäftigung. Das wird auch dieser potentiellen Rechtspartei den braunen Wind aus den Segeln nehmen.“ „Abwarten und Bier trinken.“ „Gute Idee.“

„Mutter, der Mann von der Age ist da!“ rief das Kind und Gernot lächelte. Zwar besuchte er die Frau, welche in der Wohnung hauste, doch sein eigentliches Interesse galt ihrem zwölfjährigen Sohn, dem er immer Geschenke mitbrachte. Die Frau freute sich darüber, einen Freund zu haben, der für den Staat arbeitete, denn das bedeutete Sicherheit; sie wunderte sich nur darüber, daß Gernot nie mit ihr schlafen wollte, sondern auffällig oft über ihren Sohn sprach. Nichtsdestotrotz spielte sie das Spiel mit, denn als Alleinerziehende war es nicht so leicht auf dem Singlemarkt und so wußte sie wenigstens, daß sie im Falle der eigenen Arbeitslosigkeit jemanden hatte, der sie kompetent unterstützen konnte. Gernot selbst bekam immer einen Steifen, wenn er den Jungen sah, doch sobald er dessen Mutter erblickte, war es damit auch schon wieder vorbei. Viele Jahre lang hatte er versucht, mit Erwachsenen zu verkehren, aber so richtig glücklich war er dabei nicht geworden. Erst seit er sich zu seiner Pädophilie bekannte, natürlich nur innerlich, nicht öffentlich, fühlte er sich wohl und hatte seine innere Mitte gefunden. Seiner Freundin wäre es wesentlich lieber gewesen, wenn er ihre Titte gefunden hätte, aber sie wollte nicht zu aufdringlich erscheinen, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. „Na, wie war Dein Tag?“ wollte sie von Gernot wissen. „Ach, nichts Besonderes. Ich gebe mein Bestes und meistens gelingt es mir auch, für meine Kunden eine passable Lösung zu finden. Klar, es ist alles nicht so einfach, weil es sich bei ihnen häufig um ziemlich schräge Typen handelt, aber auch denen kann geholfen werden. Und bei Dir?“ „Es ging so. Immer wieder ein paar Leute, die mir echt auf den Wecker gingen, aber wenn man für ein Call Center arbeitet, dann muß man das wohl in Kauf nehmen.“ „Das sehe ich ähnlich. Jedenfalls habe ich mich heute mit einem Kollegen vom Außendienst getroffen und der hat mir von einer Arbeitsvermittlerin erzählt, die mit den ganzen Arbeitslosen in einem Haus wohnt. Kannst Du Dir so etwas vorstellen?“ „Das ist ja kraß! Irgendwie cool, aber eigentlich auch ziemlich abartig.“ „Ganz meine Meinung. Für ihn war es praktisch, denn er konnte ihr die Post für einen mitgeben, der mit ihr im Haus wohnt. Leute gibt es, über die kann man sich nur wundern.“ „Aber was ist mit dieser Krankenhausgeschichte? Die wollen ja jetzt die richtigen Pflegekräfte durch angelernte Hartzies ersetzen. Was ist denn davon zu halten?“ „Eigentlich eine Schweinerei, weil das alles der Steuerzahler mitbezahlen muß. Aus der Sicht der Verantwortlichen dort natürlich alles notwendig, für die Mitarbeiter selbstverständlich scheiße. Aber erzähl mir doch lieber was von Torben.“ „Der war heute nach der Schule ziemlich fertig, weil man ihn dort anscheinend gehänselt hat. Wieso erkundigst Du Dich eigentlich immer nur nach ihm, aber fast nie nach mir?“ „Äh, mit Dir rede ich ja gerade, aber den Torben bekomme ich nur selten zu Gesicht.“ „Manchmal habe ich das Gefühl, daß Du Dich mehr für ihn interessierst als für mich.“ Gernot stutzte. Hatte sie ihn tatsächlich durchschaut? Das gefiel ihm alles gar nicht, weshalb er beschloß, in den sauren Apfel zu beißen, sich auf sie zu bewegte und sie küßte. Sie freute sich darüber ungeheuer, er dagegen fand es ziemlich eklig. Danach verschwand er, bevor sie noch mehr von ihm wollte und dachte sich, als er im Auto saß: „Ich muß aufpassen, sonst geht das alles in die Binsen. Wenn ich Torben weiterhin sehen will, dann muß ich mir seine Mutter warm halten, aber auch mein Faß hat Grenzen. Ins Bett gehe ich jedenfalls nicht mit ihr, so tief werde ich niemals sinken.“ Danach fuhr er zu sich nach Hause, legte sich auf die Couch, trank ein Glas Bier und schaute sich erregt einen Kinderporno an. Dabei dachte er andauernd an den süßen Torben, den er zu gerne getröstet hätte. Wenn der in der Schule noch einmal gehänselt werden sollte, dann würde Gernot als Superheld eingreifen und ihn retten. Wenn nur dessen eifersüchtige Mutter nicht wäre, dann hätte er Gernot bestimmt schon längst zu seinem besten Freund gemacht, so aber blieb ihm nur das Warten.

Jessica erfreute sich an ihrer Attraktivität, doch in der Agentur für Arbeit half ihr ihr gutes Aussehen auch nicht weiter, eher das Gegenteil war der Fall, denn ihre Arbeitsvermittlerin bekam jedes Mal Minderwertigkeitskomplexe, wenn sie die tolle Jessica sah und warf ihr deshalb so viele Steine und Knüppel in den Weg, daß es schon fast nicht mehr feierlich war. Das Leben war nicht unbedingt leichter geworden für unsere Musikliebhaberin, doch sie hatte sich nun mal dafür entschieden, nicht länger von älteren Männern abhängig zu sein. Zugegeben, nun hing sie halt am Rockzipfel von Vater Staat, doch das taten viele Andere auch, von daher war es nicht weiter schlimm. Im Bewerbungstraining, zu dem man sie verdonnert hatte, langweilte sie sich ungemein, aber die Frau vom Amt wollte keine Beschwerden hören, sondern freute sich insgeheim darüber, daß das hübsche Gesicht von Jessica immer müder und ausdrucksloser wurde. Hin und wieder überlegte sich die ehemalige Plattenladeninhaberin, ob sie nicht zu ihrem Mann oder wenigstens zu ihrem Vater zurückkehren sollte, aber irgendwie machte das nicht wirklich Sinn, weshalb sie von solch gefährlichen Gedanken Abstand nahm. Jessica fühlte sich nicht wirklich frei, denn wieder einmal befand sie sich in einer Zwangsjacke und war abhängig, in dem Fall von der Gemeinschaft oder der Gesellschaft, aber so toll war das nun auch wieder nicht. Ihre Bewerbungen schrieb sie ohne Leidenschaft und da sie sich nicht wirklich vorstellen konnte, für welchen Beruf sie eigentlich geeignet war, beließ sie es bei Dienst nach Vorschrift und machte nur das Nötigste. „Frau Klappel, so geht das nicht weiter. Sie sind jetzt gerade mal seit sechs Wochen arbeitslos gemeldet und kommen mir jetzt schon vor wie eine Langzeitarbeitslose, die jegliche Hoffnung hat fahren lassen. Was ist los mit Ihnen?“ forschte ihre Arbeitsvermittlerin. „Ach, ich weiß auch nicht so recht. Ich bin unzufrieden und weiß nichts mit mir anzufangen. Jeden Tag stehe ich auf und frage mich warum. Wenn das so weitergeht, dann mache ich bald Schluß mit der ganzen Scheiße hier.“ „Aber nicht doch. Auch ein Leben als Leistungsempfängerin ist lebenswert.“ „Da haben Sie mich gründlich mißverstanden. Ich meinte damit nur, daß ich mich entweder selbständig mache oder daß ich mir einen reichen Mann suche, der mir mein Leben finanziert.“ „Ach so, ich verstehe. Na ja, von mir aus können Sie das gerne versuchen, aber kommen Sie dann bitte nicht in zwei Monaten zu mir und erzählen, daß alles in die Hose gegangen ist.“ „Wissen Sie was? Sie können mich mal ... in meiner Wohnung besuchen, denn dort würden Sie sehen, wie lebensunfähig ich eigentlich bin.“ „Wenn das so ist, dann sollte ich Sie vielleicht an einen unserer Fallmanager überstellen, denn mit uns Beiden wird das wahrscheinlich nichts Sinnvolles mehr werden.“ „Das sehe ich genauso. Also dann, Ihnen noch einen schönen Tag und viel Spaß beim Akten entstauben“, verabschiedete sich Jessica und verließ daraufhin das Büro ihrer Arbeitsvermittlerin. Jene freute sich darüber, wieder eine Kundin, die sie nicht leiden konnte, losgeworden zu sein und begab sich euphorisch in den Raucherraum, um den Kolleginnen und Kollegen die frohe Kunde zu übermitteln. Blöd war nur, daß sich der Chef ebenfalls dort befand, denn der wollte zusammen mit seiner Freundin rauchen und so mußte sich die gutgelaunte Arbeitsvermittlerin ein wenig zurückhalten. Das war nicht schlimm, denn die Kolleginnen zerrissen sich mal wieder ihre Mäuler über die ganzen Verrückten, die ihnen tagtäglich auf die Nerven gingen und damit meinten sie sowohl die Kunden, als auch die Mitarbeiter/innen, die sie nicht leiden konnten. „Immer Ärger mit der Age“, lautete das Motto der Leute, die dort antanzen mußten, doch auch die von der Gegenseite erfreuten sich nicht unbedingt ihres Daseins, denn ihr Job war meistens genauso wenig vergnügungssteuerpflichtig, weshalb das Lästern der Agenturschwestern für sie oft die einzige Möglichkeit darstellte, sich abzureagieren. Das Leben war Hartz geworden in Deutschland, doch das hatte man ja so gewollt.

Der Philosoph hatte das Gefühl, daß in seinem Leben irgendetwas nicht stimmte und deshalb hatte er sich an die Universität begeben, um dort mit seinem ehemaligen Professor zu diskutieren. „Warum erfüllt mich mein Tun und Denken nicht länger mit Freude, sondern langweilt mich so ungemein, daß ich an manchen Tagen nicht mal mehr das Bett verlassen möchte, um mich danach in meinen Elfenbeinturm zu begeben?“ fragte er seinen großen Meister und der weise alte Mann antwortete: „Sie sind sich einfach selbst überdrüssig geworden, weil Sie sich andauernd im Kreis drehen. Als Sie damals Ihre Thesen entwickelten, die auf so massiven Widerstand stießen, da waren Sie noch jung und wild, voller Wut und Zorn, man hat das Feuer, das in Ihnen loderte, förmlich spüren können. Danach wurden Sie vorsichtiger und gehemmter, Sie überlegten sich jeden Ihrer Sätze ganz gewissenhaft, was dazu führte, daß die Leute das Interesse an Ihnen verloren. Sie haben nur eine Chance: Sie müssen zurück zu Ihren Wurzeln! Setzen Sie sich noch einmal intensiv mit den Werken Ihrer Frühzeit auseinander, denn darin werden Sie das finden, was Ihnen abhanden gekommen zu sein scheint.“ „Sie reden sich leicht, aber mein Problem besteht ja eben darin, daß ich Vieles von dem, was ich früher vertreten habe, heute für falsch und teilweise sogar gefährlich halte.“ „Darum geht es überhaupt nicht. Sie sollen nicht zum x-ten Mal Ihre Meinung revidieren, sondern den Geist atmen, der Sie seinerzeit inspiriert und gefesselt hat.“ „Vielen Dank für Ihre Hilfe! Und wie läuft es bei Ihnen so?“ „Unerträglich. Man möchte mich meines Amtes entheben, eine gigantische Verleumdungskampagne wurde gestartet und ich glaube, wenn es so weitergeht, dann werde ich so enden wie der gute Sokrates.“ „Was! Glauben Sie tatsächlich an ein Mordkomplott?“ „Das nicht unbedingt, aber man will mich mit allen Mitteln loswerden und konstruiert daher die übelsten Behauptungen, die man sich vorstellen kann. Da heißt es dann zum Beispiel, ich hätte mich geweigert, eine Schwangere zu prüfen und lauter solche Geschichten halt.“ „Kann ich Ihnen in irgendeiner Form helfen?“ „Nicht wirklich, aber mir reicht es schon, wenn Sie einfach nicht das glauben, was in den Medien über mich verbreitet wird.“ „Das verspreche ich Ihnen“, verkündete der Philosoph feierlich, bevor er ging. Damit hatte er sich keineswegs zu weit aus dem Fenster gelehnt, denn er selbst wußte am allerbesten, wie es war, wenn einem das eigene Wort buchstäblich im Mund umgedreht wurde. Wer da damals alles aufgeschrieen und gegen ihn protestiert hatte! Die absurdesten Allianzen hatten sich seinerzeit gebildet, da marschierten Behindertenvertreter und Anarchisten Seite an Seite in den Kampf gegen ihn und seine Thesen, welche sie weder richtig gelesen noch inhaltlich verstanden hatten. Das hatte ihn in jener Zeit am meisten zermürbt: Dieses Andiskutieren gegen Halbwissen und diese Pseudogutmenschen waren ihm mit ihrer Intoleranz dermaßen auf den Wecker gegangen, daß er sich wenig später aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte. In der Fachwelt dagegen wurden seine Thesen zwar ebenfalls leidenschaftlich diskutiert, aber dort wäre niemand auf die Idee gekommen, die persönliche Integrität des Philosophen anzuzweifeln. Man mußte auch das Undenkbare denken können und dürfen, ansonsten machte die ganze Sache wirklich keinen Sinn. Das Gespräch mit seinem ehemaligen Mentor hatte ihn wieder aufgerüttelt und ihm neue Kraft gegeben. Daheim angekommen, machte er sich sogleich ans Werk und begann damit, in seinen alten Schriften zu stöbern. Was er darin fand, amüsierte und erschreckte ihn zugleich. Meine Güte, was war er einmal radikal und gnadenlos gewesen! Ach ja, die stürmische Jugend, wo war sie geblieben? Er wußte, daß er seinerzeit des Öfteren über das Ziel hinausgeschossen war, doch nun bekam er eine zweite Chance und wollte die Gelegenheit beim Schopfe packen. Was hatte er zu verlieren? Sein Ruf war ohnehin ramponiert, von daher konnte er noch mal so richtig auf die Kacke hauen.

Senta hatte sich mit ihrem Informationsstand vor der Agentur für Arbeit positioniert und sorgte mit ihrer Aktion dafür, daß sich die Leistungsempfänger gar nicht mehr sonderlich darauf freuten, das Amt verlassen zu können, da draußen vor der Tür eine Frau auf sie wartete, die nicht wirklich etwas Gutes im Schilde zu führen schien. Lustig an der ganzen Sache war nur, daß Senta bei den Arbeitslosen wenig Erfolg hatte, stattdessen jedoch mit einer Fallmanagerin ins Gespräch kam, welche sie ursprünglich von ihrem Standplatz vertreiben hatte wollen. „Irgendwie arbeiten wir Beide für eine Sekte, denn im Grunde ist die Age auch nichts Anderes als eine moralisch fragwürdige Institution, die sich für allmächtig hält“, urteilte die andere Frau. „Na ja, in meiner Glaubensgemeinschaft ist auch nicht alles Gold was glänzt. Ich war schon kurz davor aufzugeben und auszusteigen, aber dann bekam ich den Auftrag, mich hierher zu stellen und jetzt versuche ich es halt noch mal“, gestand Senta. „Na, sonderlich viel Erfolg scheinen Sie ja bisher nicht gehabt zu haben. Aber das ist irgendwie ja auch verständlich, denn die Hartzies sind froh, wenn sie den schweren Gang ins Amt hinter sich haben und wollen sich danach nicht gleich der nächsten obskuren Organisation zuwenden.“ „Finden Sie? Dabei hatte ich gehofft gehabt, daß die Leute nach ihrem Behördengang dermaßen erleichtert wären, daß sie völlig offen und interessiert auf mich zukommen würden.“ „Tja, der Unterschied besteht halt darin, daß wir den Leuten Geld geben, Ihr es ihnen dagegen abknöpfen wollt.“ „Das kann man so nicht sagen. Bei Weintolligy bekommt man auch was fürs Geld, glaube ich zumindest. Ihr dagegen verteilt ja lediglich Steuergelder, also seid Ihr auch nicht so toll.“ „Ach, kommen Sie doch mit hinauf in mein Büro und trinken Sie einen Kaffee mit mir! Hier draußen ist es recht frisch und Sie sollen sich doch nicht erkälten, denn sonst bekommen Sie bestimmt Ärger mit Ihrer Firma.“ Senta folgte der Fallmanagerin nach innen und jene hatte damit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Zum Einen hatte sie eine Gesprächspartnerin für die nächste Stunde gefunden und zum Anderen hatte sie ihre Aufgabe, diese Sektentante von ihrem Informationsstand wegzulotsen, bravourös erledigt. Man wollte schließlich in der Age den Eindruck verhindern, daß die Agentur irgendetwas mit Weintolligy zu tun haben könnte, das Image des Vereins war ohnehin schon beschädigt genug. Senta redete mit der Fallmanagerin über Don Plappert und die Welt, doch jene hörte gar nicht richtig zu, sondern freute sich nur darüber, daß sie so eine geschickte Strategin war. Hin und wieder kamen ein paar Kolleginnen in ihr Büro, sahen dort die Weintolligin sitzen, verstummten und verdrückten sich wieder schnell. Irgendwann fand Senta, daß sie lange genug pausiert hatte und wollte sich wieder an die Arbeit machen, doch die andere Frau meinte: „Warum arbeiten Sie nicht für uns? Bei uns bekommen Sie für Ihre Arbeit Geld, das Sie auch behalten dürfen. Außerdem können Sie hier eine relativ ruhige Kugel schieben und privat trotzdem machen sowie glauben was Sie wollen.“ Senta begann nachzudenken. Was für ein verlockendes Angebot! „Ich werde es mir überlegen“, versprach sie, bevor sie ihren Körper erhob, um sich damit wieder in Bewegung zu setzen. „Hier, ein paar Broschüren, damit Sie sich etwas besser über Ihren womöglich zukünftigen Arbeitgeber informieren können“, ließ die Fallmanagerin noch von sich hören und überreichte Senta einige Heftchen. Jene gab der Anderen ihrerseits etwas Werbematerial von Weintolligy in die Hand und danach trennten sich ihre Wege. Natürlich würden es nun viele Leute lustig finden, wenn Senta Arbeitsagenturmitarbeiterin und die Fallmanagerin Weintolligin geworden wäre, aber dem war nicht so. Ganz im Gegenteil, beide Frauen fühlten sich vielmehr in ihrer eigenen Arbeit bestätigt und setzten ihren eingeschlagenen Weg fort. Den ersten Abwerbeversuch hatte Senta noch klug parieren können, aber würde ihr das immer gelingen? Die Zeit würde es zeigen und die Sommerzeit war zu Ende.

„Das hier macht doch alles keinen Sinn.“ „Na und? Es liest doch sowieso niemand.“ „Das heißt, ich könnte jetzt alle möglichen Schimpfwörter kreieren und kein Mensch würde sich darüber aufregen?“ „Gut möglich, kannst es ja mal versuchen.“ „Ach, irgendwie habe ich keinen Bock darauf, heutzutage läßt sich ohnehin fast niemand mehr provozieren. Alle sind ja so unheimlich tolerant und weltoffen geworden, selbst die Neonazis lassen immer mehr Schwarzafrikaner passieren, ohne jene zu verprügeln.“ „Ja, Alkohol und Hartz IV machen lethargisch und phlegmatisch. Dabei hätten die Hartzies so viel Zeit, die sie wesentlich sinnvoller nutzen könnten, als sie es bisher tun. Außerdem sind sie finanziell abgesichert, von daher könnten sie wirklich versuchen, sich selbst zu verwirklichen.“ „Aber wie? Das hat ihnen doch nie jemand beigebracht.“ „Und wenn schon? Man muß halt in seinem Leben auch mal über seinen Schatten springen.“ „Du redest Dich leicht, Du Dummschwätzer! Machst auch jedes Jahr denselben Mist, tust aber so, als hättest Du den Rat neu erfunden.“ „Impertinenter Hurenbock! Glaubst wohl, daß Du mich mit solchen Unterstellungen provozieren kannst. Aber da hast Du Dich schwer getäuscht, Du degeneriertes Stück Scheiße.“ „Na also, es geht doch. Gestern war ein Tag und heute ist auch schon wieder einer. Wenn es blöd läuft, dann kommt morgen bereits der nächste. Also ich weiß wirklich nicht, ob das alles so geplant war.“ „Abgehalfterter Rudelbumser! Hüte Dich vor den Ideen des Herz, die er in seinem Kapitalismusbuch dargelegt hat. Die sind brandgefährlich, dagegen ist dem Starrazzia sein Buch eine Fischzellenkur.“ „Was weißt Du schon, Du intellektuelle Pygmäe? Laß Dich lieber therapieren, denn so einen wie Dich kann man eigentlich nicht auf die Menschheit loslassen.“ „Selbstbezogener Narzißtenwicht! Entschuldige, das war jetzt eine Tautologie, so sehr wollte ich Dich wirklich nicht verletzten.“ „Das hebt mich nicht an, Du Nachgeburt eines Pflegemonsters. Vielleicht wäre es das Beste, wenn wir die Bestie in Menschengestalt zähmen würden.“ „Von wem redest Du, Du Hund eines räudigen Söhnleins?“ „Brillant! Was für eine Ermessensentscheidung! Wir verlieren an Höhe, die verbalen Tief- und Niederschläge nehmen konkrete Formen an. Warum haben wir in unserem Land eigentlich noch immer keinen Terroranschlag erleben dürfen? So etwas nenne ich Diskriminierung, Du Daunenlutscher!“ „Allerdings, aber wir haben halt mal die besten Innenminister der Welt und zusätzlich bekommen die Terroristen immer Angst, wenn sie unsere Bundeskanzlerin im Fernsehen sehen. Dann denken sie sich jedes Mal, Deutschland wäre schon gestraft genug, Du Holzwurmimitat!“ „Genug jetzt, Du Hurenflüsterer! Ich habe mir gedacht, ob es etwas macht, wenn ich in der Gosse, sie hochleben lasse, die Bosse, was hältst Du davon, Genosse?“ „Also ich bremse nicht für Bosse. Aber ich bremse auch nicht für Tiere, Irre oder Hartzies, genauso wenig für Nazis, denn ich fahre ohne Bremsflüssigkeit.“ „Das freut mich zu hören, denn dann besteht ja die reelle Chance, daß Du mir bald nicht mehr auf den Sack gehen wirst, Du Abschaum des Universums!“ „Unkraut vergeht nicht, Du Ausgeburt der Hölle, deshalb werden wir Beide vermutlich ewig leben.“ „Das wäre in der Tat eine schreckliche Strafe. Obwohl, in diesen Christenhimmel mit den ganzen Scheinheiligen, Pseudomoralisten und Faschisten möchte ich eigentlich auch nicht.“ „Nur gut, daß es sich dabei lediglich um eine Einbildung handelt, die man nicht ernst nehmen muß, Du Judenvergaser!“ „Jetzt reicht es mir aber endgültig mit Dir, Du Rinderschänder! Ich habe die Haare fettig, deshalb gehe ich jetzt.“ „Du kannst mir nicht entkommen, Du Goebbels für Arme, denn ich bin ein Teil von Dir.“ „Na toll, das hat mir gerade noch gefehlt, Du Alpenayatollah! Was machen wir denn jetzt?“ „Wir ziehen uns in uns selbst zurück, Du Sumpfhuhn und denken über ein paar Sachen nach, die wir in den letzten Minuten falsch gemacht haben.“ „Ich bereue nichts.“ „Das sagen sie alle, die ganzen Knackis und dann gehen sie scheißen.“

Gernot befand sich in Geldnot, denn der Automat seiner Bank hatte keinen Husten mehr, was bedeutete, daß er nichts Bares ausspuckte und so fiel sein Abendessen erst mal aus. Dafür hatte er stattdessen Appetit auf etwas fürs Auge, weshalb er sich, hinter einer Zeitung verschanzt, auf eine Bank in der Nähe eines Spielplatzes setzte und von dort aus die Kinder beobachtete, welche da herumtollten. Der Fallmanager sah unauffällig aus, niemand wäre auf die Idee gekommen, daß er nur wegen der plärrenden Bälger dort saß, er aber war sehr erregt und wußte gar nicht mehr wohin mit seiner Geilheit. Deshalb begab er sich am späteren Abend noch in einen Jugendclub, wo man ihn schon kannte und für einen netten Mann hielt, der sich halt unter jungen Leuten wohl fühlte. Dort fand Gernot regelmäßig seine Zielgruppe, jedoch fiel es ihm nicht wirklich leicht, Kontakte zu knöpfen, denn die Jugendlichen blieben meist lieber unter sich und wenn sich doch mal jemand auf ein Gespräch mit dem Herrn einließ, dann war das zwar ganz nett, führte aber nicht zu dem, was Gernot eigentlich anstrebte. Pädophile hatten es wahrlich nicht leicht in der ihnen feindlich gesinnten Gesellschaft, sie mußten sich tarnen und durften kein unnötiges Aufsehen erregen. Doch an jenem Abend hatte Gernot Glück, denn er kam tatsächlich mit einem 15jährigen Mädchen ins Gespräch, welches nicht nur ziemlich gut aussah, sondern für sein Alter auch noch relativ intelligent war. Er spendierte ihr einige Drinks, sie war recht schnell besoffen und dann nahm er sie mit zu sich nach Hause, wo bereits sein Bett und seine Videokamera auf ihren Einsatz warteten. Das Mädchen fackelte nicht lange und zog sich sofort aus, es wußte offensichtlich, was von ihm erwartet wurde. Gernot fand das zwar einerseits etwas merkwürdig, schob dann aber dem Alkohol die Schuld in die Schuhe und machte sich ans Werk. „Jetzt weiß ich endlich, wie sich der Diebery gefühlt haben muß“, dachte er sich zufrieden nach dem vollzogenen Akt. Eine halbe Stunde später lieferte er das junge Ding vor ihrem Elternhaus ab und damit war die Sache für ihn erledigt. Er kehrte in seine Wohnung zurück und schaute sich den Videofilm an, den er kurz zuvor „gedreht“ hatte. Danach wurde er sentimental und genehmigte sich ein Glas Wein. Seine Mutter rief an und erkundigte sich bei ihm nach seinem Wohlbefinden. „Alles bestens, Mama. In der Arbeit läuft es prima und privat habe ich ebenfalls alles im Griff“, prahlte er. „Das höre ich gerne, denn dann kann ich ja vielleicht doch noch darauf hoffen, irgendwann Großmutter zu werden“, lauteten ihre Worte. „Na ja, heutzutage bekommen ja schon Kinder Kinder, von daher könnte das tatsächlich funktionieren“, dachte er sich, sagte aber: „Du weißt doch, daß ich ein einsamer Wolf bin, Mama. Mach Dir da mal bitte keine Hoffnungen!“ Danach beendete er das Gespräch und widmete sich seinen Gedanken: „Ist Pädophilie eigentlich vererblich? War Jossi Fitzl einer von uns, ach, der lebt ja eigentlich noch, der alte Kellermeister! Vielleicht sollte ich ja eine Pädophilosophie begründen und mich outen. Ja, ich bin pädophil und das ist auch gut so. Keine Ahnung, ob die Leute so etwas hören wollen. Bestimmt würde man mir dann kündigen, diese verdammte Intoleranz! Ich verstehe ja, daß die Gesellschaft etwas gegen Leute hat, die Babys oder Kleinkinder mißbrauchen, aber ich treibe es nur mit Geschlechtsreifen, die damit mehr oder weniger einverstanden sind, von daher sollten die Menschen da schon etwas differenzieren und nicht alle Kinderschänder in einen Sack stecken. Wie auch immer, das war ein guter Abend heute und wenn ich Glück habe, dann werden sich solche Erfolgserlebnisse bald häufen. Welche junge Frau will nicht einen älteren Freund, der sich um sie kümmert und ihr jeden Abend ein paar Drinks spendiert? Ich meine, da gab es ja damals auch diesen 40jährigen Fahrlehrer, der sich die ganze Zeit an seine 17jährige Fahrschülerin herangemacht hat. Dagegen sagt auch niemand was, aber wenn man mal eine 15jährige, die übrigens wie eine 18jährige aussieht, flachlegt, dann bedeutet das gleich den Untergang der Welt.“

Jessica hatte derweil herausgefunden, daß ein Leben ohne Hartz IV zwar auch nicht unbedingt ein Zuckerschlecken war, doch seit sie ihren Lebensunterhalt selbst bestritt, hatte sie ihre Selbstachtung wieder gefunden und erfreute sich ihres Daseins. Nie im Leben hätte sie daran gedacht, daß es so einfach sein könnte, doch sie hatte den Schritt gewagt und nicht bereut. Zugegeben, der Job als Bedienung war nun wahrlich nicht die ultimative Herausforderung, aber da sie gut aussah, bekam sie eine Menge Trinkgeld sowie begehrliche Blicke und das nutzte sie verständlicherweise aus. Viele junge Männer hatten das Vergnügen, die gute Jessi näher kennen zu lernen, aber sobald einer mehr von ihr wollte, brach sie den Kontakt zu dem Kerl ab und suchte sich neue Opfer. Sie war jung, frei, sowie gutaussehend und das wollte sie natürlich auch bleiben. Viele Männer versuchten, sie für sich zu gewinnen, doch sie dachte nicht im Traum daran, sich auf eine Beziehung einzulassen, ihre unglückliche Ehe war ihr da Warnung genug. Doch mit der Zeit begann sie sich zu langweilen und zu überlegen, ob sie ihr ganzes Leben lang den Leuten Getränke und Speisen servieren oder am Ende gar als Saftschubse im Flugzeug herumwackeln wollte. Irgendetwas tief in ihr verlangte nach mehr und dabei handelte es sich keineswegs um einen kleinen Fötus, der sich da gerade im Mutterleib bildete. Sie sah die Frauen mit ihren quengelnden Kindern und wußte ganz genau, daß ihr Weg ein völlig anderer sein würde, was sie ungemein beruhigte. An die Age verschwendete sie keine Gedanken mehr, sie war heilfroh darüber, sich aus deren Klauen befreit zu haben, denn sie wußte selbst am allerbesten, was Abhängigkeit eigentlich bedeutete. Wieder einmal hatte sie in die Spur zurückgefunden und war nun dazu bereit, etwas zu riskieren. Als DJane begann sie aufzutreten und da sie von Musik wirklich Ahnung hatte, klappte das von Anfang an recht gut. Die Leute feierten ab, wenn sie auflegte und so machte sie sich in der Szene einen Namen. Dann kam der Tag, an dem sie Dirk kennen lernte und der wich ihr nicht mehr von der Seite. Er war ein cooler Typ und sie mochte ihn, allerdings hatte sie das ungute Gefühl, daß der Kerl ein kleines bißchen größenwahnsinnig war. „Also ich finde Deine Idee mit dem Festival ja gut, aber ich glaube kaum, daß sich das finanziell rechnet“, gab Jessica zu, als sie mal wieder mit ihm in einer Kneipe saß. „Das ist alles überhaupt kein Problem und genau durchgerechnet. Am ersten Abend spielen die Bands, die aus der Region kommen und mit den Einnahmen davon finanzieren wir den Headliner, der dann am darauf folgenden Abend auftritt“, erläuterte der Konzertveranstalter in spe. „Das haut doch nie und nimmer hin. Du weißt schließlich überhaupt nicht, wie hoch die Einnahmen am ersten Abend sein werden.“ Er schaute ihr tief in die Augen, nahm einen Schluck aus seinem Glas und sprach dann die entscheidenden Worte: „Vertrau mir! Ich weiß ganz genau was ich tue.“ Sie aber zweifelte nach wie vor, was ihn mit der Zeit immer mehr nervte, denn er selbst war auch nicht wirklich überzeugt von seinem Plan, doch das hätte er nie im Leben freiwillig zugegeben. „Also ich finde, das Ganze ist eine ziemlich riskante Angelegenheit. Vielleicht solltest Du Dich an Leute wenden, die etwas mehr Ahnung davon haben.“ Schön langsam wurde Dirk sauer. „Weißt Du, bislang habe ich immer geglaubt, daß Du cool und mutig wärst, aber jetzt stellt sich auf einmal heraus, daß Du eine ganz feige Henne bist, die nichts riskiert und lieber in ihrem verschissenen Käfig bleibt, anstatt mal ein richtig großes Ei zu legen!“ platzte es aus ihm heraus. Das saß. Er hatte bei ihr einen Nerv getroffen und so beschloß sie an jenem Abend, das Projekt mit ihm gemeinsam anzugehen. Was konnte schon dabei passieren? Sie feierten ihre Versöhnung, tranken noch reichlich Alkohol und in ihrer Wohnung ging es dann weiter mit der Vereinigung. Am nächsten Morgen hatten die Beiden einen Kater ... gesehen, der auf ihrer Fensterbank saß und ihnen vielleicht sogar in der Nacht zugeschaut hatte, der Vöglerbeobachter.

Der Philosoph schrieb wie ein Besessener, denn er hatte das motivierende Gefühl, der Menschheit etwas mitteilen zu müssen. Seine Putzfrau fand das alles ein wenig merkwürdig, denn sie hatte ihn eigentlich immer nur herumsitzen und nachdenken sehen, irgendwie hatte sie es nie für möglich gehalten gehabt, daß der Kerl für irgendetwas zu gebrauchen war. Zugegeben, auch die Schreiberlinge erfreuten sich in Deutschland nicht gerade eines sonderlich hohen Ansehens, aber im Gegensatz zu den Philosophen begegnete man ihnen doch mit einer gewissen Achtung, wohingegen Besagte nur mit Verachtung, Spott sowie belächelt werden zu rechnen hatten. Da saß er nun, der arme Tor und fügte ein Wort an das nächste, immer in der Hoffnung, auf diese Art und Weise zur Ruhe zu gelangen und womöglich gar die Erleuchtung zu finden. Er textete: „Die Menschheit als Gesamtkonstrukt strebt nach Perfektion und Erleuchtung, doch um in ungeahnte Höhen gelangen zu können, muß man zunächst Ballast abwerfen. In all den Jahrzehnten hat sich ziemlich viel Menschenmüll angesammelt, welcher verhindert, daß die fähigen und intelligenten Leute sich unheimlich schnell weiterentwickeln. Immer muß Rücksicht auf die Kranken, Schwachen, Behinderten und Alten genommen werden, was dazu führt, daß die Leistungsträger gebremst sowie blockiert werden. Wie kann man dafür sorgen, daß dem ein Riegel vorgeschoben wird? Ganz einfach: Indem man die Überflüssigen aussondert und eliminiert. Das mag brutal und rücksichtslos klingen, aber es führt kein Weg daran vorbei, denn die Asozialen und ihre Brüder und Schwestern im Geiste stehen einer Veredelung der menschlichen Rasse im Wege, sie sorgen vielmehr für eine Verelendung, die ihresgleichen sucht. Es kann nicht länger nur darum gehen, die Sozialfälle durchzufüttern und ihr Dahinsiechen zu verlängern. Wir brauchen einen neuen Gedankenkonsens in der Gesellschaft, der dieses ewige Bemitleiden und Mitfühlen beendet und sich auf das Wesentliche konzentriert. Es muß Schluß sein mit der Durchfütterung der Mitesser und Schmarotzer! Die verursachen nämlich nur Kosten und leisten nichts, was dem Fortschritt der Menschheit dient. Sie sind den Eliten im Wege und deshalb muß man endlich damit aufhören, das Elend und Leiden zu verlängern, sondern drastische Maßnahmen ergreifen, welche zu einer Säuberung und Verfeinerung des Menschengeschlechts führen werden. Wir haben viel zu viele Leute auf diesem Planeten, das steht zweifellos außer Frage, Qualität statt Quantität sollte das Motto der Zukunft lauten.“ An seinen Sätzen konnte man erkennen, daß der Philosoph wieder ganz der Alte geworden war und tatsächlich zu seinen Wurzeln zurückgekehrt war. So radikal seine Ansichten auch sein mochten, sie entbehrten nicht einer gewissen Logik und das war es schon seit jeher gewesen, was seine Gegner und Kritiker am meisten erzürnt hatte. Dennoch mußte man ihm zugute halten, daß er im Vergleich zu seiner wilden Sturm und Drang Zeit doch relativ zurückhaltend geworden war, auch wenn sich das vielleicht erst einmal nicht so anhörte. Wer jedoch seine frühen Schriften gelesen hatte, in denen er behauptet hatte, daß im Grunde 50 Prozent der Menschen zum Wohle der gesamten restlichen Menschheit ins Gras beißen sollten, weil sie für den Planeten und seine anderen Bewohner eine Zumutung darstellten, der konnte schon erkennen, daß die Altersweisheit auch beim Philosophen Einzug gehalten und einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. Sein Denken war ausgereifter geworden und wer ihm vorwarf, immer noch ein Menschenfeind zu sein, der sollte darauf aufmerksam gemacht werden, woher der Mann damals kam, von daher war auch im Denken des Philosophen durchaus ein Fortschritt sowie eine Weiterentwicklung erkennbar. Wohin das Ganze noch führen sollte, war eine völlig andere Frage, die man nicht wirklich beantworten konnte. Fakt war allerdings, daß der gute Mann endlich wieder einen Sinn in seinem Leben gefunden hatte und das war erfreulich.

Senta hatte sich vor der Age relativ gemütlich eingerichtet und alle Versuche der dortigen Mitarbeiter, sie zu vertreiben oder wegzuekeln, hatten nicht gefruchtet. Ganz im Gegenteil, mit der Zeit hatten sich sogar etliche Arbeitslose mit der Frau solidarisiert, weil sie das Gefühl hatten, daß jene genauso schlecht behandelt wurde wie sie selbst. Damit war der Schuß der Fallmanagerin in gewisser Weise nach hinten losgegangen, doch das kannte jene schon aus ihrer Vergangenheit. Senta dagegen faßte langsam Fuß und kam mit immer mehr Menschen ins Gespräch, welche oft sehr froh darüber waren, gleich nach dem Termin in der Agentur mit jemandem über ihr Erleben im Amt reden zu können. Die Weintolligin hörte sich das ganze Lamento und Gejammer geduldig an, sie bekam immer mehr einen Eindruck davon, wie schrecklich es in jenem Gebäude sein mußte und irgendwann hatte sie die Ohren und die Schnauze dermaßen gestrichen voll, daß sie beschloß, daß man dagegen etwas unternehmen müsse. Ihr Vorgesetzter bei Weintolligy sah das etwas anders. „Du sollst hier nicht einen auf Robina Hood machen, sondern uns Menschenmaterial zuführen, hast Du verstanden?“ versuchte er ihr einzubleuen. „Aber die Zustände dort sind unerträglich. Das ist fast so schlimm wie ein KZ“, hielt Senta dagegen. „Also hör mal, ich weiß ja selbst, daß wir Weintolligen sehr gerne Vergleiche mit dem Dritten Reich hernehmen, wenn es darum geht, den Leuten zu zeigen, wie sehr wir diskriminiert und unterdrückt werden, aber dieser Vergleich hinkt noch mehr als Propagandaminister Goebbels und das sage ich als jemand, der von Propaganda jede Menge versteht. Du sollst hier nicht die Linkspartei links überholen, sondern dafür sorgen, daß wir neue Mitglieder finden, welche wir auf den Weg unserer Wahrheit führen können. Ist das klar?“ Senta nickte verstört und beschloß in jenem Augenblick, ihrer Glaubensgemeinschaft ein für allemal den Rücken zu kehren, denn nun hatte sie endgültig erkannt, daß sich die Leute dort kein bißchen für die Welt da draußen, sondern nur für sich selbst, ihre eigenen Interessen und ihre eigene Sekte interessierten. Freunde redeten ja gerne hinter dem Rücken des jeweils Anderen schlecht übereinander, da sie ja auch die Schwächen und Fehler jener Person nur allzu gut kannten, aber was bei Weintolligy abging, das spottete jeder Beschreibung. Sobald man versuchte, die Organisation zu verlassen, wurde man überwacht, erhielt Drohanrufe und wurde denunziert. Genau jene Aktionen führten jedoch in den meisten Fällen dazu, daß die Betroffenen erst recht keinen Weg zurück mehr fanden und sich somit vollends aus der Sekte lösen konnten. Natürlich verloren sie damit alle ihre sozialen Kontakte, doch um wahre Freundschaften hatte es sich dabei in den meisten Fällen ohnehin nicht gehandelt, von daher hielt sich der Verlust in Grenzen. Senta durchlebte alle Stimmungsschwankungen sowie Auf und Abs, welche eine solche Entscheidung samt Durchführung mit sich brachte, doch als die Weintolligen irgendwann von ihr abließen und die Verfolgung einstellten, da wußte sie, daß sie es geschafft hatte. Von nun an wollte sie ein anderes Leben führen und so erkannten die Age-Leute voller Erleichterung, daß der Informationsstand von Weintolligy weg war, stellten jedoch zu ihrem Erstaunen zugleich fest, daß die Frau von Weintolligy nach wie vor vor dem Haupteingang ihr Unwesen trieb. Man vermutete dahinter eine Taktikänderung, denn niemand konnte sich vorstellen, daß die gute Frau aus ihrem Verein tatsächlich ausgetreten war. Deswegen wurde sie von den Arbeitenden dort umso schärfer beobachtet, bis man irgendwann herausfand, daß die Frau damit begonnen hatte, den Arbeitslosen unterstützend zur Seite zu stehen und sie auf ihre Rechte hinzuweisen. Das gefiel den Menschen aus der Agentur noch weniger, aber sie konnten nichts dagegen unternehmen, denn Senta tat nichts Verbotenes, doch mit der Zeit gab es immer mehr Personen, denen es viel lieber gewesen wäre, wenn die gute Frau die Weintolligy Church niemals verlassen hätte.

„Was soll das? Was erlauben Sie sich? Was machen Sie hier? Wer glauben Sie eigentlich, daß Sie sind? Wieso schauen Sie so verstrahlt?“ „Das sind ja gleich fünf Fragen auf einmal, aber ich werde natürlich versuchen, sie zu Ihrer vollsten Zufriedenheit zu beantworten, sehr verehrter Herr Stasi-Offizier. Das soll gar nichts, ich erlaube mir überhaupt nichts, ich stehe hier rum und versuche zu atmen, ich glaube ich bin ein Berliner und Sie sind ein Würstchen, wenn ich das hinzufügen darf und ich schaue so verstrahlt, weil Sie gerade Ihren Finger erst in Ihr Ohr, danach in Ihre Nase und gleich darauf in Ihren Mund gesteckt haben.“ „Das ist mein gutes Recht, sowie meine Pflicht, denn ich habe die Weisung.“ „Dann würde ich Ihnen aber eher eine Einweisung empfehlen. Wissen Sie, Leute wie Sie sind es, die dieses Land in den Ruin treiben.“ „Wie kommen Sie denn auf sowas?“ „Sie belästigen Ihre Mitmenschen nicht nur durch Ihre Anwesenheit, welche den meisten Zeitgenossen sehr unangenehm sein dürfte, sondern nerven uns Normalbürger auch noch mit ihren hirn- und sinnlosen Fragen.“ „Aber das ist mein Job. Ich kann doch auch nichts dafür, daß wir in einem Unrechtsstaat leben.“ „Ach, tun wir das? Ganz was Neues, damit hatte ich jetzt aber nicht gerechnet. Wären Sie so freundlich, mich darüber aufzuklären, warum Sie mir andauernd auf meine mittlere Körperhälfte schauen?“ „Ich mustere Sie gerade, schließlich brauchen wir wieder jede Menge Kanonenfutter für unseren nächsten Blitzkrieg.“ „Wie wäre es denn mit einem Witz- oder einem Sitzkrieg? Apropos Blitzkrieg: Wußten Sie eigentlich, daß die deutschen Soldaten nur deshalb Polen in so kurzer Zeit überrollen konnten, weil sie jede Menge Amphetamine intus hatten?“ „Das ist mir neu, überrascht mich allerdings nicht sonderlich. Andererseits stellt sich mir da natürlich eine ganz andere und weitaus wichtigere Frage: Muß dann der Zweite Weltkrieg annuliert werden, da es sich ja zweifellos um ein Dopingvergehen handelt?“ „Ich glaube nicht. Erstens haben die Deutschen ja ohnehin verloren und zweitens darf man sich im Krieg dopen soviel man will, schließlich gibt es dort keine Schiedsrichter und keine Regeln und Gesetze.“ „Und was ist mit der Genfer Konvention und dem Kriegsrecht?“ „Keine Ahnung, daran hält sich doch sowieso kein Schwein und erst recht kein Mensch. Ich freue mich jedenfalls darüber, mit so einem kompetenten Gesprächspartner über so ein schwieriges Thema reden zu können.“ „Wollen Sie mich verarschen? Ich glaube, Sie sind von der Versteckten Camorra.“ „Nein, das hat nur den Anschein, im Grunde bin ich ein sehr friedliebender Mensch, der allen Lebewesen nur das Beste wünscht, manchmal allerdings auch die Bestie.“ „Da haben wir es mal wieder: In jedem Gutmensch steckt ein kleiner Diktator. Glauben Sie mir, die Gutmenschen dürfen niemals an die Macht kommen, sonst geht Deutschland endgültig unter.“ „Und wie wollen Sie die Regierungsübernahme durch die Grünen verhindern?“ „Indem wir die SPD unterwandern und zusammen mit der Linkspartei eine Minderheitsregierung bilden, welche von der Rechtspartei geduldet wird.“ „Das klingt mir alles ein bißchen verdreht, möchten Sie sich nicht lieber doch selbständig machen?“ „Also meiner steht von selbst und zwar ständig.“ „Wie originell und ordinär. Da hab ich auch noch einen für Sie: Einsamer sucht Einsame zum Einsamen.“ „Ha ha, selten so verlacht. Kommen Sie, geben Sie sich doch einen Ruck und lassen sie den Roman vom alten Scherzog in ihr Herz!“ „Und was bringt mir das?“ „Einen Wuff im Schafspelz. Also wenn die Türken ernsthaft glauben sollten, daß der Blinde sie in die EU führt, dann fällt Weihnachten auf den St. Nimmerleinstag.“ „Wieso bezeichnen Sie unseren großartigen Bundespräsidenten denn als Blinden?“ „Diesen Gaukler, der unseren wahren Volkspräsidenten Gaukle verhindert hat! Der hat damals als niedersächsischer Ministerpräsident das Blindengeld kürzen oder streichen lassen.“ „Na hoffentlich mit einer schönen Farbe.“ „Das ganz bestimmt. Seine Frau hat schließlich ein Tatoo.“

Unwiederbringlich

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