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Unweit der Galerie…….
ОглавлениеThe Art of Taking
Mädchen auf der Blumenwiese von Adam Imrish
Tara blinzelt verschlafen.
Irgendetwas hat sie geweckt.
Langsam rollt sie sich aus dem Bett und streicht sich ihre langen, kastanienbraunen Haare aus dem Gesicht. Sie läuft an dem großen Standspiegel vorbei und streckt ihrem Spiegelbild die Zunge heraus. Nachdem sie die Anrufbeantworter ihrer beider Telefone kontrolliert hat, ist sie fast überzeugt geträumt zu haben. Ein Blick durch den Türspion bestärkt sie in ihre Annahme, doch ihre Neugier siegt über die Logik: Tara öffnet die Türe einen Spalt breit.
Ein kleines Aquarium mit einem lebendigen Monster, daneben eine kleine Tasche - ansonsten ist der Flur leer! Anscheinend hat sie doch nicht geträumt.
Tara öffnet die Türe jetzt ganz und holt schnell alles herein. Mit einem Fußtritt schließt sie die Türe wieder.
Das Wasserheim des Monsters stellt sie erst einmal auf den Esstisch und öffnet die Tasche. Sie enthält eine kurze Beschreibung des seltsamen Tieres, den Futterplan samt einigen Tüten Futter. Tara wirft einen Blick hinein: überall krabbelt es und schon ist ihre Neugierde befriedigt.
In einem kurzen Brief stellt sich die Eigentümerin als Nachbarin vor, die ganz kurzfristig verreisen musste, aber in ein paar Tagen zurück sein wird. Dann würde sie alles erklären und auch für alle weiteren Kosten aufkommen.
Tara legt den Brief auf den Tisch und betrachtet den neuen Hausgast. In der Beschreibung steht nachtaktiv. Das bedeutet er schläft tagsüber.
Sie sieht ihn an. Träge sieht er zurück.
„Einverstanden“, signalisiert sie ihm. „ Dann schlafen wir beide noch eine Runde.“
Tara schlurft zurück ins Schlafzimmer. Sie ist erst sehr spät von ihrem Trip aus dem 14.Jahrhundert zurückgekehrt und will eigentlich mal wieder richtig ausschlafen.
*
„Zur Rosebud Galerie!“ Der Fahrer nickt und gleich darauf zieht der Tonnen schwere Wagen sanft an.
Das Rosebud ist zu DeAgostinis Lieblingsgalerie geworden, seit Lidija sie vor zwei Jahren übernommen hat. Er teilt ihre Vorliebe für Asiens erotischer Kunst und als ausgebildete Kunst-historikerin vertraut er auch ihrem Urteil.
Lidija steht vor dem Eingang und genießt ihre erste Zigarette. Ihr schwarzes Haar schimmert in der Vormittagssonne.
„Guten Morgen Lidija. Ich wusste gar nicht, dass Sie rauchen. Wenn Sie mir sagen, welche Marke, kann ich sie Ihnen das nächste Mal aus dem Duty-Free Shop mitbringen.“
Aus ihren Gedanken gerissen, schrickt Lidija auf.
„Oh Signore DeAgostini, guten Morgen. Sie können gerne schon reingehen. Ich komme sofort.“
Sie macht noch einen tiefen Zug, dann drückt sie die halbfertige Zigarette im Stehascher aus und folgt ihrem Kunden.
Signore DeAgostini erwartet sie im unteren Bereich der Galerie. Lidija bedeutet ihm ihr zu folgen.
Entlang der Wand stehen graue Schränke mit breiten flachen Schubladen Lidija verschiebt die Plättchen des Musters an der Seitenwand und ein leises Surren zeigt ihre Entriegelung an.
Sie zieht die oberste Schublade auf und ein wunderschöner Druck von Suzuki Marunobu erscheint.
Er zeigt ein älteres Paar mit hochgeschobenen Gewändern. Der Mann nimmt die Frau, auf einem Teppich liegend von hinten, während um die Ecke, unter einer Decke versteck, ein kleiner Junge das Geschehen beobachtet.
Das nächste Bild stammt von Katsushika Hokusai, ebenfalls einem berühmten Künstler seiner Zeit: ein Oktopus verwöhnt eine auf dem Rücken liegende Frau mit seinen Armen.
Lidija beobachtet Signore DeAgostinis wachsende Erregung. Sie legt die Bilder übereinander auf dem großen Tisch ab und zieht eine weitere Schublade auf.
Obenauf liegt eine Tusche-Zeichnung von weiblichen Geschlechtsteilen in drei verschiedenen Alterszyklen: eine noch unbehaarte jungfräuliche Pflaume, darunter die einer erwachsenen Frau und als letztes die Zeichnung einer reifen Pflaume. Auf allen drei Bildern testet eine männliche Hand die Feuchtigkeit der einzelnen Geschlechtsorgane.
Nachdem Lidija auch dieses Bild aus der Schublade genommen hat, erscheint darunter ein Schwarz-Weiß Foto.
Es zeigt Lidija splitternackt, wie sie lächelnd in die Kamera blickt.
Signore DeAgostini hebt das Bild selbst aus der Schublade und betrachtet es. Auf seinen fragenden Blick hin, öffnet Lidija den Reißverschluss am Rücken und lässt ihr Kleid zu Boden gleiten.
Sie nimmt einen Stuhl und stellt ihr Bein darauf, streicht ihr Haar hinter das rechte Ohr und blickt nun Signore DeAgostini in derselben Pose wie auf dem Foto an.
DeAgostinis Augen wandern zwischen dem Foto und der Wirklichkeit hin und her.
Lasziv fährt Lidija jetzt mit ihrem Zeigefinger über die Spitze ihres Kitzlers und spreizt die kleinen dunklen Lippen. Sie bilden die Flügel zu ihrer rosaglänzenden Spalte; ein wunderschöner kleiner Schmetterling
Kleine Schweißperlen bilden sich auf DeAgostinis Stirn und seine tiefen Atemzüge zeigen, dass er um Kontrolle ringt.
Nach einigen Augenblicken hebt sie ihr Kleid auf und zwei Handgriffe später ist sie wieder angezogen.
„Kann ich dieses Bild auch erwerben“ erkundigt sich Signore DeAgostini leise.
„Wenn Sie wollen.“
„Gut, was schulde ich Ihnen für alles?“
Lidija geht zu einem kleinen Karteikasten und blättert ihn durch.
„Für die Shungas bekomme ich 25.000.“
„Und für das hier?“
„Das bekommen Sie heute als Geschenk.“
Lidija holt eine Kartusche aus einem kleinen Lagerraum und rollt die Bilder zusammen, das Foto liegt ganz innen.
„Wann rechnen Sie wieder mit neuer Ware“ erkundigt er sich als das Geschäftliche erledigt ist.
„Sobald ich Tara wieder sehe, weiß ich mehr. Aber sicher noch vor der Vernissage. Rufen Sie an oder schauen Sie nächste Woche einfach vorbei.“
Signore DeAgostini nickt und Lidija begleitet ihn zur Türe und sperrt auf:
„Bis bald Signore“.
Vor der Türe zündet sie sich eine neue Zigarette an. Diese möchte sie gerne fertigrauchen.
Ein paar Straßen weiter führt Salomon Wasserstein sein Antiquariat.
Böse Mäuler bezeichnen es als einen Trödelladen mit Anspruch zu Höherem, doch er liebt sein Geschäft genauso wie es ist. In den letzten 40 Jahren haben sich die hohen Regale sind bis oben hin gefüllt. Um dorthinauf zu kommen braucht er Einhängeleitern und meistens auch etwas Hilfe.
Sein Sortiment umfasst neben Büchern auch einige Gemälde und Fotographien. Die Gemälde und Fotos hat er erst vor ein paar Jahren hinzugenommen.
Am meisten Spaß macht ihm aber seine Comicabteilung.
Hier schmökert seine jugendliche Kundschaft stundenlang in den Regalen mit den alten Comics und Heftchen mit Abenteuerromanen herum. Nur selten hört er, dass ein Mobilphone klingelt und wenn, dann sind die Gespräche nur sehr kurz. Es erscheint Salomon fast so, als sei ihnen die Zeit in seinem „Trödelladen“ zu kostbar, um sie mit telefonieren zu verbringen.
Kürzlich hatte sich eine junge Frau so in ein Büchlein vertieft, dass er sie auf den Ladenschluss aufmerksam machen musste. Sie entschuldigte sich und wollte es kaufen, um es zu Hause fertig zu lesen. Da sie aber auch noch zwei andere Bücher mitnahm, hat er das Kleine ihr geschenkt.
Er erinnert sich nur noch dass die Titel alle mit Art zu tun hatten.
*
Inzwischen ist Tara ist zum zweiten Mal aufgewacht.
Sie streckt sich genüsslich, dann fliegen ihre langen Beine mit einem eleganten Schwung aus dem Bett und im nächsten Augenblick steht sie und ihr Knackpo auf festem Boden. Ihrem Spiegel schenkt sie dieses Mal ein strahlendes Lächeln.
Das Aquarium auf dem Esszimmertisch erinnert sie schlagartig an ihren Gast. Vorsichtig nähert sie sich dem Becken. Das kleine Monster schläft noch.
Unter seinem Körper glänzt allerdings etwas Metallisches. Tara versucht zu ergründen, was es sein könnte, doch der größte Teil wird von dem Schläfer verdeckt. Sie wird sich zum Abend gedulden müssen, dann wird sie ihn mit Futter von seinem Schatz weglocken.
Gutgelaunt geht sie ins Bad.
Nachdem sie vor einigen Jahren ihr Kunststudium beendet hatte und aus Florenz, der letzten Station ihres Studiums zurückgekehrt war, hat sie als Kunstberaterin für Privatkunden ihre berufliche Laufbahn begonnen. Als einem ihrer Kunden ein Bild gestohlen wurde, lernte sie die archaische Arbeitsweise der Versicherungen kennen. Daraufhin bot sie bot den Versicherungskonzernen an, gestohlene Kunstwerke gegen eine Provision wiederzubeschaffen.
Seitdem ist „Versicherungsdetektivin“ ihre offizielle Berufsbezeichnung. Es macht Spaß.
Kaum ist sie in der Dusche, da schießen ihr schon die ersten schmutzigen Phantasien zwischen ihre Schenkel:
In der Dusche zu pieseln hat ihr schon immer Spaß gemacht.
Mit dem Zeigefinger kann sie die Weite ihres Strahls steuern. So hat sie sogar schon Wetten gegen Jungs gewonnen - das war allerdings vor 20 Jahren.
Genüsslich massiert sie ihren erregten Kitzler, spreizt ihre geschwollenen Lippen und fährt mit ihrem Mittelfinger tief in ihren Lustgarten. Ihre Phantasien kreisen um gesichtslose Körper und deren Spiele, sie genießt ihre Geilheit bis sich ihre aufgestaute Lust in einen gewaltigen Orgasmus entlädt. Die Magie des Eros lässt sie erzittern.
Erschöpft rutscht sie auf den Boden der Kabine. Das warme Wasser läuft ihr über den Kopf und von ihren Haaren tropft es ihr ins Gesicht. Es ist ein schönes Gefühl, völlig entspannt dazusitzen und die Gedanken wie den Wasserstrahl einfach abfließen zu lassen.
Doch auf einmal machen sich die Bilder in ihrem Kopf breit und sie hört die Stimme aus dem Off:
„ Alida, hilf uns!"
Das Sultanat von Delhi ist mit seinen Truppen auf dem Weg hierher. Wir müssen unsere Heiligtümer und die Schätze unserer Götter in Sicherheit bringen. Zeig‘ uns die Plätze, wo sie für die nächsten hundert Jahre sicher ruhen können. Es eilt sehr!“
Tara fühlt sofort wieder die starke Aura des Mönchs.
Um einen sicheren Platz für die wertvollen Kunstgegenstände zu finden, hat sie während der beiden letzten Tage die Tempelanlage von Meenakshi mit ihren Tortürmen im Zeitraum vor 1311 studiert. Als Verstecke eignen nur die Orte, die auch noch nach der kurzen muslimischen Herrschaft existieren werden.
Die Tempelanlage selbst schloss Tara bei ihrer Untersuchung als Versteck aus, da die Truppen hier zuerst suchen würden. Der Fluss Vaigai indes erweckte ihre Phantasie. Er fließt immer noch mitten durch Madurai. Zwar führt er Wasser nur während der Regenzeit, doch das reicht für ihren Plan.
Letzte Nacht hat sie ihren Astralkörper Alida wieder ins 14. Jahrhundert geschickt und dem Mönch das Ergebnis ihrer Überlegungen überbracht:
Sie sollen die wertvollsten Schätze jetzt, im noch trockenen Flussbett tief vergraben. Die Regenzeit, die in einem Monat beginnt, wird dann den Fluss über die Vergrabungen leiten und sie so zusätzlich schützen.
Sie gab ihrem Freund auch zu bedenken, dass wenn die Plünderer nicht genug finden, er zuerst dafür büßen wird. Doch der Mönch nickte nur und bedankte sich mit einer tiefen Verbeugung vor ihrer Inkarnation als Alida.
Tara ist sich bewusst, dass sie mit ihrem Ratschlag in den Ablauf der Geschichte eingreift und hat deshalb auch dieses Mal, sofort den von ihr beeinflussten Verlauf überprüft:
Das Ergebnis blieb unverändert: es wurden alle getötet, lediglich die Reihenfolge hatte sich verändert.
Sie weiß, dass sie das Richtige getan hat.
Langsam öffnet Tara die Augen und stellt das Wasser ab.
*
Nachdem Lidija jedes Mal nur den AB erreicht hat, hat sie beschlossen einen entspannten Nachmittag zu Hause zu verbringen.
Einige Magazine und Bücher warten noch auf das Gelesen-Werden und bis zum Abendessen mit ihren Freunden hat sie noch viel Zeit.
Während das Wasser für den Tee aufkocht, blättert sie die Magazine nach lesenswerten Artikeln durch. Doch keiner spricht sie so richtig an, bis sie zwischen den Magazinen das kleine Buch aus dem Antiquariat entdeckt. The Art of Taking (a Philosophy)
Mit einer Schale Tee kehrt sie ins Wohnzimmer zurück. Dann beginnt sie es nochmal von vorne zu lesen: