Читать книгу Wolf Breed - Vincent (Band 1) - Alexa Kim - Страница 4
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Eveline
Ein Holzofen verbreitete angenehme Wärme in dem kleinen Blockhaus. Das Haus hatte nur vier Zimmer ... ein Schlafzimmer mit einem Doppelbett, eine kleine Küche, ein Bad und einen gemütlichen Wohnraum, in dem es einen Kamin gab. Ich hatte mich schnell zurechtgefunden, den Kamin angeheizt, die Vorräte überprüft und dann ein heißes Bad genommen. Jetzt saß ich in meinem Schlafanzug in eine Wolldecke gewickelt auf dem gemütlichen Rindsledersofa und starrte in die knisternden Flammen des Kaminfeuers. Gut, dass Tom mir im Haus seiner Eltern gezeigt hatte, wie man ein Kaminfeuer entzündete. Angenehme Ruhe machte meinen Körper träge und schläfrig. Es war wohl doch keine so schlechte Idee gewesen, hierher zu kommen.
Mein Blick wanderte zur großen Pendeluhr an der Wand. Es ging mittlerweile auf Mitternacht zu, und ich war müde. Eigentlich hätte ich schlafen gehen sollen, aber ich schaffte es nicht, mich von den hypnotischen Flammen loszureißen. Schließlich streckte ich mich einfach auf der Couch aus und schloss die Augen. Es dauerte keine fünf Minuten, bis ich wegdöste ...
Ein Geräusch ließ mich hochfahren. Sofort musste ich an die Terrassentür denken – sie war aus Glas. Versuchte jemand, einzubrechen?
Alarmiert sprang ich auf und schnappte mir den Schürhaken, der neben dem Kamin lag. Notfalls würde ich ihn als Waffe gegen den Einbrecher einsetzen. Ich schlich zur Terrassentür und stieß einen erschrockenen Schrei aus, als ich vollkommen unvorbereitet in dieselben gelben Wolfsaugen blickte wie vorhin auf dem Weg. Wie schon vorhin schien der Wolf keine Scheu zu haben.
"Mach, dass du wegkommst. Hau ab!" rief ich dieses Mal laut und tat so, als wolle ich mit dem Schürhaken auf ihn losgehen, obwohl noch immer die Terrassentür zwischen uns war. Der Wolf wich ein Stück zurück und senkte den Kopf.
"Hau ab oder ich hole mein Jagdgewehr und erschieße dich!" Um Gottes willen! Jetzt redete ich schon mit diesem Tier! Ganz davon abgesehen, dass ich überhaupt kein Gewehr hatte ... noch nicht einmal einen Jagdschein oder wenigstens eine Waffenbesitzkarte!
Als hätte er mich verstanden, sprang der Wolf von der Terrasse und lief Richtung Wald. Ich sah ihm nach, wie er hinter einer Gruppe von Bäumen verschwand und stieß erleichtert die Luft aus. Das war noch einmal gut gegangen ...
Zitternd ließ ich den Schürhaken fallen. Ich fühlte mich wie in einem schlechten Horrorfilm. Gleich morgen würde ich versuchen, Hank über das Funkgerät zu erreichen. Ein wenig Abenteuer in der Wildnis mochte ja ganz nett sein, aber das hier war eindeutig zu viel!
Vincent
Verdammt! Ich hatte nicht geplant, dass die Frau mich noch einmal zu Gesicht bekam. Sie war fast zu Tode erschrocken, und wer konnte es ihr verübeln? Kurz bevor ich unser Haus erreichte, blieb ich stehen und konzentrierte mich, bis ich die vertraute Hitze in meinem Körper spürte, die das erste Anzeichen war, dass ich mich in meine menschliche Gestalt zurückverwandelte. Sie begann in der Brust und breitete sich langsam über meinen Körper aus. Die Zeit der Transformation dauerte etwa zehn Minuten, und währenddessen dämmerte ich in einer Art Zwischenwelt, in der sich die Instinkte des Wolfes mit den Gedanken des Menschen vermischten. Diese zehn Minuten zwischen den Gestaltwechseln waren gefährlich. Ein Feind hätte leichtes Spiel mit uns, und es war immer mal wieder vorgekommen, dass der Alphawolf eines Rudels in der Zeit seiner Verwandlung angegriffen und von seinem Nachfolger getötet wurde. Es galt nicht als besonders ehrenhaft, aber es passierte. Deshalb suchte jeder aus unserer Familie sich möglichst einen Platz weit genug fort von den anderen, um seine Transformation zu durchlaufen.
Als ich mich endlich frierend aufrichtete, hallten die Instinkte des Wolfes noch ungewöhnlich stark in mir nach. Was er wollte, war klar - sich mit dieser Frau paaren.
"Jetzt wird es kompliziert, Vince ...", sagte ich zu mir selbst. "Sie ist ein Mensch." Ich atmete die kalte Frostluft ein und bemühte mich um einen klaren Verstand. Auch in meiner menschlichen Gestalt blieb der Wolf in mir aktiv – zwar wurde er von meiner menschlichen Seite unterdrückt, doch seine Instinkte hatten Einfluss auf mich. Unwillig starrte ich auf meinen Schwanz, während ich in meine Hose stieg. Er war hart ... das erste Mal seit Valeries Tod.
Die Erkenntnis erschütterte mein Weltbild in einem Maße, das mich ratlos machte. Allein der Gedanke, eine andere Frau zu wollen als Valerie, war für mich unvorstellbar gewesen ... aber ein Mensch war noch einmal eine ganz andere Sache! Das Rudel würde sie niemals einen akzeptieren.
Es gab alte Geschichten, in denen unsere Art sich mit Menschen gepaart hatte. Die meisten waren mehr als hundert Jahre alt, einige stammten aus dem Mittelalter und gehörten wohl eher ins Reich der Mythen und Legenden. Nur eine Geschichte war einigermaßen glaubwürdig. Zu Zeiten der Französischen Revolution hatte es in Frankreich einen Alphawolf gegeben, der eine junge Adelige vor der Guillotine gerettet hatte. Sie war bei ihm geblieben, und er hatte sich mit ihr gepaart. Ihre zwei Söhne Jacques und Remon waren die Begründer der letzten beiden Sippen, die noch heute in Frankreich lebten.
Theoretisch war eine Paarung zwischen unseren Arten möglich ... doch wozu? Der Wolf machte uns einfach zu wild für Menschen, wir waren dominant und lebten in Rudelhierarchien, die unsere Frauen verstanden und akzeptierten. Als ich Valerie getroffen hatte, war sie nicht sofort bereit gewesen, meine Gefährtin zu werden. Ich hatte sie entführt und gewartet, bis ihre Hitze eingesetzte, um sie zu unterwerfen. Danach hatte Valerie mich akzeptiert und aus Akzeptanz war Liebe geworden.
So funktionierte das bei uns – menschliches Paarungsverhalten war vollkommen anders. Langsam kennenlernen, der Frau die Wahl des Zeitpunktes überlassen, an dem sie zur Paarung bereit war ... und selbst dann war noch nicht einmal sicher, dass das Paar zusammenblieb oder die Frau eine weitere Paarung akzeptierte.
Ich schüttelte den Kopf. Viel zu kompliziert! Wenn der Paarungstrieb bei mir einsetzte, konnte ich der Frau niemals eine Wahl lassen. Mein Sexualtrieb war viel zu stark. Es mochte ein reizvoller Gedanke sein, diese Frau zu nehmen, aber wir waren einfach zu verschieden.
Am besten, ich wurde diesen Gedanken so schnell wie möglich los ... und diese Frau, die eine schwer zu kontrollierende Versuchung darstellte. Leider hatte ich sie jetzt schon das zweite Mal zu Tode erschreckt. Ist vielleicht das Beste ... dann packt sie ihre Sachen, setzt sich ins Auto und kommt nie wieder zurück! Leider war das wiederum nicht möglich, bevor der Schnee schmolz, und das würde voraussichtlich erst Ende Januar passieren.
Und bis dahin war sie ganz alleine in dieser Blockhütte. Die anderen sechs Hütten waren zurzeit nicht bewohnt. Im Winter kamen nur selten Urlauber oder Touristen in diese Gegend. Die meisten machten lieber Skiurlaub in der Schweiz.
Die Sache gestaltete sich mehr als schwierig – der menschliche Teil wollte sie loswerden ... der Wolf wollte sich ihr nähern.
Tatsache war jedoch - sie war eine Frau, und sie wirkte nicht so, als würde sie hier alleine zurechtkommen. Ich musste also ein Auge auf sie haben, ob ich wollte oder nicht ...
Eveline
Mein Rücken war steif und die Ringe unter meinen Augen sprachen eine deutliche Sprache. Die Nacht war kurz gewesen – nach der zweiten Begegnung mit diesem Wolf hatte ich kaum ein Auge zugetan. Immerhin ... die Dusche hatte etwas geholfen.
Während ich in meinem himmelblauen Frottee-Bademantel an der Küchenbar saß und an meinem Kaffee nippte, legte ich mir zurecht, was ich Hank sagen würde. Es war etwas peinlich, direkt am ersten Tag Hilfe zu rufen ... aber immerhin hatte mir ja niemand gesagt, dass es hier Wölfe gab. Die Spuren im Schnee auf meiner Terrasse bewiesen eindeutig, dass ich nicht geträumt hatte.
"Also Hank ... es gibt da ein Problem ...", sagte ich leise zu mir selbst und suchte dann nach einem anderen Ansatz. "Hank ... wussten Sie eigentlich, dass es Wölfe im Wolfstann gibt?"
Seufzend dachte ich an das Funkgerät im Schlafzimmer. Wahrscheinlich würde Hank mich für eine überdrehte Stadtpflanze halten. Aber zumindest gab es ja als unumstößlichen Beweis die Wolfsspuren auf meiner Terrasse ... falls es nicht schneien würde, bis Hank oder irgendjemand anders hier wäre. Vielleicht reagierte ich einfach über ... eigentlich hatte der Wolf recht friedlich gewirkt.
"Ach bitte, Eveline ... er ist ein Wolf ... und er stand bestimmt nicht vor deiner Terrassentür, um dir Guten Tag zu sagen ...", sagte ich bekräftigend zu mir selbst.
Das laute Klopfen an der Tür ließ mich zusammenzucken. Heißer Kaffee schwappte auf meine Hand, sodass ich aufschrie und die Tasse auf die Küchenbar stellte. Dann stand ich auf und ging zur Tür.
Wieder klopfte jemand, dieses Mal energischer. Mein Herz raste. Hank hatte gesagt, dass niemand außer mir hier wäre. Langsam entwickelte sich dieser Urlaub zu einem Horrortrip.
Unentschlossen blieb ich vor der Haustür stehen und biss mir auf die Unterlippe.
"Ich weiß, dass Sie da sind. Sie müssen keine Angst haben, ich wollte nur sehen, ob es Ihnen gut geht. Hinter Ihrem Haus ist eine Wolfsspur, der ich gefolgt bin."
Ohne zu überlegen, riss ich die Haustür auf. "Oh Gott ... Sie schickt der Himmel, ich ..."
Die Worte waren so schnell aus meinem Verstand verschwunden, dass ich gar nicht registrierte, wie offensichtlich ich den Fremden anstarrte.
Wenigstens war er höflich genug, das zu ignorieren. "Mein Name ist Vincent. Ich habe Sie hoffentlich nicht erschreckt."
Noch immer starrte ich die über einsneunzig große männliche Erscheinung an, obwohl mein Alarmsystem auf Hochtouren lief und versuchte, den Einschaltknopf für meinen Verstand zu finden. Der Mann war einfach ... Wow! Er war muskulös auf die Art, wie Athleten es sind, mit auffallend grünen Augen, in denen goldgelbe Sprenkel funkelten. Die Konturen seines Gesichts waren markant ... kurz gesagt ... er war ziemlich attraktiv. Ich hätte in dieser Wildnis alles erwartet ... Wölfe, Möchtegern-Trapper wie Hank, aber auf keinen Fall diesen Mann. Was machte er hier? Sollte er nicht lässig mit nacktem Oberkörper durch irgendeine Werbung laufen, anstatt in Outdoor-Klamotten durch den Teutoburger Wald? Auf jeden Fall stand er jetzt vor mir und bewegte die Lippen. Er spricht ... mit dir ..., erklärte mein Alarmsystem ungeduldig.
" ... wollte Sie wirklich nicht erschrecken. Meine Familie wohnt ein Stück weiter und wir haben ein Auge auf den Wolfstann Ferienpark."
"Ähm ... ja ... Hank sagte so etwas." Gerade noch die Kurve bekommen ..., frotzelte mein Alarmsystem und schaltete zurück auf Stand-by.
Ich räusperte mich und streckte dem Fremden mit dem eher ungewöhnlichen Namen die Hand entgegen. "Danke, dass Sie vorbeischauen. Ich habe wirklich einen ziemlichen Schreck bekommen. Der Wolf stand gestern Abend vor meinem Auto und dann nachts auf einmal vor der Terrassentür. Mein Name ist Eveline Martin, ich habe das Blockhaus für vier Wochen gemietet."
Ohne mir die Hand zu reichen, drängte sich Model-Vincent an mir vorbei ins Haus.
"Entschuldigung ...?", fragte ich entgeistert, weil ich mit so viel Initiative nun doch nicht gerechnet hatte.
Er wandte sich zu mir um und verzog die Lippen zu einem Lächeln, das ich irgendwo zwischen dreist und charmant angesiedelt hätte. "Ich schaue mir das Haus besser mal an ... ob es Schwachstellen gibt, durch die ein Wolf hereinkommen könnte ... oder Dinge, von denen er sich angezogen fühlt. Normalerweise nähern sich Wölfe Menschen nicht. Etwas muss ihn angezogen haben."
Ohne auf eine Entgegnung zu warten, begann dieser Vincent mein Haus abzusuchen ... und zwar Zimmer für Zimmer. Ich lief ihm hinterher, ratlos, was ich tun sollte, während ich ihm folgte.
Vor dem Schlafzimmer konnte ich ihn gerade noch aufhalten. "Hören Sie, das ist wirklich nicht nötig. Ich hatte ohnehin vor, Hank anzufunken. Ich weiß nicht, ob ich hier bleiben werde, wenn ein Wolf in der Gegend ist." Todesmutig schob ich mich zwischen Mann und Schlafzimmertür, sodass kaum mehr als eine Handbreit Platz zwischen uns blieb.
Vincent sah belustigt auf mich herunter, und ich bekam eine Ahnung davon, wie die Beute sich fühlt, wenn der Jäger sie stellte. Obwohl seine Stimme ruhig blieb, hatte sie etwas sehr Bestimmendes. "Der Wolf wird Ihnen nichts tun."
"Woher wollen Sie das denn wissen?", fragte ich ... nun etwas schärfer. Die Art, wie dieser Mann sich durch mein Haus bewegte, hatte für meinen Geschmack etwas ziemlich Aufdringliches.
Endlich trat er einen Schritt zurück und ließ mir etwas Luft zum atmen. "Wölfe fühlen sich oft von irgendetwas angezogen. Wahrscheinlich ist es das, was ihn in Ihre Nähe treibt." Er wandte sich um und setzte seine Hausdurchsuchung fort.
Ich folgte Vincent in die Küche, wo sein Blick auf meine Kaffeetasse fiel. Er wandte sich erneut zu mir um. "Ich könnte gut einen Kaffee vertragen."
Seine Dreistigkeit übertraf wirklich alles, was ich jemals von einem Mann erwartet hätte! Aber in Anbetracht dessen, dass ich alleine war, wollte ich nicht gleich einen Streit vom Zaun brechen, deshalb steuerte ich die Kaffeemaschine an und nahm eine Tasse aus dem Hängeschrank. Mittlerweile war ich nicht mehr so sicher, ob ich froh über die Anwesenheit dieses Machos sein sollte oder lieber besorgt.
"Danke ..." Vincent musterte mich unverhohlen über den Rand seiner Kaffeetasse.
"Da fehlen noch Milch und Zucker ..."
"Brauche ich nicht ...", antwortete er und lehnte sich in Machomanier an meine Küchenbar. Mein Haus, mein Kaffee ... meine Frau!
Ich starrte zurück, obwohl mir immer mulmiger wurde. Keine Angst zeigen ... gib ihm ja nicht das Gefühl, leichtes Spiel mit dir zu haben! Vincent trug eine schwarze Outdoor-Hose mit aufgenähten Taschen, dazu einen grauen Fleece-Pullover und Trekkingschuhe. Mir fiel auf, dass er kein Gewehr bei sich hatte. Hatte er nicht gesagt, dass er der Wolfsspur gefolgt war? Sollte man nicht irgendeine Waffe dabei haben, wenn man ein Raubtier verfolgte?
Das Schweigen und seine aufdringlichen Blicke machten mich nervös. "Also ... was glauben Sie, könnte dieser Wolf von mir wollen?"
Macho-Vincent setzte die Tasse ab und fuhr sich durch das kurze braune Haar, als wolle er mir deutlich machen, was für eine Partie er doch war. "Wenn ich das wüsste. Ich schätze, ich sollte Ihr Haus in den nächsten Tagen im Blick behalten."
"Wie gesagt, ich habe nicht vor, zu bleiben."
Vincent richtete sich zu seiner ganzen beachtlichen Größe auf. Er schien es auf einmal eilig zu haben. "Vielleicht haben Sie recht. Es ist besser, kein Risiko einzugehen. Ich gehe jetzt ... ich will die Spur des Wolfes nicht verlieren."
Warum wirkte er plötzlich so gehetzt? Komischer Typ ... Innerlich fiel mir allerdings ein Stein vom Herzen. "Es war sehr nett, dass Sie gekommen sind, Vincent." Erneut streckte ich ihm die Hand entgegen, und dieses Mal nahm er sie. "Vince ..."
"Vince ...", stammelte ich irritiert, denn die Berührung unserer Hände machte irgendetwas mit mir. Es war, als ob mir ganz plötzlich der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Ich spürte sehr deutlich, dass ich unter dem Bademantel nichts trug, und Vinces Blick in meinen Ausschnitt zeigte mir, dass auch er sich dessen bewusst war.
Als hätte er sich verbrannt, ließ er meine Hand los. Seine Stimme war plötzlich um einige Nuancen tiefer, als sie es vorher gewesen war. "Verlier keine Zeit und pack deine Sachen." Dann wandte er sich um und stapfte mit großen Schritten durch den Schnee davon.
Ich sah ihm nach, während mein Körper langsam auf Normaltemperatur abkühlte. "Was war denn das?", flüsterte ich, als ich mich umdrehte und die Tür hinter mir schloss. Mein Herzschlag war erhöht und das Adrenalin baute sich nur langsam ab. "Ein Typ gibt dir die Hand und du wirst ... heiß? Klar, er sieht verdammt gut aus ... aber doch nicht so gut."
Was ich jetzt brauchte, war noch einen Kaffee, eine weitere Dusche und dann musste ich mich an das Funkgerät hängen, um Hank zu kontaktieren.
Vincent
Ich konnte gar nicht so schnell laufen, wie ich Abstand zwischen mich und diese Frau bringen wollte. Eveline! Das war ihr Name. Er klang schön, oder? Genau wie Valerie. Denk nicht mal dran ... du hast dich ohnehin schon benommen wie ein paarungswütiger Idiot. Dass du nicht gleich deine Hose runtergelassen und dein Revier markiert hast, ist alles!
Ich wusste, während ich versuchte, schneller zu laufen, dass mein Schwanz hart war ... schon wieder! Und ich hatte in den letzten fünfzehn Minuten mehr als nur einmal daran gedacht, wie es wäre, sich mit ihr zu paaren.
Eveline würde gehen ... und dann wäre alles wieder wie früher. Meine Hormone spielten einfach verrückt ... na ja, die Paarungszeit hatte begonnen, und bis zum letzten Jahr hatte ich Valerie gehabt. Die Natur ließ sich nicht einfach ausschalten, weil man trauerte. Nicht während der Paarungszeit! Ich wusste, dass Marcel sich mehrmals täglich hinter dem Schuppen einen runterholte. Ein starker Sexualtrieb lag in unserer Natur. Wie hatte ich glauben können, dass die Trauer um meine Gefährtin stärker wäre als der Wolf? Aber ich würde diesem Verlangen nicht nachgeben ... schon gar nicht mit dieser Frau.
Kurz entschlossen blieb ich stehen, lehnte mich an eine Tanne und öffnete meine Hose. Es war kalt, aber ich hatte das Gefühl von innen heraus zu brennen.
Während ich meinen Schwanz mit der Hand umfasste und ihn zu massieren begann, versuchte ich an Valerie zu denken ... ihre Stimme, ihre Hände auf meiner Brust, ihre Enge um meinen Schwanz ... und doch war es das Gesicht dieser Frau, das sich in meine Gedanken drängte. "Eveline ...", keuchte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen, während meine Eier sich schmerzhaft zusammenzogen. Ich massierte härter, mit einer wütenden Verzweiflung. Als mein Schwanz in meiner Hand zu zucken begann und ich meinen Samen im Schnee verspritzte, unterdrückte ich das Heulen in meiner Kehle.
"Vollkommen unmöglich ...", knurrte ich wütend, als ich mich kurze Zeit später auf den Weg zurück zu meinem Rudel machte. "Es könnte niemals gut gehen!"
Mit Unbehagen dachte ich an die Schwellung, die mit meinem Höhepunkt einherging. Genau wie Wölfe steckten wir nach dem Sex eine Weile in unserer Partnerin fest – ein genetisches Erbe, das wir mit den Wölfen teilten, um zu gewährleisten, dass kein anderer unsere Partnerin schwängern konnte. Unsere Frauen kannten das ... und es gefiel ihnen. Bei Menschen passierte so etwas nicht. Was würde Eveline wohl von meiner genetischen Andersartigkeit halten? Außerdem waren wir sexuell aktiver als Menschen und dominant unseren Frauen gegenüber – vor allem während der Paarungszeit. Jede Logik sprach dagegen, sich mit einer Menschenfrau einzulassen. Ein Glück, dass Eveline bald fort wäre.
Es gelang mir, Oliver und Marcel aus dem Weg zu gehen. Ich hatte im Moment keine Lust auf Olivers Sprüche oder Marcels Vorwürfe. Beiden würde meine Erregung nicht entgehen, und Oliver sähe darin nur eine weitere Bedrohung seiner Stellung im Rudel. Schon als Valerie schwanger geworden war, hatte ihm das nicht gepasst. Dass sie überhaupt ins Rudel aufgenommen worden war, hatte ich allein dem Umstand zu verdanken, dass Oliver gefürchtet hatte, ich würde ihn als Alpha herausfordern, sollte er mir Valerie verweigern. Das gedämpfte Stöhnen im Haus holte mich zurück in die Gegenwart. Oliver paarte sich schon wieder mit Mona – dieses Mal waren sie wenigstens in Monas Zimmer gegangen.
Leise schlich ich die Treppe hinauf. Ich hoffte darauf, ungesehen in mein Zimmer verschwinden zu können, aber ich stieß mit Fiona zusammen, die gerade aus dem Bad kam. Sie war in ein Badehandtuch gewickelt und hatte das hellbraune Haar in einen Handtuchturban gewickelt. Unsere jüngste Schwester war das Gegenteil von Mona. Fiona besaß perfekte Proportionen und war eine Schönheit. Besonders in diesem großen Frotteehandtuch fiel das auf. Wahrscheinlich hatte Oliver die Paarung von ihr verlangt, bevor er zu Mona gegangen war. Sobald Oliver fort war, verschwand Fiona im Bad, als könnte sie seinen Geruch nicht an sich ertragen.
"Du bist erregt ...", stellte Fiona überrascht fest und zog Luft durch die Nase. "Ich kann es riechen." Die Überraschung in ihrem Gesicht vermischte sich mit vager Hoffnung. Sie glaubte noch immer, dass ich Oliver herausfordern würde, um mich selbst zum Alpha des Rudels zu machen.
"Möchtest du mit in mein Zimmer kommen? Ich würde lieber dir dienen als Oliver." Die Lüge in ihrem Gesichtsausdruck war nicht zu übersehen. Fiona wollte weder von mir noch von Oliver angefasst werden, doch unsere Paarung würde den Konflikt zwischen Oliver und mir endgültig zum eskalieren bringen. Natürlich hoffte Fiona darauf. Ihr war außerdem klar, dass ich kein sexuelles Interesse an ihr oder Mona hatte.
Ich brachte einen Schritt Abstand zwischen mich und meine jüngere Schwester. "Du kennst meine Antwort, Fiona."
Sie zuckte die Schultern. "Du wirst es nicht ewig unterdrücken können, Vince. Valerie ist seit einem Jahr tot, die Paarungszeit hat begonnen und deine Triebe werden stärker werden. Willst du wie Marcel jeden Tag hinter den Schuppen gehen?" Ihr Blick wurde traurig. "Das ist deiner nicht würdig. Du wärest bessere Rudelführer. Warum willst du es nicht endlich einsehen?"
Sie kam erneut einen Schritt auf mich zu, und ich spürte, dass es ihr dieses Mal ernst war. Fiona war auf Konfrontation aus. "Dir würde ich freiwillig geben, was Oliver sich von mir nimmt. Ich will nicht Valeries Platz einnehmen. Ich bin deine Schwester ... du beschützt mich, und ich kümmere mich um alles, was du brauchst."
Ihre Hand fuhr über meine Brust und wanderte weiter hinunter Richtung Hose. Panisch stellte ich fest, dass der Wolf in mir Fionas Angebot alles andere als abgeneigt war. Zwar war das Begehren nicht so drängend, wie das, welches Eveline auslöste; aber ich musste mir einmal mehr eingestehen, dass ich meine Triebe nicht mehr lange unterdrücken konnte.
Schnell griff ich nach Fionas Hand und hielt sie fest. "Ich sagte NEIN!"
Meine Stimme hatte härter geklungen, als ich es beabsichtigt hatte – ich konnte es an Fionas verletztem Gesichtsausdruck sehen. Wie sollte sie auch wissen, dass mein Begehren weniger ihr galt, als einer verbotenen Frucht, in die ich nicht beißen durfte? Sie hatte nichts Schlimmes getan ... ihr Angebot mir gegenüber war offen und freundlich gewesen. Wir waren wenige, und unsere Frauen wussten um unsere Bedürfnisse vor allem während der Paarungszeit.
"Tut mir leid ... ich kann einfach nicht ...", fügte ich ruhiger hinzu und ließ ihre Hand los.
Fiona senkte den Kopf und drückte sich an mir vorbei. Bevor sie in ihrem Zimmer verschwand, sah sie mich noch einmal an. "Du weißt, dass ich recht habe, Vince. Du musst eine Lösung für dein Problem finden."
Ich tat so, als hätten ihre Worte mich überhaupt nicht erreicht, doch natürlich wusste ich, dass sie recht hatte. Und ich wünschte mir in diesem Moment, dass mein Paarungstrieb mein einziges Problem gewesen wäre - denn dann hätte ich Fionas Angebot guten Gewissens annehmen können. Aber mein Körper wollte eine andere Frau …