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2.

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Ich zupfe an dem zu kurzen Rock und ziehe das viel zu weit ausgeschnittene Shirt zurecht. Doreen meinte zwar, dass dieses Outfit zu einem ihrer entschärften gehört, aber … meine Güte! Ich habe das Gefühl, dass der hautenge Stoff des Rockes bei jedem Schritt meine nackten Beine hochkrabbelt und der V-Ausschnitt des Shirts über meinen Brüsten spannt. Die sind zwar nur halb so groß wie Doreens, aber ich fühle mich trotzdem wie ein appetitlich verpacktes Horsd'oeuvre.

„Einladung ...“, fordert ein Typ mit langem Bart, Tattoos auf den Armen und ungepflegten Haaren. Fordernd streckt er Doreen die Hand entgegen und ist entsprechend irritiert, als ich ihm den Umschlag gebe. Misstrauisch vergleicht er den Namen auf der Einladung mit meinem Personalausweis, den ich selbstverständlich vorlegen muss.

„Dann viel Spaß, Babe ...“, sagt ZZTop in jung, sieht dabei aber nicht mich an, sondern Doreen, die ihn verheißungsvoll anlächelt. Sie spielt nur mit ihm, denn wie ich Doreen kenne, wird sie sich mit nichts außer einem Bandmitglied zufriedengeben. Ich nehme an, dass sie gute Chancen hat. Doreen ist eine Schönheit, die selbst unter anderen Schönheiten auffällt.

Ich erkenne unser Gästehaus kaum wieder, während wir uns durch den Flur schieben, in dem halb nackte Mädchen mit Bierflaschen oder Whiskeygläsern die neu ankommende Konkurrenz herablassend in Augenschein nehmen. Ihre Blicke Doreen gegenüber sind eindeutig feindselig … ich hingegen bin für sie unsichtbar.

„Das ist unfassbar … schau dir an, was sie aus unserem Haus gemacht haben ...“, flüstere ich wütend.

„Sei doch nicht so spießig, Lea. Deine Eltern werden bestimmt super bezahlt. Mir gefällt es hier ...“

Ich denke an die letzten beiden Sommer, in denen ich das Gästehaus für mich allein hatte. Die einfachen aber geschmacklich abgestimmten Möbel, die hellen Räumen und die ruhigen Stunden auf der Terrasse mit einem Buch. In der Küche habe ich mir oft etwas gekocht oder wenn ich Lust dazu hatte einen Kuchen gebacken – ein kleines Paradies, von dem nichts mehr übrig ist!

Was diese Neandertaler aus dem Haus gemacht haben, treibt mir fast die Tränen in die Augen. Die Kunstdrucke wurden von den Wänden genommen und jede freie Stelle stattdessen mit protzigem Merchandise der Band geschmückt … Fahnen mit dem Bandlogo, Poster und … ja … tatsächlich … überall stehen täuschend echt wirkende Totenschädel rum, in denen Kerzen flackern. In einer Ecke steht ein Pappaufsteller der der Band in Lebensgröße. Der Sänger schaut düster ganz in schwarzes Leder gekleidet mit vor der Brust verschränktem Armen und scheint jeden zu fokussieren, der an ihm vorbeiläuft. Alberner Kitsch! Als wir den Flur durchquert haben und ins Wohnzimmer kommen, klappt mir die Kinnlade herunter. Auf die weiße Wand, die ich erst im letzten Sommer neu gestrichen habe … sozusagen als Dankeschön, dass ich das Gästehaus zwei Wochen umsonst bewohnen durfte … hat diese Höllenbrut ein riesiges Pentragramm gemalt – mit roter und schwarzer Farbe!

Der Laminatboden – eigentlich eine unverwüstliche Qualität – sieht aus, als wäre eine Herde Elefanten darauf herumgetrampelt.

„Das ist … unfassbar ...“, stammele ich kopfschüttelnd.

„Ja, oder?“, antwortet Doreen mit glänzenden Augen. „Oh Gott, da hinten auf der Couch … das sind Snake und Boris!“

„Wer? ...“, frage ich verärgert und folge Doreens Blick. Mich interessieren weder der Typ mit den langen blonden Haaren, der an den Saiten einer Gitarre zupft, noch der bullige Glatzkopf neben ihm, der eine dumm grinsende Brünette im Ultramini auf dem Schoß hat und den unteren Teil seines Körpers in eindeutiger Weise an ihrem Hintern reibt. Ich sehe nur die Couch, auf der ich viele gemütliche Abende verbracht habe … der Stoff hat einen langen Riss an der Lehne und eine der dummen Tussen, die sich in anbiedernder Weise um die Couch scharen, schüttet gerade ihren Drink über den Stoff, weil sie kaum noch gerade gehen kann.

„Snake, der Blonde, ist der Gitarrist und der Glatzkopf mit dem Bandana, Boris, ist der Drummer der Lords of Lucifer.“

„Toll … ich erstarre in Ehrfurcht … “, antworte ich angepisst.

„Komm, wir gehen zu ihnen ...“

„Nein!“, stelle ich klar, aber Doreen schleift mich bereits hinter sich her.

„Hey ...“, sagt sie selbstbewusst, als wir vor der Couch angekommen sind und stellt sich in Position, um ihre beiden schlagkräftigsten Argumente zu präsentieren. Die Brünette wirft Doreen einen warnenden Blick zu, aber der Glatzkopf schiebt sie bereits von seinem Schoß und grinst Doreen an. „Sehr hübsch … möchtest du einen Drink, Püppchen?“

Püppchen?! Ich überlege, dem Sofa noch einen weiteren Fleck hinzufügen, indem ich auf der Stelle loskotze. Wie schlecht kann dieser Abend denn noch werden?

„Hey … das war mein Platz ...“, zickt die vom Schoß des Drummers verdrängte Schönheit.

„Jetzt ist es ihrer ...“, antwortet Boris, ohne die Verschmähte noch einmal anzusehen. Seine Blicke kleben an Doreen. Er streckt seine Hand nach ihr aus. In diesem Augenblick geht ein Adrenalinstoß durch meinen Körper. Eine Stimme in mir schreit warnend auf ...

Instinktiv packe ich Doreens Handgelenk und ziehe es fort, bevor sie Boris' Hand ergreifen kann.

„Hey, was soll das?“, zischt Doreen.

„Ich weiß nicht … ich hab ein mieses Gefühl ...“

„Gott, Lea … jetzt mach dich nicht lächerlich.“ Meine Aktion ist ihr sichtlich peinlich. Das gehässige Kichern der anderen Mädchen lässt auch nicht lange auf sich warten. „Wer hat die denn eingeladen?“

Der Glatzkopf sieht mich an … sein Blick lässt mich schaudern, weil ich das Gefühl habe, dass mich aus seinen Augen etwas anstarrt, das so abgrundtief ist, dass es mir die Luft zum atmen raubt. Auch der blonde Gitarrist hat sich mir zugewandt … und ich spüre die gleiche abgrundtiefe Präsenz in ihm.

„Was ist dein Problem, Kleine?“, fragt Boris.

Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Statt ihm zu antworten, sehe ich Doreen an und flüstere: „Irgendwas ist seltsam an diesen Typen.“

„Mann, Lea … entspann dich ...“, faucht sie genervt. „Hol dir was zu trinken und hab etwas Spaß.“

Im nächsten Augenblick greift sie nach Boris' Hand und lässt sich von ihm auf seinen Schoß ziehen. Er fängt sofort an, Doreen zu befummeln.

Ich schüttele den Kopf. Das Gefühl der Gefahr, das von Boris ausging, ist verschwunden. Drehe ich langsam durch?

Ich mache, dass ich wegkomme, in dem unguten Wissen, mich total blamiert zu haben. Wenigstens beachtet mich niemand mehr … nur der Gitarrist sieht mich noch einen Moment lang an, bevor er sich wieder seiner Gitarre widmet.

Ok, du bist einfach nicht geschaffen für das hier …, rede ich mir ein und fliehe aus dem Wohnzimmer. Ich werde mir einen Drink holen und mich dahinter verstecken, während ich mich von der Party schleiche. Ich nehme an, dass es etwas zu auffällig wäre, den Haupteingang zu benutzen, nachdem ZZTop uns erst vor zehn Minuten reingelassen hat. Aber ich kenne natürlich alle Schleichwege in diesem Haus. Oben vom Gästeschlafzimmer aus geht einen Balkon ab mit einer Feuerleiter, die meine Eltern wegen der Brandschutzbestimmungen anbauen mussten. Ich kann daran herunterklettern und durch den Garten klammheimlich verschwinden. Doreen und ich sind mit dem Taxi gekommen, weil das Gästehaus außerhalb der Ortschaft liegt. Die Gegend ist ländlich, und der nächste Nachbar wohnt gut zehn Minuten mit dem Auto entfernt. Ich habe aber mein Handy und genügend Geld dabei, um nach Hause zu kommen.

Während ich mich zur Küche durchschlage, fällt mir der offensichtliche Frauenüberschuss der Party auf. Die Männer scheinen alle Mitarbeiter der Band zu sein, denn sie tragen T-Shirts mit dem Bandlogo - Roadies und vielleicht ein paar Leute aus dem engeren Umfeld der Band. Scheinbar mögen Rockstars keine Konkurrenz.

In der Küche drückt mir eine ziemlich betrunkene Blondine ein Glas in die Hand. „Hier Süße … du siehst so nüchtern aus ...“, säuselt sie und kichert dann dümmlich.

„Was ist das?“, frage ich misstrauisch, während ich an dem giftgrünen Gebräu schnuppere. Es riecht nach Rum und undefinierbaren Zutaten.

„Das macht … Zoooooom ...“, kichert sie dümmlich und kippt sich den Inhalt ihres Glases in den Hals.

Ich nippe vorsichtig und stelle fest, dass es gar nicht mal schlecht schmeckt. Zoom, he? Vielleicht kann ich tatsächlich etwas Zoom gebrauchen … nicht so viel wie Blondie, versteht sich.

Gewappnet mit meinem Glas dränge ich mich zurück in den Flur, der mittlerweile so voll ist, dass ich mich durchquetschen muss, um zur Treppe zu kommen, die ins obere Stockwerk führt. „Tschuldigung ...“, rufe ich, als ich einen Typen anrempele, der ein Mädchen gegen eine Wand gedrückt hat. Sie hat ihre Beine um seine Taille geschlungen, und ich sehe erst jetzt, dass seine Hose so tief hängt, dass ich seinen nackten Hintern sehen kann. Oh mein Gott … haben die etwa gerade Sex … hier im Flur … vor allen?! Die Bewegungen seiner Hüften bestätigen meinen Verdacht. Ich will schnell weitergehen, als er sich zu mir umdreht. „Kein Problem, Schätzchen … wenn du willst, nehm ich dich als Nächste ran.“

Er grinst, und ein roter Funke glimmt in seinen Augen auf.

„Danke, ich hab schon ...“, antworte ich irritiert. Das Glimmen in seinen Augen ist verschwunden, und er widmet sich wieder dem Groupie, in dem er gerade steckt. Ich spreche eine noch einigermaßen nüchtern wirkende Frau mit dunkel geschminkten Augen an: „Hast du das auch gesehen?“

„Was denn?“, fragt sie gelangweilt.

„Na, dass seine Augen rot geworden sind.“

„Was hast du dir denn reingefahren?“, fragt sie prustend vor Lachen und dreht sich von mir weg. Ich bin sicher, dass sie es hätte sehen müssen. Vielleicht bin ich doch irre? Ich will an meinem Drink nippen und stelle fest, dass er leer ist. Wann habe ich ihn ausgetrunken? Ich kann mich nicht daran erinnern. Allerdings verspüre ich ein wattiges Gefühl im Kopf … als wäre die Zeit aus Gummi, das sich nach Belieben formt und zieht. Vielleicht hatte ich doch etwas zu viel von diesem Zoom …

Ich gehe weiter und werfe einen Blick ins Wohnzimmer. Kurz überlege ich, Doreen zumindest Bescheid zu sagen, aber auch das Wohnzimmer ist mittlerweile so voll, dass ich weder Doreen noch Boris ausmachen kann.

Scheiß drauf … sie ist erwachsen und sie wollte das hier …, sage ich mir und kämpfe mich die Treppe hinauf. Auch hier quetschen sich Frauen und Männer, manche auf eindeutige Weise ineinander verknotet. Ein Mädchen lehnt oben ohne an der Wand, während gleich zwei Typen sich an ihren Nippeln festgesaugt haben. Sie stöhnt und rekelt sich, als wäre das hier das Beste, was ihr je passiert ist. Ich kann zwar nicht mitreden, aber ich schätze ihr Verhalten doch als übertrieben ein.

Am Ende des Ganges reiße ich panisch die Tür des Gästeschlafzimmers auf, stürme hinein und knalle die Tür hinter mir zu. Endlich allein! Ein paar Sekunden sammeln, die Balkontür aufreißen und die Leiter runterklettern. Kinderspiel!

Das Stöhnen und Grunzen zwingt mich, zum Bett hinüberzusehen. Oh bitte nicht … Gibt es denn hier nirgendwo einen Platz, an dem nicht gevögelt wird? Im nächsten Moment kommt ein kieksender Laut aus meiner Kehle. Auf dem Bett kniet Doreen … splitterfasernackt! Hinter ihr hat sich Boris positioniert. Von ihm kommt das Grunzen, während er sich wieder und wieder in Doreen hineinrammt. Es ist nicht Doreen, die stöhnt … sie könnte es genau genommen gar nicht, weil in ihrem Mund der Penis des blonden Gitarristen steckt. Die beiden haben Doreen zwischen sich aufgeteilt … der eine nimmt sie von vorne, der andere von hinten.

„Doreen ...“, ist das Einzige, was mir über die Lippen kommt, und tatsächlich dreht sie den Kopf und sieht mich an, ohne jedoch mit dem was sie tut, aufzuhören. Ihr Blick verstört mich zutiefst … es sieht aus, als erkenne sie mich gar nicht … als wäre ihr alles gleichgültig. Fast kommt es mir vor, als wäre ihr überhaupt nicht klar, was sie tut.

„Du bist ziemlich lästig, Kleine ...“, grollt Boris, ohne mich anzusehen. „Willst du mitmachen?“

„Nein ...“, sage ich empört. Das wattige Gefühl in meinem Kopf wird stärker ... alles dreht sich. Ich muss die Augen schließen. Als ich sie wieder öffne, habe ich das Gefühl, eine Kralle legt sich um meinen Hals. Was ich sehe, will mein Verstand nicht akzeptieren. Boris kniet noch immer hinter Doreen … aber aus seinem Kopf ragt ein Geweih. Ich kann seine Hände sehen, die Doreens Hintern in Position halten … aber alles, was unter den Hüften kommt, sieht aus wie ein ... Hirsch! Ich schnappe nach Luft, weil ich nur starren kann.

„Sie weiß es!“

Es ist das erste Mal, dass ich den Gitarristen sprechen höre.

„Die Kleine hat einfach zu viel von unserem Happydrink intus ...“, antwortet Boris.

Mit einer Mischung aus Unglauben und Horror glotze ich die fledermausartigen Flügel an, die aus dem Rücken des Gitarristen herausragen, während er Doreens schwarzes Haar gepackt hat und seine Hüften rhythmisch vor und zurück stößt.

„Ich sage dir, sie sieht uns ...“

„Unmöglich ...“, stellt Boris noch einmal klar.

Boris sieht mich an, und ich habe das Gefühl von etwas Verschlingendem erfasst zu werden. „Komm her, Kleine …“

Seine Worte bewirken etwas in mir… genauer gesagt zwischen meinen Schenkeln. Einen Augenblick verspüre ich einen so starken Zwang von Lust, dass ich tatsächlich einen Schritt auf ihn zugehe. Dann gelingt es mir, dieses Gefühl abzuschütteln. Ich lasse das leere Glas fallen, reiße die Tür auf und stürme aus dem Zimmer. Panisch dränge ich mich durch die dicht gedrängt stehenden Körper … Ich muss weg von hier!

Aus Angst, dass Boris oder der Blonde mir folgen, drehe ich mich immer wieder um und pralle auf der Treppe mit jemandem zusammen.

„Vorsicht, Nachtstern …“, raunt eine dunkle Stimme, während starke Hände meine Unterarme packen und verhindern, dass ich hinfalle.

„Ich fühle mich nicht gut ...“, stammele ich, während ich in den Typen anstarre. Er ist mindestens einen Meter neunzig groß mit breiten Schultern, über die sich ein dunkles T-Shirt spannt. Sein selbstsicheres Lächeln zeigt, dass er genau weiß, was für eine Wirkung er auf mich und wahrscheinlich jede andere Frau hat. Nase, Wangenknochen und Kinn sind markant, und der schmale Kinnbart gibt dem Gesicht einen verwegenen Ausdruck. Das dunkle Haar fällt ihm nachlässig in die Stirn, und sein Blick hat etwas Durchdringendes, was seine faustische Ausstrahlung perfekt macht. Genau so würde ich mir den Teufel vorstellen, wenn ich an ihn glauben würde. Oh Gott … hilf mir! In den Musikvideos sah er gut aus, kein Thema ... Aber kein Fernseher dieser Welt könnte diese sexuelle Attraktivität transportieren … dieser Typ hat etwas verdammt Verruchtes an sich, und das weiß er … ich bin in den Leadsänger der Lords of Lucifer gecrasht!

„Du siehst nicht gut aus ...“, stellt er fest. „Besser ich kümmere mich um dich.“

„Nein … nicht nötig ...“, stottere ich. Sein überlegenes Lächeln schmilzt den Horror, den ich soeben noch empfunden habe, zu einem partikelgroßen Körnchen zusammen. Er ist nicht ganz fort, aber er verliert massiv an Bedeutung, während der Arm des dunklen Adonis sich schlangengleich um mich legt. Ich fühle mich, als hätte mein freier Wille soeben einen mit dem Holzhammer übergezogen bekommen.

„Ich bin Kiran ...“, raunt der Sohn des Teufels in mein Ohr. „Hast du Angst vor mir?“

„Ich weiß nicht …“, antworte ich. Ich bin ehrlich gesagt kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. „Sollte ich?“

Er lacht, antwortet aber nicht. Gleichzeitig spüre ich die eifersüchtigen Blicke der Groupies auf mir … und all ihre negativen Gedanken und Gefühle. Innerlich schrecke ich vor ihnen zurück – sie würden mich umbringen, um in diesem Moment an meiner Stelle zu sein … und zwar nicht nur im übertragenen Sinn!

„Sie werden dir nichts tun ...“, stellt Kiran klar, als hätte er meine Gedanken gelesen. „Es liegt in meiner Natur, Menschen an ihre eigenen Abgründe heranzuführen.“ Er sieht mich interessiert an. „Bei dir spüre ich keine Abgründe … oder du verbirgst sie vor mir.“

„Ich möchte gehen ...“, flüstere ich, als Kiran eine Zimmertür öffnet und mich hindurchschiebt.

„Nicht so schnell … du hast mein Interesse geweckt.“ Er schließt die Tür hinter uns, und wie durch ein Wunder sind alle Geräusche auf einmal verstummt. Ich kenne dieses Haus … die Wände und Türen sind hellhörig. Ich müsste die Stimmen vor der Tür hören, die Musik, die aus den Boxen im Wohnzimmer wummert … aber hier ist nur Stille!

„Setz dich …“

Ich sehe mich um. Das hier ist ein Billardzimmer … seit wann haben wir ein Billardzimmer?

„Wo?“, frage ich irritiert. Es gibt weder ein Sofa noch Stühle. Im nächsten Moment packt Kiran mich um die Taille und hebt mich auf den Billardtisch. Die Leichtigkeit, mit der er mich hochnimmt … er verzieht nicht einen Gesichtsmuskel … ist sexy und irritierend zugleich.

Kurz sehe ich zur Tür und denke darüber nach, vom Tisch zu springen. Aber diese Impulse versickern wie ein Tropfen Wasser in der Wüste, als ich in Kirans Augen sehe.

„Bitte lass mich einfach gehen ...“

Aber nein, Nachtstern …“ Die Worte hallen in meinem Kopf. Kiran hat nicht einmal die Lippen bewegt, und doch höre ich ihn! Ich habe zu viel getrunken … Eine andere Erklärung lasse ich einfach nicht zu ...

Er beugt sich zu mir, sein Mund streift meine Lippen … einen Moment lang fühlt es sich an, als würden die Stellen, an denen Kirans Mund mich berührt hat, brennen. „Zeig mir deine geheimen Wünsche …“ Er stützt die Hände rechts und links von mir auf den Rand des Billardtisches und sieht mich an. Sein Blick hat etwas Lauerndes. Ich habe das Gefühl, als würde mich durch diese Augen etwas Böses anstarren.

„Jeder Mensch hat verborgene Sehnsüchte ...“, flüstert er, dann schiebt er seine Hand zwischen meine Schenkel und berührt die empfindliche Haut meiner Schamlippen durch den Stoff meines Slips.

Ich stöhne auf, obwohl ich es nicht will. „Bitte … lass mich gehen … “ Großer Gott ... ich nehme an, dass ich langsam wirklich lächerlich klinge.

Du bist zu mir gekommen …“, raunt seine Stimme erneut in meinem Kopf. Mein Körper steht in Flammen, während sich Kirans Hand in meinen Slip schiebt.

„Zeig mir deine Sehnsüchte … vielleicht erfülle ich sie dir ...“

Ich versuche nicht einmal, mich zu wehren – Kirans Anziehung habe ich nichts entgegenzusetzen. Trotzdem verkrampfe ich mich, als er zuerst einen dann einen zweiten Finger in mich hineinschiebt. Ich bin nass, was peinlich genug ist … ich möchte die Augen schließen, aber ich schaffe es nicht. Ein letzter Rest meines freien Willens begehrt auf gegen das hier. So habe ich mir mein erstes Mal nicht vorgestellt!

Kiran ist sensibel genug, um meine Stimmung zu bemerken. Er hält inne, und einen kurzen Moment lang fällt seine Maske. Das Bernstein in seinen Augen verwandelt sich in ein loderndes Feuer. Sein Blick liegt plötzlich voller Gier auf mir. Ohne Vorwarnung zieht er sich zurück und dreht sich von mir weg. Er sagt etwas, das ich nicht verstehe - es klingt wie eine fremde Sprache.

Ich stoße erleichtert die Luft aus und schließe die Schenkel. Was immer mich gerettet hat … es wird mir vielleicht nicht noch einmal helfen.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, wendet Kiran sich mir wieder zu. Die Gier ist verschwunden, an ihre Stelle ist etwas anderes getreten … Verlangen?

„Unschuldig …“ Seine Stimme hat einen tieferen Klang angenommen. „Das könnte mir wirklich gefallen.“ Er sieht mich auf eine Art an, die alle Alarmglocken für Gefahr in mir anschlagen lässt. Bisher hat er nur halbherzig mit mir gespielt … Du darfst nicht durchdrehen …

„Lass mich dich von hier fortbringen … du wirst es nicht bereuen.“ Seine Stimme ist schmeichelnd, aber tief in mir spüre ich, dass ich ihm nicht trauen darf.

Unerwartet umarmt er mich - es fühlt sich an, als werde ich in einen Mantel von Dunkelheit gehüllt. Ich atme Kirans Geruch durch den Stoff seines T-Shirts ein … ich würde so gern diese Haut berühren! Wie zur Bestätigung schließen sich seine Arme fester um mich.

„Du musst es mir erlauben, Nachtstern … so sind die Regeln.“

„Nein … ich will gehen ...“, sage ich unter Aufbringung all meines Willens und schaffe es endlich, ihn von mir zu schieben.

Meine Beine sind wackelig, als ich vom Billardtisch springe und den viel zu kurzen Rock herunterziehe. Die Wirkung des Alkohols lässt langsam nach. Ich befürchte, dass Kiran mich nicht so einfach aus der Nummer herauskommen lässt. Er ist Rockstar … die bekommen immer, was sie wollen.

Überraschenderweise macht er keinerlei Anstalten, mich auf dem Billardtisch zu vergewaltigen. „Dann bringe ich dich nach unten. Jemand wie du sollte hier nicht alleine sein ...“, sagt er beherrscht, und öffnet tatsächlich die Tür.

Die laute Musik und die Stimmen holen mich endgültig zurück in die Wirklichkeit. Wieder spüre ich die Blicke der Groupies auf mir. Am liebsten würde ich rufen … Keine Sorge, Mädels … er gehört euch!

Unten an der Tür gibt Kiran ZZTop die Anweisung, mir ein Taxi zu rufen. Dann haucht er mir einen Kuss auf die Lippen, der mich fast dazu bringt, meine Entscheidung noch einmal zu überdenken und flüstert: „Ich bekomme dich früher oder später.“

Ganz bestimmt nicht …, denke ich, und kratze meine letzten Reste an klarem Verstand zusammen. Der sagt mir, dass es eine beschissene Idee war, hierher zu kommen.

Lords of Lucifer (Vol 1)

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