Читать книгу Wie ein Vogel im Wind... - Alina Frey - Страница 3
Foto-Shooting
Оглавление„ Wie viele noch, Nobby?“ Fragend steckte Cornelia Bond ihren Kopf durch die Türe zu ihrem Vorzimmer. Ihr Assistent Norbert rückte seine Nickelbrille zurecht und deutete mit seinem Zeigefinger zu einem angrenzenden Raum. „ Einer“, kam seine lakonische Antwort.
Mit einem Knall warf Conny die Türe zu ihrem Büro zu, schleuderte ihre Schuhe von den Füßen und fiel erschöpft in einen Sessel. Himmel, welch ein Tag! Nur noch vier Wochen blieben ihr, dann aber mußte die Serie im Kasten sein.
Ihr Auftraggeber, eine bekannte Kosmetikfirma, wollte in vier Wochen eine große Werbeaktion des neuen Sonnenöls „Solex“ starten. Ines, Inhaberin einer Model – Agentur und alte Schulfreundin, hatte ihr schon einige junge Models in ihr Fotoatelier geschickt. Doch Conny war unzufrieden, irgend etwas fehlte. Normalerweise konnte Conny sich auf ihre Freundin voll verlassen, die Männer waren ja auch nicht übel…! Nein, sie hatte noch nicht den Mann gefunden, der ihr für diese Kampagne so vorschwebte. Nachdenklich knabberte sie an ihrer Unterlippe.
Als Fotografin bereits hinreichend bekannt, konnte sie sich mit zweitklassiger Arbeit nicht zufriedengeben – wollte sie auch nicht. Naja, morgen bei Durchsicht der gemachten Fotos würde sie mehr wissen. Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr sprang sie hoch, ging hinüber in ihr Atelier, rückte eifrig einige Studiolampen zurecht und kontrollierte noch einmal den Hintergrund. Nach einem kurzen Klopfen ließ Nobby den letzten Bewerber eintreten.
„Kommen Sie rein und ziehen Sie sich bitte aus“, forderte Conny ihn auf, immer noch mit einer der Lampen beschäftigt.
„Ich soll mich ausziehen?“ kam eine verblüffte Stimme aus dem Hintergrund.
„Natürlich, man wird Sie doch informiert haben welche Fotos hier gemacht werden! Ihre Badehose können Sie natürlich anlassen!“klang ungeduldig Connys Stimme. „Neben dem Spiegel steht eine Flasche mit Sonnenöl, damit reiben Sie sich bitte von oben bis unten ein“, gab Conny ihm klare Anweisungen.
Ein kurzes, verlegendes Auflachen ließ Conny herumfahren.
„Wohl neu in der Branche, was? Nun zieren Sie sich nicht so! Am Strand laufen Sie schließlich auch in der Badehose rum!“ Mit zwei Schritten stand sie neben dem jungen Mann und schob ihn rigoros hinter einen Vorhang. Minuten später stand Pier, so hatte er sich kurz vorgestellt, in Badehose und glänzend wie eine Speckschwarte vor ihr. Ein amüsiertes Lächeln umspielte seinen Mund: „Zufrieden, große Meisterin?“
Au Backe, was für ein Mann! Prüfend trat Conny einige Schritte zurück. Nicht übel der Junge, dachte sie anerkennend. Groß, mindestens 1,80 Meter groß, gutgeformte Beine, muskulöser Oberkörper, blonde Haare, stahlblaue Augen und braungebrannt. Sonnenbank, Bräune aus der Steckdose, dachte Conny. Fachmännisch glitt ihr Blick über seine Figur und sie erklärte Pier in knappen Worten, wie sie sich die Fotos in etwa vorstellte. „Alles klar?“
„Alles klar!“ Pier stellte sich vor dem Hintergrund in Positur und seinem Schmunzeln nach zu urteilen, fand er inzwischen Gefallen daran. Aber Conny war noch nicht zufrieden. „Wir müssen Ihren Rücken auch noch einölen, Pier!“
„Gut und schön, aber da komme ich nun mal nicht dran!“schmunzelte er. „Kein Problem, habe zwei Hände! Bitte sehr mein Herr“, forderte sie ihn auf. Conny goß etwas Öl in ihre Hände und begann seinen Rücken einzuölen. Oha, ein Stromschlag durchfuhr ihren ganzen Körper. Sie spürte seine Haut unter ihren Fingern und konnte nicht fassen, was gerade mit ihr passierte. Sanft, ganz sanft glitten ihre Hände über seinen Rücken und schrecklich unsittliche Gedanken kamen ihr in den Kopf. Paß auf, Conny! Verliere dich nicht , du kennst ihn gerade ein paar Stunden! Sie schluckte und gab ihm einen abschließenden Klaps. „Fertig, wir können weiter machen! forderte sie ihn auf.
Zwei Stunden wurde hart gearbeitet und Conny war in Hochform, alle Müdigkeit war von ihr abgefallen. Dieser Mann war ein Naturtalent!
Jetzt wurde ihr schlagartig klar, was sie an den anderen Männern, durchaus Profis, vermisst hatte. Pier gab sich völlig natürlich, kein aufgesetztes Profigehabe. Das… genau das war es, was sie gesucht hatte. Völlig zufrieden mit sich, Pier und ihrer Arbeit, verabschiedete sie sich von ihm. „Sie hören von mir. Talent haben sie ohne Zweifel. Ob Sie auch fotogen sind, werde ich spätestens morgen wissen!“
Erst als sie in ihrem Bett lag und den Tag Revue passieren ließ, merkte sie, weder Telefonnummer noch Adresse von diesem Teufelskerl zu haben. Aber sie würde Ines fragen, die hatte ihn in ihrer Kartei. Noch einmal dachte sie an den Moment, als ihre Hände seinen Rücken berührten. Sie konnte es nicht abstreiten, dieser Mann hat etwas in ihr geweckt, was schon einige Zeit verschüttet war. Nach einer tiefen Enttäuschung hatte sie sich nur noch in ihre Arbeit vergraben. Den Gedanken an diesen Adonis nahm sie mit in einen tiefen, erholsamen Schlaf.