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Es ließ sich feststellen, dass der Anruf von einem Festnetzanschluss in der Gegend um den Times Square gekommen war. Vermutlich hatte Tasha Grath eine der Telefonzellen benutzt, die es dort gab.

Aber leider war es mir nicht gelungen, das Gespräch lange genug aufrecht zu halten, um den genauen Standort zu ermitteln.

Davon abgesehen war Tasha in der Zwischenzeit mit Sicherheit bereits über alle Berge.

Ich informierte Mister McKee über den Anruf.

„Glauben Sie, dass Tasha Grath es noch einmal versucht, Jesse?“, fragte unser Chef, als ich mich zu ihm ins Besprechungszimmer bemühte, um ihn über Tashas Anruf in Kenntnis zu setzen.

Ich zuckte die Schultern.

„Ich glaube ja“, meinte ich schließlich. „Sie schien mir ziemlich große Angst zu haben.“

„Wahrscheinlich wusste sie auch genau weswegen“, war Mister McKee überzeugt.

Juristisch war das, was sie mit Brandon Carter gemacht hatte, wahrscheinlich Beihilfe zum Mord, während man ihr im Fall von Mace Collins wohl Notwehr zugestehen musste. Tatsache war, dass sie mit den Mördern von Carter und Fabiano zusammengearbeitet hatte und das bedeutete, dass sie mit einer Anklage rechnen musste. Anhand der Faktenlage war da auch nicht mit einer Bewährungsstrafe zu rechnen.

„Vielleicht könnte man mit dem Staatsanwalt sprechen und ihr ein Angebot machen“, meinte ich. „So wie ich das sehe, ist sie in einer verzweifelten Lage. Die Leute, mit denen sie gemeinsame Sache gemacht hat, sind hinter ihr her, um sie auszuschalten, bevor sie aussagen kann, aber wenn sie sich an die Justiz wendet, muss sie damit rechnen, erstmal nach Rikers Island zu wandern.“

„Ich werde mit dem Bezirksstaatsanwalt reden“, meinte Mister McKee. „Aber bevor der nicht weiß, was diese Tasha Grath tatsächlich zu bieten hat, kann der sich natürlich auf nichts einlassen.“

Ich ging zurück in unser Dienstzimmer.

Agent Nat Norton tauchte dort auf. „Ich habe hier mal eine Aufstellung der Vermögensverhältnisse und der Kontobewegungen einiger Hauptpersonen in diesem Fall gemacht“, erklärte er uns. „Da gibt es ein paar frappierende Übereinstimmungen.“

Er knallte uns einen Hefter mit Computerausdrucken hin. Die entscheidenden Stellen waren mit einem Textmarker hervorgehoben.

Milo warf einen kurzen Blick darauf, runzelte die Stirn und meinte: „Vielleicht bin ich jetzt ein bisschen schwer von Begriff, aber...“

„Jack Fabiano hatte ein kleines Aktienvermögen, das er ein paar Monate vor seinem Tod auflöste“, erklärte Norton. „Es handelte sich um Einlagen in einen Fond mit der Bezeichnung TronikFond.“

„Ja, das hat uns sein aufmerksamer Nachbar gesagt!“, erwiderte ich.

„Aber unter dem Namen Dale Edwards verfügte Fabiano über ein viel größeres Vermögen an TronikFond-Anteilen. Seine Anlagen schwanken stark. Er ist immer kurz bevor die Fondanteile plötzlich in den Keller stürzten ausgestiegen und hatte vorher große Gewinne. Im Laufe der Jahre über 6o Prozent des ursprünglichen Kapitals.“

„Vielleicht sollten wir da auch mal unser Geld anlegen“, meinte Milo.

„Diese Gewinnmarge liegt völlig außerhalb jeder Wahrscheinlichkeit und des allgemeinen Trends. Wenn du geschickt bist, kriegst du im langjährigen Mittel vielleicht 30 Prozent heraus. Realistisch sind zehn bis zwanzig – vorausgesetzt, du brauchst nicht plötzlich dein Geld für eine dringende Anschaffung, sondern kannst du es auch mal ein paar Jahre entbehren, bis der Kurs wieder steigt. Aber 60 Prozent sind völlig illusorisch.“

„Wie lautet deine Erklärung?“, fragte ich.

„Betrug. Oder in den Geschäftsetagen von TronikFond sitzen nur Börsengenies. Aber an solche Wunder glaube ich nicht. Doch es kommt noch besser! Monty Ribesco besaß ebenfalls ein ansehnliches TronikFond-Konto. Die Bewegungen laufen parallel! Auch Ribesco schien immer genau zu wissen, wann er aussteigen musste und erwirtschaftete dadurch eine ähnliche Rendite!“

„Jetzt möchte ich aber wirklich wissen, wie ich selbst da mitmischen könnte“, meinte Milo.

„Das ist der Punkt!“, sagte Nat. „Es gibt nur diese Adresse in Liechtenstein und eine Depandance auf den Cayman Islands. Keine Bank in New York hat diesen Fond im Angebot. Du musst über eine Liechtensteiner Online-Bank dein Konto einrichten, dass dann von einer New Yorker Bank übernommen werden kann. Vorausgesetzt, diese Online-Bank in Liechtenstein hält dich überhaupt für würdig, dass du da mitmischen kannst.“

„Wieso?“

„Ich habe noch keine Reaktion erhalten.“

Ich atmete tief durch. „Dass Jack Fabiano seine Gelder auf krummen Wegen waschen und vermehren wollte, leuchtet mir ein, nur was hat das mit dem Mord an ihn zu tun?“

Nat grinste triumphierend. „Wenn ich dir jetzt sage, dass Brandon Carter ebenfalls bei TronikFond eingezahlt hat, hast du deinen Zusammenhang, Jesse.“

Milo und ich müssen in diesem Augenblick ziemlich perplex ausgesehen haben.

„Sag das noch mal!“, meinte ich.

„Ich weiß das auch erst seit einer Viertelstunde. Bis dahin habe ich mit Dave Ontario von der SRD telefoniert, der noch immer damit beschäftigt ist, Brandon Carters Computer zu durchforsten. Carter arbeitete an einer Story über Insider-Geschäfte an der Börse. Das ist ja noch nichts Weltbewegendes. Aber anscheinend hat auch er sich eine zweite Identität geschaffen und sich unter dem Namen Anthony Naismith ein Konto mit TronikFond-Anteilen besorgt. Das war erst vor einem halben Jahr. Die Kontobewegungen laufen parallel zu denen von Ribesco und Fabiano alias Edwards.“

„Ein halbes Jahr“, sagte ich. „Soweit ich weiß hat Brandon Carter zum Thema Insider-Geschäfte nie eine Story gebracht. Aber das müsste ich noch mal überprüfen.“

„Das habe ich bereits getan“, sagte Nat. „Ein Anruf bei seinem Sender und ein zweiter bei seinem Verlag hat dazu ausgereicht. Ob er was in einer Zeitung gebracht hat, könnt ihr ja mal rauskriegen.“

„Das sieht für mich ganz so aus, als hätte Brandon Carter während seiner Recherche herausgefunden, dass es viel einträglicher ist, sich an Insider-Geschäften zu beteiligen, anstatt sie aufzudecken und an den Pranger zu stellen“, meinte ich.

Nat nickte.

„Ich bin gerade dabei etwas mehr über die Geschäftspolitik dieses TronikFond herauszubekommen. Wenn du mich fragst, dient der einzig und allein dazu, einen organisierten Insider-Handel zu verschleiern. Aber welche Firmen da mitspielen sehe ich erst, wenn ich weiß, in welche Werte TronikFond in den letzten Jahren investiert hat. Ein bisschen Geduld müsst ihr da noch haben.“

Ich hab mal einen Killer gekannt: 4 Action Krimis

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