Читать книгу Die Irrungen, oder die Doppelten Zwillinge - Уильям Шекспир, William Szekspir, the Simon Studio - Страница 5

Zweyter Aufzug

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Erste Scene

(Das Haus des Antipholis von Ephesus.)

(Adriana und Luciana treten auf.)

Adriana. Weder mein Mann noch mein Sclave kommt zurük, den ich doch so eilfertig seinem Herrn entgegen geschikt habe?ganz gewiß, Luciana, es ist schon zwey Uhr.

Luciana. Vielleicht ist er vom Markte weg, mit irgend einem Kauffmann, der ihn eingeladen hat, zum Mittag-Essen gegangen; meine liebe Schwester, wir wollen essen, und uns nicht deßwegen grämen. Ein Mann ist Herr über seine Freyheit, und hat keinen andern Herrn als seine Gelegenheit; sie kommen und gehen, je nachdem es ihnen gelegen ist; und da es nun einmal so ist, so seyd geduldig, Schwester.

Adriana.

Warum sollen sie mehr Freyheit haben, als wir?

Luciana.

Weil ihre meisten Geschäfte ausser dem Hause ligen.

Adriana.

Seht, wenn ich ihn auf diesen Fuß bedienen will, nimmt er's übel.

Luciana.

Oh, ihr müßt wissen, daß er der Zaum euers Willens ist.2

Adriana.

Nur Esel werden sich gutwillig so zäumen lassen.

Luciana. Es ist nichts unter dem Himmel, das nicht in der Erde, in der See, oder in der Luft einem andern unterworfen sey. Die Fische, die Thiere und die Vögel sind ihren Männlein unterworfen, und stehen unter ihrem Gebott; der göttlichere Mensch, Herr über sie alle, Beherrscher dieser weiten Welt und des Oceans, der sie umströmt, mit einer denkenden Seele begabt, die ihn über alle andern Thiere hinaufsezt, wird nicht in diesem einzigen Stük weniger als sie seyn; er ist Herr über sein Weib, und ihr rechtmäßiger Gebieter; laßt euch's also nicht verdriessen, euern Willen nach dem seinigen zu stimmen.

Adriana. Und doch ist es bloß diese Dienstbarkeit, die euch bewegt unverheurathet zu bleiben.

Luciana.

Nicht diese Unterwürfigkeit, sondern die Unruhen und Sorgen des Ehebetts.

Adriana. Aber wenn ihr verheurathet wäret, so wolltet ihr doch auch etwas zu befehlen haben.

Luciana. Eh ich die Liebe kennen lerne, will ich mich in der Kunst zu gehorchen üben.

Adriana.

Aber wie, wenn euer Mann sich gerne ausser dem Hause verweilte?

Luciana.

Ich würde Geduld haben, bis er wieder heim käme.

Adriana. Eine ungereizte Geduld kan leicht geduldig seyn; es ist keine Kunst gut zu seyn, wenn man keine Ursache zum Gegentheil hat; wir wollen haben, daß der Unglükliche, den sein Kummer quält, ruhig bleiben soll, weil uns sein Geschrey beunruhiget; aber drükte uns die nemliche Bürde, wir würden eben so viel oder noch mehr klagen als er. Du, die du keinen unzärtlichen Ehegatten hast, der dich kränkte, weißst mir keinen andern Trost zu geben, als daß du mich zu hülfloser Geduld anweisest; aber wir wollen sehen, wie lange du diese alberne Geduld behalten wirst, wenn du's erlebst, mein Schiksal zu erfahren.

Luciana. Gut, ich will mich einmal auf einen Tag verheurathen um ein Probe zu machen. Aber hier kommt euer Sclave, sein Herr wird also nicht weit weg seyn.

Zweyte Scene

(Dromio von Ephesus zu den Vorigen.)

Adriana.

Sag', ist dein zaudernder Herr nun bey der Hand?

Dromio von Ephesus.

Nein, er ist mit zwo Händen bey mir, und davon sind meine zwey Ohren Zeugen.

Adriana.

Sag', redtest du mit ihm?Sagt' er dir seine Meynung?

Dromio von Ephesus. Ja, ja, er sagte mir seine Meynung auf mein Ohr; Dank seiner Hand; es wurde mir sauer sie zu begreiffen.

Luciana.

Sprach er so zweydeutig, daß du seine Meynung nicht fassen konntest?

Dromio von Ephesus. Nein, er schlug so gerade zu, daß ich seine Ohrfeigen nur gar zu gut faßte; und doch sprach er so zweydeutig, daß ich kaum verstehen konnte, was sie bedeuten sollten.

Adriana. Aber sag', ich bitte dich, wird er heim kommen?Es scheint, er bekümmert sich viel darum, seinem Weib gefällig zu seyn.

Dromio. Versichert, Frau, mein Herr ist nicht recht gescheidt; das hat seine Richtigkeit; wie ich ihn bat, er möchte heim zum Mittag-Essen kommen, so fragt' er mich nach tausend Mark an Gold; es ist Essenszeit, sagt' ich; mein Gold, sagt' er; euer Essen verdorrt, sagt' ich; mein Gold, sagt' er; wollt ihr heim kommen, sagt' ich; mein Gold, sagt' er; wo sind die tausend Mark, die ich dir gab, Galgenschwengel?Das Ferkel, sagt' ich, ist ganz verbraten; mein Gold, sagt' er. Meine Frau, sagt' ich; an den Galgen mit deiner Frau! Ich weiß nicht wer deine Frau ist; zum Henker mit deiner Frau!

Luciana.

Sagte wer?

Dromio. Sagte mein Herr. Ich weiß nichts, sagt' er, von keinem Haus, und von keinem Weib und von keiner Frau, sagt' er; so daß ich also meine Commißion, die meiner Zunge aufgegeben werden sollte, Dank sey ihm! auf meinen Schultern heimtrage; denn mit einem Wort, er gab mir Schläge.

Adriana.

Geh wieder zurük du Sclave, und hol' ihn heim.

Dromio. Geh wieder und laß dich noch einmal prügeln?Ich bitt' euch schönstens Frau, schikt einen andern Abgesandten.

Adriana.

Zurük, Sclave, oder ich will dir den Schädel entzweyschlagen.

Dromio. Und er wird den Bruch mit andern Schlägen wieder ganz machen; das wird gut gehen.

Adriana.

Pake dich, du wortreicher Schlingel, hohl deinen Herrn heim.

Dromio. Bin ich dann so rund mit euch als ihr mit mir, daß ihr mich so wie eine Kugel vor euch her stoßt?Ihr stoßt mich fort, und er wird mich wieder zurükstossen; wenn ich in einem solchen Dienst ausdauren soll, müßt ihr ein ledernes Futteral über mich machen lassen.

(Er geht ab.)

Dritte Scene

Luciana.

Fy, wie entstellt diese Ungeduld euer Gesicht!

Adriana. Er kan seinen Liebling seiner angenehmen Gesellschaft nicht berauben, und ich muß indeß daheim sizen, und zum Verhungern nach einem freundlichen Blik schmachten. Hat denn das Alter die anziehende Schönheit schon von meiner armen Wange genommen?Wenn es ist, so hat Er sie verderbt. Ist mein Gespräch troken, und mein Wiz stumpf?Seine Unfreundlichkeit ist der harte Marmor, woran er seine Schärfe verlohren hat. Gefallen ihm andre besser, weil sie schöner aufgepuzt sind?Das ist nicht mein Fehler; er ist Herr über mein Vermögen. Was für Ruinen können an mir gefunden werden, die er nicht gemacht hat?Würde nicht ein einziger sonnichter Blik von ihm, meine verwelkte Schönheit wieder herstellen?Aber ach! er verschmäht ein Weib, von der er ohne Maaß geliebt wird, und sucht, ausser seinem Haus, ein Vergnügen —

Luciana.

Sich selbst peinigende Eifersucht! Fy, jagt sie fort.

Adriana. Nur gefühllose alberne Tröpfe können bey solchen Beleidigungen gleichgültig bleiben; ich bin gewiß, seine Augen haben irgendwo einen andern Gegenstand den sie anbeten. Warum würd' er sonst nicht hier seyn?Schwester, ihr wißt, er versprach mir eine goldne Kette. Wollte der Himmel, es wäre nur das was er mir vorenthielte – Ich sehe wol, ein Kleinod, so schön es immer gefaßt seyn mag, verliehrt endlich seine Schönheit, wenn wir's immer tragen; und so wie das Gold selbst, ungeachtet seiner Dauerhaftigkeit, durch beständiges Berühren sich endlich abnuzt, so ist kein Gemüth so edel, das nicht durch langwierige Untreu und Falschheit endlich seinen Glanz verliehre. Wenn meine Schönheit in seinen Augen keinen Reiz mehr hat, so will ich ihren Rest wegweinen, und weinend sterben.

Luciana. Was für alberne Geschöpfe kan nicht die Eifersucht aus diesen verliebten Seelen machen!

(Sie gehen ab.)

Vierte Scene

(Verwandelt sich in eine Strasse.)

(Antipholis von Syracus tritt auf.)

Antipholis. Das Gold, das ich dem Dromio gab, ist im Centaur sicher verwahrt; und der allzu sorgfältige Tropf ist weggegangen, um mich zu suchen, aus Besorgniß, es möchte mir etwas zugestossen seyn. Wenn ich die Umstände der Zeit und meines Wirths Erzählung mit einander vergleiche, so kan ich den Dromio nicht gesprochen haben, seitdem ich ihn zuerst vom Markte fortschikte. Ha, hier kömmt er eben recht. (Dromio von Syracus tritt auf.) Wie gehts, junger Herr?Seyd ihr noch so spaßhaft?Wenn ihr Liebhaber von Ohrfeigen seyd, so treibt wieder den Narren mit mir. Ihr wißt nichts vom Centaur?Ihr habt kein Gold empfangen?Eure Frau schikte euch, mich zum Mittag-Essen nach Hause zu ruffen?Mein Haus war zum Phönix?Warst du toll, daß du mir so unsinnige Antworten gabst?

Dromio von Syracus.

Was für Antworten, Herr?Wenn sagt' ich dergleichen?

Antipholis.

Nur eben, nur eben, es ist noch keine halbe Stunde.

Dromio von Syracus. Hab ich euch doch bis izt mit keinem Auge gesehen, seitdem ihr mich mit dem Golde, so ihr mir gabt, in den Centaur schiktet.

Antipholis. Galgenschwengel, du leugnetest ja, daß du das Gold empfangen habest, und redtest mir von einer Frau, und von einem Mittag-Essen; doch ich hoffe, du hast gefühlt, wie wohl es mir gefallen hat.

Dromio von Syracus.

Es erfreut mich, euch in so gutem Humor zu sehen. Was soll dieser Scherz bedeuten, ich bitte euch, Herr, sagt mir's?

Antipholis. Wie, du spottest mir noch ins Gesicht?denkst du ich spasse?Halt, nimm das, und das.

(Er giebt ihm Schläge.)

Dromio von Syracus. Haltet ein, Herr, ums Himmels willen, izt fühl' ich's, daß aus euerm Spaß Ernst wird, aber warum gebt ihr mir diese Schläge, wenn man fragen darf?

Antipholis. Weil ich zuweilen vertraulich genug mit dir umgehe, dich für meinen Lustigmacher zu gebrauchen, und Spaß mit dir treibe, so treibst du die Unverschämtheit so weit, meine Gütigkeit zu mißbrauchen, und mir deine Possen auch in meinen ernsthaften Stunden aufzudrängen. Wenn die Sonne scheint, mögen gaukelnde Müken ihre Kurzweile treiben; aber sie sollen in Spalten kriechen, wenn sie ihre Stralen verbirgt: Wenn du mit mir spassen willst, so sieh erst wie ich aussehe, und richte dein Betragen nach meinen Bliken ein; oder ich will dir diese Methode auf eine andre Art einpleuen.3

2

Der Zusammenhang ligt hier in den Reimen, worinn dieser Dialogus im Original geschrieben ist.

3

Hier sind im Original einige Wortspiele, die man lieber weggelassen hat, da sie an sich selbst frostig genug sind; und wenn sie auch noch das Verdienst des Doppelsinns, den sie nur in der Original-Sprache haben, verliehren, unerträglich werden. Man hat es mit dem grösten übrigen Theil dieser Scene eben so gemacht, wo Dromio alle seine ungeheure Menge Wiz in Wortspielen ausläßt, die seinen Herrn, und vermuthlich auch die Zeitgenossen unsers Poeten eben so sehr belustigten, als sie unserm verwöhnten Geschmak albern und ekelhaft vorkommen.

Die Irrungen, oder die Doppelten Zwillinge

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