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Brian Cusack war ein eleganter Mann mit scharf geschnittenen Zügen und Augen, die ständig entzündet zu sein schienen. Er liebte Schalkrawatten und blütenweiße Stecktücher, die er weit aus der Brusttasche heraushängen ließ. Seine persönliche Note.

Er war ein Erfolgsmensch und schätzte sich selbst ziemlich hoch ein. Deshalb wagte er es auch, hin und wieder die Mafia zu hintergehen. Er wusste, dass das sehr gefährlich war, aber er liebte das Risiko, und er hielt sich für schlauer als die Männer, für die er tätig war. Warum sollte seine Schlauheit nicht Zinsen tragen?

Er saß an einem großformatigen Schreibtisch, auf dem sich die Post häufte. Geschäftsbriefe, Rechnungen, Vertragsentwürfe. Auch Verbrecher haben damit zu tun, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben.

Aufgewachsen war Brian Cusack an der Gowanus Bay. Seine Eltern - er hatte sie kaum gekannt - waren arm gewesen und früh gestorben. Er hatte schon mit sechzehn auf eigenen Beinen stehen und selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen müssen. Bald hatte er begriffen, dass für ihn das leicht verdiente Geld nicht auf dem ehrlichen Weg lag, und so hatte er sich auf die andere Seite des Gesetzes geschlagen. Er hatte sich mit den richtigen Typen zusammengetan. Sie waren zumeist um ein paar Jahre älter als er gewesen und hatten ihm Verschiedenes beibringen können.

Es war für ihn eine Herausforderung gewesen, besser zu sein als jeder andere. Er legte seine Freunde herein, wo er konnte, und sie muckten nicht auf, denn wer sich mit Brian Cusack anlegte, der hatte kein langes Leben mehr vor sich.

Schritt für Schritt baute Cusack seine Position in Brooklyn aus. Er verstand es, Geld anzuhäufen, und damit kaufte er sich gute Männer, die für ihn heikle Jobs erledigten. Bald war er so groß, dass die Mafia auf ihn aufmerksam wurde. Aber man ließ ihn in Ruhe. Erst als seine Gewinne so beachtlich waren, dass sie der Ehrenwerten Gesellschaft ins Auge stachen, suchte man den Kontakt mit ihm.

Der Mob schlug ihm eine Beteiligung vor. Im Klartext hieß das: Die Mafia wollte an seinen Gewinnen teilhaben. Er war klug genug, um zu wissen, dass man ein solches Angebot nicht ablehnen durfte, und so wurde er ein Partner des Syndikats, der den Schutz dieser großen Organisation genoss und dafür eine Gewinnbeteiligung abgeben musste. Man ließ ihm weitgehend freie Hand. Er konnte nach eigenem Gutdünken entscheiden. Der Mafia war so lange alles recht, solange er die vereinbarten Prozente vom Gewinn regelmäßig ablieferte.

Doch mit der Zeit gefiel Brian Cusack diese Partnerschaft nicht mehr. Er hatte nichts davon. Der einzige Nutznießer war die Mafia. Folglich ließ sich der König von Brooklyn, zu dem er mittlerweile geworden war, etwas einfallen. Er zweigte Gelder ab, bevor er die Gewinne festsetzte und von diesen dann die Prozente für die Ehrenwerte Gesellschaft abzog.

Solange er dies im Kleinen tat, fiel das nicht auf. Jedes Unternehmen unterliegt gewissen Schwankungen. Als Cusacks Abstriche aber immer dreister wurden, muckte das Syndikat auf. Er erfuhr, dass sich die Commissione damit beschäftigen wollte, und er hörte, dass man auf ihn eine Prüfungsgruppe ansetzen wollte. Alfredo Sandrelli und seine cleveren Spürhunde sollten sich um seine Geschäfte kümmern.

Das löste in Brian Cusack einen Alarm aus, und er reagierte auf seine Weise. Sandrelli und seine Freunde lebten nun nicht mehr, und Cusack musste dafür sorgen, dass niemand auf die Idee kam, ihn mit dem Attentat in Verbindung zu bringen.

Cyril Murray stand hinter ihm. Cusack schnippte mit dem Finger. Murray, ein bulliger Typ mit Glotzaugen, trat einen Schritt vor. Er leitete die Geschäfte während Cusacks Abwesenheit, war aber bei weitem nicht in alles eingeweiht, denn uneingeschränktes Vertrauen brachte der König von Brooklyn nur sich selbst entgegen.

„Ja, Boss?“

„Die Nummer von diesem Journalisten ...“

„Von Christopher Copeland?“

„Ja. Wo ist die?“

„Sie muss auf deinem Schreibtisch liegen.“

„Da liegt so viel.“

Murray half dem Boss beim Suchen. Er entdeckte den Zettel unter der Schreibzeugtasche. „Hier“, sagte er und wedelte mit dem Papier.

„Ruf ihn an!“, verlangte Cusack.

„Okay.“

Murray drehte den Apparat zu sich, nahm den Hörer ab und tippte die Nummer des Journalisten. Es läutete fünfmal am anderen Ende der Leitung. Dann meldete sich Christopher Copeland.

„Hallo!“

„Mister Copeland?“

„Ja?“

„Einen Augenblick. Ich gebe Ihnen Mister Cusack.“

Cyril Murray reichte den Hörer an Cusack weiter.

„Hallo, Copeland. Wie geht’s immer?“

„Viel zu tun.“

„Von dem Leiden sind wir alle befallen. Was macht Ihre Galle?“

„Die gibt nun wieder Ruhe.“

„Vielleicht sollte mein Hausarzt Sie einmal aufsuchen. Der Mann ist große Klasse. Hervorragender Diagnostiker. Ausgezeichneter Therapeut. Soll ich ihm Ihre Adresse geben? Die Kosten übernehme selbstverständlich ich.“

„Meinetwegen. Er kann ja mal vorbeikommen.“

„Ich wette mit Ihnen, er findet im Handumdrehen raus, was mit Ihnen los ist und sagt Ihnen, wie Sie Ihr Leiden losbringen. Ein Phänomen, der Mann.“

„So was soll's ja geben. Ich bin einem solchen Arzt leider noch nicht begegnet.“

„Er verlangt natürlich sein Geld, das ist klar. Aber der ist jeden Dollar, den er kriegt, wert. Ich meine, was hat man außer seiner Gesundheit sonst noch, nicht wahr? Hat ein kluger Kopf nicht mal behauptet: Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist?“

„Ein weiser Spruch.“

„Da Ihre Zeit ebenso knapp bemessen ist wie meine, müssen Sie mir erlauben, nun zum eigentlichen Grund meines Anrufs zu kommen. Sie erinnern sich noch an unser Gespräch, das wir in der vergangenen Woche unter vier Augen hatten.“

„Selbstverständlich“, sagte Christopher Copeland.

„Nun, die Sache wurde inzwischen aktuell. Ein Privatjet, der mit fünf Mafiosi besetzt war, wurde von einem Unbekannten mit einer Rakete, die aus Army-Beständen stammte, abgeschossen. Ich möchte, dass Sie sofort Ihre weitreichenden Beziehungen spielen lassen. Posaunen Sie in alle Welt hinaus, dass der Täter ein Mann ist, der mit dieser Tat einen persönlichen Rachefeldzug gegen die Mafia gestartet hat. Wie besprochen, werde ich mich für diese Gefälligkeit in gebührendem Maße erkenntlich zeigen.“

„Ich habe mir bereits eine kleine Backgroundstory zurechtgezimmert“, sagte Copeland.

„Wunderbar!“, lobte Brian Cusack. „Ich schätze es, wenn meine Freunde mitdenken. Lassen Sie hören!“

„Also dieser Mann ist verbittert, weil er durch das Syndikat seine Frau und seine Tochter verloren hat. Der Mob packte ihm eine Bombe unter seinen Wagen, aber nicht er stieg in das Auto ein, sondern ...“

„Ausgezeichnet“, lobte Cusack wieder.

„Ich lasse dabei offen, in welcher Stadt es zu dieser Tragödie gekommen ist. Auch den Namen des Mannes kann ich nicht nennen, denn er hat mich in meiner Wohnung anonym angerufen.“

„Großartig!“, sagte Cusack.

„Und er hat weitere Taten angekündigt.“

„Die Story ist so gut, dass sie echt sein könnte“, sagte der König von Brooklyn begeistert. „Ich wusste, dass Sie für mich genau der richtige Mann sind, Copeland. Ich glaube, ich werde künftighin öfter etwas für Sie zu tun haben. Lassen Sie Ihre Kollegen nun umgehend von diesem anonymen Anruf wissen, okay?“

„Selbstverständlich.“

„Mein Arzt wird Sie noch heute aufsuchen.“

„Vielen Dank.“

„Nichts zu danken. Ich bin aus ganz persönlichen Gründen an Ihrer Gesundheit interessiert“, sagte Brian Cusack und legte den Hörer in die Gabel. Er blickte Cyril Murray an und fragte: „Na, wie habe ich das wieder gedeichselt?“

„Bestens.“

„Ein Unbekannter. Ein Verrückter hat sich entschlossen, gegen die Mafia anzutreten. In Kürze wird das in allen Zeitungen stehen, alle Fernseh- und Rundfunkanstalten werden es berichten. Und wir haben mit dem tragischen Tod von Alfredo Sandrelli und seinen Freunden - den wir aus tiefstem Herzen bedauern - nichts zu tun.“

Der Super Boss von Brooklyn: Ein Roberto Tardelli Thriller #71

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