Читать книгу Killer im August: 11 Thriller - A. F. Morland - Страница 72

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Pete Webber erwachte am Nachmittag, denn nach dem großen Coup war er erst gegen acht Uhr morgens eingeschlafen. Er befand sich sofort wieder in einer Hochstimmung, als er an den Gemälderaub dachte.

Zum Teufel, zehn Millionen Dollar zu rauben, das sollte ihm erst mal einer nachmachen. Webber bewohnte ein heruntergekommenes Apartment in der Nähe des O’Hare Airports, direkt in der Einflugschneise.

Trotz aller Schallisolierungsmaßnahmen gab es immer noch genug Lärm. Wenn ein Jet herunterkam, klirrten bei Pete Webber die Tassen und Gläser im Schrank. Er hatte sich an den Krach gewöhnt, und er ertrug ihn, weil er ein so billiges Zimmer nie wieder finden würde.

Pete Webber war zufrieden. Er schlug sich Eier in die Pfanne, legte Speckscheiben dazu und kochte Kaffee. Während des Essens überlegte er sich, was er mit dem Geld anstellen sollte, das er für diesen Coup erhielt.

Drei Millionen Dollar wollte der Mann für die Bilder zahlen, der ihn und Larry Quint für den Job angeheuert hatte. Das waren anderthalb Millionen für jeden. Webber kam zu dem Schluss, dass man auf jeden Fall versuchen sollte, noch etwas mehr herauszuholen.

Darüber musste er mit Larry Quint sprechen, wenn er ihn am Abend traf.

Aber selbst wenn nur anderthalb Millionen für jeden abfielen, war das immer noch verdammt viel. Pete Webber hatte eine Schwäche für Frauen, besonders für Exotinnen. Er war verrückt nach ihnen. Mit anderthalb Millionen in der Tasche konnte er jede haben, überlegte er sich, Weiber in Scharen, die auf ihn und auf sein Geld flogen.

Ein Frauentyp war Pete Webber nie gewesen, mit seiner langen, dürren Bohnenstangenfigur, dem fliehenden Kinn und den abstehenden Ohren. Er hatte schon immer kräftig mit Geld nachhelfen müssen, um Eroberungen zu machen.

Als er gegessen hatte, wischte er sich den Mund und ging zum Telefon. Aus einem zerfledderten Notizbuch suchte er eine Nummer heraus. Beim ersten Mal ließ er es läuten, bis das Besetztzeichen sich einschaltete.

Dann versuchte er es wieder. Beim zweiten Anruf, beim zehnten Läuten, nahm am anderen Ende endlich jemand ab. Aus dem Radio drang Schlagermusik, und Webber wiegte sich im Takt mit.

Er machte eine Figur wie ein Bandwurm beim Twisten.

„Hallo, Susan“, sagte er. „Bist du es, Darling? Hier ist Pete, dein alter Freund und Verehrer.“

Die Antwort klang knurrig und gelangweilt.

„Nun sei doch nicht so, Darling“, sagte Pete Webber. „Was ich dir jetzt sage, wird dir unter die Haut gehen. Ich habe ein ganz großes Ding gelandet, einen Supercoup. Jetzt stinke ich nur so vor Geld. Was meinst du, wenn ich gleich mal bei dir vorbeikomme und für’s Erste tausend muntere Bucks mitbringe?“

Er lauschte Susan Acostas Antwort, die jetzt schon wesentlich interessierter klang. Larry Quint hatte ihm fünfzehnhundert Dollar als Vorschuss gegeben. Sie juckten Pete Webber in der Tasche. Er schlug Quints Warnungen in den Wind, nicht viel Geld auszugeben und auf keinen Fall aufzufallen.

„Am Telefon kann ich dir nichts Näheres erzählen, Darling“, sagte Webber nun. „Ich komme zu dir, wie wäre es? Wie, du erwartest einen Kunden? Ach was, schmeiß den Kerl doch einfach raus. Bei mir gibt es mehr zu holen, ich bin dick gespickt.“ Susan Acostas Stimme gurrte nun. Sie ging Pete Webber unter die Haut „Okay, Darling“, sagte er. „Ich fahre gleich los. Wenn der Verkehr nicht zu stark ist, bin ich in einer halben Stunde bei dir. Bis dann.“

Er legte auf, erregt und angeheizt schon. Ständig hatte er Susan Acostas' Bild vor Augen. Sie war das Produkt einer Tänzerin südamerikanischer Herkunft und eines chinesischen Nachtklubbesitzers. Zwischen den beiden Eltern teilen war es nie zu einer Ehe gekommen, und Susan ging mit dem Namen der Mutter durchs Leben.

Sie war die aufreizendste Frau, die Pete Webber je getroffen hatte. Er machte sich fertig, steckte die dicke Brieftasche und die Colt Automatic ein und sah noch einmal in den Spiegel. Sein Gesicht hatte ihm nie gefallen. Ein wenig Sonnenbräune hätte ihm gutgetan.

Aber die konnte er sich jetzt holen. Und mit anderthalb Millionen oder mehr konnte er ein Gesicht haben wie sein eigener Hintern, und die Frauen würden trotzdem auf ihn fliegen. Webber verließ seine Wohnung, die er sorgfältig abschloss, fuhr mit einem Schnelllift nach unten und holte seinen rostfleckigen Chevy aus der Tiefgarage.

Er quälte sich durch den Feierabendverkehr und brauchte eine Stunde, um durch die City zu kommen. Susan Acosta wohnte in der Marquette Street, ebenfalls in einem Apartmenthaus. Pete Webber hatte Mühe, einen Parkplatz zu finden, und stellte den Chevy schließlich einfach ins Halteverbot.

Er eilte durch den Strom der Passanten zu dem Hochhaus, dessen obere Stockwerke über den Bürgersteig vorsprangen, von Stahlbetonpfeilern gestützt. Im Erdgeschoss befanden sich verschiedene Geschäfte.

Webber meldete sich am Haupteingang über die Haussprechanlage an. Sein Puls schlug schneller, der Lift fuhr ihm viel zu langsam. Endlich klopfte er an Susan Acostas Wohnungstür im neunten Stock.

Sie öffnete, nur mit einem hauchdünnen Negligé bekleidet. Es verbarg nichts. Pete Webbers Augen wurden groß, seine Kehle trocken. Er drängte Susan in die Wohnung zurück. Sie war mittelgroß und sehr schlank, hatte feste kleine Brüste mit einem großen Hof um die Brustwarzen, mandelförmige Augen und langes lackschwarzes Haar.

Ihre Haut trug einen zarten Olivton. Susan Acosta war Gelegenheitscallgirl. Sie strahlte einen Sex-Appeal aus, der die Atmosphäre um sie förmlich zum Knistern brachte.

Pete Webber zückte die Brieftasche und zeigte dem exotisch wirkenden Girl ein dickes Bündel Scheine. Jetzt wurden Susan Acostas Pupillen groß.

„Dafür kannst du alles haben, Pete“, sagte sie mit rauchiger Stimme. „Was für ein Ding hast du denn gedreht?“

„Vielleicht reden wir später im Bett darüber“, sagte Webber, dessen Stimme heiser klang vor Gier. „Komm jetzt, Darling.“

Er packte Susans Arm und führte sie ins Schlafzimmer mit dem runden Bett, das er bereits kannte. Eine Stunde später lagen die beiden nackt nebeneinander. Pete Webber gähnte. Ein besonders ausdauernder oder potenter Liebhaber war er nicht.

Bei ihm war es immer nur ein Strohfeuer, das ihn abgeschlafft und müde zurückließ. Susan Acosta drückte die linke Brust gegen seine Wange und kraulte Webbers spärliche Brusthaare.

Er war so dürr, dass man auf seinen Lippen Klavier spielen konnte.

„Du bist der Größte, Pete“, hauchte sie hingerissen. „Ein Superding mit Bildern hast du gedreht. Doch nicht etwa den großen Coup bei der 'Chicago Art Gallery', von dem die Nachmittagszeitungen voll sind?“

Pete Webber hatte im Liebesüberschwang einiges geredet.

„Sei nicht so neugierig, Baby“, brummte er jetzt. „Dir kann es doch egal sein, wo die Mäuse herkommen. Hauptsache, ich habe sie. Sobald die Sache abgewickelt ist, haue ich erst mal ab nach Florida. Willst du nicht mitkommen? Baby, wenn du dich an mich hältst, dann hast du dein Glück gemacht.“

„Klar komme ich mit dir, Pete.“ Susan Acosta küsste Pete Webbers Hals, seine großen abstehenden Ohren. Er brummte wie ein satter Kater. „Ich weiß doch, wo mein Brot gebuttert ist. Von jetzt an gehöre ich nur noch dir, Pete, solange du mich haben willst.“

„Dann streng dich nur mal an, damit das lange vorhält“, sagte Pete Webber schläfrig.

Susan nahm das Whiskyglas mit den Eiswürfeln vom Beistelltisch neben dem Bett. Sie setzte Pete Webber das Glas mit dem Whisky Sour an den Mund. Webber schluckte.

„Weck mich in einer Stunde“, sagte er dann. „Ich muss zu Larry Quint, wir haben etwas zu besprechen.“

„Larry Quint? Ist das dein Partner?“

„Frag mich nicht so viel.“

„Mir kannst du es doch sagen, Pete. Wo wir jetzt doch zusammengehören. Komm schon, Pete, sei nicht so.“

Susan küsste Pete Webber wieder. Sie schmiegte sich an ihn, und ihre Hände strichen mit einer Routine die viel Übung verriet, über seinen Körper.

„Ja“, brummte er, „aber halt deinen Mund, verstanden? Sonst ist der Traum aus.“

„Aber natürlich, Pete, Darling. Wo wohnt dieser Larry Quint denn?“ Webber gähnte, dass es ihm fast den Unterkiefer ausrenkte.

„Weshalb willst du das denn wissen, verdammt?“

„Nur so, Pete. Stell dir vor, dir passiert etwas und ich muss Larry Quint verständigen. Das ist doch möglich, oder? Na sag es schon, Pete, Darling. Wo wohnt er?“

Susan Acosta war zärtlich und anschmiegsam. Pete Webber grunzte wohlig. Er war jetzt sehr müde, und der Alkohol tat ein Übriges.

Schon fast im Schlaf, murmelte er: „South Austin Street 101.“

Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Er spürte Susans Lippen auf seiner Haut, und dann schlief er ein. Susan setzte sich auf. Jetzt war sie weder zärtlich noch anschmiegsam. Ihr Gesichtsausdruck wurde hart, und mit kalten Augen beobachtete sie Pete Webber.

Als sie sicher war, dass er schlief, spie sie auf das Bettlaken. Dann stand sie auf und ging nackt, mit wippenden Hüften, nach nebenan ins Wohnzimmer, wo das Telefon stand. Sie hatte die Verbindungstür hinter sich geschlossen. Susan Acosta nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer.

„Hallo, Ritchie“, sagte sie, als seine Stimme sich am anderen Ende gemeldet hatte. „Wenn Arch kommt, schick ihn sofort zu mir. Es ist sehr, sehr wichtig. Oder falls Rudy aufkreuzt, gib ihm Bescheid, dass er Arch verständigt. Ich muss mich darauf verlassen können.“

Ritchie sagte etwas Obszönes. Susan, sonst derlei Scherzen zugetan, lachte nicht. Sie sprach so leise wie zuvor, aber ihre Stimme hatte nun einen stählernen Unterton.

„Ritchie, wenn du es vergisst, wenn etwas schiefgeht, weil du meinen Auftrag verschwitzt hast, dann legt Arch dich um. Darauf kannst du dich verlassen.“

Susan hörte noch die aufgeregten Versicherungen des Mannes am anderen Ende der Leitung. Sie legte auf. Mit schmalen Augen schaute sie auf die Schlafzimmertür. Wie widerlich ihr dieser dürre Holzkopf und Schwätzer doch war.

Sie überlegte sich, dass sie ihn fein eingebuttert hatte.

Killer im August: 11 Thriller

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