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Verstärkung durch Kräfte der Bremer Polizei rückte an, um den Gefangenen abzutransportieren. Wenig später traf auch Dr. Frank Martin ein.

„Ich bin überzeugt davon, dass Rabea hier betäubt wurde“, meinte ich.

„Haben wir dafür einen schlüssigen Beweis?“, erkundigte sich Dr. Martin.

„Nein, aber er wäre vielleicht zu erbringen.“

„Und wie?“, mischte sich nun Jensen ein, dessen Tonfall seine Skepsis verriet.

„Ich vermute, dass Rabea ihren Wagen hier abgestellt hatte – das bedeutet, er könnte Reifenspuren hinterlassen haben. Mit etwas Glück sogar ein brauchbares Profil.“

„Sie denken doch nicht etwa daran, hier sämtliche parkenden Fahrzeuge entfernen zu lassen und zwei Dutzende Erkennungsdienstler nach Reifenspuren suchen zu lassen!“, empörte sich Jensen und stemmte dabei seine unwahrscheinlich langen Arme in die Hüften.

„Genau so etwas hatte ich im Sinn, Kommissar Jensen.“

„Hören Sie, das ist Wahnsinn und steht auch überhaupt nicht im Verhältnis zu den zu erwartenden Ergebnissen! Wir haben sehr wahrscheinlich den Täter und es reicht vollkommen, um ihm so viele der zurückliegenden Fälle nachzuweisen, dass er entweder für den Rest seiner Tage in die Psychiatrie oder in eine Gefängniszelle wandert! Wo genau er Rabea Frerich nun betäubt und wo er sie getötet hat, ob das schon hier war oder ein paar Straßenzüge weiter auf dem brachliegenden Gelände dieser Spedition – das spielt doch keine so gewichtige Rolle! Zumal uns Benny sicherlich bald darüber Auskunft geben wird! Da bin ich mir sicher! Diese Typen kenne ich! Die brennen doch regelrecht darauf, wenn sie jemandem ihr verquastes Weltbild erzählen können!“

„Und Sie meinen, vor lauter Dankbarkeit verraten sie uns dann auch Tathergang und Motiv?“

„Bei allem Respekt, Kommissar Norden, aber das wäre nun wirklich nicht das erste Mal.“

„Trotzdem, ich wüsste es gerne genau und würde Sie bitten, eine entsprechende erkennungsdienstliche Aktion anzuordnen. Und zwar möglichst, bevor es einen länger anhaltenden Regenguss gibt, der vielleicht sämtliche noch vorhandenen und verwertbaren Spuren vernichtet.“

Mir war die ganze Zeit schon aufgefallen, was für ein nachdenkliches Gesicht Dr. Frank Martin machte. Dem Psychologen und Profiler in den Diensten des Bremer Polizei schien irgendetwas gegen den Strich zu gehen. Mir war noch nicht so recht klar, was das wohl sein mochte, aber er bot im Moment das Bild eines Menschen, der sehr intensiv nachdachte.

Dann ging ein Ruck durch seinen Körper. Er kratzte sich am Hinterkopf und ich bekam ganz unerwartet einen Bundesgenossen für meine Ansicht...

„Herr Jensen, ich wüsste auch gerne, wo genau die Tat stattgefunden hat. Und ich halte es auch nicht für übertrieben, die von Kommissar Norden angesprochene Aktion hier durchzuführen.“

„Und darf ich vielleicht auch den Grund für Ihre Ansicht erfahren?“, fragte Kommissar Jensen.

Dr. Martin schüttelte den Kopf. „Dafür ist es noch zu früh. Aber ich schlage vor, dass wir uns alle morgen früh zu einem Briefing treffen. Vielleicht bin ich dann mit meiner Analyse schon etwas weiter.“ Als der Profiler die verwirrten und in Jensens Fall auch ziemlich verärgerten Gesichter um sich herum sah, lächelte er mild und fügte noch hinzu: „Sehen Sie, ich hatte für diese Serie, die wir bisher angenommen haben, nach Durchsicht sämtlicher Unterlagen bisher eigentlich immer einen anderen Tätertyp angenommen. Jemanden, der zwar unter einem Zwang steht und vielleicht auch noch unter anderen, sekundären Zwangserkrankungen leidet, aber nicht jemanden, der unter einem religiösen Wahn leidet. Der Täter, den ich bisher angenommen habe, ist in der Lage sehr überlegt und planvoll zu handeln. Sehen Sie sich doch an, was dieser Benny hier veranstaltet hat! Das gleicht doch mehr einem Amoklauf!“

„Vielleicht haben Sie sich einfach nur geirrt, Dr. Martin.“

Martins Lächeln wurde dünn. „Wir wollen unseren Disput über die Natur des Täters an dieser Stelle nicht noch einmal vertiefen.“

„Das ist mir durchaus auch lieber so.“

„Und ich will auch keineswegs ausschließen, dass ich mich geirrt habe! Aber dann möchte ich das abgeklärt haben und dabei wäre ich gerne nicht in erster Linie auf die Aussagen dieses Wirrkopfs angewiesen, der vielleicht sogar einen Mord gestehen würde, den er gar nicht begangen hat!“

Jensen wandte sich an mich. „Gratuliere, Kommissar Norden, Sie bekommen Ihre Großaktion. Aber mal Hand aufs Herz: So ein Zirkus wird doch auch in der Weltstadt Emden nicht jedes Mal veranstaltet, wenn irgendein Detail nicht ganz klar ist.“

Ehe ich antworten konnte, hatte Dr. Martin das Wort ergriffen. „Für die Art des angenommenen Täterprofils ist es meiner Ansicht nach von entscheidender Bedeutung, ob der Täter bereits hier zuschlug oder ob das Verbrechen an einem anderen Ort geschah.“

Jensen machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich hoffe nur, dass auch etwas dabei herauskommt“, knurrte er und wählte dann per Handy das Präsidium an.

Killerland: Krimi Koffer 10 Krimis auf 1300 Seiten

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