Читать книгу Fire&Ice 12 - Fabio Bellini - Allie Kinsley - Страница 7
4 Neue Perspektiven
ОглавлениеFABIO
In einem langen, intensiven Gespräch, wie es nur Mediziner miteinander führen können, redeten Dave und er über den Splitter und die momentanen Möglichkeiten, die Fabio zur Wahl hatte.
Dave hatte ihm nicht wirklich etwas Neues gesagt. Das alles wusste Fabio schon, wenn nicht sogar besser, da er in Sachen Chirurgie im Camp einiges an Erfahrung gesammelt hatte.
Eigentlich war er genau wie Dave Allgemeinmediziner, hatte aber mittlerweile bei vielen Operationen assistiert, und kleinere sogar selbst durchgeführt.
"Kannst du mir die Unterlagen da lassen? Ich habe eine Freundin im Krankenhaus, die sich damit bestimmt besser auskennt."
Fabio nickte und reichte Dave die Mappe. Auch hiervon versprach er sich nicht viel. Warum sollte Boston auch bessere Ärzte haben? Sie alle kochten nur mit Wasser. Da er aber wusste, wie wichtig es Sky war, widersprach er nicht. Sie sollte sich keine Sorgen um ihn machen, wenn sie selbst ein Kind erwartete.
"Danke, Dave. Es ist nicht dringend." Im Gegenteil, eigentlich wollte er diese Operation überhaupt nicht.
"Nichts zu danken." Dann zögerte er. "Wie geht es dir psychisch?"
Fabio lächelte gequält. Er brauchte Dave nichts vorzumachen, er würde ihn sowieso durchschauen, also entschied er sich für die halbe Wahrheit.
"Die Albträume haben wir mit der Therapie in den Griff bekommen. Manchmal habe ich Flashbacks, aber das wird auch noch eine Weile so bleiben."
Dave nickte und wechselte dann das Thema. "Wie machst du das mit deinem Job, wenn du so lange hier bist?"
"Ich habe immer bei meinem Dad in der Praxis gearbeitet und schon gekündigt, bevor ich nach Afrika gegangen bin. Von daher kein Problem. Im Moment bin ich noch krankgeschrieben, aber ich kann auch ohne weiteres eine Weile von meinen Ersparnissen leben, wenn es sein muss."
Dave lachte. "Wenn du auf Dauer bleibst, kannst du einen Job bei mir haben, ich komme langsam nicht mehr über die Runden."
Fabio verzog das Gesicht. "Ich kenne jemanden, der würde mich eher umbringen, als mich dauerhaft in Boston zu dulden."
Daves Lachen wurde noch lauter. "Ryan hab ich ganz vergessen. Wenn du erstmal nicht mehr bei ihm wohnst, wird er sich schon beruhigen."
Fabio bezweifelte das, aber er hatte sowieso nicht vor hierzubleiben ... naja, wenn man es genau nahm, hatte er überhaupt keine Ahnung, was er als Nächstes tun wollte.
"Mal sehen. Jetzt muss ich erst wieder fit werden, bevor ich weiter planen kann."
"Wir haben in nicht ganz vier Wochen unser nächstes Fire&Ice Monatstreffen in Cats Hotel. Ist immer ganz lustig und wir brauchen dringend Unterstützung an der Singlefront."
Fabio lächelte. Wenn den anderen Männern das Geturtel der Pärchen genauso auf die Nerven ging wie ihm, konnte er sich das gut vorstellen.
"Ich werde sehen, was sich machen lässt, wäre aber schön, mal wieder alle zu sehen."
Dave erzählte ihm noch kurz, um was es beim Monatstreffen ging, dass sie die Planungen für die kommenden Monate besprechen und dann gemütlich gemeinsam essen würden. Es hörte sich wirklich gut an und Fabio nahm sich vor teilzunehmen.
Nach dem Besuch bei Dave fuhr er direkt in den Park, um auf Ella zu warten.
Im Moment war sie die einzige, auf die er sich Tag für Tag freute. Die kurze Zeit, die sie jeden Tag miteinander verbrachten, machte sein Leben ein ganzes Stückchen schöner.
Noch vor wenigen Tagen war er jeden Nachmittag aus dem Haus geflohen, um der angespannten Stimmung zu entkommen. Dann war er am See gesessen und hatte sich selbst bemitleidet.
Bis Ella kam. Jetzt konnte er es kaum erwarten, auf ihrer Bank zu sitzen und sie wiederzusehen.
"Ist da noch frei?"
Er grinste breit, als er zu ihr aufsah.
"Natürlich. Hey Ella." Sie sah genauso hinreißend aus, wie an all den anderen Tagen. Er liebte ihre Augen. Diese spezielle Farbe, die die Wärme und Güte ihrer Seele wiedergab.
Sie legte den Kopf schief und musterte ihn. "Dir geht es gut."
Ja, jetzt, weil du da bist.
Aber das konnte er ihr nicht sagen. Sie würde ihn für einen Verrückten halten … oder einen menschlichen Max.
Also zuckte er nur mit den Schultern.
"Ja, ich bin zufrieden. Aber heute bin ich wieder mit den Fragen dran", sagte er und zwinkerte ihr zu.
Ella seufzte schwer, als hätte sie eine gehörige Last zu tragen, aber das vergnügte Funkeln in ihren Augen verriet sie sofort.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass Ella überhaupt lügen konnte, so leicht wie man aus ihr lesen konnte. Er fragte sie über ihre Familie aus, über ihre Granny und ihren Dad. Auch über ihre Ausbildung und ihren Job beim Tierheim.
"Da mein Dad immer noch meint, mich und Granny aushalten zu müssen, kann ich es mir gut leisten im Tierheim für wenig Geld zu arbeiten."
"Und was machst du da den ganzen Tag?", fragte er, während sie aufstanden und in Richtung des Hauses ihrer Granny gingen.
"Mich um die Tiere kümmern. Sie füttern, ihre Wehwehchen versorgen, mit ihnen trainieren und alles reinigen. Zwischendurch muss ich auch im Büro arbeiten, oder zu Veranstaltungen gehen, auf denen wir Info-Flyer verteilen."
Gab es einen selbstloseren Menschen als sie? Nein, eher nicht.
Ella stupste ihn leicht mit der Schulter an. Am liebsten hätte er einen Arm um sie gelegt.
"Du könntest einmal mitkommen, dir alles ansehen, wenn du willst."
Fabio lächelte. Er mochte Tiere, aber er war bei weitem nicht so ein Fan wie Ella, Alexa oder Jack.
Aber er könnte einen ganzen Tag mit Ella verbringen, nicht nur eine halbe Stunde. Das wäre jede noch so beschissene Arbeit wert.
"Hört sich gut an. Wann?"
"Wir können uns morgen gleich um acht Uhr an der Bank treffen und zusammen hingehen, wenn du willst." Das Strahlen auf ihrem Gesicht war so ansteckend, dass er völlig automatisch zustimmend nickte. Gleich darauf schüttelte er den Kopf. "Ich bin sowieso mit dem Auto unterwegs. Ich hole dich um acht Uhr bei dir ab."
Ella biss sich auf die Unterlippe, nickte aber schließlich. Was genau konnte sie daran nicht wollen? Es war doch viel praktischer als zu laufen?
Oder hatte sie etwa Angst, bei ihm mitzufahren? Sie kam ihm eigentlich nicht vor wie der Typ übervorsichtiges Frauchen.
"Wenn es dir lieber ist, können wir uns auch im Park treffen", bot er vorsichtshalber an. Er wollte sie nicht einschüchtern.
"Nein, nein, schon okay."
ELLA
Seufzend betrat sie das Haus, nachdem sie Fabio verabschiedet hatte.
"Hey Granny!"
"Hey Liebes, das Essen ist fertig."
Ella lächelte, ging zu ihrer Großmutter und küsste sie auf die Wange. Dann setzten sie sich gemeinsam an den Esstisch.
Granny fragte sie wie jeden Tag nach der Arbeit und nach Fabio. Ella schaute auf ihren Teller und schob das Essen hin und her. Es war irgendwie komisch mit Granny über ihn zu reden. Sie wollte ihn nicht teilen, nicht einmal die kleinsten Informationen über ihn. Das war Quatsch, das war ihr klar, aber an dem Gefühl änderte das nichts.
"Er holt mich morgen früh ab und kommt mit ins Tierheim."
Granny lächelte. "Dann kann ich ihn auch mal sehen."
In Ellas Kopf erschien ein Bild, wie Granny an der Tür stand und Fabio genau inspizierte. Sie würde ihn ausquetschen und Dinge über ihn erfahren, die noch nicht einmal Ella wusste.
"Granny …", setzte sie besorgt an.
"Keine Sorge, Mäuschen. Ich werde am Küchenfenster stehen und mein Frühstück machen, wie jeden Tag. Nicht mehr und nicht weniger."
Ella lächelte sie dankbar an.
Nach dem Essen verzog Ella sich mit einem Buch in ihr Zimmer.
Wirklich aufs Lesen konnte sie sich nicht konzentrieren. Fabio tauchte immer wieder in ihren Gedanken auf. Sie dachte an seine schmalen Lippen, die nun schon zweimal ihre Wange geküsst hatten und jedes Mal dieses angenehme Kribbeln auf ihrer Haut hinterließen.
FABIO
"Guten Morgen, warum bist du denn schon so früh auf?", fragte Sky, als er in die Küche kam.
Ryan schenkte ihm nur ein finsteres Nicken, als hätte er Ryan mit seinem Anblick gerade den Morgen versaut, dann widmete er sich wieder seiner Zeitung.
"Guten Morgen. Ich gehe ins Tierheim."
In Zeitlupe senkte Ryan seine Zeitung. Fabio könnte ihn beruhigen, aber irgendwie fühlte er sich absolut nicht dazu veranlasst.
Sky hielt mit dem Löffel auf halbem Weg zu Marrys Mund inne und sah ein wenig verunsichert zwischen ihm und Ryan hin und her.
"Wir haben hier keine Tiere", sagte Ryan und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.
Fabio ließ sich ebenfalls einen aus der Maschine.
"Hab ich mitbekommen." Er genoss es ein klein wenig zu sehr, wie angespannt die beiden waren.
"Wir haben nicht vor, das zu ändern", fuhr Ryan fort.
Fabio ärgerte sich ein wenig darüber, dass er für Sky mitsprach. Sie wohl auch, denn sie funkelte ihn böse an.
"Naja, wir haben darüber gesprochen, ob wir vielleicht einen Hund haben möchten, aber Ryan ist noch nicht davon überzeugt."
Fabio würde sich niemals einen Hund anschaffen. Sie waren viel zu abhängig von einem. Wenn überhaupt würde er eine Katze wollen. Die waren selbstständig. Aber auch um die musste man sich kümmern, sie machten Dreck und brauchten Aufmerksamkeit.
Er wurde von der leisen Diskussion hinter ihm aus seinen Gedanken gerissen.
Mit der Kaffeetasse in der Hand drehte er sich um und beobachtete die beiden.
Zum ersten Mal verspürte er dabei keinen Stich in seinem Herzen.
Er sah einfach nur eine Freundin, die mit ihrem Mann diskutierte, nicht die verlorene Liebe seines Lebens. Vielleicht schaffte er es doch langsam, ein wenig Abstand von allem zu bekommen.
Möglicherweise war es doch gut, sich all dem hier auszusetzen und hautnah zu sehen, wie gut die beiden zusammen passten. Es schien ihm wirklich dabei zu helfen, über alles hinwegzukommen.
"Bevor ihr jetzt einen Streit vom Zaun brecht, ich habe nicht vor, mir ein Tier anzuschaffen. Ich habe nur angeboten, einen Tag dort zu helfen."
Sky zog eine Augenbraue nach oben. "Du bist aber nicht unbedingt der Typ dazu."
Fabio lächelte. Sie kannten sich einfach zu gut. "Ja, ich möchte einer Freundin helfen."
Wenn möglich, wanderte ihre Augenbraue noch höher. "Keiner unserer Freunde arbeitet dort."
Fabio zuckte nur mit den Schultern, leerte seinen Kaffee und ging zur Tür.
"Bis heute Abend!"
Obwohl er fünf Minuten zu früh war, riss Ella in dem Moment die Haustür auf, in dem er am Randstein hielt.
Schade, er hätte sie gern an der Tür abgeholt und einen Blick ins Innere dieses Hauses geworfen.
Sie kam so schnell die Stufen herunter, dass er kaum Zeit hatte auszusteigen.
"Hi. Bleib ruhig sitzen", sagte sie und öffnete sich die Beifahrertür, ehe er um den Wagen herumgehen konnte. Also ließ er sich wieder auf den Sitz gleiten.
"Hey, alles klar bei dir?"
"Ja." Sie lächelte, schnallte sich an und beschrieb ihm dann den Weg, den er fahren musste.
Obwohl das Tierheim nicht allzu weit weg sein konnte, da Ella täglich zu Fuß dorthin lief, kam ihm die Fahrt endlos vor.
"Deswegen laufe ich lieber. Um acht Uhr in Boston Auto zu fahren, ist eine Strafe."
Dann deutete sie auf eine schmale Straße, an deren Ende er bereits das große, weiße Gebäude sehen konnte.
Er parkte den Wagen vor dem Willkommenschild, dann stiegen sie beide aus.
Das Bellen war ohrenbetäubend. "Mein Gott, wie hältst du das aus?", fragte er und zwang sich, nicht die Hände auf die Ohren zu legen.
Ella lachte. "Die sind nicht immer so, aber sie wissen, dass es Fütterungszeit ist. Wahrscheinlich ist schon jemand im Gebäude, den sie gehört haben."
Sie führte ihn zu einer roten Eingangstür und sperrte sie auf.
"Guten Morgen, Alfred. Ich habe heute Unterstützung mitgebracht."
Aus einer Tür, die rechts am Ende des schmalen Ganges abging, kam ein älterer Mann.
"Guten Morgen, Ella, das ist eine schöne Überraschung."
Er kam zu ihnen, während Fabio die Unmengen von Fotos an den Wänden des Ganges ansah. Lauter glücklich wirkende Menschen, die ein oder mehrere Tiere um sich herum versammelt hatten.
Ella stellte ihm Alfred vor und sie schüttelten sich die Hand. "Schön, dass Sie da sind. Ella wird Ihnen zeigen, wie Sie uns zur Hand gehen können."
Dann verschwand er wieder durch die Tür, durch die er gekommen war.
"Dann komm", sagte Ella, nahm ihn bei der Hand und zog ihn hinter sich her.
Es fühlte sich verdammt gut an, ihre Hand in seiner zu spüren. Seine Haut kribbelte. Die Wärme, die ihre Haut ausstrahlte, breitete sich in seinem ganzen Körper aus.
In dem kleinen Personalraum gab sie ihm einen Kittel, den er über seinen Pullover ziehen konnte. Zum ersten Mal sah er Ella ohne die dicke Jacke. Sie war immer noch rundlich, aber es passte zu ihr. Wohlproportionierte Kurven, die sich himmlisch anfühlen mussten.
Sie erklärte ihm, wie die Hunde gefüttert wurden, dann machten sie sich an die Arbeit, während sie von ihrem Job im Tierheim erzählte.
Fabio hörte ihr schweigend zu, genoss es einfach nur, ihre weiche, melodische Stimme zu hören.
Die Zeit verging wie im Flug und er bemerkte erst, wie spät es war, als Ella ihm sagte, dass es Zeit für ihre Pause wäre.
"Wollen wir irgendwo etwas essen gehen?", fragte er und stellte den Besen, mit dem er die Ausläufe gekehrt hatte, zurück in die Abstellkammer.
"Gern. Ich nehme mir immer einen der Hunde mit und gehe die Straße hinunter zu einem Imbiss."
Fabio nickte zustimmend, ein Spaziergang mit Ella hörte sich gut an.
Ehe er sich versah, hatte er Max an der Leine. Der Rüde sah ihn an, als wüsste er ganz genau, dass Fabio nur wegen Ella hier war.
Ella selbst nahm eine junge Hündin, die heftig an der Leine zerrte.
"Wollen wir nicht lieber tauschen?", fragte Fabio, immerhin hatte er mehr Kraft.
"Nein, nein. Sie muss es nur erst noch lernen. Ein Hundeanfänger braucht einen Hund wie Max, der durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist."
Man sah ihm also an, dass er absolut keine Ahnung davon hatte, was er da tat. Solange Ella mit ihm zufrieden war, war es dennoch kein Problem.
Zu viert gingen sie die Straße hinunter. Max war wirklich vorbildlich, während die kleine Hündin immer wieder vor und zurück sprang.
Plötzlich kam Ella bei einem weiteren Satz der Hündin ins Straucheln und wäre beinahe gestürzt. Sie quietschte auf und ruderte wild mit den Armen, um auf dem glatten Boden nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Fabio konnte sie gerade noch abfangen und hielt sie eng an seine Brust gepresst.
Sie fühlte sich in seinen Armen noch besser an, als er es sich vorgestellt hatte. Warm und weich. Er drückte sie ein klein wenig fester an sich, wollte mehr von ihr spüren.
Den dicken Mantel verfluchte er innerlich, er wollte ihre Hüfte und ihren Hintern unter seinen Händen spüren.
Sie sah mit weit aufgerissenen Augen und leicht offen stehendem Mund zu ihm auf.
Sein Blick wurde völlig automatisch von ihren Lippen angezogen. Immer wieder hatte er darüber nachgedacht, wie sich diese Lippen wohl anfühlen würden, wenn ihre Wange schon so samtig weich war.
Ganz langsam senkte er den Kopf, wurde von ihr angezogen wie ein Magnet.
Ihre Zungenspitze schoss hervor und befeuchtete ihre Lippen.
Er konnte keinen Moment länger warten. Also überbrückte er das letzte Stückchen zwischen ihnen und presste seine Lippen leicht auf ihre.
Er spürte, wie ihre Hände sich in die Ärmel seiner Jacke verkrallten und sein Griff verstärkte sich völlig automatisch.
Ella erwiderte den Kuss. Vorsichtig, forschend, genau wie er selbst.
Sie fühlte sich unbeschreiblich gut an. In seinen Armen, genauso wie an seinem Mund. Sie war weich und nachgiebig. Anschmiegsam und verspielt. Sie schmeckte nach süßen Früchten und herben Kaffee.
Er wollte mehr von ihr, brauchte mehr von diesem Kuss, mehr von Ella.
Gerade als er eine Hand in ihren Nacken schieben wollte, um den Kuss zu vertiefen, zog sie sich quiekend zurück.
Es dauerte einen Moment, bis er verstand, dass nicht sie sich zurückgezogen hatte, sondern die Hündin erneut an der Leine gerissen hatte, sodass Ella unwillkürlich ein wenig zurückgetaumelt war.
"Sorry", sagte sie lächelnd.
Fabio lächelte zurück. "Solange du damit nicht den Kuss, sondern den Hund meinst …"
"Den Hund!" Sie nickte so eifrig, dass Fabios Herz schneller schlug.
Er schlang seinen Arm um ihre Taille und zog sie wieder an sich, um sie erneut zu küssen. Er hatte noch lange nicht genug von ihr. Sie schmiegte sich sofort an ihn und legte den Kopf in den Nacken, damit er ihren Mund besser erreichen konnte.
Gerade als seine Lippen die ihren berührten, ging erneut ein Ruck durch ihren Körper.
Fabio stöhnte genervt und sah die Hündin strafend an, doch Ella lachte nur. "Sie ist noch jung. Wir sollten weiter, sonst ist die Pause vorbei, ehe wir etwas zu essen haben."
Ohne nachzudenken, griff er nach ihrer freien Hand und verflocht seine Finger mit ihren.
Ihr süßes Lächeln sagte ihm, dass sie es genauso sehr wollte, was sein Herz nur noch schneller schlagen ließ.
"Das nächste Mal nehmen wir zweimal die Sorte Max mit", entschied er, da er keine Lust hatte, sich ständig von diesem ungestümen Ding unterbrechen zu lassen.
"Das nächste Mal?"
Ja, er würde definitiv so viel Zeit wie möglich mit Ella verbringen, auch wenn das hieß, dass er sie zur Arbeit begleiten musste. Er wollte mehr über sie erfahren, sie besser kennenlernen.
"Wenn du mich nochmal mitnimmst."
Ihre Wangen röteten sich leicht und sie sah nach vorn. "Jederzeit", gab sie leise zurück.
"Morgen wäre ein guter Tag." Er wollte sie nicht unter Druck setzen, aber es brannte ihm unter den Nägeln, mehr Zeit mit ihr zu verbringen.
Am Nachmittag zeigte Ella ihm, wie man die Kleintierkäfige reinigte.
Irgendwas änderte sich im Laufe der Stunden, denn Ella wurde immer ruhiger.
"Alles okay bei dir?", fragte er gegen vier Uhr.
"Ja, ich bin nur ein wenig traurig, weil die Tierärztin gleich kommt, um eine Katze einzuschläfern."
Fabio runzelte die Stirn. "Warum?"
"Sie hat einen großen Tumor im Bauchraum. Zudem mehrere Metastasen und ist zu alt, um die Operation zu machen."
Verständnislos sah er sie an. "Sie ist schon 18, wenn sie dadurch noch zwei oder drei schöne Monate hat, ist es gut gelaufen, dazu stehen die Kosten der OP nicht im Verhältnis."
"Wer entscheidet das?"
"Die Organisationsleitung. Wir haben nur ein begrenztes Budget und die Tierarztbehandlungen sind teuer."
Zum ersten Mal in seinem Leben wünschte er sich, er wäre Tierarzt und nicht Humanmediziner. Er würde ihr jedes einzelne Tier operieren, nur um diesen Ausdruck aus ihrem wunderschönen Gesicht zu vertreiben.
ELLA
Fabio fuhr sie nach der Arbeit nach Hause. Die Fahrt über schwiegen sie. Ella war noch immer in Gedanken bei der alten Katzendame, die sie heute hatten gehen lassen müssen.
Vor dem Haus ihrer Granny angekommen, hielt er den Wagen an. Er stellte den Motor aus und schnallte sich ab.
"Morgen um acht Uhr?", fragte er und schenkte ihr ein trauriges Lächeln.
"Sehr gern." Auch Ella löste ihren Gurt.
Fabio schob ihr langsam eine Hand in den Nacken und zog sie zu sich heran. Allein die Berührung seiner Hand ließ die Schmetterlinge in ihrem Bauch wild durcheinander fliegen.
Seine Lippen auf ihren zu spüren, ließ ihren ganzen Körper kribbeln.
Sein Kuss war so süß, so weich und zärtlich, dass sich die Härchen an ihrem ganzen Körper aufstellten. Er fühlte sich unglaublich gut an. Ella wollte mehr von ihm spüren, ihn mit nach drinnen nehmen, und seinen Körper erforschen und … da fiel ihr ein, wer im Haus auf sie wartete.
Granny würde sie mit größer Wahrscheinlichkeit vom Küchenfenster aus beobachten.
Sacht löste sie sich von ihm. Ihr Lächeln fiel ein wenig schwach aus. Sie war unsicher, was sich gerade zwischen ihnen entwickelte. Genau aus diesem Grund mied sie solche Situationen für gewöhnlich.
Sie war keine Jungfrau mehr, aber vor einigen Jahren war ihr dieses ewige Rätseln, wohin eine Beziehung führen würde, zu dumm geworden und sie hatte sich lieber auf ihre Arbeit und ihre Granny konzentriert.
Fabio griff nach ihrem Kinn, hob ihren Kopf an und küsste sie noch einmal hauchzart.
"Ich lass dich nur ungern gehen."
Sie versuchte ihre Unsicherheit zu verbergen. "Morgen um acht?"
"Nichts lieber als das."