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Durchschnittsdinger

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Wir sitzen im Globoskop, drüben im Chatelainviertel, und trinken Leite de Onça mit viel Eis. Während ich ein Hologogo auf der hinteren Tanzfläche beäuge, splitternackt und mindestens sechs Meter groß, stupst Pierre mich an. „Dae-Jung, die da hinten“, sagt er und zeigt Richtung Bar. „Was für eine Rakete.“

Der Club ist derart voll, dass ich sie zunächst nicht sehe. Ich muss Pierre bitten, sie mir auf meinen Specs zu markieren.

„Heilige Scheiße“, entfährt es mir.

„Nicht wahr? Das ist doch mal was.“

Sie ist perfekt. Die hohen Wangenknochen, die Korkenziehermähne, der Hintern, einfach alles.

„Hast Du mehr?“, frage ich. Pierre arbeitet bei Europol, weswegen er über seine Specs Zugriff auf so ziemlich alle Daten hat, die man sich vorstellen kann.

„Sie heißt Paulette. 27. Aus Leuven. Und, warte ... eine Kollegin! Flämische Gendarmerie.“

„Wir sollten sie auf einen Drink einladen“, sage ich.

„Sie ist verheiratet.“

„Warum ist sie dann hier? Wegen der beschissenen Musik?“

Ich dunkle meine Specs ab, damit niemand sieht, dass ich gaffe. Ich zoome etwas heran.

„Wahn-sinns-teile“, sagt Pierre.

„Für meinen Geschmack ist ihr Vorbau etwas üppig.“

„Gar nicht.“

„Bist Du blind? Das sind Riesentitten“, sage ich.

„Ich finde die Dinger ganz normal.“

„Das haben wir gleich. Wie groß ist der durchschnittliche weibliche Brustumfang in der Union?“, frage ich meine Specs.

„Der Mittelwert beträgt aktuell 84 Zentimeter“, antwortet eine Computerstimme.

„Oberes Quartil?“, hake ich nach.

„Die oberen 25 Prozent der Verteilung weisen einen Mittelwert von 111,3 Zentimetern auf“, antwortet der Computer.

„Oberes Viertel hat 111“, sage ich zu Pierre, „und da liegt Paulettchen doch wohl mittendrin.“

Er schüttelt den Kopf. „Nie im Leben. Das macht der Pushup.“

Pierre bestellt über seine Specs noch zwei Leite de Onça. Kurz darauf kommt eine Kellnerin, und wir tauschen einige Tausend-Euro-Scheine gegen zwei Gläser hochprozentiger Milch.

Ich kann sehen, dass die Sache mit Paulettes Pampelmusen meinem Freund keine Ruhe lässt. Denn Pierre ist ein verdammter Rechthaber. Dass er beinahe unbegrenzten Zugriff auf Europols Datenbestände hat, macht die Sache kaum besser.

„Paulette de Vries“, murmelt er, „Maße: 97-61-91.“

„Wie hast du das so schnell ...?“

„Kinderspiel. Ihr Kleid ist maßgescannt.“

„Findest Du es nicht verwerflich, den Fahndungscomputer zu bemühen, um rauszufinden, wie groß die Hupen irgendeiner Discomaus sind?“

„Lenk nicht ab, Dae. Ich lag richtig.“

Pierre zieht auf dem mit Medienfolie bespannten Tisch ein Fenster auf. Eine Grafik erscheint. Sie zeigt eine sehr bauchige Kurve.

„Was soll das sein, Paulettes linke Titte?“

„Nein. Gauss’sche Glockenkurve. Das sind alle Titten der gesamten Union.“

Ein roter Punkt erscheint. „Und hier sind die 97 Zentimeter. Drittes Quartil, ziemlich nah am Median. Anders formuliert: Durchschnittsdinger.“

„Ok, sind sie halt nicht dick. Aber dann sind es die schönsten Durchschnittsdinger, die ich je gesehen habe.“

„Stimmt. Auf der qualitativen Ebene sind wir uns völlig einig."

„Wenn Du jetzt mit dem Creepen durch bist“, sage ich, „könntest du sie vielleicht ansprechen.“

„Ich rechne mir keine großen Chancen aus.“

Lass doch deinen Computer eine Prädiktion rechnen. Bei über 50 Prozent solltest du es versuchen. Herrgott, selbst bei 20. Ich meine, schau sie dir doch an.“

Das tut er, sogar ziemlich lange. Dann steht er ohne ein weiteres Wort auf und geht hinüber. Pierre macht nicht lange rum. Er lächelt ihr zu und spricht sie an. Sie lächelt zurück. Dann wechseln sie einige Worte. Paulette wirkt dabei abwesend – was wohl bedeutet, dass sie ihn auf ihren Specs auscheckt.

Sie schüttelt den Kopf. Pierre nickt, dreht sich um und kommt zurück. Als ich an meinem Kumpel vorbeischaue, kann ich sehen, dass Paulette mit der Frau neben sich redet. Dabei ballt sie die erhobene Rechte zur Faust, spreizt den kleinen Finger ab und wedelt ihn hin und her. Die andere Frau lacht schallend.

Tja. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Pierre zum unteren Quartil gehört.

Die Drohnen des Monsieur Leclerq

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