Читать книгу Killer zwischen Hamburg und Ostfriesland: Krimi Paket 5 Küstenkrimis - Alfred Bekker - Страница 19
Оглавление15
Jahrzehntelang war St.Pauli eines der berüchtigsten Viertel Hamburgs gewesen. Ein Symbol des sozialen Abstiegs. Obdachlose, prügelnde Zuhälter, Banden, Bars und billigste Absteigen hatten das Gesicht dieser Straße der Sünde geprägt.
Inzwischen hatte sich einiges geändert. Zwar hatte die Reeperbahn noch immer ihren über die Stadtgrenzen hinweg bekannten Ruf, aber inzwischen wurde das Straßenbild längst auch durch Restaurants und Apartmenthäuser geprägt. Und dort befand sich das Belle de Jour - Pitaschwilis Laden.
Genau genommen hatte das Etablissement nicht Sascha Pitaschwili allein gehört. Miteigentümer war ein Grieche namens Theo Karamandis. Ein Drogen-Tycoon, der zur Zeit wegen diverser Anklagen vor Gericht stand.
Es war später Nachmittag, als Roy und ich das Bell de Jour erreichten.
Natürlich war noch nichts los.
Lieferanten parkten im Halteverbot. Getränke wurden ausgeladen. Mit den Kistenträgern gelangten wir in den Schankraum. Ein Elektriker stand auf einer hohen Leiter und bastelte an dem ultramodernen Laserlicht herum.
Und auf der Bühne bereiteten sich ein paar kurvenreiche Show-Girls auf ihren mehr oder minder textilfreien Auftritt am Abend vor. Sie lockerten schon mal ihre beweglichen Körperteile.
»Heh, ihr da! Raus!«
Der Kerl, der uns auf diese Weise anschnauzte war mindestens zwei Köpfe größer als ich und so breit wie ein Kleiderschrank. Seine platte Nase und die langgezogene Narbe, die von der Schläfe bis zum rechten Nasenflügel führte, gaben ihm ein geradezu brutales Aussehen.
Eine ehemalige Messerwunde, so vermutete ich.
Der Kerl kam auf uns zu und baute sich breitbeinig auf. Er war zweifellos der Rausschmeißer, hatte aber wohl geglaubt, dass es zu dieser frühen Stunde nichts rauszuschmeißen gab...
Er bleckte die Zähne.
Die obere Reihe bestand komplett aus Edelmetall.
Als wir ihm beinahe im selben Moment unsere Dienstausweise unter die Nase hielten, erschlaffte seine Gesichtsmuskulatur von einer Sekunde zur anderen.
Er sah jetzt ziemlich blöd aus.
»Zwei Polizisten?«, knurrte er und klang dabei schon viel kleinlauter. »Wollen Sie hier die Kundschaft vertreiben?«
»Ich sehe noch keine Kundschaft!«
»Mann, es geht hier in einer Stunde los, was glauben Sie, was da alles noch zu tun ist!«
»Für Sie immer noch Herr Jörgensen!«
Er fletschte seine Metallzähne. »Herr Jörgensen!«, presste der Eisenbeißer dann hervor. »Wenn Sie uns irgendetwas anhängen wollen, dann...«
»Wie heißen Sie?«
»Randau. Mick - eigentlich Michael - Randau. Und da ihr Brüder das sowieso in euren verdammten Computern drin habt: Ich bin mal wegen Körperverletzung verurteilt worden...«
»Es geht um Ihren Boss«, mischte sich jetzt Roy ein.
Mick Randau blickte kurz zu meinem Freund hinüber. Auf der Stirn des Eisenbeißers erschienen jetzt ein paar Falten. »Herr Karamandis?«
Roy sagte: »Wir sprechen von Herrn Pitaschwili.«
»Ach so...«
»Er ist im vorhin von einem Killerkommando erschossen worden. Dasselbe gilt für seinen Leibwächter Frank Knop.«
Der Eisenbeißer wurde bleich. Der Kinnladen klappte ihm herunter.
Ich studierte aufmerksam sein Gesicht und ergänzte dann: »Wir suchen Pitaschwilis Mörder. Ist Herr Karamandis da?«
»Lesen Sie eigentlich keine Zeitung, Herr Jörgensen?« Mick Randau lachte heiser. Der Elektriker hatte indessen das Laserlicht für einige Momente probeweise eingeschaltet. Es ließ Randaus Metallzähne eigentümlich blitzen. Als das Flimmerlicht dann wieder abgeschaltet war, sah Randau auf die goldene Rolex an seinem Handgelenk. »Herr Karamandis steht in diesem Moment noch vor dem Richter...«
»Davon habe ich gehört. Die Kollegen scheinen gute Ermittlungsarbeit geleistet zu haben.«
»Aber Herr Karamandis’ Anwälte sind auch nicht zu verachten...«
»Was Sie nicht sagen.«
Indessen war eines der Show-Girls an uns herangetreten. Eine hübsche Dunkelhaarige. Sie trug nichts weiter als einen knappen Body, der jedes Detail ihrer aufregenden Figur hervorragend zu Geltung brachte. Offenbar hatte sie uns zugehört.
»Warum sagst du ihm nichts, Mick?«
»Halt's Maul, Miranda!«
»Aber...«
»Ich habe gesagt: Halt's Maul! Scher dich zum Teufel!«, schnauzte Mick Randau.
»Vielleicht werde ich mich mit Ihnen besser unterhalten, wenn Herr Randau nicht dabei ist«, erklärte ich mit einem eisigen Blick, den ich dem Eisenbeißer zuwandte.
Ich sah, wie sich dessen Unterarmmuskeln anspannten.
Und ich war mir ziemlich sicher: Wenn ich nicht ein Polizist gewesen wäre, hätte ich eine Sekunde später seine Faust im Gesicht gehabt.