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MARS DIE DURCHSETZUNG DES EGOS – DIE MÄNNLICHE SEXUALITÄT

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Mars, in Rom als Sohn Jupiters und der Juno National- und Kriegsgott, galt als Vater von Romulus und Remus und wurde als Ahnherr der Römer verehrt. Von den Griechen Ares, den Germanen Thor genannt, ist er ein Symbol der blinden Vorwärtsbewegung und der unbeugsamen Durchsetzung, denn er ist der Herr des Krieges, der Zerstörung, des Streites und der ewigen Zwietracht. Als junger, kriegerischer Mann charakterisiert, behelmt und von Kopf bis Fuß bewaffnet, liebt er jegliche Form von Aufruhr, Sturm und Angriff, denn als Gott des Kampfes freut er sich am Getümmel und Geschrei der Schlacht. Dadurch wird er ständig in äußere Auseinandersetzungen verstrickt, die seinem inneren Ziel entsprechen, das sich nicht auf irgend etwas hinentwickelt, sondern sich aus der Spannung jedes Augenblickes nährt. Mars symbolisiert nicht nur den Aufbruch des Sonnenhelden oder die sich fauchend entzündende Flamme als Sinnbild des triumphierenden Willens, sondern auch den Absturz, das Scheitern an Hindernissen. Er verkörpert auch die Rebellion gegen patriarchale Gewalt, den aktiven Animus, der den alten König stürzt, die pubertäre Phase der Suche und der Selbstfindung, oder die Vater-Sohn-Beziehung als Wiege nährender Konflikte der männlich-aggressiven Triebnatur. In der mythologischen Umschreibung trennt Mars die Polaritäten, ohne sie allerdings zu werten, denn es ist ihm gleich, auf welche Seite er sich stellt, wenn nur Krieg und Streit dabei gewinnen. Jede Auseinandersetzung bietet ihm die Chance, Dinge durcheinanderzubringen und Gewohnheitsmuster zu zerstören, was immer wieder neue Perspektiven von Entwicklung und Erkenntnis mit sich bringt. Vom Wunsch nach Freiheit und Erlösung motiviert, versucht er stets, alles Einschränkende aus dem Weg zu räumen. Damit wird er aber in seinem Freiheitswahn gerade zu einem Teil jener Zerstörungskraft, die den Ursache-Wirkungs-Kreislauf entfacht und damit den Weg für Neuentwicklung und Erkenntnis freimacht.

Ohne Mars gäbe es wahrscheinlich keinen Krieg. Aber ohne ihn könnten wir unsere individuellen Absichten auch nicht zum Ausdruck bringen. Bevor wir also das marsische Prinzip zum Sündenbock erklären, sollten wir uns klar werden, daß uns nur Aggressivität und Geltungswille zu einem eigenständigen Wesen machen, das sich durchsetzen und seine Entwicklung selber in die Hand nehmen kann. Daß sich diese Entwicklung nur über Krieg und Zwist abspielt, mag dem bedauerlich erscheinen, der die Abgespaltenheit des Egos von der Ur-Einheit nicht in Betracht zieht und dadurch den Menschen nicht in seiner Angst vor dem Getrenntsein mit dem Kosmos sieht (was dieser mittels Durchsetzung des Egos krampfhaft kompensiert). Er setzt sich durch, um wenigstens sein Ego zu spüren, da die Idee des Sieges ja das einzige ist, was ihm von der Verbundenheit mit dem All-Einen geblieben ist. Darum ist es auch töricht, wenn sich der Mensch gegen seine eigenen Grundlagen verbündet, denn wenn er gegen den Krieg protestiert, protestiert er in Wirklichkeit gegen sich selbst, denn Krieg und Mensch sind Synonyme. Akzeptieren wir uns also, wie wir sind, damit die Kriege, die wir nicht verhindern können, nicht auch noch sinnlos werden. Denn wie sagte schon Heraklit: Krieg ist der Vater aller Dinge!

Mars verkörpert also das, was wir die Aggressionskräfte nennen (die Ausschüttung von Adrenalin ins Blut), und in dieser Position ist er der natürliche Feind von Hemmung und Blockade. Risikofreude, Kampfbereitschaft, Unternehmungslust und sexuelle Triebhaftigkeit sind seine Merkmale, und als männlich-aggressive Kraft steuert er alle Hindernisse auf direktem Wege an, wobei er den Gordischen Knoten nicht durch vergleichendes, reflektierendes Denken löst, sondern indem er ihn ganz einfach mit dem Schwert durchschlägt. Er verkörpert die instinktive Kraft, die stets aufs neue blüht, wenn der Zyklus karmagestaltender Umwandlung in dir erwacht. In dieser Tollkühnheit und Abenteuerlust kannst du aber auch gleichzeitig die unergründliche Schöpferkraft erkennen, die dich auffordert, die äußere Welt zu erobern und über den Weg der Tat zur Einsicht zu gelangen, daß zwischen Eroberung (+) und Zerstörung (–) nur die individuelle Perspektive deiner Weltanschauung liegt. Mars treibt dich nicht nur aus den Bezirken seligster Verklärtheit, sondern er läßt auch durchblicken, daß diese aggressive Energie gerade der Treibstoff für deine geistige und seelische Entwicklung ist. Du bist nun einmal, wie du bist, und nicht einmal aus der Perspektive abgeklärter Greise ist es sinnvoll, Ego und Ich-Durchsetzung zu verteufeln, weil dann Entwicklung nicht mehr möglich ist. In jedem Scheitern findet sich auch ein Samenkorn zu reiferer Entfaltung, und damit dient Mars in seinem zwanghaften Tatendrang gleichzeitig jener höheren Führung, die in der Zusammenfügung allen Wesens “Sein” und “Werden” überhaupt erst sinnvoll macht.

Das Astrologie-Handbuch

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