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Allegorie (Adams Rippe)

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Die Suche nach sich selbst im Bild des Partners ist ein seelischer Vorgang, der bereits von der biblischen Allegorik behandelt wird, und zwar im Mythos von der Erschaffung Evas aus einer Rippe Adams. Er wird meist dahingehend interpretiert, dass der Urmensch erst dadurch die Vollständigkeit der menschlichen Existenz erreicht habe. Es ist aber auch möglich, ihn umgekehrt zu deuten: Adam wurde gleichsam „unvollständig“ gemacht, indem ein Teil von ihm in die Welt gesetzt wurde, den er außen suchen und wieder in sein Selbst integrieren muss. Hier liegt der Keim der Vertreibung aus dem Paradies verborgen – die Vertreibung aus dem eigenen Selbst. Damit wird dem Menschen durch göttlichen Willen das Ziel verordnet, die voneinander getrennten Teile seiner eigenen Natur wieder zu vereinigen. Die Motivation, die ursprüngliche Ganzheit wiederzuerlangen, ist der Hunger nach dem Verlorenen, der Hunger nach jenem Teil von sich selbst, der außerhalb des Ego liegt und der die Menschen zwingt, aus sich heraus- und in die Welt hineinzutreten.

Die Tür, durch die man aus sich heraus- und in die Welt hineintritt, ist man selbst. Ist das Karma gut, dann kann ich meinen inneren Spannungen bewusst entgegentreten, indem ich das, was mich beim anderen fasziniert, als den unerlösten Teil in mir selbst erkenne. Erst muss die Einsicht da sein, dass ich mich nur von Menschen angezogen fühle, denen gegenüber bei mir schon eine Bereitschaft da ist, mich anziehen zu lassen. Dann kommt die Erkenntnis, dass der Teil, den ich beim anderen suche, jener Teil von mir ist, der außen zurückgewonnen werden kann.

Die „Rippe“, die zu mir gehört, aber nun im außen existiert, ist die Gnade Gottes, die mir geschenkt wurde, als ich das Paradies verlassen und in die Dualität hinabsteigen musste. Indem ich sie „im anderen“ finde, werde ich wieder vollständig – werde ich wieder ein Teil von Gott. Wenn ich nicht erkenne, was in mir selbst unerlöst ist, bin ich zu keiner wirklichen Beziehung fähig, weil ich den anderen niemals getrennt von meinen eigenen Bildern und Vorstellungen wirklich sehen und erleben kann.

Auf dieser Stufe kann mir am anderen nur das missfallen, was mich an mir selbst quält. Denn das, was mich an mir selbst nicht quält, kann mir durch einen anderen auch nicht ins Bewusstsein gerufen werden. Wenn ich andererseits erkenne, dass mir nichts von außerhalb entgegentreten kann, was nicht schon in mir selbst liegt, dann kann ich endlich erfahren, dass jede Begegnung nur einem einzigen Ziel dient: der Begegnung mit sich selbst!


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