Читать книгу Seitensprung der Stiefmutter - Amelie Oral - Страница 4

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Der junge Mann nahm die Brille ab und lächelte.

„Hallo, geliebte Stiefmutter“, sagte er.

Er durchquerte das Zimmer und setzte sich auf den Bettrand. „Gut siehst du aus“, fügte er hinzu. „Blendend. Der Kurzurlaub hier scheint dir gut zu tun. Warum starrst du mich so entsetzt an?“

„Was tust du hier?“, stotterte Naomi.

„Das siehst du doch“, sagte er. „Ich besuche dich. München war so schrecklich langweilig. Ich habe mich heute Morgen ins Auto gesetzt und bin hergefahren. Ich hielt es ohne dich nicht mehr aus.“

„Du bist verrückt“, murmelte sie. „Einfach verrückt.“

Ihr Herz klopfte hoch oben im Hals. Sie wusste nicht, ob sie sich freuen oder verzweifelt sein sollte.

„Du musst sofort wieder abreisen“, sagte sie.

„Warum? Ich bin froh, dass ich hier bin!“

„Du hast keine Ahnung, was hier los ist“, meinte Naomi. „Die Leute reden über uns. Wir sind selbst hier am Gardasee bekannt.“

„Was kümmert uns das?“

„Das weißt du sehr genau. Ich habe keine Lust, dass dein Vater etwas von unserem Verhältnis erfährt. Bisher glaubt er uns, aber wenn wir hier gemeinsam gesehen werden, wird er sicher skeptisch“, sagte sie.

Henri von Arnsberg starrte auf die Brüste seiner Stiefmutter und schluckte. Als er weitersprach, klang seine Stimme belegt.

„Ich habe es in München mit anderen Frauen versucht“, sagte er. „Sogar mit einem Mann war ich im Bett. Ich habe alles unternommen, um dich zu vergessen. Es klappte nicht. Du brennst in meinem Blut, geliebte Stiefmutter. Ich halte es ohne dich nicht aus. Ich muss dich haben!“

Naomis Blick rutschte nach unten, auf seine Hose. Sie sah, dass er eine Erektion bekommen hatte. Sie atmete rasch und mit offenem Mund. Lieber Himmel, warum kam sie nicht zur Ruhe? Warum regte sie Henris Nähe so schrecklich auf? Sie hatte sich doch fest vorgenommen, ein neues Leben zu beginnen, und ihrem Ehemann künftig treu zu sein!

„Zieh dich aus, bitte“, murmelte er. „Ich muss dich nackt sehen!“

„Du bist krank, Henri“, sagte sie.

„Krank vor Liebe.“

„Wir dürfen das nicht wieder tun.“

„Warum eigentlich nicht? Um der anderen willen? Wir würden beide dabei unglücklich werden. Ich brauche dich“, flüsterte er und streckte seine Hand aus. Er legte sie auf Naomis glatten Oberschenkel und fing an, die warme, weiche Haut mit den Fingern zu liebkosen.

„Wie sehr ich das vermisst habe“, fügte er flüsternd hinzu. „Nachts habe ich wachgelegen, mit einem Ständer zwischen den Beinen und deinem Bild vor Augen. Ich musste mich selbst befriedigen, um nicht durchzudrehen.“

„Henri!“, protestierte sie.

Seine Hand glitt höher. Naomi schob sie zur Seite, aber sie kehrte sofort wieder zurück. Als sie erneut versuchte, seine Zärtlichkeit zu stoppen, ergriff er ihre Hand und legte sie auf seine Hose. Naomi zuckte zusammen, als sie unter dem dünnen Stoff das Pochen seines steinharten Gliedes spürte.

„Nein, Henri, nein“, sagte sie schweratmend, aber sie ließ ihre Finger länger auf dieser Demonstration seiner Lust, als es die Situation erforderte.

Der junge Mann erhob sich. Er zitterte buchstäblich am ganzen Körper, geschüttelt von einem Trieb, der nach Befreiung und Befriedigung suchte.

Er warf sein Jackett ab und streifte die Hose herunter. In Sekundenschnelle stand er komplett nackt vor seiner Stiefmutter. Seine dicke, pralle Lanze ragte mit violett schimmernder Eichel verlangend in die Luft.

„Fass ihn an“, keuchte er. „Er möchte dich spüren. Deine Finger. Deinen Schoß. Deine Brüste. Eben dich. Er gehört dir, Stiefmutter... dir allein!“

Naomi erhob sich. Sie stand ihrem Stiefsohn dicht gegenüber.

„Wir haben uns geschworen, Schluss zu machen“, sagte sie. „Ich möchte deinen Vater nicht mehr betrügen!“

„Fass meinen Schwanz an!“, forderte der junge Mann.

Es juckte sie in den Fingern, seinem Wunsch nachzukommen, aber sie bemühte sich weiter darum, standhaft zu bleiben.

„Du weißt nicht, was du von mir verlangst“, sagte sie. „Und du scheinst zu vergessen, welchem Risiko du uns aussetzt. Was ist, wenn der Etagenkellner hereinkommt?“

„In diesem stinkvornehmen Hotel stört einen niemand – nicht, wenn man seine Ruhe haben möchte.“

Er streckte beide Hände aus, um nach Naomis Bikinioberteil zu greifen. Seine Finger umspannten ihre festen Brüste, dann schob er die Daumen in die Körbchen, so dass sie Naomis Brustwarzen berührten. Mit zärtlichem Druck schob er die Körbchen nach unten. Sie glitten über die strotzenden Halbkugeln und schmiegten sich dann zusammengefaltet, noch immer als Hebe dienend, unterhalb der festen Brüste an den Körper.

Henri beugte sich nach unten und küsste erst die linke und dann die rechte Brust – andächtig, liebevoll, scheinbar frei von Leidenschaft.

„Ich liebe dich“, sagte er, als er sich wieder aufrichtete.

„Hast du dich unten an der Rezeption unter deinem richtigen Namen vorgestellt?“, erkundigte sich Naomi.

Vor ihren Augen wogten rosarote Nebel. Das Brennen in ihrem Schoß wurde immer unerträglicher. Es fiel ihr schwer, den Blick von Henris zuckendem Penis zu nehmen, aber noch hatte sie die Kraft, sich kühler zu zeigen, als sie tatsächlich war.

„Sicher“, meinte er leicht erstaunt. „Ich habe eine Suite im zweiten Stock gebucht.“

„Das könnte ein Fehler sein, Henri.“

„Ich dachte nur an dich... an dich und deine aufregende Muschi“, murmelte er.

„Aber du bist doch bekannt, durch die vielen Bilder und Berichte in den Zeitschriften. Es wird hier im Hotel unnötiges Gerede geben.“

Eine Woge von Liebe, Leidenschaft und Zärtlichkeit schlug über Naomi zusammen. Henri war so jung und leidenschaftlich, ganz anders als ihr älterer Ehemann, der keinen Wert auf Sexualität legte. Er nutzt Naomi aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schönheit mehr zu Repräsentationgründen.

Sie hätte als reife, erwachsene Frau die Kontrolle behalten müssen. Aber im Augenblick spielte das keine Rolle. Jetzt zählten nur noch seine Nähe und das Fiebern seines jungen, muskulösen Körpers, der so geschmeidig, heftig und liebevoll sein konnte, eine sprudelnde, unersättlich Quelle von Lust und Leidenschaft.

„Du bist ein Narr“, flüsterte sie. „Aber ein süßer Narr!“

Sie griff nach seinem harten Penis. Ihre schlanke Hand schloss sich um die Eichel und schob die Vorhaut zurück.

„Ahhhhh!“, stöhnte Henri und hob sich unwillkürlich auf die Zehenspitzen.

Naomi nahm die zweite Hand zur Hilfe und führte sie zwischen seine Schenkel. Sie musste die eigenen Beine zusammenpressen, als sie Henris pralle Hoden zwischen ihren Fingern spürte und mit ihnen zu spielen begann.

Henri machte sich frei und warf seine Stiefmutter auf das Bett. Sie lächelte zu ihm hoch. „Du hast mir gefehlt“, flüsterte sie.

Er legte sich neben sie und nahm ihr das Oberteil des Bikinis ab.

„Was hast du getan, um mich vergessen zu können?“, wollte er wissen.

„Nichts“, antwortete sie.

„Warst du mit meinem Vater im Bett?“

„Nein.“

„Wie hast du das nur ausgehalten.“

„Das war nicht schwierig.“

„Hast du manchmal an dir gespielt, als du an mich denken musstest?“, fragte er.

Naomi wusste, was er hören wollte, deshalb sagte sie: „Natürlich.“

Aber tatsächlich hatte sie während der Trennung von Henri nichts dergleichen getan.

„Wie war es?“, drängte er.

„Schön und grässlich zugleich“, meinte sie und ließ ihrer Fantasie freien Lauf. „Ich habe mich bis zum Orgasmus masturbiert.“

„Nur einmal?“

„Mehrere Male.“

„Und mein Mund war nicht in der Nähe, um deinen Liebessaft aufnehmen und wegküssen zu können“, sagte er ächzend, das Gesicht gegen ihren Hals gepresst, mit der Zungenspitze an ihrer heißen, duftenden Haut leckend.

Seine Hand legte sich zwischen ihre Schenkel, sie zerrte an dem Bikinislip und legte ihren Schoß frei. Dann fuhr er aufstöhnend mit leicht gekrümmten Fingern durch ihr auf zwei Millimeter gekürztes Schamhaar.

„Wie ich das vermisst habe!“, keuchte er. „Wie schaffst du es nur, immer diese erotische Haarlänge zu behalten.“

„Ich rasierte und pflege täglich meine Intimzone“, antwortete sie.

Naomi ergab sich dieser Hand und ihrem Drängen, sie ließ sich treiben von diesem heißen Luststrom, ohne weiter daran denken zu wollen, was daraus wurde und welche Folgen der zu erwartende seelische Katzenjammer haben würde.

Henri setzte sich auf. Ungeduldig zerrte er das Bikinihöschen von Naomis langen, schlanken Beinen, dann schwang er sich zwischen sie und versenkte sein hartes Glied mit einem Ruck bis ans Heft in ihrer ihm entgegenkommenden Vagina.

Er fand sofort seinen Rhythmus und stammelte wirre, kaum verständliche Worte in ihre Ohren, als er spürte, wie die inneren Muskeln ihrer Vagina seinen hin- und hergleitenden Kolben packten, massierten und bearbeiteten, als ginge es darum, ihn um den Verstand zu bringen.

Das Mädchen umklammerte seinen Rücken mit den Beinen und scheuerte die lustversteiften Nippel ihrer Brüste gegen seine muskulöse, auf und nieder pumpende Brust. Ihre langen, perfekt manikürten Fingernägel kratzten an seiner Haut, sie wurde halb ohnmächtig vor Leidenschaft und spürte, wie ihre Säfte sprudelnd nach außen drängten.

„Ich komme“, keuchte Henri. „Verdammt, ich komme!“

Sein spritzendes Sperma vermählte sich mit ihren Liebessäften. Es war wie eine Explosion. Als sie ermattet zusammensanken und ihre Beine ausstreckten, lag auf ihren Körper ein dünner Schweißfilm.

„Ich liebe dich“, murmelte er.

Die rosaroten Nebel zogen sich Naomis Augen zurück. Die Wirklichkeit trat an sie heran, kalt zynisch und mit grausamen Fragen.

„Lass mich ins Bad, bitte“, murmelte sie.

„Nein“, meinte er. „Ich will hier liegen bleiben. Endlos zwischen deinen göttlichen Schenkeln. Ich will warten, bis sich mein Schwanz wieder versteift und den zweiten Gang antreten kann. Den dritten, dann den vierten. Ich gehe nicht wieder weg. Ich bleibe bei dir, für immer.“

„Steh auf, bitte!“

Er ließ seinen Penis aus ihrer schlüpfrigen, randvollen Vagina gleiten und wälzte sich dann seufzend an ihre Seite. Naomi erhob sich und eilte ins Bad. Als sie zurückkehrte, trug sie einen weißen, kniefreien Bademantel. Henri lag rücklings auf dem Bett. Er hatte einen angewinkelten Ellenbogen unter seinen Kopf geschoben und lächelte sie an.

„Komm her, geliebte Stiefmutter“, sagte er. „Ich will schmecken, wie frisch deine Vagina schmeckt.“

„Steh auf und zieh dich an“, sagte sie.

Er runzelte die Augenbrauen. „Was ist los mit dir?“, fragte er. „Es war doch schön, nicht wahr? Wie in unseren alten Tagen! Und so wird es bleiben.“

„Nein“, sagte sie.

„Fängst du schon wieder damit an?“

„Einmal muss Schluss sein.“

„Nicht für mich. Ich kann nicht mit anderen Frauen ficken. Und ich will es auch nicht!“

Naomi sah verdutzt aus. „Was willst du damit sagen?“

„Es ist die Wahrheit.“

„Wie meinst du das? Du kannst nicht mit anderen Mädchen...“

„Nicht so, wie mit dir.“

„Woran liegt das?“

„Ich bin verkrampft. Ich kriege keinen hoch..., oder er schlaff plötzlich im entscheidenden Moment wieder ab...“

„Warum sagst du mir das jetzt?“

„Ist doch unwichtig“, meinte Henri. „Es genügt doch, dass es mit dir klappt.“

„Nein, das genügt nicht. Ich bin die Ehefrau deines Vaters! Ich werde ihn nicht länger betrügen, verstehst du das endlich?“

„Wir gehören aber zusammen“, erklärte er.

„Du bist verrückt, Henri. Du bist zwanzig! Du brauchst nur ein paar Monate Zeit und Enthaltsamkeit – und ein nettes Mädchen, mit dem du zurechtkommst. Das ist alles. Dann wirst du schnell vergessen, was zwischen dir und mir war.“

„Ich will es aber nicht vergessen!“

„Du musst.“

„Ich kann es nicht.“

„Zieh dich jetzt an!“

„Ich will aber nicht!“, erwiderte er trotzig.

„Du wirst wieder abreisen, Henri. Fahr zurück nach München, sonst wird dein Vater noch etwas bemerken.“

„Ich denke nicht daran! Ich werde ein paar Tage hier einen Kurzurlaub verbringen. Das kannst du mir nicht verbieten!“

In diesem Moment öffnete sich ohne vorheriges Anklopfen die Tür. Ein Mann steckte seinen Kopf ins Zimmer.

Naomi traf fast der Schlag, als sie ihn erkannte.

Alex, der Callboy!

Warum hielt er ein Smartphone in der Hand?

Naomi erstarrte, brachte keinen Ton hervor.

Der Mann an der Tür warf einen kurzen Blick auf den nackten Henri, dann schaute er Naomi an und murmelte grinsend: „Pardon, ich habe mich im Zimmer geirrt.“ Er zog seinen Kopf zurück und schloss die Tür.

„Idiot“, knurrte Henri.

Naomi saß wie versteinert. „Der Idiot bist du“, presste sie durch die Zähne.

„Es ist doch gar nichts geschehen...“

„Findest du? Er dürfte bemerkt haben, wie dein Glied glänzt und mit Schleim überzogen ist. Was glaubst du, schließt der Mann daraus?“

„Quatsch!“

„Oh, ich hasse dich!“, sagte Naomi, die Mühe hatte, einen plötzlichen Tränenausbruch unter Kontrolle zu halten.

Der junge Mann erhob sich verwirrt. „Was ist mit dir los?“, fragte er bestürzt.

„Weiß du, was passiert, wenn dieser Kerl etwas deinem Vater mitteilt?“

„Ich verstehe nicht, was du meinst.“

„Das Auftauchen des Fremden und dein bodenloser Leichtsinn“, sagte Naomi.

„Könntest du mir das bitte erklären!“

„Der Kerl ist ein professioneller Callboy. Ein Gauner! Sein Eindringen in unser Zimmer war sicher kein Zufall. Er wollte uns erwischen! Hast du sein Smartphone gesehen? Er hat sicher Aufnahmen gemacht. Ein Mann seines Kalibers wird sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, um dich oder mich unter Druck zu setzen. Ich werde verrückt, wenn ich mir ausmale, wie er uns erpressen wird!“

„Rede keinen Unsinn“, sagte Henri.

„Du lagst nackt auf meinem Bett. Ich denke, das genügt! Wenn dein Vater diese Bilder zu sehen bekommt, haben wir ernsthafte Probleme.“

„Wenn der Kerl versuchen sollte, uns zu erpressen, bringe ich ihn um“, versprach Henri düster. „Woher kennst du den Kerl?“

„Ich kenne ihn nicht, ich weiß nur, dass er sich Alex nennen lässt. Er lebt mit einer Frau im Hotel und beglückt ältere Damen mit seinen männlichen Qualitäten. Sein letztes Opfer war die Herzogin von Hohenberg, eine unangenehme Frau, die unsere Familie zu kennen scheint. Sie sprach mich am Swimming-Pool an, nachdem ich zufällig Zeugin einer Unterhaltung zwischen Alex und seiner Frau oder Freundin geworden war.“

„Mist!“, sagte Henri.

„Du hast uns in eine unmögliche Situation gebracht.“

„Wir reisen gemeinsam ab, noch heute“, schlug er vor. „Was hältst du davon?“

„Das würde uns um die Chance bringen, die Entwicklung der Dinge zu steuern“, meinte Naomi. „Ich habe keine Lust, einen unangenehmen Anruf meines Ehemannes zu erhalten.“

„Mist“, wiederholte Henri wütend und ging ins Bad.

Das Zimmertelefon klingelte.

„Ein Anruf für Sie, Frau von Arnsberg“, meldete die Vermittlungszentrale der Rezeption.

„Wer ist es?“

„Ein Alexander Neuhaus.“

„Ich kenne den Mann nicht“, sagte Naomi herzklopfend. Sie ahnte, wer sich hinter dem Namen verbarg und war überrascht, mit welcher Promptheit dieser Gangster reagierte.

Es knackte in der Leitung, dann meldete sich eine Männerstimme, die Naomi nur allzu gut kannte.

„Neuhaus. Alexander Neuhaus. Ich bin untröstlich, Frau Gräfin. Wie konnte ich mich nur in der Zimmernummer irren? Bitte geben Sie mir eine Chance, das wiedergutzumachen. Gestatten Sie mir, dass ich Sie zu einem Glas Champagner einlade. Ich bin in der Bar und freue mich auf ihr Erscheinen.“

Er legte auf, ohne ihre Antwort abzuwarten. Naomi ließ langsam den Hörer sinken. Dann rief sie die Rezeption an.

„Welches Zimmer bewohnen Herr und Frau Neuhaus?“, fragte sie.

„Herr Neuhaus hat Zimmer 17, Frau von Arnsberg.“

„Er ist nicht verheiratet?“

„Nein. Seine Verlobte bewohnt das Zimmer 18.“

„Danke“, sagte Naomi und beendete die Verbindung.

Henri kam aus dem Bad zurück und fragte: „Was ist los?“

„Ich soll zu ihm in die Bar kommen.“

„Dieses Schwein! Ich begleite dich.“

„Nein, das würde alles nur viel schlimmer machen.“

„Was hat er gesagt?“

„Er hat sich angeblich im Zimmer geirrt und möchte seinen „Fehler“ mit einem Glas Champagner wiedergutmachen“, höhnte Naomi bitter. „Ich habe gerade von der Rezeption erfahren, dass er im ersten Stock wohnt. Er kann sich also nicht geirrt haben, und zufällig in eine Suite im der obersten Etage gegangen sein. Er ist bewusst hereingeplatzt, um zu sehen, was sich hier tut.“

„Zum Glück hat er nichts gesehen“, sagte Henri. „Nicht genug, meine ich.“

„Findest du? Da bin ich anderer Meinung. Außerdem kann er schon vorher einen Blick ins Zimmer geworfen haben, ohne dass wir es bemerkten.“

„Du spinnst!“

„Als wir miteinander Sex hatten, fehlte uns jede Verbindung nach außen“, stellte sie fest. „Wir waren so sehr aufeinander konzentriert, dass man hinter uns einen Böller hätte abschießen können, ohne dass uns das zum Bewusstsein gekommen wäre, von einer sich öffnenden Tür ganz zu schweigen.“

Henri stand am Bett und sah aus wie ein begossener Pudel.

„Was nun?“, fragte er.

„Wenn du Narr nicht so unvorsichtig gewesen wärest, dich hier blicken zu lassen, ohne mich vorher anzurufen, wäre das nicht passiert. Aber so weiß ich nicht, wie es weitergehen soll.“

„Wir müssen ihn kaufen.“

„Sicher“, sagte Naomi bitter. „Die Frage ist nur, welchen Preis er verlangt.“

„Ich spreche mit ihm!“

„Das wirst du schön bleiben lassen“, erklärte Naomi wütend. „Du hast schon genug Porzellan zerschlagen.“

„Was kann ich dafür, dass ich dich liebe?“

„Verschwinde jetzt. Ich möchte mich anziehen.“

„Du darfst mir nicht böse sein, geliebte Stiefmutter.“

„Hau ab!“, sagte sie zornig. „Geh in deine Suite und warte auf eine Nachricht von mir.“

„Ja.“

Henri zog sich rasch an und verließ mit gesenktem Kopf den Raum. Naomi ging ins Badezimmer und musterte sich im Spiegel. Sie war ehrlich aufgebracht. Ihr Zorn richtete sich nicht nur gegen Henri, sondern hauptsächlich gegen sich selbst.

Weshalb war sie nicht stark genug gewesen, dieser neuerlichen Versuchung zu widerstehen?

Henris Penis, dieses lebendige, zuckende Symbol von Lust und Liebe! Er war schuld daran gewesen..., im Zusammenklang mit der brennenden Sehnsucht ihres Schoßes, die immer dann unstillbar wurde, wenn Henri in der Nähe war und seine wilden Triebe auszuleben wünschte.

Jetzt musste sie einen Weg finden, um die plötzlich aufgetauchten Schwierigkeiten zu meistern.

Mit Henri musste es aus sein. Endgültig! Sie durfte nicht länger ihrem Ehemann untreu sein. Aber wie sollte sie das schaffen?

Sie schminkte sich sorgfältig, dann zog sie sich ohne Eile an. Der Kerl sollte ruhig noch eine Weile schmoren! Er mochte sicher sein, dass er einige prächtige Trümpfe in der Hand hatte, aber sie war entschlossen, sein schmutziges Spiel zu durchkreuzen.

Eine Viertelstunde später betrat sie die Hotelbar. Sie trug eine hellgrüne Leinenhose von modernstem Schnitt und eine dünne, weiße Polobluse, unter der sich ihr BH deutlich abzeichnete. Die Bar war fast leer.

Alexander Neuhaus saß an einem kleinen Tisch. Er hatte einen Whisky vor sich stehen und blickte sich neugierig um. Neben ihm, auf einem Chromständer, thronte ein Eiskübel, aus dem der Hals einer Champagnerflasche ragte.

Alexander Neuhaus erhob sich höflich, als Naomi an seinem Tisch Platz nahm.

„Sie sehen blendend aus“, stellte er lächelnd fest. „Wirklich, großartig. Wie ein Filmstar aus Hollywood.“

Naomi schwieg und blickte dem Mann ins Gesicht. Er trug eine große, dunkle Sonnenbrille, obwohl sie ihn sicherlich daran hinderte, gewisse Einzelheiten in dem schummrig wirkenden Raum zu erkennen. Vermutlich kam er sich mit der stark getönten Brille wie ein unwiderstehlicher Playboy vor. Jedenfalls bemühte er sich nach Kräften darum, wie einer auszusehen.

Er setzte sich wieder. „Sie machen einen ernsten Eindruck“, meinte er. „Beinahe bedrückt. Warum eigentlich? Es muss doch für Sie sehr schön sein, endlich Gesellschaft gefunden zu haben. Allein im Urlaub... das ist doch langweilig.“

Also doch, dachte Naomi, die bist jetzt noch gehofft hatte, dass sich alles in Wohlgefallen auflösen würde. Er weiß alles! Es hat keinen Zweck, ihm etwas vorzulügen.

Alexander zog die Flasche aus dem Sektkühler. „Ist gerade vom Kellner gebracht worden“, sagte er. „Hausmarke – aber angeblich ein sehr guter Champagner. Darf ich?“

Er füllte die bereitstehenden Champagnerkelche und schob sein Whiskyglas zur Seite.

„Ich bin froh, dass Sie gekommen sind“, sagte er. „Sehr froh sogar. Wissen Sie, dass Ihnen seit Tagen meine uneingeschränkte Bewunderung gilt? Sie sind die schönste Frau, die ich jemals zu Gesicht bekommen habe.“

„Danke“, sagte sie.

Sie tranken. Naomi nahm nur einen winzigen Schluck. Am liebsten hätte sie dem Mann den Champagner ins Gesicht geschüttet. Er legte einen Ellenbogen auf die Tischplatte, drehte sein Glas zwischen den Fingern und lächelte breit.

„Ihr werter Ehemann hat sicherlich nichts dagegen, wenn wir heute Abend zusammen tanzen gehen, nicht wahr?“

„Ich habe nicht vor, heute Tanzen zu gehen“, sagte sie.

„Oh“, meinte er. „Das wäre sehr schade. Jammerschade sogar! Hier unten ist es doch recht gemütlich...“

„Das ist abhängig von der Gesellschaft, in der man sich befindet.“

„Klar, ganz meine Ansicht“, nickte er. „Schon deshalb plädiere ich dafür, dass wir uns heute Nacht einige Tänzchen leisten.“

Naomi schaute auf ihre Uhr. „Ich habe nicht viel Zeit.“

„Was denn... im Urlaub?“, fragte er und zog eine Augenbraue nach oben.

„Was haben Sie mir zu sagen?“, fragte sie bissig.

„Nichts“, meinte er grinsend. „Nichts von Bedeutung, meine ich. Ich wollte Sie nur sehen. Und sprechen. Ich genieße Ihre Nähe. Und Ihre Schönheit, versteht sich. Wie finden Sie den Champagner?“

„Zu süß“, sagte sie.

„Er könnte trockener sein“, gab er zu. „Ich werde mich beim Kellner beschweren. Er hat ihn mir empfohlen.“

„Er hat nichts dergleichen getan“, sagte Naomi und hob ihr Kinn. „Sie haben einfach die billigste Marke bestellt. Warum sagen Sie nicht offen, wie es ist?“

Er lachte kurz. „Sicher. Offenheit ist eine schöne Sache. Und da Sie Wert darauf zu legen scheinen, damit konfrontiert zu werden, wüsste ich gern, wie Ihnen der aufregende Sex mit Ihrem Stiefsohn gefallen hat?“

Naomi schwieg. Irgendetwas zerrte an ihrer Kehle.

„Ich habe nämlich zweimal reingeschaut und jeweils einen kurzen Film mit meinem Smartphone angefertigt. Ich war wirklich erschrocken, als Ihr junger Stiefsohn Sie mit seinem gewaltigen Schwanz richtig hart fickte. Aber offenbar sind Sie mit seiner Technik bestens vertraut.“

„Ich werde Sie anzeigen!“, sagte Naomi kühl.

„Ach, wirklich? Und worauf, wenn ich fragen darf, wird sich diese Anzeige gründen?“

„Auf einen Erpressungsversuch“, sagte Naomi. „Denn um den handelt es sich doch, nicht wahr?“

„Was bringt Sie denn darauf? Ich habe nur davon gesprochen, was ich gesehen habe. Das war freilich eine ganze Menge“, sagte er grinsend. „Ich kann einfach nicht vergessen, wie er seinen dicken, ölig glänzenden Penis in Ihren sich windenden, stoßenden Leib rammte und wie Sie den Burschen kratzten, wie Sie stöhnten, und wie Sie dieses Spiel genossen...“

„Sind Sie fertig?“, fragte Naomi. Sie blieb erstaunlich kühl. Jetzt, wo die Würfel gefallen waren und wo sie wusste, wie die Fronten verliefen, hatte sie ihre Beherrschung zurückgewonnen.

„Ich denke doch, das reicht... oder?“, fragte er.

„Ja, das reicht“, meinte sie. „Ich bestreite, dass es die von Ihnen geschilderten Vorgänge gegeben hat.“

„Ich verstehe“, sagte er. Sein Grinsen verschwand, er schob das Kinn nach vorn und wirkte plötzlich hart, düster und entschlossen. „Sie glauben, Sie könnten mir Ihrem Dementi durchkommen, weil Sie sehr viel Geld besitzen. Aber Sie dürfen mein Smartphone nicht vergessen, die Kamera macht tolle Bilder und Videos. Was wird wohl Ihr wohlhabender Ehemann zu diesen Bildern sagen, wenn ich sie ihm per eMail zuschicke?“

„Was verlangen Sie?“, fragte Naomi ruhig.

„Darüber muss ich mir noch klar werden... Aber ein Vorschuss von tausend Euro käme mir sehr gelegen.“

„Ist das alles?“

„Nein“, sagte er grinsend. „Sie werden uns besuchen.“

„Uns?“, echote Naomi.

„Meine Freundin und mich. Die ist richtig verschossen in Sie. Eine echte Gräfin, dass beeindruckt sie.“

„Was soll das heißen?“

„Das kriegen Sie schon noch früh genug erklärt“, meinte er. „Wann dürfen wir mit Ihrem Besuch rechnen?“

„Ich werde nicht kommen“, sagte Naomi.

„Schade... in diesem Fall muss ich unverzüglich Kontakt zu Ihrem Ehemann aufnehmen. Er befindet sich doch derzeit in seinem Büro in München, richtig?“

„Sie sind ein Schwein“, sagte sie.

„Sie etwa nicht?“, höhnte er. „Sie haben Sex mit Ihrem Stiefsohn! Ich habe es weiß Gott nicht nötig, mich von so einer Frau beschimpfen zu lassen.“

„Er ist nicht mein Fleisch und Blut“, murmelte sie. Das flüchtige, beruhigende Gefühl selbstsicherer Überlegenheit war zu Bruch gegangen. Sie wusste, dass sie sich auf der Verliererstraße befand.

„Ändert das etwas für Ihren gehörnten Ehemann?“, fragte er.

Nein, das änderte nichts, aber trotzdem hatte sie den Wunsch, sich zu rechtfertigen. Es ging dabei nicht einmal so sehr um Alexander Neuhaus, es ging um sie selbst, es ging um das Drama, das die Ereignisse aus ihrem Leben gemacht hatten.

„Ich war ständig allein“, sagte sie und starrte ins Leere. „Mein Ehemann interessierte sich ausschließlich für sein Geschäft.“

„Ich kann mir das schon vorstellen“, nickte Alexander. „Da war dieser junge, potente Mann in der Nähe und Sie erlagen ihm.“

„Ja“, sagte Naomi, die sich wunderte, dass der Callboy überhaupt in der Lage war, ihre Situation mit wenigen Sätzen einigermaßen treffend zu charakterisieren. „Genau so war es.“

„Wann ist es zum ersten Mal geschehen?“

Naomi gab ihm keine Antwort.

„Er ist erst zwanzig Jahre alt, nicht wahr?“

„Ja.“

„Danach haben Sie ihn verführt.“

„Nein“, sagte Naomi.

„Ich möchte es genau wissen. Auch Linda interessiert sich dafür“, erklärte er.

Naomi leerte ihr Glas. Sie musste den bitteren Geschmack wegspülen, der sich in ihrem Mund gebildet hatte.

„Gehen wir gleich?“, fragte er.

„Nein.“

„Sie wollen also den Skandal?“

Naomi wollte aufbrausen, aber ihr dämmerte, dass das töricht und nutzlos gewesen wäre. Dieser Kerl hatte ja in gewisser Weise Recht. Ihr stand es nicht zu, sein Verhalten zu kritisieren. Sie hatte sich selbst außerhalb gesellschaftlicher Normen gestellt und durfte sich nicht wundern, wenn daraus ein Bumerang wurde.

„Wann soll ich kommen?“, fragte sie.

„Zimmer 17“, erwiderte er. „In einer halben Stunde. Ich lasse den Champagner nach oben bringen.“

Naomi erhob sich wortlos und verließ die Bar. Henri saß in der Halle und kaute an seinem Daumen herum. Als er sie sah, sprang er auf und kam rasch auf sie zu.

„Lass uns an die frische Luft gehen“, sagte sie. „Hier drin ersticke ich.“

Aber draußen war es noch schwüler. Sogar der Wind war heiß. Sie gingen an der Uferpromenade entlang.

„Was verlangt er?“, fragte Henri.

„Erst einmal mich. Und tausend Euro.“

„Dich?“, stieß Henri hervor und blieb stehen. Er ballte die Fäuste und holte tief Luft. „Soll das heißen, dass er mit dir schlafen möchte?“

„Nicht nur er“, sagte Naomi müde. „Auch seine Freundin.“

„Ich bringe den Kerl um!“

„Dann müsstest du auch seine Freundin töten“, meinte Naomi. „Die weiß ja auch Bescheid. Er hat angeblich Fotos und ein Video von uns mit seinem Handy gemacht. Er droht damit, dies deinem Vater zu zeigen.“

„Scheiße! Was sollen wir tun?“

„Ich weiß es nicht. Ich sehe keinen Ausweg.“

„Wir müssen ihn mit Geld abfinden. Ich werde mit ihm sprechen“, erklärte Henri.

„Du bist ein harmlose Schäfchen, Henri“, sagte Naomi. „Du bist dem Kerl niemals gewachsen.“

„Was er verlangt, bezahle ich aus meinem Vermögen“, erklärte Henri.

„Es ist egal, wer bezahlt“, meinte Naomi. „Ich weiß nicht, was werden soll. Er wird uns ausplündern. Der schreckt vor nichts zurück! Das Schlimme ist, dass wir ihn nicht stoppen können. Wenn er wirklich Fotos oder ein Video von uns hat, sind wir erledigt. Ich habe nicht die Kraft für einen weiteren Skandal.“

„Ich habe eine Idee“, behauptete Henri.

„Und die wäre?“

„Wir zahlen. Aber wenn wir das Geld übergeben, sorgen wir dafür, dass es Zeugen gibt. Wenn er danach versuchen sollte, uns ein weiteres Mal zu erpressen, konfrontieren wir ihn mit unserem Zeugen. Wir werden es schaffen, ich bin überzeugt.“

„Ja, sicher“, meinte Naomi müde.

Aber sie glaubte nicht an Henris Optimismus und sie hielt seine Idee für naiv. Plötzlich blieb sie stehen und machte kehrt.

„Gehst du schon zurück?“, fragte er erstaunt

„Ja.“

„Wir haben doch Zeit...“

„Nein“, meinte sie entschlossen. „Ich möchte das Ganze möglichst rasch hinter mich bringen.“

„Lass dich von ihm nicht anfassen“, beschwor er sie. „Du musst es mir versprechen!“

„Schon gut, Henri“, sagte Naomi seufzend. „Lass mich jetzt in Frieden. Wir sprechen uns später.“

Seitensprung der Stiefmutter

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