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PROLOG

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Für meine glorreichen FÜNF

Antje, Anna, Christopher, Saskya

und

die kleine Prinzessin

Clara Lola

Die Sonne tönt nach alter Weise in Brudersphären Wettgesang,

Und ihre vorgeschriebne Reise vollendet sie mit Donnergang. Ihr Anblick gibt euch Engeln Stärke, wenn keiner sie ergründen mag;

Die unbegreiflich hohen Werke sind herrlich wie am ersten Tag. Und schnell und unbegreiflich schnelle dreht sich umher der Erde Pracht;

Es wechselt Paradieseshelle mit tiefer, schauervoller Nacht; Es schäumt das Meer in breiten Flüssen am tiefen Grund der Felsen auf,

Und Fels und Meer wird fortgerissen in ewig-schnellem Sphärenlauf. Und Stürme brausen um die Wette vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer,

Und bilden wütend eine Kette der tiefsten Wirkung ringsumher. Da flammt ein blitzendes Verheeren dem Pfade vor des Donnerschlags;

Doch meine Boten, sie verehren das sanfte Wandeln eines Tags. Der Anblick gibt euch Engeln Stärke, da keiner mich ergründen mag,

Und alle meine hohen Werke sind herrlich wie am ersten Tag.

Gewaltige Fanfarenstöße, ohrenbetäubend, tröten jetzt durch das unendliche All,

das untrügliche Zeichen für die Himmlischen Heerscharen: eine wichtige Verkündigung des Herrn aller Dinge steht ins überirdische Haus. Vorab mit kleinen Veränderungen aus Werken unsterblicher Dichtkunst zu zitieren, scheint für den Allmächtigen kein Problem zu sein, so ungeniert wie er sich am geistigen Eigentum des Herrn von Goethe bedient.

„Der blaue Planet – in sechs Tagen erschaffen!“

Das ist im Universum nichts Neues, schon gar nicht auf dem kleinen blauen Planeten. Das bekannte Zitat, sozusagen Schnee von gestern, wenn auch mit Auswirkungen auf Morgen, schwappt in Gravitationswellen von ungeheuren Ausmaßen durch Zeit und Raum. Wo die Welle auftaucht staucht und dehnt sie kurzzeitig das Universum, die Abstände zwischen den einzelnen Objekten ändern sich, sie durcheilt Milliarden von Galaxien, ziemlich heftige Raumdeformationen sind die Folge: Schwarze Löcher kommen sich nahe, berühren sich, explodieren, verschmelzen, nicht wenige Sonnensysteme wirbeln durcheinander, Planeten verlassen ihre vorgegebenen Bahnen und begeben sich auf eine Reise ins Unbekannte. Aber wie schon gesagt, im Universum nichts Neues.

„Pssst, Chef! Nicht so laut! Unser Gespräch unterliegt der Geheimhaltung, habt IHR selbst jüngst befohlen.

Der warnende Hinweis deutlich zu spät. Auslöser für den kosmischen Vorgang, der übrigens nur 0,9 Sekunden der Weltzeit in Anspruch nahm, war ohne Zweifel ´planeta terra`, vielmehr der Anblick dieser bunten, einzigartigen, wunderbaren, im Mosaik des Universums verschwindend kleinen und daher unwesentlichen Erdkugel. Warum aber ausgerechnet sie?

Es gibt mehr als 4000 erdähnliche, sogenannte Exoplaneten, die ein Weltraumteleskop namens ´Kepler` bereits erspäht hat. Ob dort überall Deutsch gesprochen wird ist einerseits die große Frage, würde andererseits aber erklären, weshalb die deutsche Sprache für diese seit biblischen Zeiten bekannte, oben genannte, Feststellung gewählt wurde. Jenen höheren Wesen im All, die das Zitat vernehmen konnten, ist die Sache allerdings nicht erinnerlich. Genauso wenig wie den Wissenschaftlern auf Erden, die mit Supercomputerclustern das Gezappel in der Datenreihe noch immer zu entschlüsseln suchen. Das überaus eindrucksvolle Bild vom blauen Planeten aus der berühmt gewordenen Astronautenperspektive bleibt hingegen erhalten. Nicht zu überhören war auch ein gewisser Stolz, der in den sieben Worten zum Ausdruck gebracht war.

Der olle Leonardo da Vinci, das Genie aus dem sechzehnten Jahrhundert, würde sie einem älteren Herrn mit langem, schlohweißem Bart zuordnen, den er, umgeben von zahlreichen Putten, im Jahre 1512 in der Sixtinischen Kapelle zu Rom als Deckengemälde verewigte.

„Jaja, der blaue Planet - starke Leistung, Chef, ehrlich!“

Vergleichsweise piepsig klingt das Lob aus weiblichem Mund, vermutlich aus dem einer Putte um bei da Vinci zu bleiben. „Nur, für den Job da unten bin ich ungeeignet“, fährt die Pieps Stimme fort. „Da müsste Michael ran oder Raphael. Ich bin doch nur ein Second Hand Engel, Chef, ein Engel der himmlischen Holzklasse, sozusagen.“

Ein tiefer, brummiger Seufzer durchzittert das Weltall. Die Folge sind ein paar heftige Sonnenstürme.

„Gerade d u bist den Elementarengeln am ähnlichsten, Fidelitas!“ schnauft die allmächtige Stimme und hüstelt sogar ein bisschen, was ein paar Sternen in der Milchstraße, der den Menschen nächsten Galaxie, gar nicht bekommt, sogar Mars und Venus taumeln ein wenig und können sich nur mit Mühe in ihrer vorgegebenen Bahn halten.

„All ihre Eigenschaften sind in dir vereint, Fidelitas: Feuer, Erde, Wind und Wasser!“, brummelt die Stimme weiter und lässt so vermuten, dass hier einer

am Werk ist, der mehr drauf hat als all die ungeheuer wichtigen, teils sogar übergewichtigen, Führungspersönlichkeiten zusammen, die zur Zeit auf Erden bekannt sind und dort etwas zu sagen haben: der dicke Trump, der dürre Putin, der olle Erdogan, der junge Präsident Macron und die alte Dame Angela Merkel.

„Dazu kommen Werte wie Treue und Zuverlässigkeit, alles Eigenschaften, die dich als E.m.b.A. besonders auszeichnen.“

„Als E.m.b.A. Chef, was...?“

„Als Engel mit besonderen Aufgaben, Fidelitas!“

Wellen eines stolzen, wenn auch nur leichten Bebens sind im All deutlich zu spüren und allmählich wird klar, dass sich hier offensichtlich ein ganz Großer, der Allmächtige persönlich, für ein kleines Detail seines Schaffens interessiert, ein Räuspern, ein Wimpernschlag der Geschichte, aber für den alten Herrn offenbar ein ungelöstes Problem.

Und Probleme, soweit ihm diese bekannt werden, mag er gar nicht. Man nennt ihn schließlich den Schöpfer aller Dinge. Das heißt, er hat gefälligst die ganze, die volle Verantwortung zu übernehmen wenn etwas schief läuft in seinem Revier. So jedenfalls erbitten es die Menschen auf Erden, egal ob sie ihn Gott, Allah oder Buddha nennen. Wer wird da widersprechen wollen?

Die mit dem Allmächtigen diskutierende Putte ist vielleicht doch mehr als nur so ein niedliches Engelchen. Sie traut sich jedenfalls was.

„Jetzt mal unter uns, Herr. Ich, Fidelitas, bin ein Engel o h n e Flügel, und noch dazu...“

„Ein weiblicher Engel, ein E.m.b.A“, wird Fidelitas erneut von ihrem Chef unterbrochen. „Das klingt doch sehr bedeutend.“

„Bedeutend? Was bedeutet ´bedeutend`?“

„Es sagt etwas aus über deinen künftigen Status in meinen Heerscharen.“

Niemand hätte sich jemals vorstellen können, dass der Allmächtige im Grunde auch nur so eine Art Mensch ist, bei näherer Betrachtung allerdings doch wiederum verständlich, denn er hat ja die menschlichen Eigenschaften selbst geschaffen, offensichtlich nach eigenem Vorbild. Mit anderen Worten, die menschliche Eigenschaft e i t e l zu sein ist auch dem Herrn aller Dinge nicht fremd, was genau hier und jetzt zum Ausdruck kommt, denn seiner ausbleibenden Erklärung, was so ein E.m.b.A. genau bedeutet, folgt stattdessen ein gewaltiges, um nicht zu sagen verlegen s t o l z e s Durchatmen, das in etwa einem sich an die Brust schlagen gleichkommt, ein Gefühlsausdruck, der sowohl bei den Menschen als auch im Tierreich häufig zum Tragen kommt. So schlagen sich beispielsweise Gorillas und Orang-Utans häufig stolz an die Brust. Aber auch einfacheres Getier wie etwa der Hahn, auch Gockel genannt, plustert sich auf mit geschwollenem Kamm, was gleichzusetzen ist mit einem stolz in die Brust werfen. Diese und unzählige andere Persönlichkeiten im Universum sind letztendlich vom Allmächtigen konzipiert und erschaffen worden, von stolzen Mikroorganismen mal abgesehen, es gibt Milliarden davon, das würde echt zu weit führen die alle detailliert aufzuführen und zudem davon ablenken, was der Allmächtige seinem E.m.b.A. mitzuteilen hat.

„WIR sind allwissend, Fidelitas, schon vergessen? Und w e i l WIR es sind, haben WIR immer wieder Entscheidungen zu treffen, die weit über den Horizont der von UNS geschaffenen Galaxien hinausgehen!“

„Über meinen auch!“, lässt sich Fidelitas hinreißen und denkt zugleich: Uiiih, das könnte einigen Sonnensystemen und allem was dort kreucht und fleucht zum Verhängnis werden. Wenn nämlich der Herr aller Dinge, der Allmächtige, sich über irgendwas richtig ärgert, dann scheppert‘ s meist im Karton. Aber alles bleibt still. Nur die Erdnahe Sonne in der Milchstraße eruptiert vor sich hin. Eine längere Trockenperiode in Malawi ist die unangenehme Folge.

„Mag sein“, sagt der Allmächtige, und das Rauschen im All fühlt sich an, als würde er seinem weiblichen Engel, seiner Engelin, väterlich über die Wange streichen.

„Aber damit sich das ändert, werden WIR etwas für eure Gleichberechtigung in den Himmlischen Heerscharen tun. Das Patriarchat der Erzengel muss beendet werden. Mehr Liberalismus...“

„Liberalismus?“

„Ein von mir erdachtes großartiges Programm zur Emanzipation des Einzelnen und zur Bekämpfung von geballter Macht. Mit anderen Worten, niemand hier oben darf zu mächtig werden.“

„Das ist...das ist...Donnerwetter“, stottert Fidelitas, „das ist eine riesige Ordnungsaufgabe!“

„Du hast es erfasst! Wir im Himmel dürfen der Entwicklung auf Erden nicht hinterher hinken.“

Warum gerade auf Erden, denkt Fidelitas, ohne natürlich den Gedanken laut auszusprechen, es gibt doch so viele Welten. Genau, dennoch ist es unpässlich Überlegungen des Allmächtigen zu hinterfragen, das weiß jeder im Himmel. Irgendwie nur hat sie das Gefühl, seine offensichtlich bereits vor längerer Zeit getroffene Entscheidung noch beeinflussen zu können. Ganz sicher ist sie sich allerdings nicht. Aber weil der Herr aller Dinge sich hin und wieder auch gütig zeigt und zudem Gedanken lesen kann, beantwortet er umgehend die nicht laut gestellte Frage.

„Weil die Menschheit auf planeta terra mir in all ihrer Vielfalt am besten gelungen ist, Fidelitas. Das hat vor mir schon ein großer Künstler erkannt, der mich vorzüglich porträtiert hat...“

„Leonardo da Vinci!“ wirft die Engelin vorlaut dazwischen.

„Du sagst es. Er hat mich geradezu überirdisch interessant dargestellt in seiner Deckenmalerei in der Sixtinischen Kapelle anno ...“

„So möchtet IHR aussehen?“

„So s e h e ich aus.“ Es klingt fast ein wenig empört vom Allmächtigen.

„Ein weißer Mann mit einem Bart und langen grauen Haaren!“

„Ein w e i s e r Mann“, korrigiert Fidelitas, „der kraftvoll anmutig seinen rechten Zeigefinger ausstreckt um auf Adam den Lebensfunken überspringen

zu lassen. So und nicht anders steht es bei Wikipedia“.

„So steht es w o?“, fragt Gottvater und wirkt auf einmal gar nicht allwissend.

„Wikipedia – eine Erfindung des Computerzeitalters auf Erden. Eine tolle Enzyklopädie, ein modernes Nachschlagewerk, da steht es geschrieben, dort weiß man alles.“

„Die wissen mehr als i c h, der Allwissende?“ Der alte Mann scheint irritiert, zweifelt er gar an sich selbst?

„Nicht unbedingt m e h r , Chef, aber doch vieles. Möglicherweise auch, ob es überhaupt Sinn macht in den Himmlischen Heerscharen eine fette Debatte zum Thema ´Emanzipation weiblicher Engel` loszutreten.“

Einen kurzen Augenblick scheint die Zeit still zu stehen. Das ist immer der Fall, wenn der Allmächtige ein Problem erkennt, über das erstmal gründlich nachgedacht werden muss, was unter Umständen schon mal hunderttausend Jahre dauern kann.

Die Wissenschaft kennt diesen Vorgang, weiß allerdings nicht den Auslöser der Denkpause zu erklären, weshalb die sich daraus zwingend ergebende Korrektur der Weltzeit bisher nur mit Hilfe sogenannter Schaltsekunden erreicht wird.

„Ein Kelch, der nicht an mir vorübergeht?“, stört Fidelitas die Überlegungen des Herrn und gerät nur deshalb nicht ins Schwitzen, weil sie als Engel diese manchmal störende menschliche Eigenschaft nicht kennt. Der alte Herr hat inzwischen seine Entscheidung überdacht, hält aber in einer Art von sturem menschlichen Eigensinn daran fest.

„Wie ich es auch dreh und wende, Fidelitas, du bist nun mal auserwählt, denn

du bist unschuldig und hast den Glauben eines Kindes...“

„Ich bin fast zweihundert, Chef“, traut sich Fidelitas zu widersprechen und erfährt erneut eine göttliche Streicheleinheit, die sie in dieser erfreulichen Form nicht erwartet hätte.

„Du siehst wesentlich jünger aus.“

Durchaus charmant. Der alte Herr scheint hinter seinem weißen Vollbart zu lächeln; er amüsiert sich ganz offensichtlich über die junge Engelin um nicht zu sagen: er findet Gefallen an der kleinen Fidelitas. Wobei ein Amüsement im Himmel eigentlich erst erlaubt ist, seit der Münchner Dienstmann Alois Hingerl, gezeugt vom bayerischen Dichter Ludwig Thoma, hoch über den Wolken das ´Frohlocken` und ´Halleluja singen` begonnen hat, um dadurch irgendwann einmal an ´himmlisches Manna` zu kommen.

„Vorsicht - 8. Psalm, Chef!“ Fidelitas scheint sich auszukennen in den Gesetzen des Himmels: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!“ belehrt sie respektlos den Allmächtigen, um sich gleich danach wieder zu disziplinieren.

„Aber dein Wille geschehe. Und gesegnet mit all meinen bisher erworbenen Gaben, wird mir der Job vielleicht nicht ganz so schwer fallen.“

„Nur – hüte dich vor Missbrauch!“ Der Rat des alten Herrn ist gut gemeint, aber so schwammig formuliert, wie der eines deutschen Politikers angesichts bevorstehender Wahlen.

„Missbrauch?!“ fragt Fidelitas deshalb und tut unschuldig.

„Missbrauch deiner Privilegien!“ antwortet der Chef streng. Er hat natürlich die Gedanken seines Engels durchschaut, schließlich ist er der Allmächtige.

„Deine Privilegien könnten reduziert werden im Laufe deiner Mission an der ich in meiner Weisheit festhalte und die da lautet: Erfahrungen sammeln über die Emanzipation der Frauen und Mädchen auf Erden aus deiner, aus weiblicher Perspektive. Privilegien auf lange Sicht könnten dir eben diese verstellen. Also sei auf der Hut, und setze deine himmlischen Gaben sinnvoll und mäßig ein, sonst...“

„Sonst?!“, unterbricht Fidelitas und verstößt damit erneut gegen die auf einer Marmorplatte verewigten ´Benimmregeln für Himmlische Heerscharen`.

„Sonst müssen sie dir entzogen werden.“

Nun ist Schluss mit lustig, der Allmächtige hat gesprochen. Er scheint müde zu sein, gähnt sogar. Mit den üblichen Folgen im Universum. Kometen trägt es aus ihren Laufbahnen, manche explodieren oder kollidieren mit unkontrolliert herumtaumelnden Felsbrocken. Ein paar Milliarden Kilometer entfernt liegende Planeten sind in ihrer intergalaktischen Ruhe gefährdet, drehen sich plötzlich in die andere, die entgegengesetzte Richtung mit all den damit verbundenen Konsequenzen für die in Entstehung begriffene Flora und Fauna. Vulkane brechen zeitgleich aus, auch die sich gerade entwickelnde Tierwelt bleibt an vielen Orten nicht ungeschoren.

Dinosaurier, grotesk aussehende Flugvögel und anderes Getier müssen nach knapp zehntausendjähriger Existenz schon wieder dran glauben.

Dennoch, Fidelitas gibt nicht auf, will es genau wissen. „Dafür, für den Entzug der Privilegien, haben wir die Kontroller. Habe mich immer gefragt, wozu die eigentlich gut sind. Ganz schön Matcho mäßig, Chef. Nur, ohne himmlische Gaben ist unsereiner aufgeschmissen im Ausland! Ein verlorenes Schaf...“

„Die Emanzipation nach der du Ausschau halten sollst – ist e i n Apfel von meinem Baum der Erkenntnis...“ Und schon wieder unterbricht Fidelitas den allmächtigen Herrn.

„Bin ich denn ein Sündenfall?“ Der gibt sich gnädig geduldig, oder ist er schläfriger denn je?

„Im Gegenteil, deine Aufgabe ist zukunftsweisend für alle Engel der Himmlischen Heerscharen“.

„Vom Patriarchat zum Matriarchat? Hier im Himmel?! Das werdet IHR niemals durchsetzen - bei unseren geflügelten Machos“.

„Jetzt schau mer mal, Fidelitas. Was auf Erden vorangeht, sollten WIR im Himmel auch in den Griff kriegen“.

Er beginnt damit ein paar Wolken für das anstehende Mittagsschläfchen aufzuschütteln. Fidelitas zuckt die Achseln, denn was ´Ruhekissen` bedeuten, weiß natürlich jeder im Himmel: Gespräch beendet. Zufrieden ist sie allerdings nicht.

„Ihr Wort in Gottes Ohr, Chef. T’schuldigung, so sagt man, höre ich, auf Erden. Ach, übrigens, wo speziell soll ich anfangen?“

Der alte Herr kann ein weiteres Gähnen kaum unterdrücken.

„Bei einer Familie namens...äh...jetzt ist mir der Name entfallen. Am besten frag den Aloisius, den Dienstmann aus Bayern. Und für den Fall, dass etwas schief läuft: Über die Direktleitung sind WIR immer erreichbar“. Er wirft ein halbes Dutzend Wolkendecken über sich und ist damit verschwunden.

„Über den Privatanschluss, Chef?! Welche Nummer ist das?“, ruft ihm Fidelitas nach. Aber Gott der Allmächtige wäre nicht allmächtig, wenn es ihm nicht gelingen würde sich jederzeit vor den Mitgliedern seiner Heerscharen zu verbergen.

*

Ein unwidersprochen überirdischer Anblick ist und bleibt das Panorama des Universums. In letzter Zeit allerdings ein wenig getrübt durch millionenfach herumfliegenden Weltraumschrott, bestehend aus ausgebrannten Raketenteilen, Wetter Satelliten, Versorgungskapseln, Sonnensegeln, GPS und Spionage Satelliten, Schläuchen, Nägeln, Schrauben und dazu passenden, äußerst praktikablen Weltraum Bohrmaschinen.

Ertragen müssen diese von befähigten Wissenschaftlern enorm großzügig ausgelegte Müllhalde all jene Wesen, die da oben existieren, agieren, werkeln, spielen, dichten und denken, komponieren, musizieren oder auch nur friedlich vor sich hin philosophieren.

Außergewöhnlich hell ist die Sternschnuppe, die sich gemächlich durch den interstellaren Bereich auf die in den Weiten des Raumes bläulich vor sich hin schimmernde Erdkugel zu bewegt. Gemächlich ist relativ, denn Tempo und hohe Geschwindigkeiten im göttlichen Sinne sind nicht messbar, sind nicht zu vergleichen mit von Menschen erdachten Verbrennungskraftmaschinen oder mit elektrischem Strom, der in einer Sekunde siebeneinhalb Mal um die Erde saust. Das sind pro Stunde 1,08 Milliarden Kilometer.

Rein rechnerisch muss also davon ausgegangen werden, dass sich eine Reise vom Himmel zur Erde über viele Milliarden Lichtjahre hinzieht. Präzise ist das selbst mit einem computergesteuerten Rechner der neuesten Generation nicht zu schaffen.

Also lassen wir es gefälligst dabei.

Die Erzengel Raphael und Michael haben es in der näheren Vergangenheit,

also vor etwas über 2000 Jahren, auch ohne Probleme hingekriegt auf die Erde niederzukommen. Ein Teil der Menschheit besingt das zur Weihnachtszeit

heute noch mit dem Evergreen ´Vom Himmel hoch, da komm ich her...`

Lobenswert vorbildlich hat der Allmächtige ganz im Sinne der ´Mission Emanze` für Fidelitas eine ähnlich kurze Zeitspanne eingeplant. So wie der berühmteste aller Sterne, der ´Stern von Bethlehem`, wird ihr ganz persönliches Transportmittel, eine Sternschnuppe, auf Erden landen, damit der erste weibliche Engel in himmlischer Ruhe seinen Fuß auf irdischen, deutschen, auf bayerischen Boden setzen kann, und dies auf Anordnung von oben, von sehr weit oben.

Soviel hat die Splittergruppe ´Emanzipation in den Himmlischen Heerscharen` immerhin schon erreicht.

*

EIN HIMMLISCHER JOB

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