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Eine rutschige Geschichte

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„Anton! Beeil dich, Frühstück ist fertig!“ Antons Mutter wurde ungeduldig. „Ja-ha, ich komme gleich, nur noch einmal spielen“, rief Anton. Wenn er Gitarre übte, war er nicht zu bremsen. Seine Gitarre stand immer neben seinem Bett, und wenn er morgens aufwachte, dann zupfte er erst mal ein paar Akkorde auf ihr. Seinen Bruder Tim nervte das jedes Mal aufs Neue. Er lag nämlich über ihm im Stockbett. Aber das Mosern seines Bruders störte Anton wenig. Er wollte üben - für das Musikschulkonzert nächsten Monat. „Anton! Komm jetzt!“ „Na dann“ sagte Anton zu seinem Instrument „bis heute Nachmittag.“ Er stellte die Gitarre an ihren Platz und lief die Treppe hinab in die Küche.

Antons Schulweg war kurz und er konnte ihn fast mit geschlossenen Augen gehen, so gut kannte er ihn. Die Straße entlang, einmal links und dann war er da. Diesmal aber kam ihm ein Stein in die Quere.

„Auu! Mein Finger!“ Anton war unglücklich gestürzt und hatte sich dabei den Zeigefinger der linken Hand umgebogen. Es tat höllisch weh. „Oh Mann! Mein Musikschulauftritt“ – das war das Erste, was er dachte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht lief er zurück nach Hause. Seine Mutter fuhr sofort mit ihm zum Arzt. Der untersuchte ihn ausführlich, dann teilte er ihm die schlechte Nachricht mit: „Dein Finger ist gebrochen, du bekommst einen Gips“. Anton erschrak. „Wie lange muss ich den denn tragen?“ „Mindestens vier Wochen, wenn nicht noch länger“ meinte der Arzt. Anton ließ den Kopf hängen. Gitarre üben konnte er jetzt erst mal vergessen. Und das Konzert auch. Anton war den Tränen nahe.

Zuhause angekommen setzte er sich traurig aufs Bett. Sein gebrochener Finger war komplett eingegipst. Hand und Unterarm auch. Immer wieder schielte er zu seiner Gitarre, die an der Wand lehnte und darauf wartete, gespielt zu werden. Vorsichtig nahm er sie und versuchte, mit seinem Gipsarm einen Akkord zu greifen. Es klang furchtbar.

„Erstmal was trinken“ dachte Anton und griff sich mit der gesunden Hand die Wasserflasche, die auf dem Boden stand. Er nahm einen Schluck, und auf einmal hatte er eine Idee. Man konnte doch auch mit einem Flaschenhals auf der Gitarre spielen, das hatte er mal im Fernsehen gesehen. Mit seiner eingegipsten Hand konnte er die Wasserflasche halten, auch wenn es etwas mühsam war. Langsam legte er den Flaschenhals auf das Griffbrett und rutschte damit über die Saiten. Es klang ein bisschen so, als würde ein Auto losfahren. Gar nicht schlecht für den Anfang, fand Anton.

„Was machst du denn da für Gruselmusik?“ Antons Bruder Tim war aus der Schule gekommen. „Das klingt ja furchtbar!“ „Ich spiele Rutsch-Gitarre“ antwortete Anton trotzig, „das muss so klingen, und wenn es dir nicht passt, dann kannst du ja rausgehen.“ Jetzt war üben angesagt. Und das tat er den ganzen restlichen Tag, bis es Abend war.

Am nächsten Tag kam Antons Schulfreundin Anna zu Besuch. Natürlich spielte er ihr gleich eine Geistermusik auf seiner Rutsch-Gitarre vor. Anna war begeistert. „Mensch Anton! Das ist genau das, was wir brauchen!“ „Wer braucht was?“ fragte Anton etwas verdattert. „Na, die Theatergruppe in der Schule, in der ich mitmache. Wir spielen ‚Das kleine Gespenst‘ und ich bin der Uhu Schuhu. Und wir brauchen noch gruselige Musik. In drei Wochen ist Premiere. Soll ich mal fragen, ob du mitmachen kannst?“ Anton strahlte. „Das wär toll!“ Und tatsächlich: alle in der Theatergruppe waren damit einverstanden, Anton mit seiner Gespenstergitarre an den Bühnenrand zu setzen. Er wurde vom Fleck weg engagiert. Jetzt hieß es wieder: üben, üben, üben. Und es lohnte sich: Die Aufführung war ein voller Erfolg, es gab sogar so viel Applaus, dass Anton eine Zugabe spielen musste. „Na?“, zwinkerte ihm Anna hinter der Bühne zu, nachdem sich alle verbeugt hatten, „für was so ein gebrochener Finger doch gut sein kann.“

Pauline hat keine Lust

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