Читать книгу Und tot bist Du! - Agatha Cross - Страница 4
2.Kapitel „Der Jäger“
ОглавлениеDas Wetter war umgeschlagen. Der Herbst hielt mit aller Macht Einzug. Alles wirkte nur noch grau und ungemütlich. Der Wind blies kalt um die Häuserecken von Devonhall und die sonst so belebte kleine Fußgängerzone war fast menschenleer.
DI Peter Ashton von der Polizeistation in Devonhall quälte sich durch den Stadtverkehr. Natürlich sprangen sämtliche Ampeln auf rot. Wie immer, wenn man es eilig hat. Der Parkplatz direkt vor dem Bahnhof war überfüllt. Er musste eine Weile warten, bis endlich eine Lücke frei wurde. Die Zeit brannte ihm langsam unter den Nägeln.
DI Tom Barns stand unschlüssig auf dem Bahnsteig 2 des kleinen Bahnhofs. Eigentlich sollte jemand da sein, der ihn abholte. Sein neuer Kollege, hatte ihn gestern extra deswegen in London angerufen.
Er prüfte sein Handy. Keim Empfang, auch das noch. Das fing ja gut an.
„Hallo Mr. Barns. Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Aber die Parkplatzsuche gestaltete sich als äußerst schwierig“, ertönte es plötzlich hinter ihm.
Barns drehte sich um. Peter Ashton lächelte etwas unbeholfen und strich seine braunen Haare, die ihm der Wind ins Gesicht blies, zurück. Barns musterte den knapp vierzigjährigen Kollegen, der in einem sehr teuer aussehenden dunkelblauen Anzug mit dezenter Krawatte vor ihm stand kurz und brummte nur.
„Ach Du lieber Himmel“, dachte Ashton. „Das fängt ja gut an.“
Zumal er vorgewarnt wurde, das Barns sehr speziell sein sollte. Aus London von der Metropolitan Police strafversetzt, weil er letztes Jahr zu seinem fünfundfünfzigsten Geburtstag den Wagen seiner früheren Frau aus Wut über deren Unterhaltsvorstellungen in dem totschicken Friseursalon an der Kensington High Street in London geparkt hatte. Die Angelegenheit hatte damals viel Wirbel ausgelöst.
„Folgen Sie mir bitte unauffällig“, versuchte Ashton den Fehlstart zu berichtigen.
Aus dem Augenwinkel heraus betrachtete er seinen neuen Chef und Kollegen von der Seite. Ein nicht unattraktiver Mann für sein Alter. Wache Augen, dunkle Haare, die Schläfen bereits ergraut. Aber dieser Trenchcoat. Erinnerte ihn irgendwie an Columbo.
Barns sah in wortlos an und zuckte nur mit den Schultern. Die beiden Männer gingen schweigend aus dem Bahnhof zum Auto, das auf dem Vorplatz ganz am Ende stand.
Ashton öffnete die Tür eines Bentley Corniche, Baujahr 1972.
„Ist das etwa unser Dienstwagen?“ fragte Barns mit finsterem Gesicht. Er konnte es nicht fassen, dass ein junger Beamter ein derart teures Auto fuhr.
Ashton zog die linke Augenbraue hoch.
„Das ist mein Privatwagen. Wie Sie sehen, Sir, ist der Wagen ein Oldtimer. Ich fahre grundsätzlich keinen Dienstwagen“, verkündete er stolz und näselte dabei vornehm.
„Auch das noch“, dachte Barns und stieg ein. „Wer es sich leisten kann“, sagte er laut.
Die Fahrt verlief ohne viele Worte. Ashton überlegte verzweifelt, worüber er mit seinem Vorgesetzten reden sollte. Barns sah aus dem Fenster.
„Provinz“ dachte er, „nicht mein London.“ Innerlich seufzte er tief.
„Wo wohnen Sie denn in Devonhall?“, versuchte Ashton das Gespräch zu beginnen.
„St. Michael`s Inn“, kam es lakonisch zurück. ?
„Nicht schlecht. Wird aber teuer mit der Zeit. Sie sollten so schnell wie möglich eine Wohnung suchen.“
Barns antwortete nicht und starrte weiter aus dem Fenster.
„Na dann eben nicht“, dachte Ashton. Er hatte es nur gut gemeint. Nach einer Weile bogen sie auf den Behördenparkplatz ein. Ashton parkte den Wagen.
„Dort müssen wir hin.“
Er deutete auf ein düster wirkendes Behördenbau. Die beiden Männer betraten das Gebäude und fuhren mit dem Aufzug in den zweiten Stock. Dort befanden sich die Räumlichkeiten der Abteilung für Kapitalverbrechen.
Mit den Worten: „Ich darf vorgehen, Sir“, übernahm Ashton die Führung durch die Büroetage.
„Ich melde uns schnell bei Ms. Ellis an. Das ist die Sekretärin von Chief Superintendent Reed.“
Ashton klopfte an einer Tür.
„Immer hereinspaziert“, klang es von drinnen fröhlich.
„Mr. Barns wäre jetzt da“, Ashton grinste.
Die kleine, zierliche blonde Frau lächelte ihn an.
„Der Chief hat jetzt noch keine Zeit. Ich melde mich, wenn er frei ist.“
„Sehr schön. Wir erwarten dann Ihren Anruf“, entgegnete Ashton höflich.
Er ging eiligen Schrittes den Flur entlang bis er auf der rechten Seite eine Tür öffnete.
„Hier befinden sich unsere Räumlichkeiten, Sir“, Ashton winkte einladend.
Barns betrat das sehr kleine Büro. Zur Ausstattung gehörten lediglich zwei kleine aber moderne Schreibtische nebst PC und Telefonen. An der linken Wand standen Aktenschränke.
„Ach du lieber Himmel“, dachte Barns.
„Da hat man ja keine Luft zum Atmen“, sagte er laut.
„Sparmaßnahmen. Größere Büros sind nun mal nicht möglich. Man gewöhnt sich daran.“
Ashton lächelte etwas verlegen.
„Sie sind aus London wohl was anderes gewohnt, Sir?“
Statt einer Antwort ging Barns mit den Händen in den Hosentaschen zum Fenster, öffnete es, um frische Luft hineinzulassen. Sein Blick fiel auf den Behördenparkplatz, der mit Autos gut gefüllt war.
Mit Wehmut dachte er an sein Londoner Büro. Von dort aus sah man auf die Themse und konnte die vorbeifahrenden Schiffe und Containerriesen beobachten.
„Der Chief ist übrigens sehr nett. Sie werden angenehm überrascht sein, Sir“, sagte Ashton.
Barns sah weiter aus dem Fenster ohne zu antworten. Seine Laune wurde immer schlechter.
Es klopfte sanft an der Tür. Ms. Ellis streckte den Kopf zur Tür herein.
„Der Chief wäre jetzt frei.“
Barns und Ashton folgten ihr zum Büro des Leiters der Abteilung für Kapitalverbrachen. Barns hatte schon viel über ihn gehört. Streng aber gerecht. Seine Mitarbeiter mochten ihn.
Die Sekretärin kündigte Barns bei ihrem Chef an.
„Na, denn mal herein mit ihm“, ertönte eine tiefe sonore Stimme aus dem rustikal eingerichteten Büro.
Barns betrat das Büro mit einem flauen Gefühl in der Magengegend. Ihm war es peinlich, dass der neue Chef natürlich wusste, warum er strafversetzt worden war.
Barns sah einen Mittfünfziger mit brauner Strickjacke und Ellbogenflicken aus Leder hinter dem großen Schreibtisch sitzen.
Die Brille auf der Nasenspitze und in der linken Hand eine Tasse mit heißem Tee.
„Ihre Anreise war gut?“ fragte Michael Reed freundlich.
„Ging so, Sir“, antwortete Barns. Mit den Worten: „Nehmen Sie doch Platz“, deutete der Chief auf eine kleine Sitzgruppe vor dem Fenster.
Barns wählte einen Sessel, der bequemer war als er aussah.
„Nun nehmen Sie das mit Ihrer Versetzung mal nicht so schwer. Ich weiß, dass Sie ein guter Ermittler sind. Sie werden sich hier schon einleben. Und Ashton ist ein wirklich netter Kerl. Sie haben sich vielleicht schon über sein Auto gewundert.“ Barns nickte.
„Sie müssen wissen, dass Ashton aus einem altem Adelsgeschlecht in Uptown Shire stammt. Seine Eltern sind die Viscounts of Uptown Shire. Und unser Ashton ist ein leibhaftiger Earl. Sehr zum Leidwesen seines Vaters ist er zur Polizei gegangen.“
Das erklärte seinen schicken Anzug und die vornehm näselnde Ausdrucksweise. Barns mochte den Adel nicht besonders.
„Aber keine Sorge. Ashton ist ein guter Polizist. Ihm fehlt nur ein wenig Erfahrung.“
Barns sah seinem Gegenüber fest in die Augen.
„Wir werden sehen. Ich gebe mir Mühe, Sir.“
„Ihr Dienstbeginn ist ja erst morgen. Jetzt fahren Sie erst einmal in Ihr Hotel und ruhen sich etwas aus. Morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“
Michael Reed erhob sich von seinem Sessel und reichte Barns die Hand zum Abschied. Der nickte kurz und verließ innerlich aufatmend das Büro.
Ashton saß wartend im Vorzimmer.
„Die Höhle des Löwen gut überstanden, Sir?“ fragte er schelmisch lächelnd.
Barns antworte nur kurz, dass er jetzt in sein Hotel fahren möchte und ob Ashton hin dort hinbringen könne.
„Na klar. Und morgen früh hole ich Sie um halb acht wieder ab.“
Dann verließen sie das Gebäude und fuhren zum St. Michael`s Inn in der Uptownstreet. Barns schien keine Augen für die Gegend zu haben. Missmutig sah er aus dem Autofenster. Ashton hielt in der schmalen Straße vor dem Haupteingang des Hotels.
„Bis morgen dann, Sir.“
„Bis morgen“, sagte Barns und stieg aus.
In der Hotellobby angekommen, ging er zur Rezeption.
„Zimmer 208 bitte“.
Die freundliche Dame hinter dem Tresen händigte ihm den Schlüssel aus.
„Ihre Koffer sind schon angekommen. Wir haben sie bereits auf Ihr Zimmer gebracht.“
Barns dankte ihr, reservierte sich einen Tisch für das Abendessen und fuhr mit dem Aufzug in den zweiten Stock. In seinem Zimmer angekommen, sah er sich um. Der Raum war nicht zu klein, gediegen eingerichtet und sauber. Der Ausblick aber war wieder enttäuschend, Häuser und Straße.
Er ließ sich müde auf sein Bett fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte missmutig minutenlang an die Decke. Dass ihm das passieren musste. Er, der Spitzenermittler , die Bulldogge, in London. Und alles nur wegen dieser blödsinnigen Parkaktion.
Aber es war im Moment nicht zu ändern. Wenn genügend Wasser die Themse hinuntergeflossen war, würde man schon weiter sehen.
Seufzend erhob er sich und begann seine Koffer auszupacken. Der Kleiderschrank war natürlich zu klein. Also ließ er einige Kleidungsstücke im Koffer, den er auf den Schrank schob.
Das Bad war einigermaßen großzügig und hatte sogar eine Badewanne. Plötzlich verspürte er Hunger. Das Hotel verfügte über ein gutes Restaurant, so stand es wenigstens im Reiseführer.
Er hatte zum Glück einen Tisch bestellt, denn das Restaurant, mittlerweile ein Geheimtipp in Devonhall, war schon fast bis zum letzten Platz besetzt.
Barns bestellte sich einen Sunday roast mit Yorkshirepudding, das wirklich sehr gut war. Er hielt sich aber nicht lange mit dem Dinner auf und ging zurück auf sein Zimmer. Dort zog er sich aus, legte sich hin und schaltete den Fernseher ein. Es dauerte nicht lange und er fiel in einen unruhigen und nicht gerade erholsamen Schlaf.
Um sechs Uhr am nächsten Morgen klingelte das Telefon.
„Sie wollten geweckt werden“, ertönte die computergesteuerte Weckstimme des Hotels.
Barns wälzte sich aus seinem Bett. Er fühlte sich wie gerädert. Er erledigte seine Morgentoilette und ging hinunter in den Frühstücksraum, um zu frühstücken. Nach der ersten Tasse eines starken Tees mit Milch verbesserte sich seine Laune zusehend und er genoss sein reichhaltiges Frühstück.
„Ich wünsche Ihnen einen wunderschönen guten Morgen, Sir“.
Ashton war gekommen, um ihn abzuholen.
„Guten Morgen, Ashton. Wir können sofort los.“
Barns betrachtete seinen Kollegen missmutig. Wieder wie aus dem Ei gepellt. Sein eigener Anzug war von der Stange und hatte schon bessere Zeiten gesehen. Für das Londoner East End hatte es immer gereicht.
Ashton lenkte den Bentley durch die vollgestopften Straßen. Immer wieder musste er bremsen, weil andere Autofahrer oder Radfahrer ihn bedrängten.
„Verflucht noch eins“, schimpfte er. „Jeden Morgen dasselbe Theater!“
In London war das auch nicht anders.
„Stell dich nicht so an, typisch Adel. Immer glauben die,dass jeder denen Platz machen muss“, dachte Barns.
Endlich fuhren sie auf den Behördenparkplatz und fanden mit Glück noch eine freie Lücke. Sie fuhren wieder mit dem Fahrstuhl in ihr Büro.
Dort angekommen, nahm Barns an dem freien Schreibtisch Platz, schaltete den PC ein und ordnete seine Bürountensilien. Ashton hatte sich ebenfalls an seinem Arbeitsplatz niedergelassen.
„Müssten wir nicht über die aktuellen Fälle sprechen?“ begann Barns das Gespräch.
„Da gibt es zur Zeit nicht viel. Die Verbrecher machen scheinbar Urlaub. Eigentlich haben wir nur zwei Fälle: eine alte Frau mit blutender Kopfwunde in ihrer Wohnung und eine Tablettenvergiftung, junger Mann, 28 Jahre alt. Beides sieht nicht nach Mord aus. Leider“, seufzte Ashton.
„Na, das ist ja wirklich sehr überschaubar.“
„Bei Ihnen in London war wohl mehr los, denke ich mir.“
„Und ob. Über Langeweile konnten wir nun wirklich nicht klagen. Hoffentlich geschieht bald etwas. Nur am Schreibtisch hocken ist nichts für mich.“
Ashton schmunzelte. Sein neuer Chef sprach mit starkem Cockney Akzent, typisch für das Londoner East End.
„Wird schon werden. Immer mit der Ruhe.“
Der restliche Tag verlief ruhig, ohne besondere Vorkommnisse. Ashton führte Burns durchs Haus und stellte ihn den Kollegen vor. Dann zeigte er ihm die nett eingerichtete Kantine.
„Das Essen ist eben Kantinenessen. Na ja, wer es mag“, Ashton lächelte und zog wieder eine Augenbraue hoch.
„Ich mag kein Kantinenessen. Wo kann man denn hier in der Nähe was bekommen?“
„Nur in der City selbst. Aber dafür haben wir eigentlich keine Zeit. So schlimm ist die Kantine nun auch wieder nicht. Und besser als einen knurrenden Magen zu haben.“
Burns Blick sagte alles. Ashton zog es vor, nicht weiter über das Thema Essen zu sprechen. Sie kehrten wieder in ihr Büro zurück.
Burns setzte sich an seinen Computer und starrte auf den Bildschirm. Vieles ging ihm durch den Kopf. Der Kollege Ashton schien ja tatsächlich ganz nett zu sein. Für seinen Adelstitel konnte er ja nichts, und es machte ihn schon fast sympathisch, dass er gegen den Willen des Viscounts zur Polizei gegangen war. Die Vorzimmerdame Ms. Ellis war schon eine Augenweide, blond und wohlgeformte Beine. Ob sie verheiratet war? Die anderen Kollegen würde er wohl mit der Zeit besser kennenlernen.
Aber das ganze Drumherum war einfach nicht seine Kragenweite. Er kam sich ziemlich verloren vor. Abgeschoben eben. Er verfluchte sich jeden Tag aufs Neue. Wie konnte er damals nur so blöd sein. Dies alles nur für den kurzen Augenblick der Rache. Er musste damals wirklich einen Aussetzer gehabt haben.
Das Auto war nur noch ein Totalschaden, seine Exfrau bekam einen neu eingerichteten Salon, und er war auf dem Abstellgleis gelandet. Dabei lief alles so gut bei ihm. Er hatte Erfolg, mit den Kollegen war er sogar teilweise auch privat befreundet. Oft waren sie nach Feierabend in Soho unterwegs. Tja, das war jetzt alles Schnee von gestern. Auch die heißen Verfolgungsjagden quer durch das Londoner East End. Er richtete sich auf und straffte die Schultern. Aber mich sollen die nicht unterkriegen. Ich werde es ihnen allen zeigen. Die Bulldogge war nicht von der Bildfläche verschwunden. Er würde auferstehen wie Phönix aus der Asche!
Er schlug so heftig mit der flachen Hand auf seine Schreibtischunterlage, dass Ashton zusammenzuckte.
„Sir?“ fragte er erstaunt.
„Alles in Ordnung. Mein Blick auf die Uhr sagt: Feierabend oder liegt noch was an?“
„Nein Sir, wenn Sie es wünschen, können wir gerne für heute aufhören. Ich fahre Sie ins Hotel zurück. Und morgen sehen wir weiter.“
„Was gäbe ich jetzt für einen schönen kleinen Mord“, rief Barns voller Inbrunst. Ashton grinste ihn an.
„Ich kann ja mal einen Rundruf bei den bösen Jungs in Devonhall und Umgebung starten und sie bitten, jemanden mal schnell um die Ecke zu bringen“, scherzte Ashton.
„Ha, ha, ha“, entgegnete Burns und zog seinen Trenchcoat an. Der Wunsch nach Arbeit sollte den beiden Beamten schneller erfüllt werden, als sie im Moment ahnten.
Dann verließen sie das Büro und fuhren durch den Feierabendverkehr in Richtung St. Michael`s Inn. Barns ging auf sein Zimmer um sich frisch zu machen. Der Tag war noch jung, und er wollte sich die Innenstadt von Devon hall auf eigene Faust ansehen. Vielleicht fand er ja den einen oder anderen Pub, wo es gemütlich war und er in Ruhe ein Bitter trinken konnte. Ashton fuhr nach Hause zu seiner kleinen Familie. Er war erst vor wenigen Monaten zum ersten Mal Vater geworden.
Er fuhr die Landstraße von Devonhall in Richtung Owl Mallow. Ein kleiner hübscher Ort mit einer Schule, einer Kirche, einem Pub, einer Bäckerei und einem Fleischer. Der Ort hatte nur wenige Einwohner. Nachbarschaft wurde daher sehr ernst genommen.
Er fuhr die Auffahrt zum Herrenhaus hinauf und bewunderte wieder einmal den herrlichen Anblick des Landsitzes seiner Familie. Das wie eine kleine Burg anmutende Gebäude mit Zinnen lag im spätabendlichen Sonnenschein. Die großen Sprossenfenster sorgten für helle Räume. Die breite Freitreppe vor dem Haupthaus hätte für eine Filmkulisse dienen können. Im rechten Flügel des Herrenhauses, der rund geformt war, lebte er mit seiner Frau Barbara und seinem kleinen Sohn George William.
Sie führten ein sorgloses Leben. Das Gehalt eines Detective Inspectors war nicht gerade üppig. Aber er erhielt eine großzügige Apanage. Wenn nur nicht die ewigen Diskussionen mit seinem Vater wären. Und dann die esoterische Veranlagung seiner Mutter. Manchmal war sie einfach nicht in der Realität.
Er seufzte. Trotz allem freute er sich jedes Mal nach Hause zu kommen.