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2 FREITAGVORMITTAG

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Zeitig aufgestanden. Sehr aufregend!

Rief schon früh heute Morgen Leonard Thynn an, um mich zu vergewissern, dass er und seine Frau Angels wissen, wo die Tagungsstätte ist und wie sie dort hinkommen. Habe nie vergessen, wie ich vor Jahren einmal mit Leonard unterwegs war. Ich fuhr, und er war (theoretisch) fürs Kartenlesen zuständig. Er schaffte es zwar, jede Abzweigung richtig anzugeben, aber meist erst, nachdem wir hätten abbiegen sollen. Nachdem mich diese unerträgliche rückblickende Navigation ungefähr eine Stunde lang auf die Palme gebracht hatte, hielt ich auf dem Seitenstreifen und fragte ihn, warum er mir denn nicht sagen könne, was ich zu tun hatte, bevor ich es tun musste.

„Ich wollte dich nicht ablenken, Adrian“, erwiderte Thynn. „Das kannst du doch nicht gebrauchen, dass dich einer anspricht, wenn du gerade dabei bist, abzubiegen oder dich in eine viel befahrene Straße einzufädeln oder dergleichen.“

„Ja, aber Leonard, siehst du denn nicht, dass ich ja gar nicht abbiegen kann, wenn du mir nicht sagst, wo und wann? Ablenkung ist also gar kein Problem. Sie spielt dabei gar keine Rolle, oder? Es gibt ja nichts, wovon du mich ablenken könntest, nicht wahr?“

„Na ja, aber wenn du erst ein Stück weiter die Straße entlangfahren und eine Stelle zum Wenden finden musst, um dann wieder an die Kreuzung zu kommen, wo du hättest abbiegen sollen, dann hast du reichlich Zeit, darüber nachzudenken und sicherzugehen, dass du richtig abfährst. So gesehen sage ich dir doch sehr rechtzeitig Bescheid, oder?“

Nicht zum ersten Mal saß ich einfach nur da, starrte Thynn an und musste mir resigniert eingestehen, dass der Versuch, mithilfe meines Gehirns mit ihm zu kommunizieren, ungefähr ebenso sinnlos war wie der, mich mithilfe eines Inuit-Sprachführers nach Buslinien in Aserbaidschan zu erkundigen.

An diesem Morgen wollte ich nur wissen, ob Leonard und Angels es rechtzeitig schaffen würden, zum Abendessen da zu sein.

„Ach“, sagte Leonard, „wir kommen bestimmt zurecht. Wir haben uns eins von diesen Dingern gekauft, die man an die Windschutzscheibe klebt, und dann sagt einem jemand darin, wie man dort hinkommt, wo man hinwill.“

„Ein Navigationsgerät, meinst du?“

Pause.

„Nein, es ist eins von diesen Dingern, die man an die Windschutzscheibe klebt, und …“

„Genau das ist ein Navigationsgerät, Leonard. Auch kurz Navi genannt. Bist du sicher, du kommst damit zurecht?“

„Ja, Adrian, Angels und ich haben die Bedienungsanleitung äußerst gründlich gelesen. Schon verblüffend, diese Dinger, was?“

„Das sind sie. Na, ich bin froh, dass du und Angels – nun, dass ihr euch die Zeit genommen habt, euch mit eurem Gerät vertraut zu machen.“

„Danke, ja, haben wir. Ach übrigens, da ist eine Kleinigkeit, die uns noch nicht ganz klar ist. Woher weiß eigentlich die kleine Person in dem Nivea-Ding, wo man überhaupt hinwill? Wer sagt ihm das?“

Ich Blödmann. Natürlich wäre es zu schön gewesen, um wahr zu sein.

„Leonard, da ist keine kleine Person im Nivea – ich meine im Navi. Du musst die Adresse eingeben, die ich dir geschickt habe, und die Person, die …“

„Also doch eine Person. Warum sagst du erst, da wäre keine – oh, warte mal Adrian, Angels ruft mich. Ich muss Schluss machen. Wir sehen uns heute Nachmittag in der Tagungsstätte. Tschüss!“

Ach du grüne Neune.

Als wir nach Stanwick aufbrachen, fiel mir plötzlich ein, dass ich immer noch nicht herausgefunden hatte, was eine Plenarrunde ist. Mag Anne nicht fragen. Wünschte, ich hätte nicht so lange damit gewartet.

Der fromme Chaot auf Gemeindefreizeit

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