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Gebete für Bibelleser

Die Heilige Schrift enthält drei Gebete für Bibelleser:

I. »Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz!«

Psalm 119, 18

Der fromme Psalmsänger hatte das demütige Bewusstsein, dass seine natürlichen Augen dem göttlichen Wort gegenüber blind seien. Wie viel mehr müssen wir bekennen, dass unsere Vernunft, unsere Bildung dem Worte Gottes gegenüber versagt. Wenn ein gewandter Augenarzt wie Jung-Stilling (1740—1817) anderen Leuten durch eine geschickte Operation die Blindheit nimmt, so entsteht große Freude. Wenn Gott unsere innere Blindheit nimmt, so dass wir die Herrlichkeit der Schrift schauen, ist die Freude noch größer. Welche Wunder sehen wir dann in seinem Gesetz! Es ist ein Spiegel für unser eigenes Angesicht, es ist ein Urteilsspruch über uns, ein Gnadenspruch für mich, ein Testament, das mir gemacht ist, ein Brot, das ich essen darf, eine Rüstung, die ich anziehen kann und die besser passt als die Saulsrüstung dem David. Kommt doch unter sein Wort mit der Bitte: »Herr, dass ich sehen möge!« (Luk. 18, 41).

II. »Herr, gib mir dieses Wasser!«

Johannes 4, 15

Die samaritische Frau war sehr oberflächlich und wollte nur ein wunderbares Wasser, das ihr viel Mühe ersparen sollte. Und doch dürfen wir ihre Bitte zur unsrigen machen. Denn Jesus hat von dem rechten Lebenswasser geredet, das er gibt und das den Durst für immer wegnehmen soll. Spürt ihr noch nicht, dass weder Mammon noch Erdenlust die Seele satt machen kann? Glaubt ihr noch, durch Erfüllung von äußeren Wünschen im Innern befriedigt zu werden? Nur ein Wasser stillt uns, nur eine Speise, die Jesus gibt in seinem Wort. Ihr sagt zuweilen, wenn ihr ein vergängliches Getränk nehmt, es gäbe euch »eine andere Natur«. Das ist wahr. Aber wir brauchen etwas, was unsere innerste Natur göttlich umwandelt. Die Hagar trank gern und gab dem Knaben Ismael (1. Mose 21, 19), als Gott ihr den Brunnen in der Wüste zeigte. Simson trank sich satt, als Gott ihm den Brunnen des Anrufers gab (Richter 15, 19). Israel trank aus dem Felsen und gewann Kräfte (4. Mose 20, 11). Und du sollst das Wasser haben, das Jesus der Samariterin anbot. Deshalb bitte von Herzen, wenn du hören willst: »Herr, gib mir dieses Wasser.«

III. »Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen!«

Psalm 119, 36

Bei jedem von uns kommt es auf das eine an, ob die innerste Richtung des Herzens gut ist. Bei Lazarus war sie gut; denn er begehrte nur Brosamen (Luk. 16, 21). Bei Korah (4. Mose 16), beim reichen Kornbauern war die Herzensrichtung falsch; denn sie ging auf Ehre und Genuss (Luk. 12, 16 ff.). Wir können die innerste Richtung unseres Herzens nicht ändern; aber arm und ohnmächtig können wir zu dem starken Gott mit der Bitte nahen: »Neige mein Herz zu deinen Zeugnissen!« Wenn David Angst hat, sein Herz möchte zum Geiz neigen, dann lasst uns darin noch viel misstrauischer gegen uns selbst sein. Die Neigung zum Geiz erstickt das teure Gotteswort. Sie lebt in uns allen; deshalb ist die Wiederholung dieser Bitte vor jedem Lesen in der Schrift und vor jedem Anhören einer Predigt nicht überflüssig: »Herr, neige mein Herz zu deinen Zeugnissen und nicht zum Geiz.« Wenn wir mit solchen Bitten zum Hören kommen, so kann Gott uns helfen, dass wir nicht vergeblich hören.

Ich aber bete

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