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Kapitel 2: Abgrenzung zu Regeln und Gesetzen

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Glaubenssätze sind nicht zu verwechseln mit Regeln und Gesetzen. Die Zehn Gebote zum Beispiel sind christlich festgeschriebene Regeln, ohne die menschliches Zusammenleben nicht funktionieren würde – „Du sollst nicht töten“ – es gäbe Mord und Todschlag, das Gesetz des Stärkeren würde regieren. Und selbst bei Geboten „Du sollst nicht falsches Zeugnis ablegen (lügen) oder Deines Nachbarn Weib begehren“ haben wir es immer noch mit Regeln zu tun, die in die öffentlichen Gesetzbücher eingeflossen sind. Staatliche Gesetzbücher regeln viel detaillierter das Zusammenleben.

Also Glaubenssätze sind keine Regeln und Gesetze, die das menschliche Zusammenleben regeln, und auch im strengeren Sinn keine Moral – allenfalls falsch verstandene. Glaubenssätze müssen nicht befolgt werden. Sie sind Angebote, man darf sie auch ignorieren. Aber sie spiegeln schon bestimmte Vorstellungen der Gesellschaft wieder; manche bezeichnen sie auch als moralische Prinzipien von Kulturen. Wobei natürlich jede Kultur ihre eigenen Vorstellungen hat. So haben in vielen islamischen Kulturkreisen Mann und Frau sehr feste Aufgabenbereiche innerhalb der Gesellschaft zu erfüllen, so dass ein Ausbrechen aus diesen Traditionen sehr schwierig ist – für beide Geschlechter. So hat der Mann für das Einkommen der Familie zu sorgen – schafft er dies nicht, auch aufgrund mangelnder Jobmöglichkeiten und hoher Arbeitslosigkeit, dann gilt er als Versager und darf nicht heiraten, unabhängig von seinen Gefühlen. Auch ein Mann, der seine Trauer in Form von Tränen zeigen würde, wäre in der Gesellschaft unten durch und würde als „Weichei“ gelten. Nicht jeder Mann auch in diesen Kulturen ist so taff geboren, dass er dem vermeintlichen Idealbild eines Mannes entspricht. Wie schwer muss es da ein sehr sensibler Mann haben? Da zerstören Glaubenssätze „Wie Männer weinen nicht“ geradezu männliche Existenzen. Dann gibt es Gesellschaften, wo das so genannte Matriarchat vorherrschend und bestimmend ist, also die dominante Rolle der Frau. Da dürfen dann auch getrost mal die Männer weinen.

Glaubenssätze sind immer nur zusätzliche Angebote der jeweiligen Gesellschaft, bestimmte Dinge so zu bewerten und zu sehen, wie sie in den Formeln ausgedrückt sind.

In unserer modernen Welt verlieren Glaubenssätze zwar an Bedeutung, doch neue Sprüche machen an ihrer Stelle dafür die Runde wie „Frauen sind zu emotional, wenig rational“ oder „Frauen haben keine Ahnung von Technik“ oder „Alle Männer sind Schweine“ oder „Frauen können nicht einparken“ oder „Männer können nicht treu sein“ und so weiter. Alles sehr oberflächlich und im Einzelfall vielleicht zutreffend, nicht aber allgemeingültig – auf keinen Fall!

Glaubenssätze kann man auch als Lehren bezeichnen. Und so wie es verschiedene Lehrmeinungen und Interpretationen gibt, die nicht alle Allgemeingültigkeit haben, teils auch widersprüchlich betrachtet werden, ist es auch mit den Glaubenssätzen. Die in ihnen geäußerten Ansichten werden auch durchaus kontrovers gesehen, so wie es Kritiker der Freudschen und Darwin´schen Theorien gibt.

Anders ist es mit Moral und Charakter sowie Tugenden. Man kann Tugenden haben oder auch nicht. Dann gehört es zum persönlichen Schicksal, danach beurteilt und gemocht oder abgelehnt zu werden. Manche Menschen mögen bestimmte Charaktereigenschaften wie Ehrlichkeit, Loyalität oder Ordnung und Pünktlichkeit. Anderen ist es wiederum nicht so wichtig. Allerdings sind moralische Vorstellungen durchaus wichtig im Leben: Halte ich mich an Geschwindigkeitsbeschränkungen oder gefährde ich mich und andere? Bin ich verantwortungsbewusst oder liebe ein Leben ohne Verantwortung? Das sind persönliche Entscheidungen, die jeder selbst treffen – und die Konsequenzen dafür tragen muss. Wer zu schnell fährt, darf mit Strafe rechnen oder bei einem Unfall im Krankenhaus über seine Haltung nachdenken. Auch moralische Prinzipien sind nicht zu erzwingen: Wer nicht treu sein und monogam leben kann, der muss mit Konsequenzen rechnen – jedes Abenteuer kann das letzte sein.

Viele Glaubenssätze sind aber nicht nur gegen Außenstehende gerichtet, sondern gegen uns selbst. Glaubenssätze, die wir gegen uns selbst richten, führen zu innerlichen Blockaden. Die meisten negativen Glaubenssätze entstehen sehr früh in unserer Kindheit und Jugend und werden dann in unserem Unterbewusstsein gespeichert. Ohne dies bewusst zu merken, steuern sie im Erwachsenenleben unsere Gefühle und Handlungen und führen uns unbewusst zu immer wiederkehrenden Problemen, wie

•der Unfähigkeit, Nein sagen zu können und uns ausnutzen zu lassen

•zu Wutausbrüchen in bestimmten Situationen

•einem immerwährenden Wunsch nach Perfektion

•dem Gefühl, nicht wertvoll zu sein

•der Unfähigkeit, Freundschaften zu schließen

•zu beruflichem Stehenbleiben

•zu immer wiederkehrenden Konflikten mit anderen Menschen

•zu Machtlosigkeit und der Unfähigkeit zu handeln

•zu übersteigertem Kontrollbedürfnis

•zum Verzetteln in zu vielen Vorhaben und Ideen

•in mangelndem Durchhaltevermögen

•immer wiederkehrenden bestimmten Krankheiten

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