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Prolog

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Das Licht des brennenden Scheiterhaufens spiegelte sich im Gesicht von Pater Baselius. Seine trüben, grauen Augen blickten ausdruckslos in die Flammen. Er trug ein weißes Habit und hielt eine abgegriffene, in dunkles Leder gebundene Bibel in der rechten Hand.

Das Knistern des Feuers war das einzige Geräusch, das die Stille der Nacht durchbrach. Die Schmerzensschreie der Verurteilten waren ebenso verstummt wie die flehenden Rufe der Angehörigen um Gnade. Als er vor sechs Tagen hier angekommen war, hatte er nur Verderbtheit und Verkommenheit vorgefunden. Das Wort des Herrn war nicht mehr gehört worden, und die Menschen hatten sich gotteslästerlichen Handlungen hingegeben. Es hatte nicht lange gedauert, bis die ersten Ketzer gefasst worden waren, sie gestanden hatten und ihre Körper im Feuer gereinigt worden waren. Ihre Seelen waren nun endlich frei von allem dämonischen Einfluss und konnten in das Paradies einkehren.

Die Flammen schlugen höher, und die Wärme des Feuers ließ ein wohliges Gefühl durch Baselius’ Körper fließen. Er roch den öligen Gestank des Rauches, und die Anspannung der letzten Tage wich von ihm. Er wollte diesen kurzen Moment der Ruhe genießen, bevor ihn sein Weg weiterführte.

Hinter ihm erklangen Schritte. Er erkannte den leisen, fast schleichenden Gang von Thomas, seinem Skriptor, der ihm in den letzten Monaten ein unersetzlicher Beistand geworden war. Mit nur 22 Jahren war der junge Pater auf dem Weg, selbst ein guter Inquisitor zu werden.

Baselius drehte dem jungen Mann den Kopf zu.

»Pater, wir haben Kunde von einem neuen Verdacht bekommen«, erklärte Thomas. »Wenn wir noch heute Nacht losfahren, erreichen wir das Dorf zum Mittag.«

Baselius nickte, bekreuzigte sich vor dem Feuer und hielt Thomas den Arm hin. Der junge Mann legte seine Hand darunter und führte den Inquisitor vom Feuer weg. Mit jedem Schritt wurde das Knistern der Flammen leiser und der Geruch des Rauches schwächer. Baselius hörte das unruhige Trappeln der Pferdehufe und das Knarren der ledernen Rüstungen seiner Soldaten. Als er ein metallisches Quietschen vernahm, blieb er stehen. Die Tür seiner Kutsche war geöffnet worden. Er streckte seinen rechten Fuß vor, bis seine Zehen den Ansatz der kleinen Treppe fanden. Vorsichtig zog er den Kopf ein, stützte sich auf Thomas’ Arm und ging die beiden Stufen nach oben. In der Kutsche angekommen, tastete er sich zur Sitzbank und ließ sich auf dem großen Polster nieder. Baselius lehnte sich an ein Kissen, während Thomas ihm eine wärmende Decke über den Schoß legte. Die Tür wurde geschlossen, und mit einem Ruck nahm die Kutsche Fahrt auf.

Baselius rieb sich müde über die Augen. Er hatte in den letzten Nächten kaum geschlafen und war schon seit zwölf Wochen ununterbrochen unterwegs, um die Ausbreitung der Ketzerei einzudämmen. An Tagen wie diesen zweifelte er an dem Erfolg seiner Arbeit. Für jeden erlösten Ketzer schienen sich zwei neue Gotteslästerer zu erheben. Seine Eminenz, Papst Julius II., hatte den Dominikanerorden ausgewählt, um in dieser Region für Ordnung zu sorgen. Die vielen Dörfer des Taunus waren schwer zu erreichen, aber als Prior des Klosters St. Bonifaz in Mainz musste er ein leuchtendes Beispiel der Pflichterfüllung sein. Die Zeiten des geregelten Ordenslebens waren für ihn vorbei. Die Welt wurde von Verderbtheit überschwemmt, und nur er und seine Brüder konnten dieser Flut Einhalt gebieten.

Baselius versuchte für einen Moment, seine Müdigkeit zu ignorieren, und richtete das Wort an seinen Begleiter, der mit ihm im Wagen saß.

»Wo fahren wir hin, Thomas?«

»In ein kleines Dorf südlich von hier«, antwortete der junge Pater mit ruhiger Stimme.

»Wie ernst sind die Anschuldigungen?«

»Schwerwiegend.«

»Gibt es eine Person, deren Glaube wahrhaftig ist?«

»Unwahrscheinlich. Es könnte sein, dass das ganze Dorf sich der Irrlehre schuldig gemacht hat. Wir können niemandem vertrauen.«

Baselius schüttelte bekümmert den Kopf. Der letzte Fall dieser Art hatte zu wochenlangen Verhören geführt. Viele Ketzer hatten die Erlösung erst im Feuer gefunden.

Es waren dunkle Zeiten, doch er würde nicht zögern, auch den letzten Funken an Gotteslästerung auszulöschen.

Die Rache des Inquisitors

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