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Zwischen

Almsommer und Bauernherbst

Ein (Zwischenraum)Roman

von

Wilhelm Kastberger

Entstanden zwischen September 2014 und April 2015

Impressum

1 Auflage

© 2017 Copyright by Wilhelm Kastberger

5700 Zell am See, Golfstraße 3/5, Atelier in 5722 Niedernsill-Jesdorf

Tel.: +43 (0)650-2245449, E-Mail: w.e.kastberger@sbg.at,

http://kastberger.members.cablelink.at/

Abdruck, auch auszugsweise nur mit Genehmigung des Autors

Herausgeber: im Eigenverlag

Das Cover-Bild vorne:

ein Ölbild vom Ebenbergbauernhaus

entstanden im Jahre 1945

und

das Cover-Bild hinten:

eine Zeichnung von einer Almhütte

beide wurden dankenswerterweise

von Herrn Rudolf Ferbus, Kunstmaler,

5700 Zell am See, Föhrenweg 3

dem Autor zur Verfügung gestellt

Streu-Teller-Extra-Post

Inhaber Mariandl Streu und Magnus Luka Teller

Wir, von der Redaktion des nicht periodischen, dafür aber kaum erscheinenden Printmediums Streu-Teller-Extra-Post, sind übereingekommen, dass wir uns nicht zu scheuen brauchen, mit einem Kurzkommentar zwischen einem Impressum einerseits und einem Prolog andererseits, sozusagen dazwischenzudrängen. (Erklärung: Das war ein Standarttextblockabsatz, der von uns meist als Zwischenraumfüller Verwendung findet.)

Doch nun zum Schriftsteller Heinrich Otto Stormhänger: Er hatte es sich gewiss nicht leicht gemacht, wie wir uns bei der Durchsicht seines Manuskriptes „Zwischen Almsommer und Bauernherbst“ definitiv überzeugen konnten. Er wusste mit all jenen Menschen im Pinzgau, die er in seinem Zwischenraumroman eingebunden hatte, eben behutsamst umzugehen. Andererseits fiel es ihm offenbar leicht, ihnen seinen Willen aufzudrängen, um sie zu verformen und zu verändern. Es gelang ihm ganz gut, glauben wir einstimmig, in dieser Erzählung, den nämlichen Gestalten, halt das selbständige Gestalten der Story anzudichten. Freilich nur so gut, es eben bei der Überwindung diverser Hindernisse möglich gewesen war.

Bedenklich schien Heinrich Otto Stormhänger nur eines zu sein: Der Nationalpark Hohe Tauern hier im Pinzgau war als Selbstläufer bereits bei den meisten Einheimischen arg verschrienen. Durch seine steilen Ansprüche tat er sich gewiss schwer, mit den in den Tälern lebenden Menschen zu arrangieren. Darüber hinaus wird gerademal der Nationalpark Hohe Tauern, als festgemauertes Wahrzeichen einer von Gesellschaften erschaffenen Marke, nicht Müde, hundsgemeine Schatten auf die armen, schwer unter dem Joch leidenden Leute, zu werfen.

Wahrscheinlich haben just deshalb findige schwarz/grüne Parteisoldaten den Almsommer erfunden. Doch der grenzenlose, ja überregionale Wettbewerb machte auch vor den Toren des Nationalparks Hohe Tauern nicht halt. Ideenreiche Leute, wie zum Beispiel Schüler und Lehrer der Landwirtschaftlichen Fachschulen im Land, sowie vermutlich auch aus dem gegnerischen grün/roten Lager, tüftelten herum und hoben schlussendlich einige Jahre später den Bauernherbst aus einem abgeblühten und abgeernteten Nichts aus dem Taufwasser. Allerdings hatte man das Nichts schon erfunden gehabt.

Wir wünschen den Lesern insgesamt viel Spaß dabei.

Mariandl Streu und Magnus Luka Teller im April 2015

Der verzweifelte Versuch kein Vorwort zu gestalten

Wer in aller Welt liest schon ein Vorwort! Noch dazu zu so einem Roman, wie diesem. Also um es beim Namen zu nennen, ein vollkommen Überflüssiges sozusagen. Aber meine Frau, die Babsi, Du kennst sie wahrscheinlich nicht so gut wie ich, hatte eine, wie sie meinte, hervorragende Idee. Und Ideen kreiert meine liebe Gattin andauernd noch verblüffendere und steigert damit ihre Überraschungsmomente. Da werde ich wahrscheinlich vielen Erfahrenen und Leidtragenden aus dem Herzen sprechen.

Dieses Mal wollte sie mich unbedingt dazu überreden, eine beseelte und zugleich aufregende Vorgeschichte in einer sehr gewagten Ich-Form zu schreiben.

Von vorneherein ablehnen wollte ich ihr Ansinnen dann auch wieder nicht, denn es wäre in meinen Augen ein fataler Fehler, im Hinblick auf mein Eheleben, gewesen.

Keinesfalls möchte ich Babsi hier an dieser Stelle eine böse Absicht andichten wollen. Nein das gewiss nicht. Jedenfalls geschah es eines schönen Tages ohne jedwede Vorwarnung. Kurz und gut, ich wurde von meiner lieben Ehefrau mehr oder weniger tief in eine äußerst fragwürdige Sackgasse auf eine feine, aber gleichzeitig erbarmungslose Art hineingedrängt. Wenn ich dort einmal angekommen sein würde, so meinte sie mit ihrer mich noch immer überzeugenden Holdseligkeit, dann werde ich in diesem scheinbaren Zwischenraum so oder so meine anschwellende Aufgeregtheit abladen können.

Was sie im Detail damit gemeint haben mag, das entzieht sich vollkommen meiner geistigen Vorstellungskraft. Um es schlussendlich auf den Punkt zu bringen, sie hatte wieder einmal, zumindest einen Teilsieg eingeheimst.

Damit ich mich hier an dieser Stelle nicht herumdrücken muss, gebe ich es halt unumwunden zu: Ich habe mich breitschlagen lassen.

Freie Abendstunden sind für meine Erholung reserviert und unbedingt notwendig. Das ist eine Art feierlicher Zustand, wie ich das behaupte. So musste ich also Zugeständnisse meiner ruhenden Unbeweglichkeit machen und begann das Romanmanuskript langsam, aber mit abfallender Aufmerksamkeit, durchzulesen.

Du musst wissen, an Wochentagen abends saß ich ja ohnehin mutterseelenallein in meiner Studentenbude in der Nähe der Salzburger UNI. Was sollte ich sonst tun, als Lesen oder Fernsehen? Diese erfüllenden Leseabende verkürzten in Wahrheit mir immer schon ein wenig das Verlangen nach meiner in Neukirchen weilenden Familie.

Einfach war es nicht für mich, den sprichwörtlichen Roten Faden in dieser Erzählung aufzustöbern und ihn dann auch noch zu behalten. Diese von mir gemachte Erfahrung kann ich Dir schon im Voraus einmal mitgeben, der Du ja längst im Begriff bist, dieses Buch zu lesen.

Oder täusche ich mich?

Wir wissen es ja alle: Die Schreiberlinge haben es ja leicht. Sie erdenken sich Unmengen von Wörtern aus, reihen sie nach Gutdünken und versuchen krampfhaft damit Sätze zu bilden. Augenscheinlich werden diese dann locker und leicht von ihnen zu Papier gebracht. Ob das Geschreibsel dann jemand versteht oder nicht, das ist den meisten von ihnen schnurzegal.

So werden eben Menschen, von wem auch immer, genötigt, dass völlig Außenstehende, in diesem Falle sind es Du und ich, sich mit den verschiedensten Kapiteln herumschlagen und auseinandersetzen müssen. In Summe gesehen, ist das alleine schon ein äußerst schwieriges und in mancher Hinsicht auch ein gefährliches Unterfangen.

Den Schöpfer dieser Unwahrscheinlichkeiten, man spricht in gehobenen Kreisen von Autoren, den kannte ich zu der Zeit noch nicht, als ich das Skript von Babsi in die Hand gedrückt bekommen habe.

Das sollte sich aber bald einmal ändern.

Eines Samstagabends läutete jemand an unserer Haustür. Mein Vater Toni Kreiswagner oder auch meine Mutter Leni haben noch nie an unserer Haustür geläutet.

Du weißt es vielleicht ja schon. Wir alle wohnen ja zusammen im selben Haus also quasi unter einem Dach. Allerdings wurden von meinem Vater, der ja bekanntlich vom Beruf Tischler ist, Verbindungstüren eingebaut.

Meine Babsi wusste ganz bestimmt Bescheid, wer der Hausglockenläuter war. Vermutlich wusste es auch unser kleiner Sohn Anton Sebastian, der hatte aber dichtgehalten, wenn er auch sonst noch an bestimmten Stellen noch hie und da undicht war. Als Entschuldigung muss ich aber fairerweise anfügen, der Kleine konnte auch so ein Geschehen seinem Papa gar nicht verraten. Er ist noch viel zu klein. Außer Urlaute wie, Uuuhuuu und Aaahaa und hin und wieder Dadada brachte er aus seinem Mund nichts allgemein Verständliches hervor.

Samstagabend ist ein fixvereinbarter, ja so quasi beinahe ehevertraglich festgeschriebener, jedenfalls einzuhaltender Familienabend. Diese wenigen Stunden familiärer Freiheit haben bei mir und wahrscheinlich auch bei meiner Babsi, immerhin seit der Geburt unseres Kleinen, einen sehr hohen Stellenwert. Das wirst Du bestimmt auch verstehen.

Solltest Du irgendwann einmal den inneren Drang verspüren, mit uns diskutieren zu wollen, dann bitte komme am Freitagabend.

Kurz und gut, für mich war der Hausglockenläuter eine Überraschung. Klar!

Da stand er nun in voller Größe in unserer kleinen, aber nicht zu kleinen Küche. Allerdings so groß war er dann auch wieder nicht. Er war sogar etwas kleiner als ich. Babsi geleitete ihn herein. Sie zog ihn nicht, schleppte ihn nicht, nein sie geleitete ihn. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen.

In derselben Sekunde stellte sie ihn mir vor. Heinrich Stormhänger nannte er sich. Und dabei wurde sie nicht einmal rot im Gesicht, was im Grunde nichts zu bedeuten hatte. Sie wird nämlich niemals Rot. Auch dann, nicht wenn sie ihre liebevoll interpretierte Märchengeschichte ihren einfältigen Ehemann zu unterbreiten versucht.

Dieser Literarturhengst blieb eine ganze Weile, leider nicht ganz sprachlos, bei uns sitzen. Er genoss förmlich den anfänglichen Smalltalk zwischen uns. Nach der üblichen Aufwärmrunde begann er, wie die Krimmler Wasserfälle bei Hochwasser, unaufhörlich zu reden. Er berichtete von seinen zukünftigen literarischen Ideen. Ebenso erzählte er von seinen inneren Zwängen, über seine überaus umfangreich durchgeführten Recherchen im Zusammenhang mit den Zwischenräumen und über die Nötigung, gewissermaßen wahrheitsgetreu darüber berichten zu müssen.

Ich musste mir das alles auch noch anhören, obwohl ich beileibe kein Psychiater bin. Sondern ganz im Gegenteil. Mein Fach ist die Biologie und derzeit beschäftige ich mich an der UNI Salzburg mit den armen kleinen Würmern.

Hast Du schon einmal versucht so einen Schreibtastenvergewaltiger während eines Gespräches zu unterbrechen? Ja ich verstehe, man hat selten Gelegenheit dazu. So eine hatte ja ich schon. Aber dazwischenreden konnte ich, trotz meiner angeborenen rhetorischen Begabung, leider auch nicht.

Nach knapp einer Stunde beendete Heinrich Otto Stormhänger, so heißt der gute Mann, dann sein Referat über seine zukünftigen literarischen und bildnerischen Projekte. Geraume Zeit saß ich ihm, wie Fakire es tun, bereits auf spitzen Nadeln gegenüber. Mit nackten Fußsohlen spazierte ich über glühende Steinkohlen. Gedanklich versteht sich. Dabei achtete ich sehr genau beim Dichterling Heinrich dem Redseligen auf eine Gesprächslücke. Endlich schnappte ich zu und riss meinen Mund auf und ließ einige ungereimte Wörter aus diesem herausstolpern:

„Des tuat ma aufrichtig load. Noch reiflicha Übalegung muass i da sogn, i werd koan Prolog oda goar umsinstige Vorbemerkunga zu deina brillantn Erzählung beitrog kinna. Woasst, i ho vü zu vü andare Sachn aufn Tisch liegn.“

Babsi dürfte nebenbei innerlich den Kopf geschüttelt und sich gedacht haben, wie macht es Basti nur, dass er in einem kleinen Satz jede Menge Lügen unterbringen kann.

„Woasst narrisch gern tat i a meina Frau scho zliab den Gfoilln, und eppas zu deim Roman schreibn. I mecht aba net woilos in dei Gschicht einipfuschn und die womögli in hunderttausend Drimma sprenga. Woast, des mecht i net.“

Ehrlich gesagt weiß ich bis heute nicht, ob mir dieser gute Mann, von dem ich noch mitten in der Nacht das Du-Wort angeboten bekommen hatte, obgleich ich ihn längst schon duzte, mir meine infamen Lügen abkaufte. Weil von gerne war anfangs bei mir überhaupt keine Rede gewesen.

Es war nur der verzweifelte Versuch kein Vorwort gestalten zu müssen.

Du wirst es bestimmt verstehen. Ich war ja selbst nur am Rande in diese Geschichte miteingebunden. Wie sollte ich dann in einem Vorwort wahrheitsgetreu über Erlebnisse berichten, die ich gar nicht miterleben konnte.

Schlussendlich gebe ich es ja zu. Das Gespräch mit meinem neuen Du-Freund Heinrich war schon einigermaßen in Ordnung. Zum Glück wurde das Hinundhergerede nicht auf einem hohen akademischen Niveau ausgetragen. Wir waren erfreulicherweise ein gutes Stück von dem üblichen universitären Floskeln entfernt, denen ich ja sonst in meiner beruflichen Tätigkeit ausgesetzt bin und dem ich niemals entkommen werde können, solange ich in diesen Gemäuern arbeite.

Die ruhigen, bisweilen leidenschaftslos geführten Diskussionen, angeführt von meiner Babsi, die mit ihrem schlauen Beleuchten von (Un-) Wahrheiten für eine Umkehr meinerseits gesorgt hatte, dauerten zu meinem Leidwesen noch einige Stunden lang. Also weit über Mitternacht hinaus, obwohl ich ein Verfechter der vormitternächtlichen Ruhe bin. Halb zehn ist ein familiäres Schlagwort bei uns geworden, weil um diese Zeit unser Sohn auch schon zuweilen tief und fest in seinem Gitterbettchen schläft oder nur so tut, als ob.

Vielleicht hier noch eine stille Bemerkung, über die ich mit dem Autor an diesem Samstagabend nicht gesprochen habe. In Wahrheit war ich dann doch erstaunt darüber, dass er in einigen, zugegebenermaßen korrekten Sätzen, über mein aktuelles Projekt an der UNI Salzburg geschrieben hatte.

Deswegen stelle ich mir schon die Fragen:

Woher bezieht dieser gute Mann seine Informationen, insbesondere weil ja die höchste Geheimnisstufe von höchster ministerieller Stelle angeordnet worden war?

Und, wo bitteschön bleibt, dann der viel gepriesene Datenschutz?

Abschließend könnte ich Dir ja heute auch schon gratulieren. Weil Du hast ja diesen Wälzer bereits in Deine Hände gelegt und zu lesen begonnen.

Gut, dann wirst Du vielleicht sogar ähnliche Plagen, wie ich sie hatte, damit erleben. Insgeheim denke ich aber, warum sollte es Dir dabei nicht anders ergehen. Aber bitte glaube mir, eine Schadenfreude würde ich hier nicht unbedingt hineininterpretiert haben wollen.

Nun gut! Du und ich sitzen offenbar im selben Boot. Zumindest beschäftigen wir uns mit demselben Buch. Allerdings gibt es mit Sicherheit einen zeitlich und wahrscheinlich auch noch einen beträchtlicheren örtlichen Unterschied.

Ich kann es als wissenschaftlicher Mitarbeiter der UNI nicht so stehen lassen: Dem Schreiberling möchte ich nämlich auf diesem Wege noch einen wichtigen, vielleicht lebensfernen Lehrsatz aus der Biologie auf den Weg geben.

Du sollst die Menschen nicht zu Tatsachen vorwärtstreiben,

die nicht der Wahrheit entsprechen.

Mit freundlicher Eilfertigkeit

Dr. Dipl.-Ing. Sebastian Kreiswagner,

überall unbekannt unter dem Namen Basti

Zwischen Almsommer und Bauernherbst

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