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Bittere Wahrheit

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Die nun 30 jährige Ingrid war mit ihrem fünf Jahre älteren Mann Thomas eigentlich schon recht lange verheiratet. Mittlerweile war es schon 9 Jahre her, wo sie die Trauung vor dem Standesamt vornahmen. Aber irgendwie glücklich waren beide nicht so recht. Denn damals hatten beide hauptsächlich geheiratet, weil sie sich dadurch Steuervorteile und ein höheres Einkommen versprachen. Sie liebten sich damals zwar schon irgendwie, aber so hatten sie auch immer wieder heftigst gestritten, da Thomas mehr uabhängig sein wollte, als es ihm Ingrid zugestand. Aus Liebe hatten sie demnach nicht wirklich geheiratet. Beide wohnten in einem ruhigen Ort in Bayern, mitten im tiefsten Süden von Deutschland.

Aber die Zeit verging, irgendwie schafften es die beiden immer wieder, sich zusammenzuraufen. Trotz diverser Streitereien hatten sie bis heute durchgehalten. Vor 8 Jahren kam dann auch Nico auf die Welt, der gemeinsame Sohn. Mittlerweile ging Nico bereits in die 2. Klasse einer nahegelegenen Grundschule. Sie wohnten in einem schönen Einfamilienhaus in einer ruhigen Straße, welches Ingrid vor gut 11 Jahren von ihrer Oma geerbt hatte.

Doch mittlerweile hatten sich Ingrid und Thomas immer mehr auseinandergelebt, sie hatten kaum noch gemeinsame Interessen. Früher war Thomas als Kranführer in einem großen Industrieunternehmen tätig gewesen, aber durch diverse Sparmaßnahmen des Unternehmens wurde er dann vor gut einem Jahr arbeitslos.

Eines Tages kam Ingrid mit ihrem Sohn von der Schule etwas früher nach Hause. Nico ging es nicht so gut, er hatte Schüttelfrost und vermutlich auch Fieber. Zumindest war seine Stirn ganz heiß. Nico durfte daher eher nach Hause, es war eh Freitag und somit fast Wochenende.

Als Ingrid nach Hause kam, war Thomas mal wieder nicht da. Wie so oft in der letzten Zeit war er insbesondere vormittags und nachmittags immer einige Stunden fort. Ingrid war eh in letzter Zeit etwas mißtrauisch geworden, da sich Thomas so sehr verändert hatte. Er sprach kaum noch mit ihr, war häufig fort trotz Arbeitslosigkeit. Im Haushalt machte er auch nichts mehr und um einen neuen Job kümmerte er sich eh nicht. Dann saß er lieber mit einer Flasche Bier vor dem Fernseher. Aber sie hatte keine Beweise, sie konnte ihre Ahnungen nie bestätigen.

Ingrid suchte nun nach dem Fieberthermometer, während Nico sich in sein Bett legte. Sie hatten es schon lange nicht mehr benötigt, daher wußte sie nicht, wo dieses sein könnte. Sie suchte in Schubladen, im Schrank im Wohnzimmer, einfach überall. Schließlich suchte sie schon im Schlafzimmerschrank zwischen den Sachen.

„Irgendwo muss das Ding doch sein, wir hatten doch immer eins hier.“, grübelte sie vor sich hin.

Aber sie fand dort zu ihrer Überraschung nur eine dicke Tüte unter den Sachen von Thomas, ziemlich hinten versteckt. Sie schaute dann hinein, vielleicht war das Thermometer ja dort mit bei.

Doch da traute sie ihre Augen nicht und erschrack. Kopfschüttelnd und mit ersten Tränen in den Augen murmelte sie dann: „Ich hab’ es doch gewußt, ich hab’ es doch gewußt!“

Sie hielt mehrere Fotos in der Hand. Dort war Thomas mit einer anderen Frau häufig zu sehen, immer die gleiche. Auch ein Zettel mit einer Telefonnummer und Adresse befand sich in der Tüte sowie mehrere Liebesbriefe, die Thomas von ihr vermutlich bekommen hatte.

Sie las die ersten Wörter laut mit: „Lieber Schatz, endlich habe ich den Mann meiner Träume gefunden.“ Und dann: „Und so weiter und so weiter. Ich glaub’ ich muss gleich kotzen. ‚In Liebe, deine Marion’.“ Dann konnte sie nicht mehr weiterlesen, sieh sah nur noch einige weitere Briefe, sie fing an zu weinen. Nach einer Weile durchsuchte sie den ganzen Papierkram weiter. Es waren noch ein ganzer Haufen geöffneter Briefe mit Briefumschlägen aus der Post in der Tüte, die sie nicht kannte.

„Was ist denn das? Das gibt’s doch nicht! Ich glaub’ ich spinne. Also das geht jetzt aber echt zu weit.“, rief sie dann etwas sprachlos. „Einen Kreditvertrag über 50.000 Euro, ich glaub’s einfach nicht. Vor zwei Jahren abgeschlossen. Na der bekommt gleich was zu hören.“ Nach einer Weile dann: „Und das, was ist das denn? Briefe von der Bank, Kreditkündigung, Mahnungen, Waas? Was ist das denn? Ja hat der sie nicht mehr alle? Wir sind pleite, total pleite!“

Ingrid suchte weiter in den Briefen, las alle nach und nach durch. Jede Menge Rechnungen, alle so aus den letzten drei Jahren. „Teure Uhren, Schmuck, Klamotten, ja spinnt der denn? Und alles für seine Liebste oder wie? Und wir nagen hier am Hungertuch. Na der kann was erleben!“, rief sie dann ganz hektisch und aufgewühlt.

Dann schaute sie erstmal nach Nico, aber der schlief ganz ruhig in seinem Bett. Da war Ingrid zumindest etwas beruhigt, vielleicht würde es ihm danach ja besser gehen.

Und dann kam auch Thomas nach Hause. „Kannst du mir das mal erklären? Kannst du mir das mal erklären?“, schrie sie ihn an. In der Hand hielt sie die Tüte, die ganzen Briefe und Fotos. Dann schmiss sie ihm alles ins Gesicht. „Wie lange geht das schon so? Seit wann hast du denn schon deine ‚Marion’?“, ging es dann lautstark weiter.

Thomas war etwas überrascht und konnte nicht glauben, dass sie das alles gefunden hatte. Er hob alles auf und legte die ganzen Sachen auf den Wohnzimmertisch. „Schatz, es ist nicht so wie du denkst.“, antwortete Thomas dann mit leiser Stimme.

Ingrid war außer sich, sie steigerte sich richtig in ihre Wut hinein. „Und wie ist es dann? 50.000 Euro Schulden, Mahnungen, Rechnungen für jede Menge Geschenke für deine ach so geliebte ‚Marion’, wie soll das wohl sein? Nach was sieht das wohl aus? Denkst du ich bin total verblödet? Raus hier, sofort raus, ich will dich hier nicht mehr sehen! Ich werd’ mich von dir scheiden lassen! Du spinnst doch wohl!“, schrie sie dann lautstark weiter mit rotem Gesicht. Dann lief sie eilig ins Schlafzimmer, nahm eine Tasche und stopfte alle Sachen von Thomas hinein. Thomas versuchte sie zu beruhigen, aber Ingrid war so sauer, sie hörte Thomas gar nicht mehr zu. Zahnbürste und Deos aus dem Badezimmer, einfach alles stopfte sie wild in die Tasche. Auch die Schuhe aus dem Hausflur tat sie dann noch obendrauf und seine Jacken. Dann warf sie die Tasche nach draußen auf den Gehweg.

„Und du raus hier, aber sofort! Raus, raus, sofort!“, schrie sie dann noch zu Thomas. Sie schob ihn immer weiter Richtung Tür und schaffte es dann nach einer Weile, dass Thomas vor der Tür stand. „Das lass’ ich nicht mit mir machen, du wirst schon sehen.“, rief Thomas noch zu ihr. Dann knallte sie die Tür zu und schloss ab. Sie setzte sich erstmal auf die Couch und fing bitterlich an zu weinen.

Etwas später rief sie dann ihre Mutter an, die dann sofort zu ihr kam. Thomas war zum Glück nicht mehr vor dem Haus, so dass zumindest etwas Ruhe einkehrte. Ingrid sortierte die Briefe alle mit ihrer Mutter und machte sich Gedanken, wie sie nun mit dieser Situation umgehen sollte.

Verfolgt!

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