Читать книгу Das Super Krimi Paket Dezember 2021: 12 Romane in einem Buch - 1800 Seiten Thriller Spannung - Alfred Bekker - Страница 115
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Ich fand, dass nun Zeit war, meine Auftraggeberin aufzusuchen.
Die McCormick Villa war eine Sandsteinvilla im nobelsten Teil Chicagos.
In der Einfahrt stand Cynthia McCormicks Cadillac.
Ein Butler öffnete mir die Tür. Die Hausherrin empfing mich in einem weitläufigen, salonartigen Raum, der ganz in blau gehalten war.
„Schön, dass Sie sich doch noch mal bei mir melden, Mister Boulder“, sagte Mrs McCormick. „Ich dachte schon, Sie wollten den Schmuck vielleicht behalten!“
„Kein Gedanke! Nur leider war ich nicht ganz so erfolgreich, wie ich zunächst versprochen hatte!“
Sie zuckte die Schultern. „Das ist halb so schlimm...“
Ich gab ihr den Schmuck, den ich hatte sicherstellen können und händigte ihr die Liste aus, auf der auch die Stücke vermerkt waren, die sich gegenwärtig noch im Polizeibesitz befanden.
Sie rief den Butler herbei, der ihr ein Scheckheft gab. Sie füllte einen davon aus und gab ihn mir. „Ich denke, sie werden zufrieden sein, Mister Boulder...“
„Was das Finanzielle angeht – ja.“
„Und sonst?“
„Ihr Mann ist tot. Man hat ihn an einen Schlachterhaken gehängt...“
„Hören Sie auf, Mister Boulder!“ Sehr theatralisch barg sie ihre Hände vorm Gesicht. „Es reicht schon, dass ich das alles mit anhören musste als die Polizeibeamten deswegen hier waren.“
„Die konnten Sie vielleicht mit Ihren Krokodilstränen täuschen, aber mich nicht.“
Sie sah auf und wirkte auf einmal vollkommen nüchtern. Ihr Blick drückte Entschlossenheit aus. Die Entschlossenheit einer Mörderin.
„Ihr Mann wollte in Kanada ein neues Leben anfangen – zusammen mit einer gewissen Jessica Rampell. Aber das wissen Sie ja.“
„Sie haben es mir gesagt!“
„Nein, Sie müssen es schon vorher gewusst haben. Ich glaube nicht, dass Sie in New York bei Ihren Eltern waren. Sie waren hier in Chicago und haben herausbekommen, was Ihr Mann vorhat.“
„Interessante Story, die Sie da erzählen! Machen Sie ruhig weiter! Das amüsiert mich!“
„Sie haben Jessica Rampell im Hotel Crystal angerufen, das jemand wie Sie wahrscheinlich als Absteige bezeichnen würde.“
„Was Sie nicht sagen!“
„Ich weiß nicht, welchen Vorwand Sie benutzt haben um Jessica ein paar Meilen außerhalb der Stadt ans Seeufer zu locken. Aber ich weiß, dass Sie sich als die Sekretärin Ihres Mannes ausgegeben haben.“
„Ach, hören Sie doch auf!“
„Was haben Sie ihr gesagt? Dass Ihr ursprünglicher Plan, mit einem regulären Schiff und falschen Papieren überzusetzen geändert werden müsste und sie beide nun gezwungen wären, mit einem Schmugglerschiff zu fahren, dass irgendwo an einer einsamen Stelle anlegt?“
Ihr Gesicht wurde ernst.
„Sie haben eine blühende Fantasie!“
„Korrigieren Sie mich doch, wenn ich Falsches gesagt habe!“
„Das hätten Sie wohl gerne.“
„In der Nähe des Tatortes wurde von dem Taxifahrer, der Jessica zum Treffpunkt brachte, ein Cadillac gesehen. Ich wette, dass das Ihrer war. Sie haben Jessica zur Rede gestellt. Es muss zum Streit gekommen sein, als die junge Frau erkannte, dass es gar nicht Ihr Mann gewesen war, der sie herbestellt hatte. George McCormick wartete später vergeblich auf seine Geliebte.“
Cynthia McCormick wich vor mir zurück, drehte sich dann um und lehnte schließlich gegen eine Kommode. Sie versuchte, betont gelangweilt zu wirken.
Als der Butler zwischendurch hereinkam, schickte sie ihn mit ziemlich barschen Worten hinaus. Im nächsten Moment rief sie ihn zurück und erklärte ihm, dass er den Rest des Tages frei hätte und sie nicht mehr stören sollte.
Ich wartete, bis der Butler gegangen war, ehe ich fort fuhr. „Sie haben mit Jessica abgerechnet, nicht wahr? Die Frau, die Ihnen Ihren Mann weggenommen hatte, durfte nicht am Leben bleiben.“
„Was wollen Sie, Boulder?“
„Die Wahrheit!“
„War der Scheck, den ich Ihnen ausgestellt hatte nicht groß genug?“
„Sie hätte besser darüber nachdenken sollen, wie man eine Leiche so versenkt, dass sie auch wirklich nicht wieder an die Oberfläche kommt!“, stellte ich fest. „Das war Ihr Fehler.“
„Wie viel?“
„Geld ist nicht alles, Mrs McCormick.“
Sie öffnete eine Schublade. Im nächsten Moment hatte sie einen Revolver in der Hand.
„Kaliber 22 – wer sagt’s denn!“
„Wissen Sie, wie es ist, wenn einen jemand, den man wirklich geliebt hat, nach all den Jahren einfach zum alten Eisen wirft und mit jemand anderem ein neues Leben anfangen will?“
„Manche Leute treibt es zum Mord.“
Sie spannte den Hahn. „Ja, sehr richtig. Und Sie wissen, dass die Strafe für einen Mord dieselbe ist wie die für zwei...“
Ich trat auf sie zu. „Was soll das denn werden? Captain Chesterfield und seine Leute sind unterwegs hier her. Ich habe ihn über alles informiert und wenn Sie sich in meinem Fall genauso dämlich beim Verschwinden lassen der Leiche anstellen...“
„Keinen Schritt weiter!“, forderte sie. Ihre Stimme überschlug sich.
„Wenn Sie wollen, dass der Butler den Schuss nicht hört, müssen Sie wahrscheinlich noch fünf Minuten warten. Oder geht seine Loyalität so weit, dass er einen Mord decken würde? Ich sage Ihnen, darauf sollte man sich nie verlassen.“
Ich verringerte die Distanz zwischen uns um einen weiteren Schritt.
Sie war unschlüssig darüber, was sie tun sollte.
„Sie bluffen doch!“
„Darauf würde ich nicht wetten!“
In diesem Augenblick ging die Tür auf. Cynthia McCormick war für einen Moment lang abgelenkt, als der Butler zusammen mit Chesterfield und Quincer eintrat.
„Madam, diese Gentlemen wollten...“
Weiter kam der Butler nicht, den Cynthia McCormick bereits in den Feierabend geschickt hatte.
Ich schnellte nach vorn, griff zu und bog Cynthias McCormicks rechten Arm zur Seite. Der 22er krachte los. Der Schuss ging in das Parkett. Dann gelang es mir, ihr die Waffe zu entwinden.
„Sie haben doch gute Anwälte, Mrs McCormick.“
Den 22er gab ich an Quincer weiter, der ihn unwillig entgegennahm und in ein Taschentuch wickelte. „Schauen Sie nach. Ich wette, dass in der Trommel eine Patrone fehlt. Die Patrone, die Jessica Rampell tötete.“
„Na los, worauf warten Sie?“, fauchte Chesterfield.
Quincer sah nach.
„Es fehlt tatsächlich eine Patrone“, stellte er fest.