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Donnerstagabend In einem Raum im Obergeschoss eines Hauses in Jerusalem

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DIE JÜNGER SIND IRRITIERT ÜBER Jesu Worte. Das Passahmahl ist doch eigentlich ein frohes Ereignis, ein Anlass zum Feiern, denn es wird der Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten durch Gott gedacht. Das Mahl ist ein Hinweis auf die Hoffnung, dass Gott den Messias schicken wird, und deshalb hat es auch für die Jünger eine ganz besondere Bedeutung. Sie sind nämlich davon überzeugt, dass Jesus der Messias ist, und dass sie zu diesem konkreten Passahfest in Jerusalem sind, weil er seine Königsherrschaft antreten wird. Vier Tage zuvor hat die Menschenmenge ihn mit lautem Jubel in der Stadt begrüßt. Wieso redet er dann jetzt davon, dass sein Blut vergossen werden wird? Was hat das alles zu bedeuten?

Nur sehr selten hat sich das scheinbare Schicksal einer historischen Gestalt so schnell und dramatisch gewendet wie das von Jesus in der letzten Woche seines Lebens. Am Sonntag noch zieht er unter dem Jubel der Palmwedel schwenkenden Menge in Jerusalem ein. Die Menschen sind davon überzeugt, dass er der verheißene Messias ist. Am Donnerstagabend hält er sich im Grunde versteckt, während die religiösen Führer mit Hilfe eines seiner zwölf Jünger – der während der ganzen Zeit seines öffentlichen Wirkens einer der engsten Begleiter gewesen ist – Pläne schmieden, wie sie ihn endgültig loswerden können.

Jesus weiß natürlich, was auf ihn zukommt. Er hat bereits alles vorhergesagt, aber seine Jünger haben es nie begriffen. Die Ereignisse der letzten 24 Stunden im Leben Jesu werden eine Prüfung sein für diejenigen, die ihm am nächsten stehen – eine Prüfung, die sie nicht bestehen werden.

Jesus ist in Jerusalem angekommen, nachdem er zusammen mit seinen Jüngern die etwa 120 Kilometer von der Gegend um den See Genezareth zu Fuß zurückgelegt hat, wo er einen großen Teil der Zeit seines irdischen Wirkens verbracht hat. Er ist nach Jerusalem gekommen, um dort das Passahfest zu feiern, und er ist gekommen, um dort zu sterben. Er kommt vom Ölberg aus auf einem Esel in die Stadt geritten, auf den einige seiner Anhänger ihre Kleider gelegt haben. Menschenmassen jubeln ihm zu und rufen:

»Gelobt sei der Sohn Davids,

ja, gepriesen sei,

der im Auftrag des Herrn kommt!

Gelobt sei Gott im Himmel!« (Matthäus 21,9)

Im Grunde sagen die Menschen damit: »Rette uns jetzt sofort, Jesus. Erlöse uns.«

Jesus schaut sich in der Stadt um, und als es Abend wird, geht er zurück nach Bethanien auf dem Ölberg, um dort zu übernachten (Markus 11,11)3. Am nächsten Tag geht er dann zum Tempel. Dort im Vorhof, wo jeder beten darf, sieht er, wie die Leute Waren kaufen und verkaufen, sodass der Tempel wie ein Marktplatz scheint. Jesus wird sichtlich zornig und ruft in die Menge: »Ihr wisst doch, was Gott in der Heiligen Schrift sagt: ›Mein Haus soll für alle Völker ein Ort des Gebets sein‹, ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht« (Markus 11,17).

Er wirft die Tische der Geldwechsler um, vertreibt die Händler (Matthäus 21,12) und zieht dadurch den Zorn der religiösen Führer auf sich, die im Tempel das Sagen haben.

Im Laufe der darauf folgenden Woche kommt Jesus jeden Tag wieder auf den Vorhof des Tempels und drängt in dem, was er dort sagt, immer heftiger auf Reformen im religiösen Leben, sodass sich genau diese religiösen Führer, die Pharisäer, provoziert fühlen. »Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer!«, sagt Jesus. »Ihr seid wie die gepflegten Grabstätten: von außen sauber und geschmückt, aber innen ist alles voll stinkender Verwesung« (Matthäus 23,27). Er kritisiert ihre geistliche Arroganz, ihre Verbohrtheit und die vielen Regeln ihres Glaubens, die nur dazu dienen, die verlorenen Menschen noch weiter vom Glauben an Gott zu entfremden. Im Grunde sagt er zu den Menschen: »Tut, was die religiösen Führer euch predigen, aber verhaltet euch nicht so wie sie; denn sie sind wie Blinde, die Blinde führen.«

Mit jedem Anklagepunkt und jeder Infragestellung ihrer inneren Einstellung provoziert Jesus die Schriftgelehrten, Pharisäer und Sadduzäer mehr. Jedes Mal, wenn er mit seinen Anhängern im Tempel auftaucht, nimmt die Anspannung zu. Am Donnerstag ist dann klar, dass die religiösen Führer in Jerusalem Pläne schmieden, Jesus umzubringen.

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