Читать книгу Die neun giftigsten Tiere der Tierwelt - A.D. Astinus - Страница 4
ОглавлениеSeewespe
Chironex fleckeri, auch bekannt als Seewespe, ist eine Art der Würfelquallen (Cubozoa), die an den Pazifischen Stränden beheimatet ist und aufgrund ihres Giftes gefürchtet ist. Um sich vor den Tieren zu schützen, werden in Australien ganze Badestrände seeseitig eingezäunt oder man geht mit einem nesselsicheren Tauch-, Surf- oder Quallenschutzanzug ins Wasser.
Als Seewespe bezeichnet man auch die in derselben Familie stehende und eng verwandte Art Chiropsalmus quadrigatus.
Merkmale
Sehfähigkeit
Die Seewespe verfügt über eine komplexe Sehfähigkeit. Von 24 Sehorganen sind 16 einfach aufgebaute Pigmentgruben, die nur hell und dunkel unterscheiden, die restlichen acht Sehorgane verfügen, wie Forscher der schwedischen Universität Lund herausfanden, über hochentwickelte Linsen. Die Linsen sind nur einen Zehntelmillimeter groß und liefern ein erstaunlich scharfes Bild.
Nervensystem
Forscher verwunderte anfänglich, dass sie bei Quallen lediglich ein sehr schwaches Nervensystem fanden, obwohl zum Verarbeiten der komplexen visuellen Reize eigentlich ein Gehirn notwendig ist. Auch Seewespen verarbeiten die Nervensignale ihrer Linsenaugen demnach direkt in dem Nervenareal, das Schwimmbewegungen steuert. Jedes Sehorgan hat vermutlich eine spezialisierte Aufgabe, die Reize werden daher nicht zentral verarbeitet, sondern führen direkt zu einer Reaktion.
Tentakel
Wie bei anderen Quallen auch besteht der Körper der Seewespe aus einer wasserreichen Gallerte, die eine Schwimmglocke bildet. Daran hängen bei einer ausgewachsenen Würfelqualle bis zu 60 Tentakel, die bis zu drei Meter lang werden können. Diese Tentakel sind bestückt mit etwa 5.000 Nesselzellen (Nematocyten), deren feine Fäden bei mechanischer Reizung aktiviert werden, dann in die Haut des Opfers eindringen und ihr extrem starkes Gift entladen.
Giftwirkung
Durch die Anordnung der Nesselzellen an den Tentakeln bleibt bei den Opfern ein charakteristisches Strickleitermuster zurück, das in die Haut gebrannt ist. Die Wunden verheilen nur äußerst langsam, da sich die Tentakel durch sämtliche Hautschichten ätzen. Das Toxin selbst wirkt hauptsächlich auf die Nerven und führt zu Lähmungen der Skelett- und Herzmuskulatur und der Atmung. Es durchlöchert ferner die Membrane der Blutkörperchen, was zu einem Kaliumaustritt führt, der einen Herzstillstand verursacht. Das Gift besteht aus Proteinen, welche die Hauptmasse der für die Toxizität verantwortlichen Substanzen ausmachen. Der Tod kann innerhalb weniger Minuten eintreten, wenn nicht sofort medizinische Notmaßnahmen eingeleitet werden. Dabei reicht bereits die Berührung mit wenigen Metern der Tentakel, eine Strecke, die innerhalb des Tentakelnetzes der Qualle schnell erreicht wird. Die Seewespe gilt als das giftigste Meerestier der Welt und jedes Jahr sterben mehr Menschen an dem Gift dieser Qualle als durch Hai-Angriffe.
Behandlung
Seit einigen Jahren steht ein Gegengift zur Verfügung. Da jedoch die Wirkung der Nesselzellen sofort eintritt und das Leben der Patienten unmittelbar bedroht ist, müssen Sofortmaßnahmen ergriffen werden. Die Tentakel haften meist nach dem Unfall weiter auf der Haut des Opfers und geben bei Bewegung weiter erhebliche Giftmengen ab. Eine mechanische Entfernung ebenso wie Abspülen mit Wasser ist also nicht möglich. Es hat sich allerdings gezeigt, dass verdünnte Essigsäure, die auf die Tentakel einwirkt, die Nesselzellen zuverlässig und schnell deaktiviert. Handelsüblicher Essig kann verwendet werden und führt zur Deaktivierung der Nesselzellen. Diese Sofortmaßnahme wird seit 1980 erfolgreich praktiziert. Von einer Behandlung mit Essig wird jedoch mittlerweile dringend abgeraten, da diese Maßnahme zwar noch nicht abgefeuerte Nesseln deaktiviert, jedoch gleichzeitig dazu führt, dass die sich in der Haut befindlichen Nesseln sofort ihr restliches Gift abgeben. Inzwischen wird Zinkgluconat als potentielles Medikament erforscht, um die Giftwirkung bis zur Gabe des Gegenmittels zu verlangsamen und dem Opfer damit wertvolle Zeit zu schenken.
Entdeckungsgeschichte
1948 wurde die Qualle von Ronald Southcott zum ersten Mal gefunden. Die Todesfälle durch das Tier wurden vorher vor allem der deutlich auffälligeren und ebenfalls hochgiftigen Portugiesischen Galeere (Physalia physalis) zugeschrieben. Beschrieben und benannt wurde die Seewespe erst 1955 als Chironex fleckeri; der Gattungsname bedeutet übersetzt „mordende Hand“.
Lebenszyklus
Lange Zeit nicht geklärt war das plötzliche Auftauchen der Tiere. Normalerweise bilden Quallen zwei Generationen aus: die festsitzenden Polypen und die Medusen, die freischwimmend leben und von den Polypen abgeschnürt werden. Für die Würfelquallen waren diese Polypen bis zu dem Zeitpunkt vollkommen unbekannt. Die Aufklärung des Lebenszyklus der Seewespe ist vor allem dem Biologen Robert Hartwick zu verdanken. Nach neuesten Forschungen wird jedoch davon ausgegangen, dass sich die winzigen Polypen bis zu 50 km vor Küsten, etwa im Great Barrier Reef, entwickeln. Im Frühsommer wandelt sich der gesamte Polyp in eine einzelne Würfelqualle um und schwimmt ins Meer hinaus. Sie sucht auch an Stränden nach Nahrung, kleinen Krebsen und Fischen, die sich in den Tentakeln verfangen und binnen Sekunden getötet werden.
Chironex fleckeri im Film
Im Film Sieben Leben wird Chironex fleckeri als „Haustier“ des Protagonisten gezeigt. Er verwendet sie schließlich für seinen Freitod, um Herz und Cornea zu spenden. In dem Film wird deutlich, wie schmerzvoll eine Berührung mit der tödlichen Qualle sein kann.