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Auf nach Koh Chang

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Er brachte sie direkt zum Hafen, wo bunt bemalte, kleine Schiffe an einem breiten Landesteg vor Anker lagen. Ein Kapitän rief von seinem Schiff herunter: „White Sand! White Sand!“ Weil sie nicht wussten, was er meinte, fragte Sandy: „Koh Chang?“ Als er nickte, stiegen sie ein. Während der Fahrt kamen sie aus dem Staunen nicht heraus. Das Meer war tiefblau und wunderschön. Jede kleine Welle blitzte im Sonnenlicht auf wie ein funkelnder Diamant. Je näher sie an die Insel heran kamen, desto schöner wurde sie. Die Silhouette ihrer grünen Bergreihe sah aus wie das Profil einer schlafenden Frau. Der Wald reichte heran bis an die weißen Strände. Langsam wurde klar, warum der Kapitän „White Sand“ gerufen hatte.

Ein langer, weißer Strand mit besonders schönen Palmen wurde sichtbar. Das Schiff konnte jedoch nicht anlegen. Der Kapitän machte den Motor aus und sagte: „Now walk.“ Sie mussten also ihre Schuhe in die Hand nehmen, alles gut sichern, ins Wasser springen und bis zum Strand waten. Es machte ihnen nichts aus. Das Wasser war angenehm warm. Sie wurden nur bis zu den Knien nass. Die Hütten für die Touristen standen quer zum Strand in einer Reihe aneinander. Sie fragten die bereits Anwesenden nach dem Vermieter und schon kam eine ältere Thai auf sie zu. Sie zeigte ihnen die Hütten von innen. Nachdem sie sich über den Preis einig waren, übergab sie den Schlüssel für das jeweilige Vorhängeschloss. Gary und Sandy nahmen sich eine Hütte zusammen. Caroline nebenan eine für sich.

Weil sie am Verhungern waren, stürmten sie das dazugehörige Restaurant, dem einzigen weit und breit. Sie bestellten Garnelen mit Reis, weil die Köchin beteuerte, das ginge am schnellsten. Nach dem Essen befestigte Sandy ihre Hängematte zwischen zwei Palmen und legte sich hinein. Bevor es dunkel wurde, suchten sie noch geschwind die kleinen Badehäuschen hinter dem Resort auf. Auf der Insel gab es keinen Strom. Die Bäder hatten Betonmauern, aber kein Dach. Innen war der große Wasserbehälter, aus dem man das benötigte Wasser schöpfen konnte. Daneben befand sich die Steh-Toilette. Sandy hatte vergessen, sich vorher einen Wasserschöpfer zu kaufen. So musste sie den benutzen, der da lag, egal wie er aussah. Die Vermieterin brachte für jede Hütte eine Kerze vorbei. Spät in der Nacht benahm sich Caroline, als hätte sie Schwierigkeiten, allein in ihre Hütte zu gehen. Sie verbrachte den ganzen Abend bei Sandy und Gary in der Hütte. Als sie sich endlich verabschiedete, sah er ihr nach, als würde er am liebsten mitgehen. Wegen dem blöden Verhalten der beiden, nahm sich Sandy vor, früh am Morgen einen langen Spaziergang am Strand zu machen.

Beim ersten Hahnenschrei wachte sie auf. Sie wollte unbedingt weg sein, bevor die beiden aufwachen. Sie hatte einen zusätzlichen, kleinen Rucksack dabei und packte die wichtigsten Sachen ein: Handtuch, Sonnencreme, Bikini, etwas Geld, Kamm, Kosmetika, Zigaretten und Feuerzeug. Die Vermieterin war schon auf und lobte den schönen Morgen. Nach dem Frühstück marschierte Sandy los. Nach rechts sah es sehr hügelig aus. So hatte sie sich die Strandwanderung nicht vorgestellt. Nach links bot sich schon ein verlockenderes Bild: nichts als Strand mit schönen Palmen. Das Meer hatte eine leichte Brandung und schien in die Unendlichkeit zu reichen. Sie kam an einem Strand mit sehr hoch gewachsenen Palmen vorbei. Dort legte sie sich eine Weile hin und genoss die sanfte Sonne. Als es zu heiß wurde, ging sie Schwimmen in das tolle Wasser mit seiner türkis-blauen Farbe. Die Wellen wiegten sie behutsam auf und ab. Nach dem Schwimmen döste sie ein. Als sie aufwachte, stand die Sonne hoch und machte wahnsinnigen Durst. Sie packte ihre Sachen und ging weiter. Endlich erreichte sie das nächste Resort. Dort waren die Hütten nicht in einer Reihe gebaut, sondern standen versetzt hintereinander mit dem Eingang Richtung Strand. In der Mitte befand sich ein kleines Restaurant. Die Leute begrüßten sie sehr freundlich, als sie sich hinsetzte und eine Cola bestellte.

Der Duft von frisch gebackenen Törtchen stieg ihr in die Nase. Als die Bedienung mit den Törtchen auf dem Tablett vorbei rauschte, bestellte sie gleich eins. Es war eine kleine Teigtasche mit einer süßen, cremigen Füllung. Drei Männer am Nebentisch beobachteten Sandy. Als sich ihre Blicke trafen, stand einer von ihnen auf, kam herüber und frage sie, ob sie sich zu ihnen setzen möchte. Es waren sehr nette Briten, denen sie gleich die Geschichte von ihrem Freund erzählte, der sich so scheußlich benahm, seit sie angekommen sind. Die Briten meinten, sie soll doch einfach hier bleiben. Sie rauchten zusammen eine Runde, lachten viel und spielten Volleyball am Strand, zusammen mit den anderen vom Resort. Sandy wollte zurück sein, bevor es dunkel wird und musste sich verabschieden. Irgendwie schien der Strand jetzt anders auszusehen. Nach einer halben Stunde Laufen wurde ihr klar, was es war. Die Flut hatte eingesetzt. Der Strand war so breit, dass es ihr nicht sofort auffiel. Ein harmloser Hügel, an dem sie vorher noch vorbei spaziert war, stand nun unter Wasser. Weil sie keine Lust hatte, über den Hügel mit dem undefinierbaren Gestrüpp zu klettern, war es praktisch unmöglich, auf der gleichen Route zurück zu kommen. Sie kehrte um. Die Briten freuten sich und boten ihr an, in einer ihrer Hütten zu übernachten. Überglücklich ob dieser selbstlosen Gastfreundschaft trank sie viel Bier mit ihnen an der Bar, wo tolle Musik lief und tanzte mit, bis alle todmüde in die Matratzen fielen. Am nächsten Vormittag machte sie sich auf den Heimweg und versprach, hierher umzuziehen.

Kurz vor Mittag kam sie in „White Sand“ an. Diesmal war Gary verärgert, aber auf äußerst merkwürdige Weise. Sandy erzählte ihm, was passiert war. Es schien ihn gar nicht sonderlich zu interessieren. Dann fragte sie ihn direkt: „Gary, sag mir eins und bitte sei ehrlich. Hast du was mit Caroline? Du kannst es mir ruhig sagen. Kein Problem.“ Gary sah ihr tief in die Augen. Er zögerte ein wenig, bevor er antwortete: „Ich wusste nicht, wo du bist. Als du über Nacht weg warst, dachte ich, du hättest einen Anderen. Ich hab die Nacht mit Caroline verbracht. Sie ist total verliebt in mich.“ Dann senkte er den Kopf. „Ich hab so schnell keinen neuen Freund. Du hast meine Geschichte gehört und sie ist wahr. Ihr habt euch schon seit dem Ausflug auf Koh Samet so komisch verhalten. Wenn du nicht einmal eine Nacht auf mich warten kannst, denke ich, ist es aus. Ich wollte eigentlich den Urlaub mit dir verbringen. So ein Verhalten ist nichts für mich“, drückte Sandy ihre Gefühle aus. „Was sollen wir jetzt machen?“ fragte Gary. „Ich glaube, wir sollten zusammen weiter reisen, aber jeder macht, was er will“, schlug sie vor. „Okay, ich glaube, das ist das Beste, was wir tun können“, sagte Gary, verlor aber kein einziges Wort darüber, dass es ihm Leid tat. Sandy ging weg von ihm und organisierte sich eine Plastikwanne, weil sie Wäsche waschen wollte. Die Vermieterin gab ihr etwas Waschpulver. Sandy legte die Wäsche in die Wanne, gab Wasser und das Waschpulver dazu und stampfte kräftig mit den Füßen darauf herum. So konnte sie ihren Frust loswerden und die Wäsche wurde absolut sauber. Die Füße ebenso. Sie unternahm einige Spülgänge mit klarem Wasser und hängte die Wäsche neben den Badehäuschen auf die Wäscheleine, die mit Klammern versehen war. Sie fühlte sich wie im Mittelalter und war wieder gut drauf. Sie liebte so ein natürliches Leben.

Tatsächlich kam der Norweger auf „White Sand“ an. Caroline hatte sichtlich Probleme, ihn freudig zu empfangen. Er merkte davon nichts, weil er mit dem Jetlag zu kämpfen hatte. Er zog zu Caroline in die Hütte. Am Morgen besprachen sich alle vier, dass es hier zu langweilig wäre. Sandy wollte sowieso umziehen. Mit dem schweren Rucksack war es nicht so einfach, auf Wanderschaft zu gehen. Die Vermieterin erklärte ihnen, dass sie mit dem nächsten Schiff zurück nach Trat und dann wieder mit einem anderen Schiff Richtung Insel fahren sollen. In Trat angekommen, kauften sie erst ein paar wichtige Dinge ein. Vor allem Batterien für den Walkman. Sandy kaufte kleine Musikboxen, die man am Walkman anschließen konnte, damit alle die Musik hören können und - einen Wasserschöpfer. Sie hatten sie sich viel zu lange auf dem Markt aufgehalten und stiegen völlig vertrauensvoll in ein kleines Schiff, um vor Einbruch der Dunkelheit an einen anderen Ort auf der Insel zu gelangen. Der Kapitän schwärmte von der schönen Gegend und ließ sie an einem Steg an der Küste von Koh Chang aussteigen.

Gary, Caroline, der Norweger und Sandy hatten überhaupt keine Ahnung, wo sie gelandet waren. Vom Steg aus führte ein schmaler Pfad durch einen kleinen Dschungel. Nachdem sie ihn durchquert hatten wurde es dunkel. Sie hofften inständig, bald ein Resort zu finden und kamen an eine große Hütte, die von einer Thai-Familie bewohnt war. Auf dem Gelände standen zwei Gästehütten, recht groß, mit Wänden aus geflochtenem Bast. Die Familie sprach kaum Englisch. Sie sahen ganz anders aus, als die Thais, die Sandy bis jetzt gesehen hatte. Der Mann und die Frau hatten eigenartig große Köpfe und waren gerade mit ihrem Baby beschäftigt, welches auch einen relativ großen, kantigen Kopf hatte. Beim Verhandeln über den Preis der Hütten, wurde bald klar, dass die Eheleute zu horrenden Preisen vermieten wollten. 300 Baht für diese verlassene Gegend war schon ein starkes Stück. Sie dachten, sie könnten die Situation der „farangs“ (Fremde) perfekt ausnutzen.

Aber sie hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Nach einer kurzen Diskussion auf Deutsch und Englisch, beschlossen die vier, einfach nur eine Hütte zu nehmen. Groß genug war sie ja. Jeder kramte 75 Baht zusammen. Sie bezahlten sofort, mit der Betonung „nur für eine Nacht“. Die Landschaft war durchaus bezaubernd. Sehr ruhig, mitten im Dschungel. In der Nähe war ein kleiner See. Nur waren die Leute sehr unheimlich. Die kleine Reisegruppe nahm an, etwas zum Essen bestellen zu können. Von der unfreundlichen Thai bekamen aber nur „no food“ zu hören. Letztendlich konnte sie sich doch aufraffen, Tütensuppe für ihre Gäste zu kochen. Zum Trinken verkaufte sie nur eine Flasche Wasser.

Die Familie hatte Hunde mit Welpen von der Rasse, die über und über mit Falten im Fell bekleidet sind, solange bis sie hinein wachsen. Mit den Welpen spielte Sandy eine Weile und schaute auf den kleinen See, der dunkelgrün glänzte. Außen herum war feiner Sand, wie auch im Wohnbereich. Drumherum nichts als Dschungel. In der Hütte hörten sie sich später Musik aus Sandys Mini-Stereo-Anlage an und nahmen sich fest vor, am nächsten Morgen zu dem Steg zurück zu wandern, um auf ein Schiff zu hoffen, das vorbei kommt und sie wieder nach Trat bringt. Sie sprachen darüber, wie sie bloß hierher gekommen sind? Ob der Kapitän Provision dafür bekommt, dass er Touristen hier her schleppt oder am Ende zur Familie gehört? Hatte er nicht auch einen etwas größeren Kopf? Sie trauten sich kaum, einzuschlafen und rückten ganz eng zusammen, weil sich ihre Gastgeber so eigenartig verhielten. Gary, Sandy, Caroline und der Norweger hatten wirklich Angst, dass sie ermordet und ausgeraubt, dann irgendwo verbuddelt oder in dem dunkelgrünen See versenkt werden.

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