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Ein scharfer Schweißgeruch kam uns entgegen, als wir die Räume von Mahlerts Wrestling Schule auf St. Pauli betraten. Matthias Mahlert war Amatos Trainer gewesen. Und hier, in Mahlerts Schule war DER HENGST groß geworden.

Mahlert war nicht nur ein wichtiger Zeuge, von dem wir uns weitere Informationen zu Amatos Lebensumständen erhofften. Er war auch bei dem Attentat dabei gewesen. Auf dem Videoband der Live-Übertragung war er deutlich zu sehen. Er hatte seinen Schützling während des Kampfes betreut.

Dumpfe Schlaggeräusche waren zu hören. Riesige Kerle in durchschwitzten T-Shirts droschen bis zur Besinnungslosigkeit auf Sandsäcke ein. In einem der Sparrings lief gerade ein Trainingskampf zwischen einem gewaltigen Schwarzen und einem Weißen mit Gorilla-Gesicht und einer blonden Lockenmähne, die wie eine Parodie auf einen Rauschgoldengel wirkte.

Ein kleiner, hagerer Mann, der in seiner hektischen Art etwas von einem Wiesel hatte, trat uns entgegen. Er sah uns aus tiefen Augenhöhlen an.

»Heh, was wollen Sie hier! Hier hat nicht einfach jeder Zutritt und kann glotzen!«

Ich holte den Ausweis heraus.

Als der Hagere den Ausweis sah, verlor sein Gesicht den letzten Rest von Farbe. Er schluckte.

»Ich bin Kriminalhauptkommissar Uwe Jörgensen und dies ist mein Kollege Müller«, stellte ich uns vor. »Ist Herr Mahlert zu sprechen?«

»Herr Mahlert ist nicht da«, sagte der Hagere. »Tut mir leid für Sie.«

»Haben Sie Ahnung, wo er sein könnte?«, fragte ich.

»Zu Hause, nehme ich an.«

»Da meldet sich niemand. Wir haben mehrfach versucht, ihn anzurufen.«

Inzwischen war es sehr still im Raum geworden. Niemand kümmerte sich noch um einen Sandsack und auch im Sparring wurde eine Pause eingelegt. Mit vor der Brust verschränkten Armen standen die Catcher da und beobachteten uns.

»Gibt es Probleme, Speedy?«, fragte der Blonde. Er stieg aus dem Ring heraus. Sein schwarzer Trainingskontrahent folgte diesem Beispiel. Die beiden bauten sich rechts und links von dem Hageren auf und wirkten jetzt fast wie eine Begleiteskorte.

»Was wollen Sie?«, knurrte der Blonde in meine Richtung.

»Wir ermitteln im Mordfall Mario Amato«, sagte ich ruhig.

»Die Mordkommission war schon hier und hat uns alle befragt. Warum interessiert sich die Kriminalpolizei für den Fall?«

»Irgendetwas dagegen einzuwenden, wenn sich ein paar Leute mehr darum kümmern, einen Attentäter zu fassen?«, fragte ich.

Der Blonde funkelte mich mit seinen blassblauen Augen an. Und dann machte er noch einen Schritt nach vorne und baute sich vor mir auf. Er war einen halben Kopf größer als ich. Es war unverkennbar, dass er mich durch seine physische Erscheinung einschüchtern wollte. Er entblößte zwei Reihen völlig gleichmäßig wirkender Zähne, bei denen ich mich fragte, wie sie bei einem wie ihm noch echt sein konnten. Den Zeigefinger drückte er mir wie den Lauf einer Waffe auf das Jackett-Revers.

»Hör zu, Bulle! Ich mag es nicht, wenn man mich für dumm verkauft!«

»Ich auch nicht«, erwiderte ich kühl.

»Wenn die Kriminalpolizei sich mit so einem Fall befasst, dann muss es dafür besondere Gründe geben.«

»Schon mal was von organisiertem Wettbetrug und frisierten Kämpfen gehört?«, fragte ich.

Die Muskeln des blonden Riesen spannten sich. Er atmete tief durch. Es schien ihn einige Mühe zu kosten, sich zu beherrschen.

Speedy, der Hagere, versuchte ihn zu besänftigen.

»Ganz ruhig, Ricky! Hör dir erst mal an, was der Kollege zu sagen hat, ja?«

Der Blonde drehte sich herum und wischte sich mit der Hand durch das verschwitzte Lockenhaar. Dann gab er einem der Sandsäcke einen Tritt und ließ ihn wie einen Pendel durch die Gegend schwingen.

»Die Sache geht Ricky ziemlich nahe«, meinte Speedy. »Er ist an demselben Abend in einem der Vorkämpfe aufgetreten. Der Schuss hätte auch ihn treffen können ...«

»Wir glauben eher, dass Amato ganz gezielt als Opfer vorgesehen war«, sagte Roy.

»Trotzdem«, meinte Speedy. »Stehen Sie mal vor zehntausend oder zwanzigtausend Leuten im Ring ...«

Ricky drehte sich jetzt wieder um. Er kam erneut auf mich zu, schob seine Haare zurück, so dass die Ohren sichtbar wurden. »Sehen Sie sich diese Ohren an, Mann! Ich weiß, dass das Catchen einen schlechten Ruf hat und das alle Welt glaubt, dass das, was im Ring passiert, nichts als eine Art Stunt-Show ist. Sehen Sie sich die verkrüppelten Ohren an, Mann! Ist das Show? Meine Nase ist fünfmal gebrochen gewesen. Sehen Sie in mein Gesicht, und dann wiederholen Sie noch mal den Quatsch, den Sie gerade abgelassen haben!«

»Halt die Klappe, Ricky!«, fuhr Speedy dazwischen.

Ich fragte ruhig: »Kannte jemand von Ihnen Mario Amato wirklich gut?«

Ein Gemurmel entstand.

Der Schwarze sagte schließlich: »Wir kannten ihn alle ziemlich gut. Wir waren wie eine Familie.«

»Amato hatte offenbar eine ziemlich intensive Verbindung zu einem Mann namens Claas Jordan«, fuhr ich fort.

Eisiges Schweigen schlug uns entgegen. Ich studierte ein Gesicht nach dem anderen. Manche wandten den Blick. Sie wichen mir aus. Von Jordan wollte hier niemand etwas wissen.

»Wir waren nicht Marios Kindermädchen«, sagte schließlich Speedy.

»Amato soll sich mit Jordan vor kurzem zerstritten haben. Weiß jemand etwas darüber?«

»Keine Ahnung, wovon Sie sprechen!«, presste der Schwarze zwischen den Lippen hindurch.

Hier würde uns fürs Erste niemand weiterhelfen.

»Kommen Sie, ich bringe Sie raus!«, sagte Speedy.

Die Catcher sahen uns nach. Manche von ihnen wandten sich wieder ihren Sportgeräten zu. Speedy brachte uns vor die Tür. Er wollte offenbar noch einen Augenblick mit uns allein sprechen.

»Sie müssen das den Jungs nicht übelnehmen«, meinte Speedy, als wir draußen waren. »Aber wenn jemand ihren Sport in ein zweifelhaftes Licht rückt, reagieren sie etwas allergisch.«

»Dann kennt hier also niemand Claas Jordan«, sagte ich ironisch.

»Jeder kennt ihn. Er hat diese Wrestling-Schule mitfinanziert.«

»Ich kann mir vorstellen, dass Mahlert nicht gerade begeistert darüber war, als Amato sich mit Claas Jordan verkrachte.«

»Natürlich nicht!«

Ich fragte: »Haben Sie mitgekriegt, worum es bei dem Streit ging?«

»Nein. Fragen Sie Mahlert mal. Der war Amatos engster Vertrauter in diesen Dingen. Und natürlich sein Manager, Dirk Lührsen.«

»Wenn ich wüsste, wo Mahlert jetzt steckt ...«

»Er hat seit drei Tagen eine neue Wohnung. In seiner alten können Sie so viel klingeln, wie Sie wollen, da ist niemand mehr. Warten Sie, ich schreibe Ihnen die Adresse auf ...« Er holte einen schmierigen Notizblock aus der Jackentasche und kritzelte mit einem Kugelschreiber darauf herum. Dann riss er den Zettel ab und gab ihn mir.

»Hatte dieser Wohnungswechsel irgendeinen bestimmten Grund?«, fragte ich.

»Hören Sie, ich bin hier nur Hausmeister und Mädchen für alles. Genauer gesagt, kümmere ich mich um alles, worum sich sonst niemand kümmert. Aber ich bin keiner, der seinen Boss ausfragt!«

8 Krimis fürs Fest: Krimi Paket

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