Читать книгу Beast (Life Tree - Master Trooper) Band 6 - Alexa Kim - Страница 3
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Beast
Meine Muskeln fühlen sich an, als würden sie zerreißen, während das Geräusch der Antriebdüsen lauter wird und das Shuttle in den Landeanflug geht. Ich zwinge mich, ruhig zu atmen und meinen Unwillen nicht in Wut umschlagen zu lassen – so, wie es mir von den Ärzten beigebracht wurde. Sechs Jahre lang haben sie auf der Erde meinen Kopf Stück für Stück auseinandergenommen und ihn schließlich wieder zusammengesetzt. Ich sei jetzt ein anderer, haben sie zu mir gesagt und mir lächelnd eine Begnadigungsurkunde in die Hand gedrückt. Idioten!
Ich will nicht zurück nach Terra Alpha, aber auf der Erde ist kein Platz für mich ... so harmlos bin ich in ihren Augen dann doch nicht. Die wenigen Trooper, die United Solar auf der Erde duldet, sind keine Verbrecher.
"Wir landen in fünf ... vier ... drei ... zwei ... eins ...", ertönt die Stimme des Piloten durch die Lautsprecher. Außer mir sitzen nur die beiden Trooper im Shuttle, die mich von der Erde nach Terra Alpha überführen und zwei junge Typen, die flüstern und mich heimlich beobachten. Sie denken, ich höre nicht, wie sie über mich sprechen. Menschen vergessen immer wieder, dass unser Gehör um ein Vielfaches besser ist als ihres. Die beiden haben sich auf eine der für Menschen ausgeschriebenen Stellen auf Terra Alpha beworben. Scheinbar hat sich Einiges verändert. Als ich Terra Alpha verlassen habe, waren die einzigen Menschen, die hier arbeiteten, die Mitarbeiter von Life Tree.
"Los ... aufstehen ...", weist mich einer meiner Bewacher an. Dass sie nicht hier sind, um mich willkommen zu heißen, versuchen sie erst gar nicht zu verbergen. Sie wissen, wer ich bin – jeder kennt die Geschichte von dem Monster, das seinen Leader getötet hat, um sich die Macht in Sektion B zu sichern. Sechs Jahre können meine Vergangenheit nicht auslöschen ... hundert Jahre könnten deine Vergangenheit nicht auslöschen!
Ich folge meinen Bewachern aus dem Shuttle und ignoriere die Blicke der beiden Menschen. Sie werden von zwei anderen Troopern erwartet und direkt zu einem Electrocar gebracht.
Ich folge meinen Bewachern über das Landefeld in Richtung eines Hangars und sehe mich dabei verstohlen um. Falls Terra Alpha sich in den sechs Jahren, in denen ich auf der Erde war, verändert hat, ist zumindest hier nicht viel davon zu sehen. Der Landeplatz ist von Dschungel umgeben. Ich ziehe Luft in meine Nase ... wenn ich etwas vermisst habe, dann den Geruch Terra Alphas ... Natur, Bäume, frisches Wasser, Pflanzen und Blüten ... den Geruch eines lebendigen Planeten. Die Erde stinkt ... nach Abfall und Smog und den Nebenprodukten der Klimastationen, die den sterbenden Planeten mehr schlecht als recht versorgen.
"Hier rein ...", weist mich einer meiner Bewacher an und nickt in Richtung des Hangars.
Ich sehe ihn verständnislos an. "Warum?" Mein Alarmsystem springt an. Was, wenn sie mich in eine Falle locken? Wenn sie mich töten wollen? Wenn sie mich nicht hier haben wollen! Hast du es nicht verdient? ..., ermahnt mich sofort eine Stimme in meinem Kopf kalt und mitleidlos. Ich hasse diese Stimme! Sie hat sich das erste Mal an dem Tag gemeldet, als der Funken des Verstehens in mir erwachte ... darüber, was ich getan hatte ... darüber, was und wer ich war! Obwohl ich versucht habe, dagegen anzukämpfen, ist die Stimme von Tag zu Tag lauter und vorwurfsvoller geworden ... bis ich irgendwann anfing, diesen Trooper, der Stone ermordet, sich Frauen brutal unterworfen und nach der Macht eines Leaders gegriffen hatte, zu hassen. Die Ärzte haben diese Stimme, die ich seitdem nicht mehr losgeworden bin, mein Gewissen genannt! Aber ich weiß es besser ... sie wird nicht müde, mich daran zu erinnern, dass ich wertlos bin ... eine faule Frucht, die von innen heraus verrottet. Hier auf Terra Alpha werde ich meine eigentliche Strafe absitzen, weil ich unter denen leben muss, die wissen, wer ich bin. Während meiner Gefangenschaft auf der Erde habe ich meinen Körper trainiert – anfangs, um gegen die Wut anzukämpfen, später, weil es außer den therapeutischen Sitzungen nichts zu tun gab, um die endlosen Tage zu füllen. Ich bin schon immer einer der Größten und Stärksten in meiner Einheit gewesen - ohne meinen verkorksten Charakter hätte man mich in das INBREED-Programm aufgenommen. Aber jetzt bin ich ein Monster unter Giganten. Ich habe dieses Aussehen für mich gewählt. Zu meinen übermäßig trainierten Muskeln habe ich mir die Haare kurz und wasserstoffblond gefärbt. Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich niemanden, dem ich blind vertrauen würde, und genau so soll es sein. Mein neues Aussehen dient dem Schutz meiner Umwelt vor mir.
Meine beiden Bewacher wirken nicht, als hätten sie mir etwas entgegenzusetzen. Das stimmt natürlich nicht ... im Gegensatz zu mir tragen sie Waffen, die ihnen durchaus Überlegenheit verleihen. Trotzdem bleibe ich vor dem Hangar stehen und weigere mich, hineinzugehen. "Was ist da drin?"
"Was denn? Hat der legendäre Beast etwa Angst?" Die Stimme des Troopers klingt verächtlich.
Ich antworte nicht, lasse mich nicht provozieren. Auch das haben die Ärzte mir beigebracht und es hat über zwei Jahre gedauert, bis ich keine tickende Zeitbombe mehr war, die man mit Thermoband fesseln musste.
"Müssen wir nachhelfen?" Die beiden ziehen Schlagstöcke aus ihren Waffengürteln. Ich habe keine Angst vor ihren Schlagstöcken – vielmehr vor dem, was ihre Blicke mir sagen. Gib uns einen Grund, dich zu töten! Du solltest nicht hier sein ... Mörder ... Mörder ... MÖRDER!!!
Ich senke den Kopf und betrete den Hangar, bevor die Situation eskaliert. Sie folgen mir nicht. Ich kann nicht sagen, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist. Der Hangar ist leer, nicht ein Shuttle steht in der riesigen Halle, und durch Oberlichter fällt diffuses Licht. Es riecht muffig, und der Boden ist aus Metall. Ich kann meine eigenen Schritte in meinen Ohren hören.
"Willkommen in Sektion A ...", höre ich plötzlich eine Stimme und drehe den Kopf nach links. Mein Gehörsinn lässt mich nicht im Stich. An der Wand lehnt ein Trooper in Cargohosen und schwarzem Shirt und beobachtet mich. Ich bleibe stehen, weil ich nicht weiß, was das hier soll.
"Warum bin ich hier?"
Der Trooper kommt auf mich zu. Er hat schwarze Haare und die auffälligsten blauen Augen, die ich je gesehen habe. "Weil ich zuerst mit dir sprechen wollte, bevor du einen Bungalow in meiner Sektion beziehst."
Ich runzele die Stirn und lasse seine Worte auf mich wirken. "In deiner Sektion ...?"
"Ich bin Crow, der Leader von Sektion A ...", antwortet er. Ich suche nach einem Hauch von Unwillen in seiner Stimme kann aber nur Neutralität finden.
"Ich will nicht hier sein, aber man hat mir gesagt, dass ich nicht auf der Erde bleiben kann. In Sektion B konnte ich nicht gehen, und Sektion C ..."
"Kryo hat es abgelehnt, dich aufzunehmen ...", beendet Crow meinen Satz, und ich nicke. "Ich versuche, Ärger aus dem Weg zu gehen. Immerhin gibt es meine beiden Bewacher."
Crow sieht mich lange an, bevor er antwortet. "Ich habe nicht vor, dich bewachen zu lassen."
Ich frage mich, ob er dumm oder einfach nur gutgläubig ist. "Du weißt, was ich getan habe ..."
"Ja, und ich gebe zu, nicht begeistert zu sein, dass du in meiner Sektion hängen bleibst. Ich habe hier viel geschaffen in der Zeit, seit Terra Alpha unabhängig geworden ist. Menschen und Trooper leben friedlich als Nachbarn, arbeiten zusammen, gehen Beziehungen untereinander ein und vertrauen sich. Ich kann keinen Störfaktor gebrauchen."
"Dann solltest du mich erst recht bewachen lassen."
Er seufzt. "Das sagt meine Gefährtin auch ... aber es würde mehr Probleme verursachen als lösen. Alle würden dich mit Misstrauen betrachten und du hättest keine reale Chance." Er sieht mich wieder eindringlich an. "Deine Gutachten sind alle positiv. Die Ärzte sagen, du hättest dich verändert. Sie gehen so weit zu sagen, dass du nicht mehr der bist, der diese Verbrechen begangen hat."
"Können die in meinen Kopf sehen?", frage ich spöttisch und Crow schüttelt den Kopf. "Nein ... und ich kann es auch nicht. Das kannst nur du."
"Du solltest mir nicht vertrauen ...", stelle ich klar.
Crows Blick wird hart. "Hör mir gut zu! Du hast eine Chance bekommen. Es ist an dir, sie zu nutzen ... wenn ich dir Bewacher an die Seite stelle und jedem erzähle, wer du bist, trägst du einen Stempel. Niemand wird sich mit dir anfreunden wollen, mit dir arbeiten, dir helfen! Du kannst diesen Weg wählen ... aber dann hast du deine wirklich allerletzte Chance auf eine Zukunft vertan."
Ich sehe zu Boden, weil ich ohnehin nicht vorhabe, mir hier Freunde zu suchen ... dafür bin ich nicht sozial genug. Und was Frauen angeht; seit ich mich selbst zum Leader erklärt habe, braucht zumindest keine Frau mich zu fürchten. Sie haben mir erklärt, dass es die Leader-Krankheit ist ... ein genetischer Schutz, der einen Alpha darauf beschränkt, nur mit der genetisch passenden Partnerin Nachkommen zu zeugen. Seit sechs Jahren hat sich zwischen meinen Beinen nichts mehr geregt ... nicht einmal ein Zucken. Aber Crow hat recht ... wohin soll ich gehen, wenn sie mich hier nicht wollen? Ich sehe ihn an. "Und wie stellst du dir das hier vor?"
"Du nimmst einen neuen Namen an. In Sektion A kennen alle die Geschichte von Beast, aber niemand weiß, wie Beast aussieht." Sein Blick lässt keinen Zweifel daran, dass er keinen Einspruch dulden wird.
"Das ist eine bescheuerte Idee ... und sie wird niemals funktionieren ...", wende ich trotzdem ein. "Was ist mit den beiden da draußen? Die wissen, wer ich bin."
Crow sieht zur Tür des Hangars und dann wieder zu mir. "Sie sind aus Sektion C, und ich werde dafür sorgen, dass sie nichts sagen. Du bekommst einen Bungalow und einen Job ... etwas Einfaches ohne Verantwortung. Die Zeit wird zeigen, ob ich dir eine andere Tätigkeit geben und dir vertrauen kann."
Ich möchte ihm danken, aber anstatt Dankbarkeit zu empfinden, macht Crow mich wütend. Mit Verachtung kann ich umgehen ... die habe ich verdient ... aber keine Freundlichkeit oder Großzügigkeit.
"Ist eine scheiß Idee ...", knurre ich deshalb und meine, ein kurzes Zucken um Crows Mundwinkel zu sehen.
"Ich hoffe nicht ... denn wenn du Mist baust, bin ich genauso erledigt."
Shit! Jetzt kommt mir der Mistkerl auch noch mit der Moralkeule. Der alte Beast hätte ihm einfach die Faust ins Gesicht geschlagen und ihn ausgelacht ... sogar die sonst so verächtliche Stimme in meinem Kopf schweigt.
"Du brauchst einen neuen Namen ...", erinnert mich Crow.
Ich bringe es einfach nicht über mich, mir einen neuen Namen zu geben ... einen wie Fire, Pyro oder Storm, den ich nicht verdient habe …, und damit all die Schuld, die mein Name trägt, einfach zu leugnen. Schließlich entscheide ich mich für einen Kompromiss, indem ich den ersten Buchstaben meines Namens weglasse. "East wäre ok, schätze ich."
Crow runzelt die Stirn. "Etwas anderes wäre besser."
"Den oder ich bleibe Beast ...", grolle ich.
"Du bist ein sturer Bastard ...", knurrt Crow zurück gibt mir ein Zeichen, ihm zu folgen. "Dann bringe ich dich jetzt zu deinem Bungalow ... und auf dem Weg kann ich mir über eine passende Beschäftigung für dich Gedanken machen."
Tu, was du nicht lassen kannst ... es wird ohnehin nicht funktionieren ..., rede ich mir selbst ein, während ich Crow aus dem Hanger folge.
Cari
Zufrieden werfe ich einen letzten Blick in die Küche, öffne den Kühlschrank und zähle noch einmal im Kopf die Standardbestückung nach – zwei Fertiggerichte, Obst, Saft, Milch, Butter und Margarine ... Ich habe an alles gedacht. Ein Blick auf die Digitaluhr an der Wand sagt mir, dass der neue Bewohner des Bungalows bald eintreffen wird. Ich bin heute spät dran, weil man mich noch als Aushilfe bei der Kinderbetreuung gebraucht hat. Hierfür werde ich immer gern gerufen, wenn jemand ausfällt – ich kann gut mit Kindern umgehen; sogar mit dem wilden Trooper-Nachwuchs.
Schnell gehe ich noch einmal durch jedes Zimmer, um zu prüfen, ob ich auch wirklich nichts vergessen habe. Das Bad ist mit Seife, Duschgel und Trockentüchern bestückt, der Schrank im Schlafzimmer mit einem Satz männlicher Standardkleidung und Bettwäsche. Neugierig schiebe ich die Kleidungsstücke auseinander und nehme Augenmaß. Riesig! Mittlerweile kann ich anhand der Dinge, mit denen ich die Bungalows für Neuankömmlinge bestücke, erkennen, wer einzieht. In diesen Bungalow zieht eindeutig ein Trooper. Ich nehme eines der Shirts, falte es auseinander und halte es mir vor den Körper. Diese Männer sind Giganten! Als ich vor einem Jahr endlich die Zusage für den Job als Entwicklungshelferin auf Terra Alpha bekam, war vor allem meine Mutter besorgt. "Cari ... ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist ... du ganz allein auf diesem Planeten unter diesen Tiersoldaten."
Als ich meiner Mutter nach Abschluss des Studiums erstmals eröffnet habe, dass ich mich auf einen Job nach Terra Alpha bewerben will, ist sie in Tränen ausgebrochen. Ich komme aus einer privilegierten Familie und kenne die Randbezirke der Erde nur vom Hörensagen. Umso unverständlicher war für meine Familie der Wunsch, nach Terra Alpha umzusiedeln. Für meine Schwester Lia, die sich vor allem für die neuesten Trendfarben und Nagellacke interessiert, war ich ohnehin immer das Alien der Familie, und der einzige Grund für meinen Vater, keinen Tobsuchtsanfall zu bekommen, war die Tatsache, dass mein Engagement für Terra Alpha seinem Bestreben Karriere im Regierungsrat zu machen, entgegenkommt. Wirklich leid tut mir nur meine Mutter ... weil sie die Einzige ist, die sich wirklich um mich sorgt, auch wenn ihre Sorgen unbegründet sind. Für meine Mutter ist Terra Alpha ein Dschungel voller Gefahren ... in ihren Vorstellungen dienen Frauen hier noch immer als Brutkästen für Troopernachwuchs. Ich wünschte, sie hätte einmal Leslie kennengelernt oder Larona oder all die anderen, die einen Trooper zum Gefährten haben, aber meine Familie weigert sich, mich hier zu besuchen. Leslie ist eine intelligente toughe Frau, die Crow die Stirn bietet, wenn er ihr gegenüber den Alpha zu stark heraushängen lässt. Larona hat ein Kind mit Torn, und er behandelt sie wie ein Juwel. Sogar die rothaarige Jadelin hat mit Ace einen Partner gefunden, der gut zu ihr passt. Ich habe nicht viel zu tun mit den beiden - sie sind lieber für sich allein und nicht auf der Suche nach sozialen Kontakten. Schade eigentlich ... ich wäre gerne ein bisschen wie Jadelin ... amazonenhaft ... oder so tough wie Leslie ... oder so verführerisch wie Larona ... oder wenigstens etwas geheimnisvoller und interessanter ...
Ich lege das Shirt zusammen und schließe den Schrank. Ich habe viel zu lange herumgetrödelt und sollte den Bungalow verlassen haben, bevor der neue Bewohner einzieht.
Als ich die Tür des Schlafzimmers hinter mir zuziehe, höre ich schon das Geräusch des Magnetschlosses an der Haustür. Shit! Die Tür schwingt auf und Crow kommt herein. Er ist sichtlich überrascht, mich hier zu sehen.
"Sorry, ich musste bei den Kindern aushelfen, deshalb bin ich spät dran ...", rufe ich ihm entgegen, und stolpere fast über meine eigenen Füße, als ich den Riesen entdecke, der sich hinter Crow durch die Haustür drängt. Er muss den Kopf einziehen und füllt fast den gesamten Türrahmen aus. Wow! Da bekommt der Begriff Kleiderschrank eine ganz neue Dimension ... Ich kenne keinen Trooper, der nicht groß und athletisch gebaut ist ... aber der hier ist ... unfassbar ...
"Cari ... das ist East ...", stellt Crow mich vor, und ich habe das Gefühl, meine Stimme ist viel zu hoch, als ich East anlächele. "Hey ..."
"Hey ...", antwortet er mit der typischen tiefen Trooperstimme, wobei er seine dunklen Augen nur einen Moment lang desinteressiert auf mich richtet und dann an mir vorbeidrängt, um sein neues Haus zu inspizieren. Ich kann seine Körperwärme spüren ... ein Hauch seines Geruchs steigt mir in die Nase. Kein Aftershave ... Seife und etwas dunkles, aber nicht unangenehmes ... wie Moschus. Einen Augenblick kann ich eine gewisse Unstimmigkeit wahrnehmen ... als wäre etwas an East, das nicht in Balance ist. Seine Augen ... sie sind dunkel, aber sein Haar ist weißblond. Das ist nicht seine natürliche Haarfarbe, er hat sie gefärbt. Dieser Trooper ist der Erste, den ich kenne, der sein natürliches Aussehen so drastisch verändert. Bis auf ihre Tattoos kennen diese Männer eigentlich keine Eitelkeit. Warum auch? Sie wissen ganz genau, wie sie auf Frauen wirken ...
Ich seufze, ohne darüber nachzudenken, dass Crow noch immer neben mir steht. Er lächelt verstehend. "Mach dir nichts draus, Cari. Es gibt andere, die jemanden wie dich zu schätzen wissen würden."
Ich laufe rot an. Ist es wirklich so offensichtlich, dass ich auf der Suche bin? Schnell zucke ich die Schultern und zeige das offenherzige Lachen, für das man mich auf Terra Alpha ins Herz geschlossen hat. "Ich bin nur etwas müde. Die Kinder waren ziemlich aufgedreht heute."
"Aber du kommst gut mit ihnen klar ...", versucht Crow, mich aufzumuntern. "Du wirst mal eine gute Mutter, Cari."
Danke ... gleich fange ich an zu flennen ..., denke ich verschnupft. Crow meint es gut, aber es gibt nichts Schlimmeres, als Männer, die versuchen, Frauen mit Frauenproblemen zu trösten.
"Crow ...", ruft East genervt aus einem der Zimmer, und obwohl ich sicher bin, dass sein Supergehör ihn jedes Wort hat mithören lassen, das Crow und ich gewechselt haben, bin ich froh über die Unterbrechung.
"Wir sehen uns, Cari ...", entschuldigt sich Crow, und ich mache, dass ich aus dem Bungalow komme – gerade noch rechtzeitig, bevor meine Mundwinkel verräterisch anfangen zu zucken. "Reiß dich zusammen, Cari ...", ermahne ich mich, bis der drohende Heulkrampf erfolgreich niedergerungen ist. Mein Bungalow ist nur vier Häuser weiter, und ich habe in diesem Moment beschlossen, mich den Rest des Tages mit einem großen Becher Schokoladeneis in meinen Vier Wänden zu verbunkern.
"Hey Cari ...", ruft mir Denise zu und winkt, als ich an ihrem Bungalow vorbeikomme. Sie ist ein halbes Jahr nach mir von der Erde gekommen und vor drei Wochen bei ihrem Trooper eingezogen. Es war Liebe auf den ersten Blick ...
Du bist hoffnungslos romantisch ..., ermahne ich mich selbst, als ich ihr zurückwinke und kurze Zeit später endlich die Tür meines Bungalows hinter mir zuziehe. Ohne zu zögern, steuere ich die Küche an und öffne das Gefrierfach. Mein Selbstmitleid verwandelt sich in Trotz, während ich mir das Schokoladeneis samt einem Löffel schnappe und damit in den Wohnraum tigere. Dort lasse ich mich auf mein gemütliches Sofa fallen und schiebe mir den ersten Löffel Mister Candy in den Mund schiebe. Wenn es eine Sache gibt, die ich vermisst habe, dann das Schokoladeneis von der Erde ... gut, dass es mittlerweile auch nach Terra Alpha importiert wird. Auf Mister Candy ist wenigstens Verlass ... auch wenn er nur aus Schokolade ist!
Ich musste meiner Mutter versprechen, mich auf keinen Fall mit einem der Trooper einzulassen, wenn ich nach Terra Alpha gehe. "Auf so etwas wie dich warten die doch nur, Cari. Jung, blond und viel zu gutmütig." Sie seufzte theatralisch, während sie mich ansah, als wäre ich ein Rehkitz, das man vor der Welt beschützen muss. "Du hast schon immer ein Herz für Streuner gehabt und wolltest alles und jeden durchfüttern. Es war klar, dass du einen sozialen Beruf einschlagen würdest ... aber das ..."
Meine Mutter hat allen Ernstes geglaubt, dass einer der Trooper mich sehen und verschleppen würde, sobald ich einen Fuß auf den Boden von Terra Alpha setze. Ha! Dass ich nicht lache!
Jeder mag mich, ich bin beliebt und habe keinerlei Schwierigkeiten Freundschaften zu schließen oder Anschluss zu bekommen. "Cari, du bist unser Sonnenschein ...", sagt Leslie oft und spricht damit aus, was alle denken. Ich bin das Küken, das jeder beschützen will ... aber mehr eben nicht!
Gefrustet schiebe ich mir den letzten Löffel Mister Candy in den Mund und stelle die leere Packung vor mir auf den Tisch. Das Schokoladenmännchen auf der Verpackung lacht mich an, und soll mir den Eindruck vermitteln, dass ich mich jetzt besser fühlen sollte. Tatsächlich verspüre ich aber leichte Übelkeit. Toll, Cari ... du hast dich an Mister Candy überfressen! Gottseidank neige ich nicht dazu, dick zu werden. Bei den vielen Mister Candys , die ich gegessen habe, seit ich auf Terra Alpha bin, würde ich sonst durch keine Tür mehr passen!
Ich stehe auf und gehe ins Bad, weil ich den Geschmack von Schokolade auf einmal nicht mehr ertragen kann. Während ich mir die Zähne putze, betrachte ich mein Spiegelbild und frage mich, was an mir so verkehrt ist. Gut ... ich bin jung ... gerade mal Dreiundzwanzig, aber Denise ist ein ganzes Jahr jünger als ich. Das Problem ist nicht mein Alter – das eigentliche Problem ist, dass niemand in mir eine Amazone, eine toughe Frau oder eine Verführerin sieht. Selbst wenn Crow davon spricht, dass ich eine gute Mutter werde, passiert das in der Zukunftsform. Jeder auf Terra Alpha scheint mein weibliches Potenzial irgendwo in einer unbestimmten Zukunft zu sehen.
Ich spüle die Zahnpasta aus dem Mund und ärgere mich über das Gesicht im Spiegel. Es ist herzförmig und sieht dadurch wirklich etwas kindlich aus. Meine langen hellblonden Locken verstärken diesen Effekt. "Wie eine blöde Puppe ...", fauche ich mein Spiegelbild an und strecke ihm die Zunge raus. Noch nicht einmal bemerkenswert große Brüste habe ich und mein Hintern ist auch nicht das, was man als Männerlockstoff bezeichnen könnte.
Wenn ich mir all die Frauen anschaue, die mit Troopern zusammen sind, wird mir immer mehr klar, dass sie in einer ganz anderen Liga spielen als ich. Leslie ist Ärztin, und unverschämt rassig. Sie ist zumindest äußerlich eine Femme Fatal; kein Wunder, dass Crow als Leader von Sektion A sie sich geschnappt hat. Und Larona ... sie ist wohl in etwa das, was man im besten Fall als mein zukünftiges Ich bezeichnen könnte, wenn ich Glück habe. Blond, aber mit einem Schmollmund, der Torn jedes Zugeständnis herauslocken kann und zwei durchschlagenen Argumenten, die sie für ihren Gefährten in hübsche Dessous verpackt. Jadelin ist eine Amazone ... wild und auf ihre Art schön. In Ace hat sie den perfekten Partner gefunden, weil sie für ihn eine Herausforderung darstellt.
Und wer bin ich? Während ich zurück in den Wohnraum schlurfe und mich wieder auf das Sofa fallen lasse, muss ich an East denken, der mich kaum eines Blickes gewürdigt hat. Was für eine Frau würde zu jemandem wie ihm passen? Eine Jadelin ... eine Leslie? Ich versuche, mir mich und ihn zusammen auf meiner Couch vorzustellen … Sollen wir zusammen einen Film über den Telekommunikator ansehen und eine Packung Mister Candy teilen, East? Eine absurde Vorstellung! An mir ist nichts, was einen Trooper wie East reizen könnte.
Ich schnappe mir ein Kissen und drücke es mir vor die Brust. Warum wirft mich diese Erkenntnis so aus der Bahn? Es gäbe bestimmt andere, die besser zu mir passen würden – ganz davon abgesehen, dass die mich ja auch nicht wollen ... aber ausgerechnet East? Was will ein harmloses Ding wie ich von diesem düsteren Typen? Meine Familie meint, dass ich mir einen netten Arzt suchen soll, einen Intellektuellen, der kultiviert und freundlich ist und der mich gut behandelt ... sogar meine Schwester hat mir diesen Rat gegeben. Frauen wie du werden immer verletzt ... du hast ein Hundeherz, Cari ... treu und groß und dämlich ... Tja, Lia hat es noch nie besonders interessiert, ob sie jemanden mit ihren Worten verletzt.
"Stimmt ...", grummele ich trotzig. "Vor allem verletzt man mich dadurch, dass man mich übersieht oder mir nichts zutraut!" Ich habe meiner Mutter schließlich versprochen, mich nicht mit einem Trooper einzulassen. Und tatsächlich hatte ich das auch gar nicht vor. Aber je mehr ich gesehen habe, wie Crow Leslie behandelt und Torn Larona, wurde mir klar, was mir in meinem Leben fehlt. Die beiden leidenschaftslosen Beziehungen, die ich während meines Studiums hatte, verliefen ohne Höhen und Tiefen oder große Gefühle. Männer, die ihr Leben geplant haben ... Karriere ... eine Frau, aus einer Familie, die eine gute Mutter für ihre Kinder abgibt ... möglichst gebildet, damit man sie auch vorzeigen kann ...
Der Gedanke, dass so meine Zukunft aussehen soll, hat mir den Hals zugeschnürt. Der Job auf Terra Alpha war die ideale Fluchtmöglichkeit, aber ich hatte nie auch nur darüber nachgedacht, dass ich einen Trooper zum Partner haben könnte ... bis ich sie und ihre Partnerinnen wirklich erlebt habe. Diese Männer sind besitzergreifend, aber sie behandeln ihre Frauen wie einen Schatz. So etwas wünsche ich mir ... Leidenschaft und echte Liebe! Du bist wirklich hoffnungslos romantisch ... Ich versuche mir vorzustellen, dass East mich ansieht, wie Torn Larona ... der Blick, mit dem Trooper ihre Gefährtinnen ansehen, ist besonders ... tief und ehrlich und aufmerksam. Aber East ist anders ... in ihm ist etwas Dunkles ... er hat ein Geheimnis. Leider bin ich nicht nur hoffnungslos romantisch, sondern auch unangemessen neugierig. East wohnt nur vier Häuser neben mir ... vielleicht laufe ich ihm über den Weg und kann mich mit ihm unterhalten ... oder Denise über ihn ausfragen. Ihr Gefährte Ark arbeitet eng mit Crow zusammen und ist über jeden Neuankömmling in Sektion A informiert.
Ich werfe das Kissen weg, wie überflüssigen Ballast. Durch die graue Stimmung, die mich umgibt, bricht langsam wieder ein Silberstreifen. Warum soll ich es nicht versuchen? Ich bin nicht anders als andere Frauen ... ich will das gleiche wie Leslie, Larona, Jadelin oder Denise ... Aber eines ist klar: Wenn ich hier herumsitze, werde ich verrotten und auf meinem Grabstein wird stehen ... alle mochten sie, und sie hätte sicherlich mal eine gute Mutter abgegeben ... Mag sein, dass es größenwahnsinnig ist, mir gleich Mr. Arschloch zum Ziel meiner Träume zu machen, aber ich bin sicher ... wenn ich East dazu bekomme, mich wahrzunehmen, wird mich nie wieder ein Mann übersehen.