Читать книгу Privatdetektiv Tony Cantrell Sammelband #7 - Fünf Krimis in einem Band - A. F. Morland - Страница 31
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Robert 'Dixie' Stone lag in seinem verkommenen Zimmer in Skokie auf dem ungemachten Bett. Er war ein großer, muskulöser Mann, der etwas Fleisch angesetzt hatte, Ende dreißig, mit weißblondem Kraushaar. Sein hartes, kantiges Gesicht trug einen entrückten Ausdruck.
Er hatte nur eine Unterhose an. Auf seiner behaarten Brust und auf seinen Unterarmen glitzerte Schweiß. Dixie Stone wartete auf den 'Flash', auf das Erlebnis, das die Heroinspritze, die er sich vor zwei Minuten gesetzt hatte, zu wirken begann.
Dann kam es. Es war, als explodiere in seinem Gehirn etwas, und er selbst und seine Umgebung veränderten sich. Aller Dreck, alles Üble war gewichen. Dixie Stone fühlte sich high. Die Sonnenstrahlen kitzelten ihn angenehm auf der Brust, und sogar der Verkehrslärm, der durch das Fenster hereindrang, gefiel ihm.
Stone war schon lange genug süchtig, um seine Dosis zu kennen. Er war noch aktionsfähig, aber er fühlte sich prächtig. Nie, nie wieder sollte die Wirkung des Schusses abklingen und ihn in sein mieses Leben als unterbezahlter Versicherungsschnüffler bei der Insurance Company 1902 zurückstoßen.
Als das Telefon klingelte, hörte er es zuerst gar nicht. Aber dann griff er nach dem Hörer auf dem Nachttisch und nahm ab. Die Vermittlungsdame der Versicherungsgesellschaft, für die er arbeitete, meldete sich.
„Ich verbinde mit Mr. Wheeler, Mr. Stone“, flötete sie.
Einen Augenblick später vernahm Dixie Stone Edward Wheelers kühle, geschäftsmäßige Stimme.
„Wir haben da einen dicken Fall am Hals, Robert“, sagte Wheeler. „Vielleicht haben Sie es in den Nachrichten schon gehört. Jason Goldsteins Gemälde sind aus der 'Chicago Art Gallery' gestohlen worden. Sie waren zum vollen Wert versichert, und wenn sie nicht wieder auftauchen, müssen wir zahlen. Die Galerie hat gegen keine von den Sicherheitsauflagen verstoßen. Wir müssen zur Kasse.“
Bedauern klang aus seiner Stimme. Ed Wheeler war der Chef der Ermittlungsabteilung der Versicherung, Dixie Stones unmittelbarer Vorgesetzter. Praktisch auch sein einziger, denn Wheeler arbeitete schon lange und erfolgreich für die Insurance Company 1902. Ihm redete niemand etwas in seine Arbeit hinein.
Wenn die Gesellschaft eine hohe Summe ausspucken musste, weil seine Abteilung wirklich kein Haar in der Suppe finden konnte, war das immer ein herber Schlag für Ed Wheeler. Er stellte sich an, als werde ihm das Herzblut abgezapft.
„Sie werden sich um diese Sache kümmern“, fuhr Wheeler fort. „Sie haben eine Menge Verbindungen in der Unterwelt und waren mal einer unserer tüchtigsten Leute.“
„Ich bin krankgeschrieben“, grunzte Dixie Stone.
„Sie waren im letzten halben Jahr verdammt oft krankgeschrieben.“ Wheelers Stimme wurde scharf. „Erheben Sie sich gefälligst von Ihrem Arsch, Robert. Mit Ihnen hat es in der letzten Zeit nichts als Ärger gegeben, Pfuschereien, Beschwerden, Unregelmäßigkeiten. Das ist die letzte Chance, die ich Ihnen gebe. Die Bilder sind zehn Millionen wert. Sehen Sie zu, dass Sie den Fall im Interesse unserer Gesellschaft regeln. Wie Sie das machen, ist mir egal, aber übertreiben Sie es nicht mit Ihren Methoden. Wenn Sie versagen, nun, dann werden sich unsere Wege trennen. Haben Sie das klar verstanden?“
Dixie Stone grinste. In seinem aufgekratzten Zustand konnte ihn nicht einmal Ed Wheeler erschüttern. Die Aussicht, auf die Straße gesetzt zu werden, erheiterte ihn nur. Solange dieser wunderbare Schuss anhielt, konnte ihm nichts etwas anhaben.
Er bemühte sich, seine Stimme normal klingen zu lassen.
„Ja, Mr. Wheeler.“
„Dann will ich Sie in einer halben Stunde im Büro sehen, damit ich Ihnen die notwendigen Informationen und Ihre Instruktionen geben kann.“ Wheeler legte auf, wie immer grußlos und ohne sich abzumelden. Dixie Stone blieb noch eine Weile liegen. Dann stand er auf, duschte und trank eine Tasse Kaffee mit Whisky, um seinen Kreislauf anzukurbeln. Er lutschte Pfefferminzbonbons, damit man den Alkohol in seinem Atem nicht riechen konnte.
Dixie Stone zog sich gemächlich an und pfiff vor sich hin. Ihm war es, als ginge er auf einem rosaroten Teppich. Er, Dixie Stone, war der Größte. Ein Gedanke, der im Hintergrund seines heroinumnebelten Gehirns aufgekeimt war, entwickelte sich weiter.
Zehn Millionen Dollar sollten die Bilder Jason Goldsteins wert sein. Wenn Dixie Stone sie sich unter den Nagel riss, hatte er ausgesorgt und konnte ungestört fixen bis zum Ende seiner Tage.
Er steckte sein Spritzbesteck und ein Gramm Heroin ein, ehe er die Wohnung verließ. Im Hof in der Garage stand der Ford Mustang, den er von der Versicherung als Firmenwagen erhalten hatte. Dixie Stone kurvte durch den Feierabendverkehr wie ein Kamikazeflieger.
Eine knappe halbe Stunde später hielt er vor dem Beton und Glaspalast der Versicherung in der City. Dixie Stone wollte den gleichen Fall übernehmen, den auch das Cantrell-Team bearbeitete. Für ihn ging es um zehn Millionen Dollar, um alles oder nichts.
Auf Konkurrenten würde er ebenso wenig Rücksicht nehmen wie auf die Gangster, die er jagte.