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Scholastika.

A. von Sternberg.

Vorwort.

Alexander Freiherr von Ungern-Sternberg, geb. den 10. April 1806 auf dem Gute Noistser bei Reval in Estland, wo sein Vater Landrat war, wurde nach dem Tode desselben, von einem Oheim in Dorpat erzogen, besuchte dort das Gymnasium und die Universität, auf der er sich mit der Jurisprudenz, die er studieren sollte, wenig beschäftigte Im Jahre 1829 ging er nach Petersburg, um sich nach dem Wunsche seines Oheims für eine Staatsanstellung vorzubereiten. Das Missbehagen an den dortigen Verhältnissen und seine Unkenntnis des Russischen vereitelte diesen Plan. Von der Kaiserin, die sich für sein bedeutendes Zeichentalent interessierte zum Zwecke künstlerischer Ausbildung unterstützt, begab er sich 1830 nach Dresden. Die von der Bekanntschaft mit Tieck erhaltenen Anregungen führten ihn zur literarischen Produktion, gegen welche die Übung des anderen Talents mehr und mehr zurücktrat (eine Probe desselben erschien 1848 in seinen Illustrationen zu „Tutu“). 1831 reiste er nach Süddeutschland, hielt sich 1832 in Stuttgart auf, wo durch G. Schwabs Vermittlung seine Novellen „die Zerrissenen“, die Fortsetzung derselben „Eduard“ (1833), „Lessing“ (1834) und „Molière“ (1834) im Cottaschen Verlage erschienen. Von Stuttgart siedelte er nach Mannheim über, zu dreijährigem Aufenthalt, kehrte nach Stuttgart zurück (Bekanntschaft mit Lenau) und wandte sich dann wieder dem Norden zu, wo er Berlin endlich zu seinem dauernden Wohnsitz wählte. Zu Anfang der 50er Jahre verheiratete er sich mit einem Fräulein von Waldow und hielt sich meist in Dresden auf. Vom Jahre 1862 an durch ein Gehirnleiden in seinen geistigen Fähigkeiten mehr und mehr gelähmt, starb er im Irrsinn auf dem Gute Dannenwald in Mecklenburg-Strelitz am 24. Aug. 1868.

Sternberg ist der Schule Tiecks niemals ganz entwachsen, und in so mancherlei Stoffen er sich versucht hat, ist es ihm so wenig, wie seinem Meister, gelungen, seinen oft geistreich erfundenen Figuren volle Lebenskraft einzuhauchen. Das leichtbewegliche Spiel seiner Phantasie bringt es selten zu wahrhafter Illusion, und seltener noch scheint es ihm mit den sittlichen Motiven rechter Ernst zu sein; so ist denn auch sein Stil, bei aller scheinbaren Gewandtheit, im Grunde unlebendig und konventionell, der echte Naturlaut steht ihm nicht zu Gebote (der Monolog auf S. 36 und 37 unserer Erzählung !), und nur bei der Beschreibung äußerlicher Dinge oder Zustände kommt sein Zeichentalent dem Erzähler glücklich zu Statten Gleichwohl durfte ein so vielgenannter Name, wie der seinige in unserer Sammlung nicht übergangen werden, und der sehr charakteristische Hintergrund der hier mitgeteilten Erzählung wird ihre Wahl hoffentlich auch bei solchen Lesern rechtfertigen, denen die Durchführung des psychologischen Problems viel zu wünschen übrig lässt.

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Deutscher Novellenschatz 20

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