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Kapitel 3

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Samuel hatte gut Reden. Nur konzentrieren. Nur ganz genau hin hören. Wenn das mal so einfach gewesen wäre. Was konnte Joshua denn dafür, dass es dort bei den Menschen so viele spannende Dinge gab. All die bunten Schaufenster, blitzende Autos, Kinder, die jede Menge Spaß zu haben schienen, Musik, Lachen, lustige kleine Hunde, die ihren Besitzern davon liefen ... All die tollen Farben, Geräusche und Gerüche lenkten den jungen Engel von seiner eigentlichen Aufgabe ab.

Auch jetzt bei dem kleinen Mädchen im Park wollte es Joshua nicht gelingen, zu spüren, was es so traurig und schwermütig machte. Vielleicht gab es hier im Park mal wieder viel zu viel Ablenkung. Die kleinen Fußballspieler, die über die Wiese jagten und sich lautstark und heiser Kommandos zu brüllten, die Leute, die spazieren gingen oder die Jugendlichen, die den schlaksigen Jungen dort oben auf der Mauer misstrauisch beäugten.

Einen Engel erkannten die Menschen, die vorüber liefen, nicht in ihm. Für sie sah Joshua aus, wie ein ganz normaler Teenager in Jeans, der grünen Jacke und den ausgetretenen Turnschuhen. Seine zerzausten blonden Haare steckten unter einer blauen Baseballmütze. Den Heiligenschein ließen die Engel immer zu Hause, wenn sie bei den Menschen unterwegs waren. Und auch Joshuas Flügel waren für sie nicht sichtbar. Es hätte sie nur verwirrt, diese abgeklärten Menschen, die immer alles ganz genau erforschen und wissen wollten. Die immer meinten, sie wüssten sowieso über alles Bescheid. Und für die es Engel höchstens in Märchen oder zu Weihnachten als kitschige, pausbäckige Dekoration in langen weißen Gewändern gab. Nein, mit echten Engelsflügeln wären diese Menschen vollkommen überfordert.

Joshua stieß sich mit den Händen ab, sprang von der Mauer und landete sicher auf dem Weg.

Es ließ ihm keine Ruhe – er musste einfach wissen, was das kleine Mädchen bedrückte.

Das Mädchen verließ den Park. Joshua folgte ihm so unauffällig wie nur möglich. Hin und wieder blieb das Mädchen stehen und sah sich um. Hatte es ihn etwa bemerkt?

Wenn es notwendig war, konnten Engel unsichtbar werden. Wenigstens das beherrschte Joshua perfekt. Und wenn es notwendig war, konnten sie durch geschlossene Türen und Fenster gehen. Auch das war ihm bisher immer gelungen. Nicht so Raphael – der war erst letztens bei dem Versuch, seinem Menschenkind ungesehen in die Schule zu folgen, gegen eine dicke Holztür geprallt und hatte sich dabei seine glitzernden Flügel ganz schön verbogen.

Joshua versteckte sich hinter dem dicken Stamm eines alten hohen Baumes. Er konzentrierte sich ganz fest auf sich selbst. Nur einen Augenblick später war er bereit, dem Mädchen ungesehen folgen zu können. Er sprang hinter dem Baum hervor und sah sich um. Er war zu langsam. Das Mädchen war verschwunden.

Sternenstaub

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