Читать книгу Zwei besondere Krimis - Im Zeichen der Fliege & Die toten Frauen - Alfred Bekker - Страница 11
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Wir durchsuchten Gerrattis Sachen sehr gründlich. Jeden Beleg, den wir in seinem Schreibtisch fanden, seinen Terminkalender und das Adressregister. Glenda Gerratti beobachtete uns dabei. Schließlich hörten wir den Anrufbeantworter ab.
"Ich bin seit Wills Tod noch nicht dazu gekommen", sagte sie. "Außerdem wollte ich niemanden sprechen. Den ganzen Tag über klingelte es. Eine Presseagentur nach der anderen. Ich hatte einfach nicht den Nerv, um mit irgendjemandem von den Medien zu reden..."
"Das verstehe ich gut", erklärte ich.
Wir gingen die Anrufe einzeln durch. Das meiste war tatsächlich aus dem Presse- und Medienbereich. Jeder dieser News-Geier wollte der Erste sein, der mit der Witwe sprach.
Glenda Gerratti hätte eine Menge Geld verdienen können, wenn sie abgehoben und irgendeines dieser Angebote angenommen hätte.
"Glenda, hier ist Sly Jordan", meldete sich dann irgendwann eine Stimme. "Glenda, ich weiß, dass du zu Hause bist, also nimm ab. Es ist wichtig. Wir müssen miteinander reden, bevor..." Er brach ab. "Du weißt schon. Ich versuche es später nochmal."
Tatsächlich hatte es Sly Jordan insgesamt dreimal versucht.
"Was kann er von Ihnen gewollt haben, Mrs. Gerratti?", erkundigte sich Milo.
"Ich weiß es nicht."
"Es klang sehr dringend."
"Ja, ich habe wirklich keine Ahnung, worum es ihm gegangen sein könnte. Vielleicht ruft er ja nochmal an, dann kann ich Ihnen Näheres sagen. Oder Sie fragen ihn selbst."
"Das werden wir bestimmt noch tun", kündigte ich an.
Wir untersuchten auch William Gerrattis Garderobe. Seit er reich geworden war, schien er ein Faible für Maßanzüge entwickelt zu haben. Allerdings waren das bei seiner muskulösen Bodybuilder-Figur vermutlich auch die einzigen, die er tragen konnte. Er hatte mehrere Dutzend davon. Manche waren vom Schnitt und von der Farbgebung her ziemlich extravagant und schrill. Aber die Stoffe waren immer erste Wahl, die Verarbeitung excellent. In einer der Jacketts fand Milo einen Brief in der Innentasche.
Adressiert war er mit einer Schreibmaschine, deren Typen schon seit Jahrzehnten nicht gereinigt zu sein schienen. Die beiden kleinen r in 'William Gerratti' waren nur noch kleine, schwarze Schmierpunkte.
Ein Absender war nicht vorhanden.
Der Umschlag war an der Oberseite aufgerissen.
Milo holte eine weiße Pappkarte heraus, die in der Mitte gefaltet war.
Außen trug sie keinerlei Beschriftung. Einfach ein Stück dünner Karton mit Glanzbeschichtung.
Milo öffnete die Karte.
Innen gab es auch keinerlei Beschriftung. Dafür etwas anderes höchst Merkwürdiges. Eine dicke Fliege war mitten auf dem weißen Karton aufgeklebt.
"Hast du so etwas schonmal gesehen?", fragte Milo angewidert.
Ich schüttelte den Kopf.
"Sollen wir Wetten darüber abschließen, ob die Fliege echt ist?"
"Sie ist echt", meinte Milo. "Ich hoffe nur, dass sie nicht noch gelebt hat, als dieser Spinner sie auf die Post gab."
Ich sah mir den Umschlag an. Laut Stempel war er in Yonkers abgeschickt worden. Ich fragte Glenda, warum ihr Mann diese Karte bei sich gehabt hatte. "Sie muss eine besondere Bedeutung für ihn gehabt haben", war ich überzeugt. Aber Glenda war da anderer Auffassung.
"Er hatte die Angewohnheit, solche Sachen einfach einzustecken und dann zu vergessen. Was glauben Sie, was ich alles aus seinen Taschen schon herausgeholt habe, bevor ich sie in die Reinigung geben konnte."
"Wissen Sie, was es mit diesem Brief auf sich hat?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Nein, keine Ahnung. Aber wissen Sie, Fans sind manchmal seltsam. Besonders Wrestling-Fans. William hat des öfteren Geschenke bekommen, über die normale Menschen nur den Kopf schütteln können..."