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Ein Vorwort ist zu wenig

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Das Auto quält sich auf den zerklüfteten, mit tiefen Furchen übersäten Straßen die Berge hinauf, ins nahe gelegene Bergland von Banja Luka, in Bosnien und Herzegowina. Eine kleine Gruppe Erwachsener macht sich mit Franjo Komarica auf den Weg zu ihren elterlichen Wohnhäusern, in denen sie die meiste Zeit ihres Lebens verbrachten. Bis zum Jahre 1992, als der Krieg in diesem Land begann und damit Raub, Mord und Zerstörung über die Menschen kam.

Für die Kroaten begann damit das Martyrium einer „ethnischen Säuberung“ durch serbische Rebellen und die Vertreibung aus ihrer Heimat. Die serbischen Truppen wollten um jeden Preis ihr Ziel erreichen: Die Ausradierung der Kroaten, um einem Großserbischen Reich näher zu kommen. Dazu war ihnen jedes Mittel recht.

Die Gruppe der ehemaligen Bewohner findet zum Teil nur noch die Fundamente ihrer Häuser wieder. Andere sind unter wuchtigen Rankpflanzen der Verwitterung preisgegeben und nur noch Hausruinen. Türen, Fenster und die Einrichtung fehlen völlig. Was unzerstört blieb, dass fiel dem Raub zum Opfer. – Tränen fließen.

Nur wenige Hundert Meter weiter ragt noch der Grundbau der ehemaligen Volksschule aus dem Gestrüpp hervor. Vorsichtig betreten die ehemaligen Schüler die Stufen zum Schuleingang, treten Schritt für Schritt ein – in die eigene Vergangenheit.

In diese Stille dringt plötzlich ein Freudenjubel. Bischof Dr. Franjo Komarica, der Bischof aus Banja Luka, der „Chauffeur“ dieser Gruppe, hatte auf dem überwucherten „Schulhof“ einen alten Apfelbaum mit großen, reifen Früchten entdeckt und einige umgehend gepflückt. Mit offenen Händen bot er sie zum Essen an und beschrieb sie gleichzeitig als ein deutliches Zeichen für die Gegenwart, Schönheit und Kraft der Schöpfung Gottes.

In Franjo Komarica lebt ein unerschütterliches Gottvertrauen. Den katholischen Bischof aus dem Nordwesten Bosniens, aus der Diözese Banja Luka, haben die fürchterlichen Kriegsereignisse nicht davon abbringen können, an eine friedlichere Zukunft in seinem Land zu glauben. Es gibt in all den Jahren wohl kaum ein Leid, dass das Land nicht gesehen und erlebt hat. Komarica schrieb während des Krieges unzählige Protestbriefe in viele Teile der Welt, wie zum Beispiel an den Bundeskanzler Helmut Kohl, die Europäische Union, den kroatischen Präsidenten Franjo Tuđmans, den Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, an die Staatsmänner in Österreich, Frankreich, den USA, Kanada, an den Papst, und vielen, vielen anderen mehr. In den Schreiben prangerte er die Ungerechtigkeit, die Willkür und Herrschaft des Bösen an. Auch zwanzig Jahre nach Kriegsende herrschen in seiner Diözese noch immer ähnliche Missstände, wie zurzeit der „ethnischen Säuberungen“. Man habe die Kriegsverbrecher belohnt und die Opfer bestraft, erklärt er auf der Weiterfahrt mit zahlreichen Beispielen. Der Vertrag von Dayton hätte den Krieg beendet. Aber die Rückkehr der im Krieg Vertriebenen in ihre Heimat, das hätte der Vertrag der Politiker und Diplomaten nicht zu leisten vermocht. In Bosnien und Herzegowina regieren nach wie vor das Recht des Stärkeren und die Missachtung der Menschenrechte.

Die Fahrt in den Bergen geht weiter. Ich bin dabei und froh darüber. Seit zehn Jahren kenne ich diesen außergewöhnlichen Menschen und Theologen Komarica von vielen Fahrten meiner Recherchen in diesem Land. Auf jeder Fahrt lerne ich ihn noch besser kennen. Gleichzeitig wird mir sein vielseitiges Engagement für den Frieden und die Menschenrechte in diesem Land im besten Sinne immer interessanter und fragwürdiger. Viele dieser Recherchegespräche mit ihm, sind zu Bestandteilen dieses Buches geworden.

Es geht weiter über Anhöhen und ebenso unwegsame wie unübersehbare Wege. Als Straßen kann man diese Wegführung einfach nicht bezeichnen. Der Bischof hält erneut an. Er möchte mit allen zu einem Friedhof gehen.

Dort wird er vor einem Grab ganz ruhig, fast andächtig und beginnt zu erzählen. Er berichtet von einem jungen Mann, gerade mal zwanzig Jahre alt, der in diesem kleinen Bergdorf bei seiner Mutter im Dorf blieb, um sie zu beschützen, obwohl sie ihn wiederholt dazu aufgefordert hatte zu fliehen, sich somit vor der Willkür der Rebellen und Terroristen des Krieges zu retten.

Auf seinem abendlichen Heimweg, wurde er von einer Gruppe serbischer Milizen vor der Ortschaft gestellt, massiv bedrängt und nach einem belanglosem aber Angst einflößenden Verhör von ihnen erschossen. „Nur weil er Kroate, weil er Katholik war“, sagt Komarica. Behutsam säubert er mit seinen Händen die Grabplatte, pflückt ein paar Feldblumen und lehnt sie an das Grab. Sichtlich gerührt sagt er noch: „Das ist für mich auch ein Märtyrer.“ Dass er selbst während des Krieges mehrfach entführt wurde, davon spricht er nicht.

Insgesamt 231 Tage stand Bischof Komarica unter Hausarrest der serbischen Polizei. Die Wohnung des Seelsorgers wurde geplündert und sämtliche Geräte wie Telefax, Schreibmaschine und Computer konfisziert. Für den Bischof folgte die Anordnung zum Hausarrest, weil er sich weigerte ein Papier zu unterschreiben, in dem neunzigtausend Katholiken seiner Diözese zum Verlassen der Region aufgefordert werden sollten.

Trotz allem galt sein Einsatz während des Krieges und gilt sein Einsatz auch 20 Jahre danach konsequent der Versöhnung. Versöhnung ist das Schlüsselwort für den Oberhirten. Aber dafür müsse zuerst der Wahrheit zum Sieg verholfen werden, betont er immer wieder in vielen Begegnungen, offiziellen Auftritten und immer wieder mit kraftvollem Engagement. Seine Botschaft: „Die Wahrheit macht uns erst wirklich frei. Menschliche Würde und die Menschenrechte sind unantastbar. Diese Prinzipien sind universell.“ Zur Versöhnung und Vergebung gibt es für ihn keine Alternative. Hierbei käme es darauf an, die eigene Schuld und die seines Volkes zu bekennen. „Verbrecher haben keine Legitimation, das Ansehen ihres Volkes zu beschmutzen.“

Hans Koschnick, der ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für die rückkehrenden Flüchtlinge in Bosnien, sagte über Komarica: „Er ist einer meiner Hoffnungsträger.“ Zahlreiche hochrangige Politiker haben den Bischof in Banja Luka besucht. Viele hat Komarica in vielen Teilen der Welt selbst aufgesucht. „Alle Menschen guten Willens sollten mit gutem Beispiel vorangehen“, heißt seine wiederholte Forderung. Durch seinen unermüdlichen Einsatz für die Menschen seines Landes, unabhängig davon, zu welcher Volksgruppe oder Religionsgemeinschaft sie gehören, erhielt er einen hohen internationalen Bekanntheitsgrad und große Anerkennung.

Zu diesem Einsatz gehören auch seine klaren Worte und Positionen gegenüber den Mächtigen der Welt. Wenn es um Menschenrechte und die Werte des Lebens geht, dann kennt er kein Pardon. Er ist nicht müde geworden, in der Weltöffentlichkeit das Unrecht in seinem Land, in seiner Diözese, klar zu benennen und das Recht für die Entrechteten einzufordern. Franjo Komarica, der Bischof, dessen Diözese im Herzen der serbisch dominierten Republik Srpska von Bosnien und Herzegowina liegt, prangert besonders an, dass die internationale Gemeinschaft vor allem die Kroaten im Stich gelassen hat. Die verantwortlichen Politiker hätten sich hierbei durch ein besonders ausgeprägtes „Desinteresse“ ausgezeichnet. Seine wiederholten Hilferufe seien schlichtweg ignoriert worden. Im Krieg von Bosnien und Herzegowina habe „eine von oben angeordnete, gründliche und rücksichtlose Ausrottung der katholischen Kirche“ stattgefunden, so Komarica. Viele Kroaten seien getötet worden, nur weil sie ihre Häuser nicht verlassen wollten. Und der Exodus setze sich fort.

Franjo Komarica sah sich mit seinen Friedens- und Versöhnungsinitiativen in all den Jahren vielen Vorwürfen ausgesetzt. Den schlimmsten Vorwurf machten ihm wohl kroatische Nationalisten: Statt die Landsleute in Bosnien gewaltsam zum Verbleib zu zwingen, auch wenn der Preis dafür Zehntausende von Toten gewesen wäre, hätte er ihnen zur Flucht geraten. – Die Menschen hätten aber nicht nur ein Recht auf Heimat, sondern auch auf das Leben, begründet er seine Entscheidung. Mit internationaler Hilfe, so hatte er gehofft, würden die Vertriebenen nach Kriegsende wieder in ihre verlassenen Häuser und Höfe zurückkehren können. Hierbei erfuhr er herbe Enttäuschungen.

Wie schwerwiegend und belastend die Sorge um die Menschen war, das gibt eine Aufzeichnung eines Telefonates wieder, das Pater Karlo Lovrić aus Zürich mit Bischof Komarica, am 25. Februar 1993, führte: „Ich höre von meinen Leuten jeden Tag: Wir können es nicht mehr aushalten. Wir geben alles hin, was wir in unserem Leben erreicht haben. Wir unterschreiben alles. – Daher weiß ich nicht, ob ich den Leuten noch raten darf, dass sie hier bleiben sollen. Sie sind physisch und psychisch erschöpft. Wir sind alle erschöpft … durch diese Ungewissheit, die ständigen Angriffe, die Bespitzelung…Die Situation wird jeden Tag schlimmer und unerträglicher. Die Nächte sind am Schlimmsten. Die Häuser der Kroaten werden gesprengt, geplündert, Menschen getötet, misshandelt… Frauen werden geschlagen, weil sie eine Mischehe geschlossen haben. Ein Ehepaar wurde getötet, weil es in einer Mischehe lebte. Und dann die Fragen nach dem Nachbar. Was denkt er, was macht er morgen? ... Hier ist kein Religionskrieg. Das sollen alle Menschen in Europa wissen. Die Kroaten haben hier keine Waffen gegen jemanden gerichtet. Im Gegenteil, ich habe alles unternommen, dass die Bürger – katholisch, orthodox und muslimisch – miteinander im Frieden leben… Ich bleibe bis zum Ende. Es kann passieren was will. Mein Weggang wäre ein Verrat gegen Gott und gegen mein Volk, gegen meine Heimat.“

Wenige Tage später wurde bereits damit begonnen, zwei Konzentrationslager einzurichten, in denen Kroaten und Muslime interniert wurden. Durch sein Bleiben wollte er die ihm anvertrauten Gläubigen vor Gräueltaten schützen.

Joachim Gauck sagte über Franjo Komarica, dass er ein Mensch sei, „der sich angesichts des Hasses und der Grausamkeit anderer nicht in der Ohnmacht einrichtet“. Er sei ein Zeuge gewesen, der „Mord Mord und Folter Folter“ genannt habe, trotz der Bedrohung seines eigenen Lebens. Damit habe er einen Weg aufgezeigt, der aus der Rolle des Opfers herausführe. „Sein Bleiben ist ein Zeichen der Hoffnung.“ Diese Würdigung gehörte zur Laudatio durch Gauck, dem damaligen Vorsitzenden des Vereins „Gegen das Vergessen – Für Demokratie“, bei der Verleihung des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises, durch die Stiftung „Zentrum gegen Vertreibung“, im Jahr 2005, in der Frankfurter Paulskirche. Viele Institutionen würdigten inzwischen mit Auszeichnungen und Ehrungen das Engagement des Vorsitzenden der Bischofskonferenz in Bosnien und Herzegowina. Im Jahr 2004 wurde Komarica offiziell zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Die Frage, warum eine Umweltaktivistin aus Afrika dann letztlich der Friedensnobelpreis zugesprochen wurde, öffnet alle Türen für Spekulationen.

Im Laufe des Krieges in Bosnien und Herzegowina (1992 – 1995), fiel der größte Teil der Diözese Banja Luka unter die Kontrolle der bosnischen Serben. Sie war der systematischen Zerstörung und der gründlichen ethnischen Säuberung ausgeliefert. Der Rest der Diözese befand sich unter Kontrolle der bosnischen Kroaten und Bosniaken, der Muslime.

Durch seinen Weitblick, seinen unerschrockenen und unermüdlichen Einsatz, oft unter Todesgefahr, gelang es Komarica, bewaffnete Konflikte vom größeren Ausmaß zu verhindern, und somit Tausende von Menschenleben aus allen Volksgruppen und Religionen zu retten.

An der Spitze seiner Priester, Ordensmännern und -frauen, ist er sowohl während als auch nach dem Krieg die moralische Stütze und materielle Unterstützung der entrechteten und existenzgefährdeten Bevölkerung, und konsequenter Kämpfer für die Heimatvertriebenen und ihr Recht auf eine menschenwürdige Rückkehr sowie ein Verbleiben in Heimatort.

Durch die Diözesan-Caritas Banja Luka, hilft er während des ganzen Krieges, aber auch in den Nachkriegsjahren, unermüdlich den bedürftigen Menschen.

Er sieht es als eine dringende Aufgabe, den Aufbau zerstörter Häuser und Wohnungen (ca. 2.400) und der zu 95 Prozent zerstörten kirchlichen Gebäude zu unterstützen beziehungsweise umzusetzen.

Bischof Komarica ist Teilnehmer an vielen internationalen und interreligiösen Seminaren, Symposien und Tagungen mit dem Thema Menschenrechte, die Affirmation der humanen Prinzipien und europäischer Werte, das Zusammenleben der Völker, die positive Rolle der Religion, Religion als Waffe u. ä.

Durch sein mutiges Verhalten und durch das konsequente Befürworten sowie die Aktivitäten für die Achtung der Menschenwürde und Menschenrechte für Jedermann, ausnahmslos - im Krieg und in den Nachkriegsjahren - wurde er zu einer moralischen Stütze für die Entrechteten, nicht nur auf dem Gebiet seiner Diözese und seines Landes, sondern auch darüber hinaus.

Trotzdem bleiben seine Hilferufe bisher weitestgehend ungehört. Die Menschenrechte und das Recht auf Heimat werden in Bosnien und Herzegowina weiterhin mit Füßen getreten.

Auch noch im Jahr 2015 werden die Kroaten in der Republik Srpska unterdrückt. Im Krieg zwischen 1992 und 1995 nahm dies seinen Anfang. Aber was ist wirklich in Bosnien und Herzegowina im Krieg des ehemaligen Jugoslawien geschehen? Warum wurden die Kroaten aus dem Land vertrieben, getötet und ausgeraubt? Warum werden die Inhalte der Vereinbarung von Dayton – dem Friedensvertrag für Bosnien und Herzegowina von 1995 – weder eingehalten, noch der Wahrheit entsprechend umgesetzt? Wer hat an diesem Status Quo, an der Fortsetzung vom „great game“ weiterhin ein Interesse?

In der Novelle Ferit Edgüs erteilt ein Unteroffizier der türkischen Jandarma einem verbannten Lehrer eine Belehrung: „Hier kommt, der kommt, nimmt, der nimmt, schießt, der schießt, der Getroffene stirbt. Wer hat geschossen? Fragst Du. Keiner weiß es. Alle wissen es. Niemand macht den Mund auf und sagt es. Dann gibt man es auf. Denn den Schützen erschießt ein anderer. Du wirst wohl sagen, wo ist hier Justiz, das Gesetz? Das ist die Justiz, das ist das Gesetz des Berges.“ Trefflicher könnte man keine Situationsbeschreibung auch über das heutige Bosnien und Herzegowina formulieren – 20 Jahre nach Kriegsende und 20 Jahre nach Abschluss der Vereinbarung von Dayton.

In Bosnien und Herzegowina findet seit Jahrzehnten ein großes Versteckspiel der Weltpolitik statt. Ein Schachspiel, bei dem im jüngsten Krieg die Kroaten die Bauernopfer-Rolle übernehmen mussten. Ein „war by proxis“, ein Stellvertreterkrieg, der täglich auch im Jahr 2015 mit einer hochmodernen Medienkriegsführung fortgesetzt wird.

Dieses Buch lässt mit Franjo Komarica einen Mann zu Wort kommen, der wohl wie kein anderer über eine Innenansicht zu diesen Fragen verfügt, die weit über einen normalen Erfahrungshorizont hinausgeht. Der Theologe Franjo Komarica enthüllt und entlarvt die, die die Einflussmöglichkeiten in „Leading from behind – die Führung aus dem Hintergrund“ seit Jahren im Griff haben und dabei ungehindert und ungeniert agieren können. Hierbei geht es auch um Antworten auf die Frage, wieweit selbst westliche Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft ein Interesse am Ist-Zustand des Staates Bosnien und Herzegowina haben. Komarica nennt Fakten und zeigt die Folgen auf.

Mit den Schilderungen und Argumenten des Bischofs muss auch das jüngste Urteil des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag hinterfragt werden. Ist dieses Urteil etwa auch eine Frucht von „leading from behind“, weil die Wahrheit über den Krieg in Bosnien und Herzegowina gar nicht ans Tageslicht kommen soll?

Der Gerichtshof in Den Haag fällte am 3. Februar 2015, 20 Jahre nach Kriegsende, ein Urteil, das vielleicht für Juristen plausibel ist, aber nicht für die betroffenen Menschen in und aus Bosnien und Herzegowina, die gewaltsam aus ihrer Heimat, aus ihrem Land vertrieben und deren Angehörige ermordet wurden. Peter Tomka, der Präsident des Gerichts stellte in der Urteilsverkündung fest, dass Truppen beider Staaten (Kroatien und Serbien) während des Krieges zwar zahlreich Verbrechen begangen haben. Dennoch habe keine Seite beweisen können, dass das jeweils andere Land die Bevölkerung in den besetzten Gebieten oder Teile von ihr habe vernichten wollen. Es seien grausame Feldzüge gewesen, aber kein Völkermord. Die Fakten dieses Buches lassen mehr als Zweifel zu diesem Urteil aufkommen.

„Mit diesem Urteil können nur die Serben zufrieden sein“, titelte „Die Welt – online“ am 3. Februar 2015. Ein Urteil, das zum blutigsten Konflikt auf europäischen Boden seit dem Zweiten Weltkrieg gefällt wurde.

Das Urteil sei unbefriedigend, „denn ein Europa, das sich über seine Vergangenheit nicht verständigt, hat wenig Zukunft.“

Bischof Komarica engagiert sich für diese Zukunft seines Landes. Seine großen Ziele sind die Anerkennung der Wahrheit und die Versöhnung unter den Volksgruppen, ohne die es seiner Meinung nach keine friedliche Zukunft in Bosnien und Herzegowina, aber auch nicht in Europa geben wird. Seine Argumente sind entwaffnend.

Im Schauspiel „Leben des Galilei“, von Bertolt Brecht heißt es: „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“

Winfried Gburek – 2015

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Liebe. Macht. Erfinderisch.

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