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Sexskandal im Jagdschloss Grunewald

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Völlig anders war es, wenn diese „schmutzigen Geschichten“ von sexuell aktiven Frauen und von homosexuellen Männern handelten.5 Und beides war oder soll bei einer Party der Fall gewesen sein, die einige Damen und Herren im Januar 1891 nach einer Schlittenfahrt im Jagdschloss Grunewald veranstaltet haben. Die insgesamt 15 Teilnehmer und Teilnehmerinnen gehörten alle der Hofgesellschaft an. Einige von ihnen waren sogar enge Verwandte des Kaisers. Die mit dem Erbprinzen von Sachsen-Meiningen verheiratete Charlotte war eine Schwester und der schon erwähnte Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein war ein Schwager Wilhelms II. Ein weiterer Teilnehmer, nämlich Prinz Friedrich Karl von Hessen, sollte wenig später eine weitere Schwester des Kaisers – Margarete – heiraten, womit er ebenfalls zur kaiserlichen Familie gehörte.

Zwischen diesen Damen und Herren soll es auf der Party zu sexuellen Handlungen gekommen sein, welche von Frauen ausgingen und von Männern untereinander ausgeübt wurden. Jedenfalls ist beides in anonymen Briefen behauptet worden, die unmittelbar nach der Party an einige ihrer Teilnehmer und Teilnehmerinnen sowie weitere männliche und weibliche Angehörige der Hofgesellschaft versandt worden sind.6 In ihnen wurde das, wie gesagt, hetero- und homosexuelle Verhalten der Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Party angeprangert. Dies in einer geradezu obszönen Weise in Wort und Bild. Waren doch einigen der Briefe pornographische Fotos beigelegt worden, in welche die Köpfe der Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Party sowie dann auch anderer Mitglieder der Hofgesellschaft montiert worden waren und die sie beim analen, oralen und sonstigen sexuellen Verkehr zeigten.7

Diese Bilder und sonstigen Beschreibungen des hetero- und homosexuellen Verhaltens waren so drastisch, dass sich selbst ein heutiger Historiker – gemeint ist Tobias Bringmann – scheut, sie näher zu beschreiben und ihren Inhalt wiederzugeben. Dies verbiete ihm „sein Anstand“.8 Doch kommen wir zur Sache. Was wurde als so anstößig empfunden? Einmal und vor allem das Sexleben eines Ehepaars, das an der besagten Party teilgenommen hatte und das schon vorher wegen seines in der Tat etwas ungewöhnlichen Sexlebens große Aufmerksamkeit innerhalb der höfischen Gesellschaft hervorgerufen hatte. Gemeint sind der Graf und die Gräfin Hohenau.

Mein Herzenspatz!

Wir waren zwei Monate im Süden, ich bin

aber schon bald 14 Tage hier ohne dich gesehen zu

haben, als einmal Unter den Linden. Kommst

du denn gar nicht mehr auf die Rennen? Ich war

zweimal vergeblich da – ich will und muß dich

sprechen. Uebermorgen Freitag gehen mir Abends

in den Wintergarten, wenn du hinkämst wird

es dich nicht gereuen. Sie wollen dich und hauptsächlich deine Frau verderben, wenn ich auch

das Puppengesicht nicht ausstehen kann, möchte

ich dich doch gerne behüten. Sie haben eine

Menge Photographien hergestellt und vervielfältigt,

welche Deine Frau mit verschiedenen Herren

mit Bismarck, Knorring – in den gemeinsamen

Stellungen 69 u. f. w. vollständig portrait:

ähnlich darstellt und welche sie verbreiten wollen,

um Euch zu vernichten. Ich erzähle dir alles, aber

Du mußt allein kommen damit ich Dich ansprechen

kann. Also Freitag von 8 Uhr an. Am Sonntag

geht er nach Köln und bin ich dann zwei Tage

ganz allein.

Deine B. M.

Anonymer Brief an Friedrich Graf von Hohenau

Skandal im Jagdschloss Grunewald

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