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Kummer und Freude

Geliebter Kummer,

manchmal glaube ich, dass du schon vor meiner Geburt bei mir warst. Als ich hier ankam, hattest du mir bereits ein kuscheliges Nest gebaut und legtest dich schützend an meine Seite. So wuchs ich hinein in unsere Verbindung. Du zeigtest mir deine Gaben und gabst mir tiefe Wurzeln in die Traurigkeit. Ich stellte dich nie in Frage, denn ich war es gewohnt mit dir zu sein. Du erzähltest mir gerne lange, traurige Geschichten von all deinen Erlebnissen und Erfahrungen. Allein-Sein und Getrennt-Sein, das waren deine liebsten Themen.

Es war schön, dich an meiner Seite zu wissen, denn so war ich nicht alleine. Manchmal weinten wir gemeinsam. Mich von dir zu trennen, kam mir nie in den Sinn. Du kamst gerne hinzu, wenn ich in Gemeinschaft war, und hocktest dich leise neben mich. Wenn ich dich nicht gleich bemerkte, necktest du mich und mir fiel dann wieder ein, wie einsam ich auch in Gemeinschaft war. Du meintest es nie böse, denn es war deine Natur. Schließlich wolltest du nicht einsam sein. Manchmal weinte ich und schimpfte mit dir. Doch du verstandest es nicht und liebtest mich nur.


Später verstand ich, dass es deine Art war, mich zu lieben, und mir zu zeigen, dass du immer für mich da sein wirst.

Es gab Tage, an denen ich dich völlig vergaß. Doch wenn ich dich später erinnerte, suchte ich dich im ganzen Haus und fand dich zusammengekauert in der Ecke meines Zimmers. Du schautest mich mit kummerweiten Augen an und ich spürte deine Einsamkeit sehr. Dann nahm ich dich in den Arm und wiegte dich sanft und lang. Du schliefest oft auf meiner Brust ein, die ein wenig schwer wurde durch dein Gewicht. Manchmal verschliefen wir so den Morgen und erwachten mit traurigem Blick. Die Welt schien dann grau und nichts lockte uns aus dem Bett hervor. Manchmal schafften wir es dann, aufzustehen und hinauszugehen.

An einem dieser trüben Tage, vergaßen wir, die Tür zu schließen, und eine quirlige, kleine Gestalt in einem rosafarbenen Kleidchen tanzte in unseren Raum hinein. Sie jubelte und wirbelte durchs Zimmer. Lachend zog sie die Vorhänge auf und winkte der Sonne zum Gruß. Dann sprang sie auf das Bett und hüpfte, bis die Federn flogen. Sie lachte und gluckste aus tiefstem Herzen. Es war seltsam, ihr zuzuschauen.

Wir standen ziemlich perplex da, Kummer und ich. Leise und vorsichtig fragte ich die Gestalt, wer sie sei und was sie hier wolle. Sie lachte, umarmte mich und raunte mir ins Ohr: „Ich bin Freude und habe noch viel mit euch vor.“

Puh, das hat uns erstmal geflasht. Wie war sie nur hereingekommen und was wollte sie von uns? Kummer und ich blieben skeptisch und beobachteten sie. Freude blieb, machte es sich bequem. Sie liebte die Deckenlampe in der sie schaukeln konnte. Von dort aus sprang sie gerne auf das Bett, wo sie auf den Federn hin und her sprang. Mit der Zeit gewöhnten Kummer und ich uns daran, dass sie da war.

Irgendwann, ich weiß nicht wie es geschah, hatte Freude uns in ihren Bann gezogen. Wir konnten ihr nicht mehr ausweichen. Es lief mal wieder dieses Lied „Happy“ im Radio und sie tanzte wild und fröhlich durch den Raum. Da spürte ich plötzlich, dass mein linker Fuß im Takt des Liedes schwang. Verblüfft schaute ich zu dir und sah, dass selbst du zaghaft mit dem Kopf wipptest.

Was soll ich sagen - Freude zog bei uns ein und blieb. Wichtig war uns allen jedoch, dass Kummer und Freude ausreichend Platz bekamen. So geschah es und mein Leben wurde bunter und lebendiger durch das Wechselspiel der Beiden. Sich einen Raum zu teilen, fanden Beide und ich wunderbar.

Von Abenteuerreisen und gefühlvollen Gefährten

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