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Die Ärzte wollen davon nichts wissen.

Die Patienten wollen davon nichts wissen.

Und die Krankenkasse sowieso nicht!



Die Rede ist von ganz besonderen Beziehungen, die sich zwischen Ärzten und Patienten entwickeln können.

War die Frau im Dirndl eben noch die brave, konservative Frau Mayr aus der Burgstraße, so ist sie, wenn das bayerische Nationalgewand zusammengefaltet auf dem Stuhl liegt, die Resi mit den herrlichen Titten. Ein Geschöpf das Zuwendung verdient und wohlig erschauert, wenn diese verabreicht wird.

Mag sein, dass es in Ehren ergraute Landärzte gibt, die solchen Spielen nichts abgewinnen können.

In München jedenfalls gehört es bei den weiblichen Wesen einer gewissen Schicht zum guten Ton, bei Föhn und sexuellen Zwangslagen den Arzt zu verführen.

Da dies in der Regel ohne Zeugen geschieht, sind wir auf meine nachfolgende Erzählung angewiesen:

Freitagnachmittag, 17 Uhr, München und Föhn, Augusthitze und in den Augen der hochbeinigen Schönen, die über die Leopoldstraße flanierten, die flimmernde Erwartung erotischer Erfüllung. Es war so heiß, dass die entblößten Schultern der Mädchen glänzten.

Dr. Bichl fand das alles sehr aufregend, aber auch und irgendwie verboten. Es schickte sich nicht, dass weibliche Wesen sich so freizügig zeigten. Mit einem Kopfschütteln trat er vom Fenster zurück, dass den Blick auf Schwabing, den duftenden Sündenpfuhl der heimlichen Hauptstadt, freigab.

Er warf einen Blick auf seine Uhr. 17 Uhr.

Der Summer ertönte.

„Was ist, Claudia?“, fragte der Mediziner.

„Fräulein Huber ist da, sie hat einen Termin bei Ihnen“, meldete sich seine Sprechstundenhilfe.

„Schicken Sie die Dame herein.“

Eine Eurasierin, mit dem typisch bayerischen Namen Traudel Huber, war ins Sprechzimmer getreten. Sie war 20 oder 21, sanft und schlank, mit langen, wohlgeformten Beinen, deren Linien den Blick auf das Dreieck der Schenkel lenkten. Die Hüften waren schmal, im aufregenden Gegensatz zum Busen, dessen Formen den Arzt an die Wolkentürme eines Sommergewitters erinnerten.

Ein seltenes Zusammentreffen unterschiedlicher Erbanlagen, eine Herausforderung für den Ästhetiker, aber auch eine Gnade, wenn man es aus dem Blickwinkel des Gnostikers betrachtete.

Die Mutter der Patientin, das wusste er aus der Karte, war Münchnerin mit einem Obststand am Viktualienmarkt. Der Vater, ein Chinese aus Hongkong hatte sich bei einer Städtetour einen Apfel kaufen wollen und verliebte sich dabei in die Obstverkäuferin.

Vor 20 oder 21 Jahren war die Göttin Europa vom asiatischen Stier geschwängert worden. In einem unerhörten Akt der Sünde hatte das Abendland die Sanftheit des Fernen Ostens in sich aufgenommen. Erleuchtung, Katharsis und befleckte Empfängnis, alles in einem. Ob er seinen Apfel bekommen hatte, wurde nicht überliefert.

„Brauchen Sie mich noch, Herr Doktor?“

Er tauchte aus seinen Gedanken auf. Die Sprechstundenhilfe Claudia stand vor ihm.

„Danke, nein“, meinte der Mediziner.

Er sah der Arzthelferin nach, wie sie in den Vorraum zurückging, die gepolsterte Tür fiel ins Schloss, es war, als sei das Stimmengewirr, das Rascheln der Papiere und das Klingeln des Telefons, als seien die Geräusche, die Dr. Bichls Praxis erfüllten, mit der Schere abgeschnitten worden.

Er hatte die Eintragungen gelesen und legte die Karte auf den Schreibtisch zurück.

„Griasgood, Herr Doktoa“, sprach Traudel mit ihrer sanften, sehr weiblichen Stimme.

Der Arzt blickte hoch, der Bayerische Dialekt stand im Wiederspruch zu ihrem asiatischen Äußeren. Gab es da nicht einen österreichischen Fußballer beim FC Bayern, der einen Wiener Dialekt sprach, aber gar nicht wie ein Österreicher aussah?

„Wie ist das Befinden, Fräulein Huber?“, fragte der Mediziner.

„De Beschwerdn han schlimma gewoadn“, antwortete die attraktive junge Frau.

Der Arzt nickte verständnisvoll. Er nickte. Sie wanderte die Grenze entlang, gerade noch von ihm verstanden zu werden.

„Es gibt Krankheiten, denen schwer beizukommen ist. Wir müssen Geduld haben“, meinte Dr. Bichl.

„I woas.“ Sie senkte den Blick. „Soi i mi wieda ausziehn, Herr Doktoa?“

„Das kommt darauf an.“

Sein Blick umfing die Fülle, die in ihrer Bluse wippte.

„Juckreiz?“

„Ja“

„Und wo?“, fragte der Mediziner.

„Da, Herr Doktoa“, antwortete Traudel und deutete auf die Halbkugeln ihres Gesäßes, die sich wie saftige Melonen unter dem Kleid abzeichneten.

„Das müssen wir uns einmal ansehen“, meinte der Arzt, dem der Mund trocken wurde.

„Oseng?“, fragte das Mädchen.

Er nickte. „Bitte machen Sie sich frei.“

Sich freimachen. Frei.

Man zog sich aus und war frei!


Der Arzt in Schwabing

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