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Vorwort

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Es herrschen dunkle Tage, wahrlich. Krieg und Tod strecken ihre Hände nach jedem aus, der nicht rasch genug flieht. Jeden Tag müssen Vorkehrungen getroffen werden, um dem tosenden Sturm noch ein weiteres Mal zu entkommen. In dieser Stunde, da ein Versteck gefunden und scheinbar alle Waffen ruhen mögen – wenn auch nur für eine kurze Weile –, soll die Zeit genutzt werden, um eine der wohl ältesten Geschichten niederzuschreiben, die mir in den letzten Wochen endlich in voller Gänze zu Ohren gekommen ist und die sich äußerster Beliebtheit erfreut. Lange Jahre war ich auf der Suche nach der Wintergeschichte, nun, da der Winter Einzug gehalten hat, habe ich sie gefunden. Inmitten eines kleinen Dorfes, das sich noch nicht im Visier der Mächtigen befindet und das noch nicht vom Blutvergießen betroffen ist, ist sie Zuhause. Vermutlich erzählt man sich hier die Geschichten aus der kalten Zeit am liebsten, wenn der Schnee fällt und die Kinder des nachts schreien, da die Kälte ihnen den Schlaf raubt. Denn die Wintergeschichte vermag Hoffnung in selbst der dunkelsten Stunde zu spenden.

Jeder kennt sie, die Heiligen der Jahreszeiten, und doch sind ihre Geschichten nicht mehr präsent, verloren gegangen und nur wenige scheinen sich an mehr als die Namen der vier Heiligen zu erinnern. So gilt diese Geschichte als einer meiner größten Funde und mein Herz schlägt höher, wenn ich daran denke, diese ganz besondere Erzählung niederzuschreiben und für die Nachwelt festhalten zu können. In dem Ort, in dem ich gerade Zuflucht gefunden habe, erinnert man sich an die vier Heiligen und gibt sie an die Jüngsten weiter.

Die Wintergeschichte aus Chronian, die im vorliegenden Band erstmals gesammelt vorliegt, ist eine von vielen Legenden, die rund um die Drei Brüder entstand. Die Drei waren einst die glorreichen Retter Chronians, die Bezwinger Velkirs des Schrecklichen, der die Dunkelheit über das Vereinte Reich brachte und schlussendlich zu dessen Zerfall führte.1 Doch über die Jahre hinweg wurden nicht nur die sagenhaften Kämpfe der Drei Brüder Aquelinor, Doralphin und Shrizkan erzählt, sondern auch jene Geschichten der Frauen und Männer, die im Namen der Drei ihr Leben ließen. So findet sich in der Wintergeschichte aus Chronian, die Legende der vier Jahreszeiten: Der Winterheilige (Seygard/Fæd), die Frühlingsheilige (Keth), der Herbstheilige (Hæleth) sowie die Sommerheilige (Cilda) erzählen eine Geschichte von Zerstörung und Verlust, Liebe und Hoffnung, die die Jahrhunderte überdauert hat.

Nie zuvor wurde die Wintergeschichte in solch detailreicher Ausführung erzählt und zu Pergament gebracht. Jene Erzählungen, die mir in den Jahren zuvor zu Ohren kamen, waren lückenhaft und vermochten nicht mit anderen Erzählungen in Einklang gebracht zu werden. In den Werken der Geistlichen fehlten diverse Szenen, die ich während meines Aufenthaltes in diesem kleinen Grenzgebiet, in dem man mir Zuflucht geboten hat, in Erfahrung bringen konnte. Es scheint, als hätten die Geistlichen die Geschichte bewusst gekürzt und für ihre eigenen Bedürfnisse zurechtgestutzt. Denn nach Aussage der Kleriker sei es einzig und allein die Gnade und Selbstlosigkeit der Götter gewesen, die das Königreich Vyntariz vor dem Untergang bewahrte. Doch in dieser Fassung, jene, die mir das Volk hier überliefert hat, verlieren selbst die Götter ihre Macht, wenn die Menschen sie aufzugeben drohen. Es mag vielen Gläubigen nicht gefallen, wenn ihre Götter in diesem Werk als machthungrige, gar listige Gestalten erscheinen, doch zeigt sie die Vermenschlichung der Drei Brüder, der sie über die Jahrhunderte ausgesetzt waren. Eine der Ursachen für die Variationen der Geschichte mag sein, dass der Mensch und seine Neigung zur Ausschmückung von Geschichten sich dafür verantwortlich zu zeichnen hat. Zudem erfahren nicht alle Menschen Chronians die Gutmütigkeit der Götter und erleben stattdessen die Ungnade der Jahreszeiten, die ihnen Hunger und Tod bringen. Doch – und so habe ich es in diesem beschaulichen Dorf erfahren – zweifelt niemand an der Liebe und Hingabe der Götter zu den Menschen, auch wenn sie in ihrem eigenen Interesse handeln, denn – so sagen viele der Leute – schließlich täten die Könige Chronians und ihre Untertanen nichts anderes. Die Kleriker, die ihre Götter als unfehlbare, allmächtige Gestalten sehen, werden diese Erzählung vermutlich verachten, sie gar als ketzerisch empfinden, und doch, so sage ich, wenn selbst der einfache Mann, die einfache Frau und das einfache Kind Hoffnung schöpft, ist diese Geschichte im Namen der Götter keineswegs fehlgeleitet und keine Ketzerei!

Die Macht der Drei sowie ihre Liebe zu Chronian bleibt ungebrochen, weil die Menschen an sie glauben, ihre Hoffnungen in sie setzen und das selbst in Zeiten des Krieges, des Hungers und des Todes. Denn wie jedes Kind von Anfang an erzählt bekommt: Seit ihrer Ankunft haben die Drei uns, dem Volk Chronians, selbst in den dunkelsten und stürmischsten aller Zeiten zur Seite gestanden und unsereins vor dem Aussterben bewahrt. Mögen sie Chronian auch in den kommenden Zeiten vor der ewigen Dunkelheit behüten und niemand ihre schützende Hand über uns anzweifeln, weil sie selbst einen Moment der Schwäche erlebten!

Die vorliegende Wintergeschichte ist die ausführlichste und längste, die ich auf meinen Reisen ausfindig gemacht habe. Dennoch sei gesagt, dass es noch unzählige weitere Heilige wie Circariz, Tryr, Gror, Oxariz oder Veyla gibt, deren Geschichten ich – solange ich lebe! – suchen und niederschreiben werde. Mögen die Drei mir die Zeit in Chronian vergönnen, die ich benötige, alles zu verschriftlichen, damit diese Erzählungen niemals in Vergessenheit geraten mögen. Eile ist deshalb geboten, Rauch steigt über den Dächern auf, der Krieg bringt den Tod mit sich. Ich muss weiterziehen. Ich werde gesucht, verfolgt, unentwegt. Mein Vorrat neigt sich dem Ende zu, Pergament ist teuer und die Zeit drängt.


der Weber


A Winter's Tale

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