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Eine der ersten uns heute bekannten Warnungen hinsichtlich einer Überbevölkerung und ihren Auswirkungen wurde bereits weit vor unserer heutigen Zeitrechnung ausgesprochen. Der chinesische Philosoph Konfuzius (ca. 551-479 B.C.) war es, der vor knapp 2500 Jahren bereits die Meinung vertrat, dass ein übermäßiges Bevölkerungswachstum das Lebensniveau der Menschen mindern und das Konfliktpotential zwischen ihnen erhöhen könnte.[1] Weiterführend betonte Konfuzius, dass Faktoren wie beispielweise eine unzureichende Nahrungsmittelversorgung oder frühzeitige Heirat zu einer insbesondere bei Kindern erhöhten Sterberate führen würden.[1,2]

Im Zeitalter der griechischen Antike waren es wenig später dann Philosophen wie Plato (427-347 B.C.) oder Aristoteles (384-322 B.C.), die sich weitere Gedanken über das Verhältnis von Bevölkerungsdichte in Städten und den dort verfügbaren Ressourcen machten.[3] Wie auch Konfuzius knapp 150 Jahre zuvor, vertrat Aristoteles unter anderem die Meinung, dass ein zu schnelles Wachstum der Bevölkerung zu Armut und damit verbundenem Aufruhr in der Bürgerschaft führen würde.

Auch Plato schloss sich diesen Bedenken über ein eventuell auftretendes und unkontrolliertes Populationswachstum an. Er ging davon aus, dass die Erde nicht mehr als die zu seiner Zeit knapp 150 Millionen lebenden Menschen verkraften könne und schlug vor, dass sowohl eine festgelegte Einwohnerzahl (5045 Personen) pro Stadt oder Stadtstaat nicht überschritten werden dürfe als auch das Bevölkerungswachstum unter allen Umständen kontrolliert werden müsse.[4,5] Nach Ansicht der beiden Philosophen müsse die Population einer Stadt zwar immer noch klein genug sein, um die Ausbildung einer effiziente Regierung zu gewährleisten, gleichzeitig aber auch groß genug, um sich gegen feindliche Angriffe wehren zu können.[4,6] Speziell aber Plato war es, der es am Ende in erstaunlicher Präzision schaffte, das Ausmaß verschiedener demografischer Variablen, wie beispielsweise Alter zum Zeitpunkt der Heirat oder Länge des reproduktiven Lebenszyklus, zu definieren. Vielmehr war er sogar in der Lage, den theoretischen Entwurf einer ersten Bevölkerungspolitik ins Leben zu rufen, welcher sowohl durch Maßnahmen wie Förderung oder Einschränkung der Fruchtbarkeit oder auch durch die Regulation von Ein- bzw. Auswanderung eine erfolgreiche Kontrolle der Bevölkerungsgröße gewährleisten sollte.[5]

Einige Jahrhunderte später wurde im römischen Reich eine sehr gegensätzliche Sichtweise vertreten. So kam es unter der Regierung von Kaiser Augustus (63 B.C.-14 A.D.) zum Erlass mehrerer Gesetze (Lex Julia, Lex Papia Poppaea), welche mit dem Ziel der Erschaffung eines starken und großen Imperiums sowohl eine frühe Heirat als auch die Zeugung von Nachkommen in den insbesondere höheren Gesellschaftsklassen fördern sollten.[1,7] Gemäß dieser Gesetze profitierten einwilligende Paare von Vorteilen wie Steuerbefreiung oder einer bevorzugten Behandlung während des Bewerbungsprozesses um Arbeitsplätze im Staatsamt. Auf der anderen Seite des Spektrums standen kinderlose Paare. Hierzu zählten insbesondere jene Paare, die eine Familienplanung gänzlich verneinten. Diese wurden beispielsweise dadurch bestraft, dass der Staat im Falle anfallender Erbschaften einen Anteil in Höhe von bis zu 50 % einbehielt. [1,7,8]

In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde die Thematik dann allerdings nur noch selten aufgegriffen. Es waren Persönlichkeiten wie der Theologe Quintus Tertullian (ca. 160-240), der italienische Philosoph und Politiker Niccolò Machiavelli (1469-1527) oder der englische Geograph und Schriftsteller Richard Hakluyt (ca. 1552-1616), die sich zwar zur Thematik des Populationswachstums äußerten, gleichzeitig aber keine, aus zumindest heutiger Sicht, bahnbrechenden Beiträge hierzu liefern konnten.[9-14]

Die hier beschriebenen Beispiele zeigen also ganz klar, dass es sich bei der Idee einer Gesellschaftsordnung, in der allen Menschen ein qualitativ gleichberechtigtes Leben gewährleistet wird, keineswegs um einen aktuellen Gedanken handelt. Durch die Geschichte hinweg wurden Menschen immer wieder von vorangehenden Betrachtungen und Stellungnamen inspiriert, sodass Ideen kontinuierlich weiterentwickelt werden konnten. Eine Entwicklung, die erst zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert einen Punkt erreichte, an dem das generelle Interesse an der Thematik stieg und diese erstmalig mit zunehmender Ernsthaftigkeit behandelt wurde. Aus diesem Fortschritt heraus entwickelten sich verschiedene Populationstheorien, die in unserer heutigen Zeit eine gleichermaßen anerkannte aber auch aufgrund ihrer Diversität umstrittene Rolle spielen. Bevor ich ein Urteil darüber abgeben will, ob es eine Überbevölkerung heute tatsächlich gibt und was diese bedeutet, sehen wir uns in den nun folgenden Kapiteln zunächst die grundlegend wichtigsten Populationstheorien an:

- Die malthusianische Bevölkerungstheorie

- Die boserupianische Bevölkerungstheorie

- Die Theorie der Wachstumsgrenze (Club of Rome)

- Die Theorie einer optimalen Population

- Die Theorie des demografischen Übergangs

Das Verständnis dieser Theorien hilft uns in den dann folgenden Kapiteln dabei, die Komplexität des Themas besser nachvollziehen und aktuelle Geschehnisse aus verschiedenen Perspektiven ausgewogener betrachten und interpretieren zu können. Beginnen wir zunächst mit der wohl am weitesten verbreiteten und diskutierten Populationstheorie, der malthusianischen.

Literaturverzeichnis

1. Neurath P. From Malthus to the Club of Rome and Back: Problems of Limits to Growth, Population Control and Migrations, 1994.

2. Andrianos L, Attfield R, et al. Sustainable Alternatives for Poverty Reduction and Eco-Justice: Volume 1 2nd Edition, 2014.

3. Feen RH. Keeping the balance: Ancient Greek philosophical concerns with population and environment. Population and Environment, 17; 447-458, 1996.

4. Plato. Laws (translated by R. G. Bury, The Loeb Classical Library London, William Heinemann, New York: G. P. Putnam, 2 vols), 1962.

5. Charbit Y. The platonic city: History and utopia. Population 57, no 2. 207-253, 2002.

6. Veenendaal W. Politics and Democracy in Microstates (Democratization Studies, Band 29), 2014.

7. Field JA. The Purpose of the Lex Iulia et Papia Poppaea. The Classical Journal, volume 40, 398-416, 1945.

8. Loewenstein K. The Governance of ROME. 2012.

9. Hope V. Death in Ancient Rome: A Sourcebook. 2007.

10. Bonadeo A. Corruption, Conflict, and Power in the Works and Times of Niccolo Machiavelli. 1973.

11. Loomba A, Burton J. Richard Hakluyt (1552–1616). Race in early modern England, volume 3, 819-822, 2007.

12. Duncan RC. World Energy Production, Population Growth, and the Road to the Olduvai Gorge. Population and Environment, volume 22, 503-522, 2001.

13. Stangeland CE. Pre-Malthusian Doctrines of Population: A Study in the History of Economic Theory. The Economic Journal, volume 16, number 63, 404-406, 1906.

14. Wright CD. The Relation of Economic Conditions to the Causes of Crime: "The destruction of the poor is their poverty." The ANNALS of the American Academy of Political and Social Science, volume 3, 96-116, 1893.

Die Überbevölkerung

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