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Einführung

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Am Morgen des 19./29. November 1632 starb in der Kanzlei des kurfürstlichen Schlosses in Mainz ein Mann, der als „Winterkönig“ deutsche und europäische Geschichte geschrieben hatte. Der aus Darmstadt herbeigerufene Leibarzt des hessischen Landgrafen hatte ein inzwischen abklingendes „pestilentes Fieber“ attestiert, das aber nun den von Flucht und Exil, von politischen, militärischen und persönlichen Niederlagen gezeichneten „Winterkönig“ Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz das Leben gekostet hatte. Seit fast fünfzehn Jahren herrschte Krieg in Deutschland – ein Krieg, der zwei Jahre zuvor mit der Landung der Schweden in Pommern in seine blutigste Phase getreten war und weitere fünfzehn lange Jahre andauern sollte. Gemessen an dem politischen Aufsehen, das Friedrich zu Beginn des Krieges erregt hatte, wurde sein Tod im damals schwedisch besetzten Mainz diskret behandelt. Die Eingeweide des „Winterkönigs“ wurden in der Katharinenkirche zu Oppenheim beigesetzt. Sein Leichnam wurde nach Frankenthal in die Obhut seines Bruders Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern überführt und ging auf dessen spektakulärer Flucht vor den Spaniern verloren. Gleich mehrfach soll der Sarg des Winterkönigs dabei vom Wagen gefallen sein.1

Als Kurfürst von der Pfalz war Friedrich am 26. August 1619 von den böhmischen Ständen zum König gewählt worden. Damit verfügte er nunmehr über zwei Kurstimmen und war fast unerwartet zu einem der mächtigsten Fürsten Europas avanciert. König von Böhmen allerdings sollte er nur einen Winter lang bleiben, und bis 1623 verlor er auch alles Weitere: seine angestammten Hoheitsrechte und Besitztümer als Kurfürst von der Pfalz, Ansehen, Macht und Einfluss. Sämtlicher Rechte und Einkünfte beraubt, hatte er sich mit seiner Familie ins niederländische Exil begeben, konnte aber von dort aus bis zu seinem Tod weder politisch noch militärisch seine alten Ansprüche jemals wieder geltend machen.

Die Frage, inwiefern Friedrich – als Pfalzgraf und als König von Böhmen mit zwei Kurstimmen ausgestattet – die Vormachtstellung der Habsburger hätte brechen und das Reich politisch hätte umgestalten können, hat bis heute zu zahlreichen Spekulationen Anlass gegeben. Wäre der Dreißigjährige Krieg vermeidbar gewesen? Hätten die Reichsfürsten zu einer neuen Form konfessioneller Koexistenz unter einem protestantischen Kaiser finden können? Wie kaum ein anderer Fürst seiner Zeit hatte Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz seinen Anhängern wie seinen Feinden vor Augen geführt, wie nahe Ehrfurcht und Spott, Fähigkeit und Unvermögen, Erfolg und Scheitern beieinander liegen können.

Blutiger Sommer

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