Читать книгу Anna & Robert - Liebe, Schicksal und ein Handicap - Abbi Doris - Страница 5
Ein seltsames Ostern
ОглавлениеOstern stand vor der Tür, und ich wollte wie so oft zu den Feiertagen an meinem alten Bauernhof zu werkeln. Mit den entsprechenden Brückentagen hatte ich fast eine Woche, in der ich, zwar ohne meine liebste Anna, meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen konnte. Nämlich bis zum Hals im Dreck wühlen. Mein altes Fachwerkhaus - und das hatte ich nicht ansatzweise geahnt - schien ausschließlich aus Dreck zu bestehen. Mit der Zeit hatte ich schon so viel Dreck und Schutt nach außen transportiert, dass man auf der Halde vor dem Haus locker die olympischen Winterspiele hätte abhalten können. Das meiste hatte ich aus dem ehemaligen - achtzig Quadratmeter großen - Kuhstall geholt, der sich im Haus befand. Früher, so um 1865, wärmten die Ausdünstungen der Tiere und ihre Körperwärme wohl zusätzlich das Haus. Damals gab es noch keine Gas,- oder Ölheizungen. Geschweige denn Heizkörper. Den Schornsteinen zufolge wurde wohl an einigen Feuerstellen mit Holz geheizt. Aber egal.
Was mich am meisten wunderte, trotz des vielen Drecks hatte sich die Grundfläche des Hauses nicht verändert. Ich fragte mich daher immer wieder, wie das möglich sein konnte. Aber ich wühlte weiter. Im Gasthaus Heller, welches genau gegenüber lag, wurde ich schon gefragt, ob ich einen Tunnel zum Mittelpunkt der Erde graben würde. Angesichts der Halde vor dem Haus, war diese Annahme durchaus schlüssig. Anna hielt diese Arbeit schon von Anfang an für unzumutbar. Und so vermied sie es, so oft es ging mitzukommen und zu helfen. Ihre Ausreden waren immer plausibel. Aber auch irgendwie verständlich. Welches weibliche Geschöpf wühlt schon gerne im Dreck, der hundert Jahre alt ist. Dieses Mal hatte sie die Einladung einer Freundin angenommen, deren Eltern in Hartau zu besuchen. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. Hartau liegt im Dreiländereck zwischen Deutschland, Polen und Tschechien. Es bestand daher eine sehr große Chance, dass ihr Auto widerrechtlich ins Ausland entführt werden würde. Mit dem Ergebnis, dass die Versicherung ihr einen nagelneuen Wagen vor die Tür stellen müsste. Und so war ich über Ostern in Kulmbach allein. In diesem trostlosen Zustand nahm sich das benachbarte Ehepaar Schneider - aus sicherlich humanitären Gründen - meiner an. Ich wurde herzlichst eingeladen, dieses Osterfest im Kreis ihrer Familie zu verbringen. Nun war ich als Protestant in dieser erzkonservativen, katholischen Familie das Wasser, das man ins Feuer gießt. Beim Einführungsgespräch gab ich zu bedenken, dass ich über keine nennenswerten religiösen Kenntnisse verfügen würde. Meine diplomatischen Beziehungen zum Osterhasen seien rein kommerzieller Art, gab ich zu bedenken. Aber Bernd Schneider beruhigte mich: „Es ist für jedermann ein höchst unvergessliches Erlebnis, Ostern in ihren Reihen verbringen zu dürfen. Vor allem, wenn mein Sohn Klaus Hermann sein Osternest sucht.“
Daher ließ ich mich nicht länger bitten, und willigte ein. Mit einer Flasche Eierlikör unter dem Arm, stieß ich als neutraler Beobachter am Ostersonntag zur Familie Schneider. Nach einer überschwänglichen und recht körperbetonten Begrüßung durch die üppige Hausherrin, begab ich mich mit ihnen in den Salon. Hier sollte der Feierliche Akt der Osternestsuche stattfinden. Der Raum war mit einer gewaltigen Birke geschmückt, die mit den herrlichsten Ostereiern in allen Farben behangen war. Ein reich gedeckter Tisch deutete darauf hin, dass ein sehr opulentes Festmal folgen würde. Im rechten Winkel zur Birke standen zwei recht antik aussehende Sofas, die mit einigen bunten, mit Ostermotiven bestickten Kissen, belegt waren. Alles sah sehr einladend und gemütlich aus. Leise fragte ich meinen Nachbar, wo er den die Eier versteckt hätte.
„Dafür ist seit dem zweiten Weltkrieg mein Vater zuständig“, korrigierte mich Bernd und stellte mich seinem Vater vor, der recht apathisch und scheinbar leblos auf einem der Sessel lag. Ich bemerkte aber, dass sich sein Brustkorb hob und senkte. Daraus schloss ich, dass er doch noch am Leben sein musste. Erleichtert versuchte ich zu ihm Kontakt aufzunehmen. Doch Bernd Schneider kam mir zuvor...
„Opa, Opa“, brüllte Bernd seinem Vater ins Ohr. „Wir haben Besuch von unserem Nachbarn.“
„Was“, brüllte der Opa.
„Der Herr – feiert - heute – mit – uns – Ostern.“
„Gelobt sei der Herr“, bestätigte Opa.
„Aber was zur Hölle will den unser Nachbar hier, dieser Antichrist?“, brüllte Opa und musterte mich feindlich.
Glücklicherweise brachte Opas Inkontinenz eine erfreuliches Wende in unsere kurze Plauderei. Bernd und seine Frau packten Opa und trugen ihn ins Badezimmer, wo er recht gefühllos in die Wanne geworfen wurde. Frau Schneider verschnaufte kurz und schickte dann ihren Liebling Klaus Hermann auf die Suche nach dem Osternest.
„Wie ich meinen klugen Klaus kenne“, prophezeite Frau Schneider mit unverhülltem Stolz. „Wird er das Nest im Nu finden. Der verkalkte Alte versteckt es immer im linken Sofa.“
Mit der Sicherheit einer jahrelangen Routine, stürzte sich Klaus Hermann sogleich auf das linke Sofa. Angestachelt von seinen Erzeugern, wühlte er sich durch die Kissen und verschwand dann zeitweise vollständig in den gewaltigen Sofa-Ritzen.
„He, wollt ihr mich verarschen?“, hob das Kind plötzlich seine Stimme. „Da ist nichts.“
„Aber es muss da sein, es ist doch jedes Jahr dort“, klamüserte Frau Schneider.
Gemeinsam mit seiner Frau begann die kleine Familie die Polster des Sofas systematisch zu zerlegen. Plötzlich sprang Bernd auf, rannte zum Bad und trommelte hysterisch an die Tür.
„Opa“, wo hat du es versteckt?
„Was?“, hörte ich aus dem Bad.
„Wo – sind – die – Eier?“, brüllte Bernd.
„Was für Eier?“
Panik brach aus. Mit Messern bewaffnet, arbeiteten sich die Eheleute Schneider ins Innere des Sofas vor, während Klaus Hermann weinend und mit hängenden Armen mitten im Zimmer stand.
„So eine Scheiße“, eskalierte der Kleine. „Jemand hat mein Osternest gestohlen.“ Er schickte mir einen wutentbrannten Blick und ballte seine Fäuste. Um von mir abzulenken, kroch ich suchend unter das Sofa. Bernd begann die Nähte des Sofas aufzuschneiden und die Füllung herauszureißen.
„Acht Schokoladeneier können sich doch nicht einfach in Luft auflösen“, skandierte er mit Holzwolle auf dem Kopf.
Kein Zweifel, diese Szenerie war wirklich einmalig, und würde mir für immer in Erinnerung bleiben.
„Jedes Jahr der gleiche Mist“, heulte Klaus Hermann. Während seine Eltern die Einzellteile des Sofas im Wohnzimmer verteilten.
Opa hatte sich zwischenzeitlich aus dem Badezimmer befreit, und erschien vollkommen Nackt im Wohnzimmer.
„Zum Geburtstag viel Glück, schaut nach vorn nicht zurück“, sang er aus voller Kehle.
Einfach herrlich und einmalig. Nur mit Mühe gelang es mir, meine Emotionen zurück zu halten. Mein Zwerchfell begann wehzutun. Meine Lachmuskeln wollten arbeiten und ich hatte große Mühe, sie davon abzuhalten. Schließlich wollte ich meine Nachbarn und ihren verblödeten Sohn nicht kompromittieren. Nach einer gefühlten weiteren Stunde, wurde die Suche ergebnislos abgebrochen und Bernd brachte die Trümmer des Sofas auf die Terrasse.
„Nächstes Jahr klappt es bestimmt“, tröstete Frau Schneider ihren Sohn, während sich Bernd abmühte, seinen Vater vor den wütenden Angriffen seines Sohnes zu schützen. Opa drehte sich lächeln um und legte sich zurück in die Wanne.
Ich zog mich auf Zehenspitzen in die rechte Ecke zurück und ließ mich erschöpft auf das rechte Sofa fallen.
Kratsch...!
Acht stramme Schokoladeneier gaben unter meinem Gewicht ihren Geist auf. Ich wagte nicht mich zu rühren, und sann mit geschlossenen Augen darüber nach, ob es nicht besser gewesen wäre, mit meiner Liebsten in Hartau einen Autodiebstahl zu beobachten. Da auch das Essen ausfiel – sämtliche Speisen auf dem Esstisch waren von der Füllung des Sofas überdeckt - verließ ich nach einer kurzen Wartezeit die kleine Familie mit der Begründung: „Anna würde mich bald anrufen.“
Am nächsten Tag
Es war ein recht kühler Ostermontag Vormittag. Ich war auf der Autobahn Richtung Berlin unterwegs und befand mich gerade auf Höhe der Abfahrt Hof. Irgendwie fühlte ich mich nicht so besonders, um es so zu formulieren, mir war richtig schlecht. In meinen Eingeweiden schien sich eine Riesenschlange zu winden, um sich ab und zu in meinem Dickdarm zu verbeißen. Was war wohl der Grund?, fragte ich mich. Ich hatte doch nichts falsches gegessen..?
Wahrscheinlich war ich unter Zeitdruck, und daher zu übereilt aufgebrochen. Nicht einmal richtig gewaschen hatte ich mich. Ich hatte die Osternestsuche bei Familie Schneider glücklich hinter mich gebracht. Zur Belohnung wollte ich mir danach ein kleines Bierchen gönnen. Also ab in den Gasthof Heller genau gegenüber. Leider blieb es nicht bei einem Bierchen. Man kam ins Reden, wie schon so oft. Es war ja auch urgemütlich im Gasthof Heller. Nicht nur eine sehr gute deutsche Küche war zu verzeichnen, auch das Kulmbacher Bier war fantastisch. Von den Preisen ganz zu schweigen. Schweinebraten mit Sauerkraut und fränkische Klöße für 5,50 DM und ein halber Liter kostete 1,80 DM. Zudem waren die Portionen so groß, dass eine mittlere Familie davon satt geworden wäre. Da blieb man gerne. Nicht nur weil es das in Berlin nicht gab, ich mochte auch die Leute, die mit mir am Tisch saßen. Ich kam ja aus der Berlin, und die Neugier der Leute war unerschöpflich. Nach ein paar Bier gab ich auch bereitwillig Auskunft. Die Frage eines Bauern, dessen Händedruck den Geruch von Kuhstall so intensiv auf meiner Hand hinterließ, dass die Kontamination auch nach mehrfacher Handwäsche nicht zu beseitigen war: „Wie viele Mitglieder das Rote Kreuz in Berlin wohl haben würde?“, überstieg jedoch meinen Kenntnishorizont. So wurden mir manchmal Fragen gestellt, die in mir oftmals den Samen der Erkenntnis keimen ließen, dass die Leute des Ortes nicht mitbekommen hatten, dass der zweite Weltkrieg schon lange vorbei war. Meistens zur späten Stunde, wurden von den älteren Eingeborenen aus voller Kehle Kampflieder der Wehrmacht gesungen, dessen öffentlicher Vortrag vor dem Berliner Reichstag eine mehrjährige Haftstrafe, oder zumindest die Einweisung in eine Heilanstalt zur Folge gehabt hätte. Wie ich es schon sagte, es war urgemütlich. Also, ich blieb bis 23.00 Uhr. Ich hatte mich köstlich amüsiert, mächtig einen in der Krone, aber auch gut und reichlich gegessen. Der Schweinebraten mit Sauerkraut war so gut, dass ich gleich zwei Portionen verdrückt hatte. Allein die Kruste war göttlich und jeden Pfennig wert. Wie ich in mein Bett kam, wusste ich nicht mehr. Als ich jedoch am nächsten Morgen aufwachte, stand die Sonne schon auf 11 Uhr. „Scheiße“, fluchte ich. „Verschlafen..!“
Ich hatte noch einiges zu tun, und sprang ohne das übliche wach Schlummern aus dem Bett. Es gab es nur eine Katzenwäsche ohne Zähneputzen. Dann noch das Wasser abstellen, Fensterläden schließen und Heizung auf Wintermodus stellen, den Kühlschrank ausräumen und abstellen. Noch ein kurzer Blick...abschließen, die Sachen im Kofferraum verstauen und ab Richtung Heimat. Nun war ich auf Höhe der Abfahrt Hof und in meinem Bauch rumorte es bedenklich. Es war unmissverständlich, ich brauchte dringend eine Toilette. Bis Berlin würde ich es nicht aushalten. Soviel war klar. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich dem Druck, der sich unüberhörbar in meinen Eingeweiden aufgebaut hatte, noch länger als 10 Minuten standhalten würde. Als sich zu dem tiefen Rumoren auch noch die typischen Schmerzen im Unterbauch gesellten, war Gefahr in Verzug. Jeder kennt doch das Gefühl, wenn man für ein gepflegtes Klo seine Mutter verkaufen würde. Man verliert jegliche Kontrolle über seine Manieren, mehr noch, man verliert seine Menschlichkeit. Ein blaues Schild signalisierte mir, dass die nächste Raststätte noch zwölf Kilometer entfernt war. Ich fragte mich, ob das gutgehen würde und trat das Gaspedal durch bis zum Anschlag. Mir war es in diesem Moment vollkommen egal, ob man mich blitzen würde. Ich wagte es kaum, mich zu bewegen. Jedes Schlagloch, da war ich mir sicher, würde eine Katastrophe in meiner Hose auslösen. Nur noch meine notwendigsten Lebensfunktionen sorgten dafür, dass ich bei Bewusstsein blieb. Wie in Trance nahm ich die Auffahrt zum Rastplatz. Ich fuhr direkt bis vor die Tür, auf dem mit großen schwarzen Buchstaben stand: „WC und Dusche.“ Am liebsten wäre ich mit dem Auto durch die Tür, bis direkt in die Toilette gefahren.
„Konnte ich noch gehen?“, fragte ich mich.
Wie ein geölter Blitz sprang ich aus dem Auto und ließ sogar den Schlüssel stecken. Ich riss die Tür auf und da war sie, eine Toilette, nein viele Toiletten. Ein Sturm der Erleichterung floss durch meinen Körper und Freudentränen liefen mir über das Gesicht. Doch was war das, keine der Toilettentüren ließ sich nicht öffnen. An jeder Tür war ein kleiner weißer Kasten angebracht.
„50 Pfennig einwerfen und Hebel drücken.“
„Leck mich doch am Arsch..!“, schrie ich. „Das darf doch nicht wahr sein..!“
Wo bekomme ich nur 50 Pfennig her? Nur fünfzig Pfennig..! Mein Geldbeutel war im Auto. Doch zurück zum Auto würde ich es nicht schaffen. In diesem Moment hätte ich meinen rechten Arm für eine 50 Pfennig Münze hergegeben. Panisch suchte ich nach einem Ausweg und war kurz davor, mich gleich hier im Flur vor den Toiletten zu erleichtern.
„Was ist das für eine Tür?“, flüsterte ich halb im Wahn. Eine schmale Tür, versteckt hinter der letzten Toilette. Leicht gebeugt, mit X-Beinen und einer Ohnmacht nahe, schlich ich in Richtung dieser Tür, öffnete sie und schaute hinein. Es war offensichtlich die Fernfahrer Dusche. Weiße Fliesen bis an die Decke, ein Waschbecken, eine Duschkabine mit Vorhang.., aber keine Toilette. Ein feucht warmer Nebel lag in der Luft. Wahrscheinlich hatte hier gerade jemand geduscht. Es fühlte sich jedenfalls so an. Scheiß egal, dachte ich und trat ein. Ich verriegelte die Tür, schob den Duschvorhang beiseite, drehte mich mit dem Gesäß in Richtung Dusche, riss mir die Hose runter und beugte mich leicht nach vorn. Alles das, was mir in den vergangenen Minuten so viel Schmerz bereitet hatte, entlud sich in einem tiefen Brummen gefolgt von einem lautem Zischen. Ich hörte, wie all das, was ich gestern so genossen hatte, in weniger als 5 Sekunden in der Duschkabine aufschlug. Aber diese wenigen Sekunden hatten die Kabine der Fernfahrer- Dusche in einen Ort des Schreckens verwandelt. Die Duschkabine sah aus, als hätte Josef Beuys den Pinsel oder besser den Quast geführt. Jedenfalls hatten Sauerkraut, Bier, Schweinebraten und fränkischer Presssack ganze Arbeit geleistet. Ich war tief schockiert, und das Bild, was sich mir bot, war unbeschreiblich. Sekundenlang versuchte ich zu überblicken, was ich da angerichtet hatte. Schock und Faszination trommelten gleichzeitig gegen meine Schläfen. Nur der unglaubliche Gestank holte mich zurück in die Realität. Man sagt doch: „Die Eigenen sind okay.“ Doch in genau diesem Moment wurde diese Aussage widerlegt. Das Atmen fiel mir schwer, meine Augen brannten, und ich war nahe dran, mich zu übergeben. Ich war hin und her gerissen. Unendliche Erleichterung, aber auch tiefe Scham und Schuld hielten sich die Waage. Ich sah mich um, Papier gab es nicht, also nahm ich den Duschvorhang, hinterließ daran eine hässliche Schleifspur, und verließ fluchtartig den Ort des Geschehens. Auf der Weiterfahrt malte ich mir aus, was wohl der nächste Fernfahrer empfinden wird, wenn er müde, und nach einer heißen Dusche lechzend, den Raum betreten würde. Irgendwie flammte Mitleid in mir auf, das jedoch von hochgradiger Zufriedenheit in den Hintergrund gedrängt wurde. Denn...mir ging es wieder richtig gut. Eins hatte ich mir jedoch geschworen, niemanden davon zu erzählen. Als jedoch wenig später in der Presse berichtet wurde, dass ein Fernfahrer nach dem Betreten, einer von Vandalen verunreinigten Dusche, ins Koma gefallen war, wollte ich mich sogar den Behörden stellen. Aber ich war feige und ließ es. Hoffentlich hat sich der Mann wieder erholt, dachte ich mir immer wieder. Um einer eventuellen Strafverfolgung zu entgehen, verkaufte ich meinen Wagen ins Ausland und veränderte zusätzlich mein Äußeres. Als ich einige Wochen später wieder nach Kulmbach fuhr, nahm ich sogar einen Umweg in Kauf. Nie wieder wollte ich an dieser Raststätte vorbei fahren. Inzwischen sind so viele Jahre vergangen, und die Tat ist sicher auch schon längst verjährt. Jedoch werden mir diese Ostertage für immer im Gedächtnis bleiben. Ach ja, das Auto von Anna wurde nicht gestohlen. Nur das Autoradio und andere Kleinigkeiten wurden entwendet.