Читать книгу Das Ende der Lilie - Alicia ´d Lucian - Страница 8
Noch mehr Verantwortung
ОглавлениеIch war noch immer Müde, aber auch war ich noch nicht ganz darüber hinweg so in meiner eigenen Welt überfahren zu werden, weshalb ich die Fahrt über lieber schweigend im Auto saß.
Plötzlich schreckte ich hoch, als Selene gerade den Wagen parkte. Ich musste eingeschlafen sein, was sehr seltsam ist, wenn man bedenkt, wie wenig ich mich entspannen kann wenn ich nicht selbst fahre. Normalerweise kann ich mich generell nicht in Gegenwart anderer fallen lassen, da ich Angst habe schutzlos zu sein und schlafen ist das höchste an Schutzlosigkeit, weshalb ich auch so ungern bei anderen übernachte, nicht weil ich meine Freunde nicht mag, sondern einfach weil ich zu angespannt bin um schlaf zu finden.
Selene lächelte mich an, „na, gut geschlafen?“
„ja“ verwundert stellte ich auch fest, dass ich keine Müdigkeit mehr spürte. Wirklich seltsam.
„Mist, ich muss noch alles für die Präsentation vorbereiten“
„Keine Panik Welpe, das habe ich schon gestern erledigt, es bleiben noch 30 Minuten also kein Grund zur Eile“
„Ok, danke“, entspannt stieg ich aus dem Auto und begann in meiner Tasche nach meinen Zigaretten zu kramen. Wenigstens konnte ich in Ruhe noch eine rauchen…..
Als ich gerade den ersten Zug genüsslich inhalierte, riss mir Selene die Zigarette aus den Fingern und zertrat sie auf den Boden.
„Hey! Was soll das?“
„Es wird zeit dass du dir das abgewöhnst und nun rein mit dir!“
Jetzt war ich sauer!
Es war an der Zeit, dass ich Selene meine grenzen zeigte und mich einmal ausführlich mit Ihr unterhielt.
„Nein! So nicht! Was soll das überhaupt? Ich bin alt genug…“
LEANDRA TAMARA KONRAD!
Ich verstummte auf der Stelle. Mein Name in Voller Länge, deutlich betont und dieser Blick reichten um mich sofort schweigen zu lassen und den Kopf einzuziehen. Eine Ohrfeige hätte nicht ernüchternder sein können.
Widerstandslos führte mich Selene zum Aufzug und zu unserem Büro.
Wiederstrebend stöckelte ich, für meinen Geschmack viel zu sehr aufgebrezelt zu meinem Schreibtisch, als mir die Stille bewusst wurde. Alle starrten mich an. Auch dass noch. Zu allem Überfluss fühlte ich, wie ich rot wurde. Am liebsten wäre ich jetzt wo anders, ganz wo anders…
Selene grinste nur.
„Ist allen die Arbeit ausgegangen? Ich kann gerne behilflich sein und neue Arbeit verteilen.“
Plötzlich herrschte wieder Hochbetrieb und alle sahen zu, schnellst möglich irgendwas zu tun zu haben, während ich hastig alles für die Präsentation zusammen suchte.
„ich sagte doch du siehst gut aus, Welpe. Ich weiß was dir steht“ Ich zuckte zusammen. Ohne es zu merken, was Sie hinter mich getreten. „So schreckhaft?“ flüsterte Sie mir ins Ohr „das wird sich legen“
Fragend blickte ich Sie an. „Samstag. Hast du alle Unterlagen? Unsere Klienten sind schon eingetroffen.“
Ich nickte und gemeinsam gingen wir in den Konferenzraum.
Selene verwirrte mich zusehends. Vor allem Ihre Freundlichkeit mir gegenüber machte mich nervös. Früher hatte ich kaum zwei Sätze mit Ihr gewechselt und nun?
Sie war mir so unnahbar erschienen und ich war froh wenn sie mich nicht bemerkte. Aber seit gestern war irgendetwas anders. Was mich noch mehr überraschte, ich fing an, mich in Ihrer Nähe zu entspannen und sicher zu fühlen. Das war etwas das bei mir sehr lange dauerte und oft schon Beziehungen oder Freundschaften, nach kurzer Zeit gekillt hatte. Aber bei Selene? Nicht mal nach 24 Stunden fühlte ich mich mit Ihr so vertraut als würde ich sie seit Ewigkeiten kennen und nicht erst seit 4 Monaten. Aber seit dem Telefonat war irgendwas geschehen. Richtig. Seit dem Telefonat.
Es dauerte noch einen Moment bis realisierte, dass wir schon mitten im Konferenzraum standen, und bis es mir gelang meine mühseligen Gedanken bei Seite zu schieben.
Julia war gerade dabei Kopien meiner Projektmappen zu verteilen und alle sahen mich gebannt an.
Na gut dann heißt es jetzt Augen zu und Durch.
Die Präsentation lief dann doch besser als erwartet und alle meine Vorschläge wurden angenommen.
Nur hatte ich nicht damit gerechnet gleich als Projektmanagerin dem Auftrag zugeteilt zu werden.
Toll, jetzt war meine Freizeit vollends flöten gegangen…
Lächelnd nahm ich die Gratulationen für meine Kreativität und meine Ideen zur Kenntnis, auch Selene gratulierte mir grinsend.
„Du überrascht mich, ich wusste nicht, wie wortgewand du sein kannst, du warst richtig in deinem Element und die Auftraggeber haben dir aus der Hand gefressen.
Auch deine Scripts können sich sehen lassen. Ich denke ich werde mich einmal mit dem Boss unterhalten, denn nach dieser Vorlage von eben, können wir uns die restliche Probezeit schenken. Willkommen an Bord Welpe.“
„Was hältst du, davon wenn wir feiern gehen und ich dich zum Mittagessen einlade?
Anschließend gehen wir schoppen. „
„Habe ich die Möglichkeit Nein zu sagen?“
„Nein, das hast du nicht!“ lachte Selene. „und wenn wir schon dabei sind, du kommst heute mit zu mir. Wir haben noch einiges zu besprechen, auch wegen Samstag und das wird einige Zeit in Anspruch nehmen.“
Ohne mir weiter die Möglichkeit zum Wiederspruch zu geben, drehte Sie sich um. „Liesa? Wo bist du, ich habe einen Auftrag für Dich“
Lisa war eine unserer Bürodamen, unser Mädchen für alles und für Kaffee. Sie betrat kaum das Selene nach ihr gerufen hatte, den Konferenzraum, kniete nieder und legte den Kopf schräg um ihren Nacken anzubieten.
Wütend fuhr Sie Selene an: „Bist du verrückt geworden? Steh sofort auf! Habe ich dir nicht verboten, das außerhalb des Hauses zu tun? Erst recht möchte ich das HIER nicht sehen!
„Ja H…“
„LISA!“
„verzeiht Selene. Es war nicht meine Absicht“
„Gut jetzt. Es wartet Arbeit auf dich! Geh in Frau Konrads Wohnung und bring Sie auf Vordermann. Ich erwarte, dass sie morgen Früh in Vorzeigbarem Zustand ist.“
„Welpe? Gib Lisa deinen Schlüssel“
Wiederstrebend zog ich meinen Schlüssel aus der Tasche und reichte ihn an Lisa weiter.
Es war mir sichtlich unangenehm, wenn ich mir vorstellte, dass ich jemanden in meiner Wohnung war und meine Sachen anfasste.
Selene nickte.
„Mach dir keine Sorgen Welpe. Sie wird nur sauber machen. Verstanden Lisa? Du fasst nichts Privates an. Vor allem Finger weg von Ihrem Altar.“
Sichtlich zuckte ich zusammen, während Lisa nickte und meinen Schlüssel einsteckte. Sie nickte uns nochmal zu und verließ rückwärtsgehend den Raum.
Selene blickte mich aufmunternd an „Sie wird nicht wagen, etwas anderes zu tun, als was ich Ihr aufgetragen habe. Sei unbesorgt. So und nun, hast du dir schon überlegt, wo wir zum Essen hingehen wollen?“
In Gedanken ging ich nochmals alle Lokale durch, schließlich blieb ich bei Chesmu.
Selene schmunzelte, „Nein, Vegetarisch steht nicht zur Debatte“
Überrascht sah ich Selene an. Konnte Sie doch meine Gedanken lesen? Langsam bekam ich doch wieder Angst.
Liebevoll wuschelte mir Selene über den Kopf,
„lass doch diese ständige Grübelei. Komm mit, ich weiß schon wo wir essen werden, lass dich überraschen. Ich kenne da ein Lokal. Nebenbei Du hast morgen Frei. Ich habe mir erlaubt für uns Urlaub einzutragen“
Verdutzt sah ich Selene an. Sie grinste nur und führte mich zum Ausgang und Richtung Auto.
Als ich im Auto immer noch schweigsam war, durchbrach Selene die Stille.
„Ich weiß, es ist alles ein bisschen viel auf einmal, aber uns läuft die Zeit davon.
Wie alt bist du? 24?“
„28 nächsten Monat, aber die Medis machen mich etwas Jünger und…“
„Richtig, deshalb wirkst du mehr wie 24 und hast auch in etwa dieses Aussehen. Ok ab Sonntag spielt auch das sowieso keine Rolle mehr. „
„Was ist denn Sonntag?“ platzte ich dazwischen und erwartete ob der Unterbrechung schon den nächsten Rüffel von Selene zu bekommen. Als dieser jedoch ausblieb drehte ich mich um Sie anzusehen. Sie lächelte.
„Wir reden später darüber, Ich will ich was anderes von dir wissen. Wie hast du in letzter Zeit geschlafen? Hast du komische Träume? Wachst du oft mitten in der Nacht auf? Bist du süchtig nach Blut?“
Sie sah meinen Gesichtsausdruck und lachte wieder. „deine Narben, wie du die Schnitte setzt, verraten, dass du Blut trinkst, aber nur einem geübten Auge fallen sie auf. Mach dir darüber keine Gedanken deshalb. Was deine Träume angeht, wir nähern uns dem Vollmond, meine Nähe zu Dir, zusätzlich scheint sich deine Seele unterbewusst zu erinnern. Auch das ist ein Grund, weshalb uns die Zeit davon läuft. Aber genug fürs erste, wir sind da.“
Selene fuhr gerade auf einen Parkplatz und stellte den Motor ab. „ich hoffe das Restaurant gefällt dir, es gehört zu meinen bevorzugten Lokalitäten.“
AUMER'S LA VIE
Oha. Ich würde mir in 20 Jahren noch nicht so viel verdienen um mir auch nur ein Mineralwasser dort zu kaufen.
Staunend folgte ich Selene zum Eingang. Mit einer Selbstverständlichkeit ging sie auf den Empfang zu. Ich tippelte hinten drein.
„Guten Tag Miss de la Grand, schön sie wieder begrüßen zu dürfen. Wünschen sie den gleichen Tisch wie immer?“
Selene nickte.
Bitte folgen Sie und mir.“
Oh, also Selene war hier nicht zum ersten Mal, Sie hatte nicht gelogen.
Kaum dass wir Platz genommen hatten sah mich der Garcon fragend an.
Als ich Selene einen fragenden Blick zu warf, grinste Sie nur.
„Brauchst du eine Karte?“
Verwirrt nickte ich.
Allerdings hätte ich mir die getrost sparen können, da ich keine Ahnung hatte, was hinter Klangvollen Namen für eine Speise steckte. Hilfesuchend blickte ich wieder zu Selene.
Ihr Grinsen wurde immer breiter.
„Lass mich mal machen, Welpe.“
„Louise, bringen Sie für mich das übliche und für meine Freundin“ Sie sah mich fragend an „Steak oder escalope?“
„ähm, was?“
Wieder lächelte Selene.
„Bringen Sie ihr am beides, Sie kann es brauchen, sie steht auf Grünzeug“
Der Garcon sah mich mit hochgezogener Augenbraue an.
„Louise Sie hatte noch nicht Geburtstag. Sie wird Ihn erst in zwei Tagen feiern“
Verstehend verbeugte sich der Garcon.
„Oui Mademoiselle de la Grand“
Mist! Irgendwas habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht. Aber was hat das mit meinem Geburtstag zu tun, den hatte ich doch erst in einem Monat.
Ich war hungrig einfach nicht für kompliziertes Denken fähig…
Selene lächelte mich wieder an.
Das verwirrte mich nur noch mehr. „was habe ich falsch gemacht?“
Selene musste lachen. Und diesmal waren Ihre Augen Meergrün. Himmel diese Augen, irgendetwas berührten diese in Mir, aber bevor ich den Gedanken festhalten konnte, war er schon wieder verschwunden.
„Warte bis du siehst, was ich bestellt habe.“
Noch immer sah ich sie fragend an.
„Es ist dein Ring. Louise dachte, du seist bereits Erwachsen und eine von uns.“
„Von uns? Erwachsen? Ich bin erwachsen. Aber wieso sagtest du, ich würde meinen Geburtstag schon in 2 Tagen feiern, ich habe den doch erst nächsten Monat, das weißt du doch und was hat das mit meinem Ring zu tun, Du trägst auch keinen in der A…“
„Ich erkläre es dir später,“ unterbrach Sie mich „Nur vorweg so viel. Er vermutete einfach dass du bereits… dass du zu uns gehörst.“
„uns?“
Selene grinste nur.
Kopfschütteln verstand ich, dass ich keine weiteren Antworten hier bekommen würde.
„Liege ich richtig? Auf weitere Fragen wird die Antwort nur wieder Samstag lauten?“
Selene zwinkerte mir zu „Du lernst schnell, Welpe. Aber nun lass uns erst etwas essen.“
Etwas? Ungläubig sah ich 5 Kellner an unseren Tisch treten, die 8 Teller vor Selene und 2 vor mich stellten. Jetzt verstand ich auch, was Selene meinte als sie sagte, warte auf das Essen…
Obwohl auch meine Teller nicht gerade leer waren, wirkten sie dennoch ziemlich Armseelig im Vergleich zu denen von Selene. Auch war es erstaunlich, keine Beilagen vor zu finden. Fleisch in verschiedenen Varianten, aber kein Gemüse, oder Garnitur. Mein escalope hatte sich indes als Schnitzel entpuppt, jedoch eines in der Größe, aus welcher in anderen Gaststätten ohne Gewissensbisse durchaus 3 gemacht werden konnten. Auch mein Stake war ohne Beilage, was mich jedoch mehr verwunderte war, dass ich mir das Steak durchaus blutiger gewünscht hätte.
Als ich mich mir dieses Gedankens bewusst wurde, lachte Selene, „Lass dir Zeit damit, anderes verträgst du es noch nicht“
Ä Nein, nicht denken, erst mal essen…
Wieder hörte ich Selene kichern, sagte aber nichts weiter, stattdessen leerte auch Sie Teller um Teller.
Ich war noch immer mit meinem Schnitzel zu Gange, als sie sich bereits schmunzelnd zurück lehnte um Ihrerseits mich zu beobachten.
Schließlich kapitulierte ich doch. Das Stake (es war ausgezeichnet, allerdings hätte es etwas mehr blutig nicht geschadet) alleine hätte schon gereicht um mich satt zu bekommen, aber ich wollte nicht unhöflich sein.
„Wie machst du das Selene? Du bist gertenschlank aber hast alleine mehr gegessen als ich in einer ganzen Woche“
Lächelnd antwortete Sie mir „Das liegt an meinem Stoffwechsel und verbrenne mehr Kalorien als du, daher brauche ich mehr zu essen, aber du wirst es selbst feststellen, wenn es sich bei dir auch geändert hat.“
Als die Kellner unsere Teller abräumten, sah mich der Garcon wieder mit diesem Blick und einer erhobenen Augenbraue an. Selene nickte Ihm nur zu und er eilte davon nur um einen Moment später wieder mit einer Flasche Wein zu erscheinen. Ich wollte gar nicht wissen, was die kosten würde. Als er die Flasche entkorkte und Selene und mir einschenkte, erhob Sie ihr Glas. „Auf einen erfolgreichen Tag und hoffentlich bald einen wundervollen Geburtstag.“ Ich musste grinsen. Der Wein schmeckte vorzüglich. Trocken, vollmundig und nicht zu bitter. Anders als das was ich mir so als „Luxus“ gönnte. Die Flasche musste wirklich teuer sein, aber Selene hatte Geschmack, das muss man Ihr lassen.
Schließlich packten wir zusammen. „hast du gar nicht gezahlt?“
„Nein, ich esse hier öfters, einmal im Monat lasse ich die Rechnung zusammen mit einem großzügigem Trinkgeld abbuchen.“
„Ok, aber billig ist das hier mit Sicherheit nicht?“
Selene zwinkerte mir nur zu und führte mich zum Auto.
„so und nun lass uns sehen, was wir für dich zum anziehen finden.“ „Hm ich kann dich wohl nicht überreden, mit mir zum Underground oder Vampiria zu gehen“
„Nein Welpe, ich will mit dir einkaufen und nicht neue depressive Outfits aussuchen, außerdem etwas Farbe schadet dir nicht. Schwarz ist ab jetzt Vergangenheit“
„Bist du dir da so sicher?“
„ja das bin ich, sehr sogar“ lachte Sie und wir fuhren los.
Als wir durch die Breite Gasse gingen, H&M oder Mister Lady waren Ihr keinen Blick wert, bugsierte Sie mich stattdessen zielsicher von Gucci nach Prada über Versace zu Armani.
Als wir bepackt zum Auto zurück gingen, hatte Selene ein kleines Vermögen ausgegeben. Von Rückzahlung wollte sie ebenso wenig hören wie vom abarbeiten.
„Ich habe dir die Sachen geschenkt, belassen wir es dabei. Ich freue mich wenn die Kleider dir gefallen und du glücklich bist. Jetzt lass uns zu mir fahren, dann können wir uns noch etwas unterhalten und einen schönen Abend machen.“
Also fuhren wir zu Selene.