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Samuel Brinks letzte Liebesgeschichte.

Joseph Schreyvogel.

Vorwort

Joseph Schreyvogel, der abwechselnd als Thomas und K. A. West geschrieben hat, ist geboren zu Wien 1768, hielt sich in den neunziger Jahren zu Jena auf, wo er anonym in Schillers Thalia ein Lustspiel und in die Jenaer Literaturzeitung Rezensionen lieferte; wurde 1802 in Wien an Kotzebues Stelle Hoftheatersekretär, vertauschte jedoch diese Stelle mit einer geschäftlichen und einer publizistischen Tätigkeit und kehrte erst 1814 zu ihr zurück, wo er unter Dietrichstein seine bekannte Leitung des Burgtheaters antrat, das ihm seine Blüte und seinen Ruhm zu danken hatte. Dietrichsteins Nachfolger in der Intendanz, Graf Czernin, vertrug sich nicht mit der Alleinregierung des Sekretärs-Dramaturgen, der im Mai 1832 pensioniert wurde und am 28. Juli desselben Jahres als eines der ersten Opfer der Cholera starb.

Die Liebesgeschichte seines "Samuel Brink" ist nicht bloß die beste Erzählung, die wir von ihm bieten können, sondern sie verdient wohl auch eine der musterhaftesten Leistungen aus der Epoche der älteren Erzählungsweise genannt zu werden. Die Einfachheit, mit welcher sie sich bewegt, ist nicht so künstlerisch vollendet, wie man dies von der heutigen Novelle erwarten darf: es ist vielmehr eine Schlichtheit, die sich unbedenklich gehen lässt, ohne übrigens im rasch dahin gleitenden Fluss des Erzählens jemals an das Gewöhnliche anzustreifen. Die Herzenskämpfe, die sich ergeben, sind mit edler Wahrheit geschildert, und es ist dem Verfasser, Angesichts der Zeit, worin er schrieb, besonders anzurechnen, dass sich in seine Darstellung kein falscher Blutstropfen ungesunder Sentimentalität eingeschlichen hat. Vielmehr schwebt über dem Selbstbekenntnisse des Helden fortwährend ein leiser Humor, der im Voraus die Entwicklung vorbereitet, so dass zuletzt nur ein leichter Anflug von Wehmut, der die Heiterkeit nicht trüben kann, zurückbleibt. Die Lebensrettung am Schlusse möchte man fast entbehren; aber in diesem Falle würde denn doch ein vertiefteres Seelengemälde erforderlich sein, und so wird man sie als zur Lösung des Knotens dienlich gelten lassen müssen.

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Deutscher Novellenschatz 10

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