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Kapitel 2

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Kat war zum Fenster gegangen. Sie wollte so weit wie möglich von Quinn entfernt sein. Sie verdrehte fast die Augen, als sie erkannte, dass ihre Positionsänderung ihn mitten in ihr Sichtfeld gebracht hatte. Sie wünschte sich, dass Envy hier wäre. Sie musste wirklich mit der anderen Frau reden… oder einfach irgendeiner anderen Frau. Es wäre schön gewesen, ein wenig Verstärkung zu haben, in dieser Testosteron-geladenen Unterhaltung.

Als sie sich im Zimmer umsah, erkannte sie, dass nicht alle der wichtigsten Mitglieder der Puma-Familie anwesend waren.

„Wo sind Micah und Alicia?“, fragte Kat, denn sie meinte, dass sie auch dabei sein sollten… bei was immer dies hier war.

Quinn sah Warren mit einem Gesichtsausdruck an, von dem er hoffte, dass der Jaguar ihn lesen konnte, und hinter ihm stehen würde, als er sagte: „Alicia ist im Internat und wir wollen sie nicht in diesen Krieg hineinziehen. Es ist zu gefährlich für Mädchen.“

Kats Gesichtsausdruck wurde noch finsterer und sie sah aus, als wäre sie bereit, den Kopf der Puma-Familie in Stücke zu reißen.

„Und Micah?“, fragte Warren, ehe Kat Zeit hatte, einen Streit über diese letzte Bemerkung vom Zaun zu brechen.

„Nicht erreichbar.“ Der Zorn in Quinns Stimme zog alle Augen neugierig auf ihn. „Wir haben es mehrfach versucht, aber er nimmt sein Handy einfach nicht ab.“

Steven seufzte über Quinns Dickköpfigkeit und unterbrach: „Micah ist seit zwei Wochen verschwunden.“

„Was?“, fragte Warren plötzlich wütend. „Wieso habt ihr uns nicht um Hilfe gebeten?“

„Wegen dem dummen Tagebuch“, spottete Kat. „Offensichtlich hatte er Angst, dass wir nicht damit umgehen können, was darin steht, weil wir so sensibel sind.“

Michael schüttelte seinen Kopf, wissend, dass er wohl den Schiedsrichter spielen würde müssen, bis die beiden Familien ihre Streitigkeiten beigelegt hatten. „Gut, also während wir uns um das Vampir-Problem kümmern, werden wir auch die Augen nach Hinweisen auf Micahs Verschwinden offen halten.“

„Die Logik spricht dafür, dass Micah irgendwann von selbst zurückkommt, wie immer“, meinte Quinn schulterzuckend.

Kat starrte böse aus dem Fenster, immer noch kochend vor Wut. Wie konnte Quinn es wagen, zu sagen, dass Mädchen nicht dabei sein sollten? Sie konnten Alicia aus der Sache heraushalten, wenn sie wollten, und sollten das vielleicht auch tun, denn sie war jünger als alle anderen. Aber wenn sie es wagen sollten, zu versuchen, sie aufzuhalten, dann würden sie ihr blaues Wunder erleben. Das Problem war, dass sie sich jetzt auch noch Sorgen um Micah machte.

Quinn hätte einfach alles andere ignorieren und sie anrufen sollen. Er wusste, dass sie geholfen hätten, ungeachtet aller Streitigkeiten. Na und, dann hatten ihre Väter einander umgebracht… die Sünden der Väter sollten nicht auf die Schultern der Kinder fallen.

Obwohl sie es nicht wusste, stimmte Warren Kat insgeheim zu. Quinn hätte sie anrufen sollen, sobald Micah vermisst wurde. Er war sich der explosiven Streits, die die Brüder miteinander haben konnten, bewusst. Die Meinungsverschiedenheiten endeten normalerweise damit, dass Micah aus dem Zimmer stürmte und mehrere Tage nicht mehr auftauchte… aber nicht Wochen.

Steven und Nick waren über die Jahre miteinander in Kontakt geblieben und Nick hatte ihn über die Puma-Familie auf dem Laufenden gehalten. Wenn Micah und Quinn sich stritten, sagte Micah normalerweise immer Steven Bescheid, wohin er ging, wenn er länger als einen Tag weg war. Dieses Mal hatte Micah keinem von ihnen eine Nachricht hinterlassen, was bedeutete, dass er nicht lange weg sein hatte wollen.

„Nach dem gefährlichen Vampirnest, das Steven und ich in der Kirche gefunden haben, darf niemand heute Nacht alleine weggehen. Wir müssen Zweier-Teams bilden“, sagte Quinn, um vom Thema abzulenken.

Steven hatte ein merkwürdiges Gefühl, als das Bild des Mädchens, das er in jener Nacht gefunden und wieder verloren hatte, in seinem Kopf aufblitzte. „Ich glaube, ich werde heute Nacht dorthin zurückgehen, um sicherzustellen, dass die Kirche noch sauber ist. Es kann sein, dass wir etwas übersehen haben.“

„Ich gehe mit Steven“, bot Nick an, der gerne Zeit mit seinem alten, Streiche spielenden Partner verbringen wollte.

Panik wollte Kat einen Augenblick lang überkommen, als sie im Stillen abzählte. Michael würde zweifellos mit Kane gehen, und außerdem wollte sie sowieso nicht Kane als Partner, denn er war sehr instabil. Damit blieben Warren und Quinn.

„Ich gehe mit Warren“, stellte Kat fest.

„Nein“, korrigierte Warren. „Wir brauchen jemanden, der im Club die Stellung hält.“

„Nur weil ich eine Frau bin, heißt das nicht, dass ich nicht auch kämpfen kann“, warnte Kat und spazierte dann ruhig aus dem Zimmer.

Alle Männer im Raum zogen ihre Köpfe zwischen die Schultern, als sie die Tür leise hinter sich schloss.

„Verdammt“, flüsterte Nick. „Ich wünschte mir fast, sie hätte die Tür zugeworfen.“

Steven und Quinn hatten Kat seit ein paar Jahren nicht gesehen, aber sie konnten sich gut an ihr Temperament erinnern. Eine Tür, die sich leise hinter einer wütenden Kat schloss, war zehnmal schlimmer, als wenn sie sie krachend ins Schloss fallen ließ. Sie war wütend… nein, sie war schon weit über das Wütend-Level hinaus. Sie war richtig sauer.

„Ich werde Devon anrufen, und ihm erzählen, was passiert“, erklärte Warren und zog sein Handy aus seiner Hosentasche. Er wollte seinem Bruder das wirklich nicht antun, aber wenn er nicht schleunigst nach Hause kam, dann würde möglicherweise nicht mehr viel von einem Zuhause übrig sein. Während er eine eingespeicherte Nummer wählte, ging er zu einer anderen Tür, die in ein angrenzendes Schlafzimmer führte.

Warren wartete, während das Telefon am anderen Ende der Leitung lange klingelte. Schließlich hörte er, wie jemand den Anruf annahm und einen leisen Fluch, der gleich darauf folgte.

„Was zum Teufel willst du?“, fragte Devon, der verschlafen, aber glücklich klang.

Warren erzählte schnell, was seit der Abreise von Devon und Envy vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden passiert war.

Devon seufzte. „Verdammt, ich verlasse die Stadt und alles geht den Bach hinunter.“

„Ich gebe dir zwei Tage, dann musst du nach Hause kommen“, sagte Warren. „Du musst uns in diesen zwei Tagen auch noch einen Gefallen tun.“

„Was noch?“, fragte Devon, und klang gleich viel wacher.

„Du musst Kriss fragen, ob er uns helfen wird. Sag ihm, dass Dean schon mit an Bord ist, aber wir werden ihn wohl auch brauchen. Wenn es sein muss, bringe Envy dazu, Tabatha zu überzeugen, dass wir Kriss hier brauchen, denn soweit ich das verstanden habe, wird der Gefallene Engel mitkommen, wenn sie zurückkommt.“

„Ich werde sehen, was ich tun kann“, sagte Devon. „Kriss ist komisch. Er hat so seine eigenen Gewohnheiten, wie du weißt.“

Warren nickte. „Erinnert mich an jemand anders, den ich kenne.“

Devon kicherte. „Gut, großer Bruder, aber ich kann nichts versprechen.“

„Wir sehen uns in zwei Tagen“, sagte Warren und legte auf.

*****

Quinn bemerkte Kat in einem der Überwachungsbildschirme an der Wand. Nachdem alle anderen darauf warteten, dass Warren sein Telefongespräch beendete, trat er näher zu dem Monitor, so als langweilte er sich. Langeweile war bestimmt nicht das, was er fühlte, wenn er Kat betrachtete.

Er hatte schon vor Jahren gedacht, dass sie schön war, aber er hatte unterschätzt, wozu sie werden würde. Über die Jahre hatte er Kat aus der Ferne beobachtet. Er hatte sogar Spione angestellt, um hier im Moon Dance zu arbeiten und ihm Bericht zu erstatten… obwohl die letzte Spionin zu einem der Mordopfer geworden war.

Er spannte sich an, als ein Mann geradewegs dorthin ging, wo Kat hinter der Bar stand, und nach ihrem Arm griff. Mit dem perfekten Winkel der Kamera, erkannte Quinn sofort, dass der Typ nicht besonders guter Laune war.

*****

Trevor ging schnellen Schrittes ins Moon Dance, konnte sich nicht wirklich entscheiden, ob er das Lokal in seine Einzelteile zerlegen wollte, oder seine Wut in ein paar Hektoliter Alkohol ertränken. Er hatte versucht, Envy zu kontaktieren, aber sie versteckte sich offensichtlich vor ihm. Tabatha und Kriss schienen ihre Anrufe ebenso wählerisch zu beantworten wie sie. Als er den alles-wissenden Bruder gefragt hatte, wo, zum Teufel, Envy war, hätte er am liebsten Chads Kopf abgerissen, dafür, dass er so vage blieb, was ihren Aufenthaltsort betraf.

Trevor erblickte Kat, die hinter derselben Bar ausschenkte, wo sie immer arbeitete. Er streckte die Hand aus und ergriff ihren Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, aber der Blick, den sie ihm zuschoss, als sie ihren Kopf ruckartig herumdrehte, veranlasste ihn dazu, einen Schritt zurückzumachen und sich zu setzen.

„Der Sonderrabatt bei Elektroschockpistolen ist abgelaufen. Kann ich dir sonst etwas anbieten? Etwa eine lebenslange Mitgliedschaft in einem der anderen Clubs?“ Kat zwinkerte unschuldig mit ihren Wimpern. Als sie ihm endlich in die Augen sah und die Qualen erkannte, die dort herumschwammen, zuckte sie die Schultern. „Tut mir leid, mein eigentliches Ziel ist nicht erreichbar. Was darf's sein?“

Trevor rieb mit den Fingerspitzen seine Schläfen. Er würde verflucht sein, wenn er je das andere Geschlecht verstehen lernen würde. Es war ja nicht so, als würden sie es einem einfach machen. „Ein paar Antworten, wären schön.“

„Wie zum Beispiel?“, fragte Kat.

„Wie, wo sich meine Freundin versteckt.“ Eine Augenbraue hob sich leicht an, als er wartete.

„Deine Freundin? Hast du Envy so schnell ersetzt?“ Kat grinste, als sein Blick tödlich wurde. „Ach, du meinst Envy.“

„Meinst du?“, entgegnete Trevor sarkastisch.

„Alles, was ich weiß, ist, dass deine Ex-Freundin und mein Bruder zu einer Art Hochzeitsreise aufgebrochen sind.“ Kat zuckte die Schultern, wusste, dass dies der Wahrheit näher kam, als Envy dachte.

„Ich dachte, dass sie mit Tabatha und Kriss auf Urlaub ist?“ Trevor fühlte, wie sein Blutdruck gefährlich anstieg, als er sich fragte, ob Chad diesbezüglich gelogen hatte.

Kat schenkte ihm schnell einen Shot Heat ein, hoffte, dass der die Wut zähmen konnte, die in seinen Augen flackerte. „Das ist sie auch. Tabby und Kriss sind mit ihnen gefahren.“ Sie schob das Glas über die Theke und fügte hinzu: „Der geht aufs Haus.“

Als sie zusah, wie er seinen Shot leerte, öffneten sich ihre Lippen leicht, als sie bemerkte, wie das Licht über der Bar die unvergossenen Tränen zeigte, die sich in seinen Augen sammeln wollten.

Verdammt! Sie bereute es sofort, sich so unfreundlich benommen zu haben. Sie wünschte sich, dass Quinn dieselben Gefühle für sie gehabt hätte. Es wäre schön, wenn er irgendeine Emotion für sie zeigen könnte, oder darüber, was er für sie gefühlt hatte. Ja, sie würde sogar damit leben können, wenn Quinn sie einfach abservierte, wenn er wenigstens den Mut hätte, es ihr ins Gesicht zu sagen.

Sie hob ihren Arm und legte sanft eine Hand auf Trevors Schulter, dann fiel ihr eine Möglichkeit ein, ihn abzulenken und gleichzeitig einen Jagdpartner zu bekommen.

Kat lächelte, als die Idee in ihrem Kopf Form annahm. Er hatte sie in jener Nacht gerade heraus einen Jaguar genannt, also hatte er offensichtlich nicht darüber gelogen, dass er ein Agent war, der Paranormales untersuchte. Wenn die Jungs eine Armee wollten, dann war es das Mindeste, was sie tun konnte, zu helfen, einen Rekruten zu finden… nicht wahr?

„Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich werde mich zu einem guten Ziel für die Vampire machen, die die Leichen vor unserer Tür liegen gelassen haben.“ Sie drehte sich um, um auf die andere Seite der Bar zu gehen, aber Trevor ergriff ihr Handgelenk so schnell, dass sie nicht sah, wie er sich bewegte. Sie hob nur eine Augenbraue und schaute auf die sie fesselnde Hand hinunter. „Du solltest mich vielleicht loslassen, es sei denn, du möchtest mir helfen.“

„Meinst du es ernst?“, fragte Trevor.

Er hatte auch schon daran gedacht, dass es vielleicht Vampire waren, aus dem einfachen Grund, dass es dort scheinbar im Moment einen Baby Boom gab… oh, und die kleine Tatsache der halb zerstörten Abdrücke von Fangzähnen. Der Nachteil dabei war, dass er noch nie mit Vampiren zu tun gehabt hatte… nur im Training. Er brauchte einen Grund, so lange hierzubleiben, bis Envy wieder auftauchte, also wieso sollte er nicht mit der Schwester seines Mitbewerbers gemeinsame Sache machen?

Als Kat nickte und ihre Hand langsam wegzog, schüttelte Trevor seinen Kopf, wusste, dass er dies bereuen würde. „Kommen deine Brüder nicht mit dir?“

„Sie gehen auch, aber in andere Richtungen.“ Sie machte einen Schmollmund. „Es scheint, dass niemand mit einem Mädchen zusammenarbeiten wollte.“

Wie um ihre Aussage zu bekräftigen, wählten Steven und Nick genau diesen Augenblick, um nach unten zu kommen und gemeinsam auf die Tür zuzusteuern. Nick warf Kat einen langen, bösen Blick zu, hoffte, dass sie die Nachricht verstand und tun würde, was Warren ihr aufgetragen hatte… hierbleiben, wo sie in Sicherheit war. Er fühlte sich etwas beruhigt, als sie ihm ein kleines Lächeln schenkte, als hätte sie ihm alles vergeben.

Mit einem Blick auf die Tür, die nach oben führte, nickte Kat: „Verstehst du, heute Nacht schwärmen wir in Zweier-Teams aus, abgesehen von der ungeraden Zahl… also mir.“ Sie warf Trevor ein breites Lächeln zu, als wäre es ihr egal. „Aber das ist schon in Ordnung, es macht mir nichts aus, alleine auf die Jagd zu gehen.“

Trevor grinste und verschränkte seine Arme auf der Theke. Er beugte sich ein Stück nach vorne und bedeutete Kat, dasselbe zu tun. Dann flüsterte er zwei Worte.

„Nicht alleine“, sagte er und schüttelte seinen Kopf.

Quinn und Warren blieben stehen, als sie in den Nachtclub hinunter kamen. Warren wusste, dass sie heute Nacht überbesetzt waren, und die Bar problemlos laufen würde, aber das hielt ihn nicht davon ab, ein paar letzte Anweisungen zu geben.

Während er das machte, starrte Quinn fast ein Loch in Trevor. Er hatte den Bildschirm nicht aus den Augen gelassen und gesehen, wie Trevor nach Kats Handgelenk gegriffen hatte… und den emotionalen Tanz, der daraufhin gefolgt war. Wie nahe stand Kat diesem Mann? So wie sie sich benahmen, schien es fast, als teilten sie ein Geheimnis, das die anderen nicht hören durften, und das nagte an seinen Nerven.

„Wer ist der Mann bei Kat?“, fragte Quinn als Warren mit seinen Funksprüchen fertig war.

Warren drehte sich um, und sah Envys Ex-Freund. Er ging davon aus, dass Kat Trevor erklärte, dass Envy nicht mehr zu haben war, und das war eine gute Idee, denn wenn Trevor nicht mehr wegen seiner verlorenen Liebe herkam, dann würde der paranormale Ermittler vielleicht woanders seine Nachforschungen anstellen.

„Das ist nur der ortsansässige Masochist, dem es Spaß macht, sich von hübschen Frauen Elektroschocks verpassen zu lassen.“ Warren grinste über seinen eigenen Scherz. Als Quinn nicht lächelte, bereute er plötzlich, dass er nicht Michael als Partner gewählt hatte. Er fragte sich, ob es zu spät war, um noch einmal zu wechseln, aber dann verwarf er den Gedanken wieder. Quinn und Kane als Partner wären ein Desaster, das nur darauf wartete, zu passieren.

Trevor fühlte, dass ihn jemand anstarrte und sah hinüber zur Tür. Er konnte die Überraschung in seinem Gesicht kaum verbergen, als er Quinn Wilder mit Warren Santos sah. Wenn er nicht den Verdacht hätte, den er nun hatte, dann würde Trevor glauben, dass die beiden in die Morde verwickelt waren, und ihre nächsten Aktionen planten. Aber diese Schlussfolgerungen überließ er den Idioten des lokalen Polizeikommandos.

„Was macht der Besitzer des Night Light hier?“, fragte Trevor als er sich wieder zu Kat umwandte.

„Wir alle versuchen, das Problem mit den Vampiren zu lösen“, sagte Kat, als sie herausfordernd Quinns Blick festhielt. Oh ja, er sah ein wenig bestürzt aus. Nur um ihre Theorie zu testen, beugte sie sich zu Trevor nach vor, als würde sie ihm süße Worte in die Ohren flüstern. „Hast du irgendwelche Waffen, die wir nutzen können, um unsere Chancen zu erhöhen?“ Sie zwinkerte, wissend, dass sie soeben einen Partner für diese Nacht gefunden hatte.

Trevor dachte einen Moment lang darüber nach, listete in Gedanken all die Dinge auf, die er in seinem Kofferraum hatte.

„Ja, ich habe ein paar Sachen in meinem Auto“, gab Trevor zu. „Wir müssten für noch ein paar Extras in meine Wohnung gehen.“

'Perfekt', dachte Kat innerlich.

Während Warren und Quinn an der Bar vorbeikamen, wurde Warren noch einmal durch einen Funkspruch abgelenkt. Quinn störte die Verzögerung nicht. Damit erhielt er einen Augenblick, um herauszufinden, was mit dem glücklichen Paar an der Theke los war.

Kat sah Quinn kommen und ging schnell ein paar Schritte die Bar entlang, sodass Trevor nicht lauschen konnte, und Quinn die Tarnung nicht auffliegen ließ. Während sie nach einer Flasche griff, drehte sie sich herum und sah Quinn, der zwischen ihr und der Bar stand.

„Kann ich Ihnen helfen?“, fragte Kat mit einer sarkastisch gehobenen Augenbraue. „Sie wissen schon, dass Kunden nicht hinter die Bar dürfen, ja?“

Quinn machte einen Schritt auf sie zu, obwohl er ihr ohnehin schon sehr nahe stand. Indem er eine Hand neben ihrem Arm auf das Regal stützte, schloss er sie ein, wo sie stand. Als er sah, wie ihr Blick wieder zu dem Mann, mit dem sie gesprochen hatte, wanderte… knurrte Quinn: „Lass dich heute Nacht nicht ablenken, Kat. Ich warne dich. Nur weil du nicht mit uns auf die Jagd gehst, bedeutet das nicht, dass nicht ein Vampir hier durch die Tür hereinspazieren kann.“

Kat seufzte, wusste, dass dies der älteste Trick der Welt war. Lass jemanden glauben, dass er wichtig war, indem man ihm einen gefahrlosen, kleinen, unwichtigen Auftrag gab. „Ich mache das schon“, erklärte sie ihm, während sie sich unter seinem Arm hindurch duckte und zurück zu Trevor ging. „Und wenn ich etwas brauchte, habe ich schon jemanden gefunden, der mir helfen will.“ Den letzten Satz sagte sie mit einer verführerischen Note in ihrer Stimme. Diese war eine Lüge, aber Quinn hatte sie zornig gemacht.

Sie grinste innerlich, wissend, dass Quinn dachte, dass sie auf sexueller Ebene gemeint hatte, während Trevor wusste, dass sie die Vampirjagd der heutigen Nacht meinte. Warren wählte diesen Moment, um sein Gespräch zu beenden und Quinn zu bedeuten, dass er fertig war, und gehen wollte.

Quinns Mund wurde schmal, als er hinter Kat trat und sich nach unten beugte, wobei seine Lippen beinahe ihr Ohr streiften. „Ich wünsche dir eine sichere Nacht.“ Er sah zufrieden zu, wie die Gänsehaut sich über ihren Hals und ihre Schulter ausbreitete.

Kat ergriff die Theke als ihre Knie schwach wurden. Sie hielt sich dort fest und zuckte dann zusammen, als sie Michaels Stimme von direkt hinter ihr hörte.

„Sei vorsichtig, wie fest du die Katze am Schwanz ziehen willst, Liebling“, wies sie Michael hin, dann nickte er Trevor zu, bevor er ging um Kane am Dach zu treffen.

Trevor runzelte die Stirn über den überraschten Ausdruck auf Kats Gesicht. „War das nicht ein Vampir?“

„Nein, das war ein Gentleman und er hilft uns, die wirklichen Monster auszuforschen“, sagte Kat überzeugt, als sie im Stillen hinzufügte: 'und er ist der einzige, der nicht vehement dagegen war, dass ich heute Nacht auch losziehe.' „Aber es scheint, dass wir in Rückstand geraten. Bist du bereit?“

*****

Kane schritt am Dach auf und ab, rauchte eine Zigarette und warf ab und zu seine Arme in die Luft. Er wurde langsam zappelig während er darauf wartete, dass Michael auftauchte.

„Jaguare und Pumas“, grummelte er. „Sie sind schlimmer als Hauskatzen. Jeder will die anderen dominieren. Ich würde mich noch lieber den Kojoten anschließen, als mich damit abgeben.“

Michael kam über die Dachkante direkt hinter Kane und erwischte ihn in seiner aufgeregten Hasstirade. Er runzelte die Stirn, als Kane augenblicklich verstummte und seinen Blick abwandte, als er seine Anwesenheit bemerkte.

„Verdammt, Kane, werden wir darüber reden, was dich stört, oder nicht?“, fragte Michael, während er den Abstand zwischen ihnen beiden überbrückte.

„Oder nicht“, antwortete Kane.

„Gut.“ Michael wartete, wissend, dass Kane die Stille zwischen ihnen mehr hasste, als einen Streit. Er liebte es, wenn er recht hatte.

Kane ging hinüber zum Rand des Dachs, um den Abstand zwischen ihnen wieder zu vergrößern. Er hatte vergessen, wie Michael sich an ihn heranschleichen konnte… es war so lange her. „Raven schien ein wenig enttäuscht, dass seine Armee in der Lagerhalle nicht vollzählig war… einige seiner Verrückten fehlten. Ich schätze, die Vampire, die unsere kleine Todesparty verpasst haben, brauchten eine Unterkunft für den Tag, also werde ich mir das ansehen.“

Michael sagte kein Wort, als Kane sich wieder vom Dach fallen ließ und am Gehsteig darunter landete. Gerade als er an die Dachkante trat, um sich ebenfalls fallen zu lassen, erregte etwas auf dem Dach auf der anderen Straßenseite seine Aufmerksamkeit.

Michael riss seinen Blick herum, um dorthin zu sehen und erhaschte einen kurzen Blick auf einen Schatten, der gerade verschwand. Etwas an dem Schatten war ihm bekannt erschienen, aber er konnte es nicht genau sagen.

Hatte Kane einen Verfolger, oder war er selbst das Ziel? Er versuchte, das Gefühl im Augenblick zu unterdrücken und schielte hinunter, lächelte, während er fiel. Obwohl er Kane nicht mehr sehen konnte, und er den Weg zur Lagerhalle kannte, folgte er nicht seinem eigenen Weg, sondern ließ sich von seinem Blut in Kanes Adern leiten. Als er die Lagerhalle erreichte, konnte er die Schreie der Vampire hören, die Kane überrascht hatte.

Er hielt in der Tür inne und mithilfe seiner ausgezeichneten Augen sah er in die Dunkelheit des riesigen Raums. Kane hatte schon zwei Vampire, die ihn angriffen, und noch weitere schienen zu denken, dass es eine großartige Idee war, dass sie sich aufgeteilt hatten. Er trat in die Lagerhalle, zog die Tür hinter sich zu und wollte auf Kane zugehen, als dessen Stimme ertönte.

„Lass mich das machen. Sieh nur zu, dass niemand an dir vorbeikommt“, sagte Kane ein wenig atemlos während er das Genick eines Vampirs umdrehte, der versuchte, seine Kehle herauszureißen. Er fuhr herum, als sich Fangzähne in seine Schulter bohrten, wodurch er seinen Griff um sein erstes Opfer verlor.

Beide von Michaels Augenbrauen verschwanden unter seinem struppigen Haar, aber er ging wieder zur Tür zurück. „Gut, wenn du sicher bist.“ Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und lehnte sich mit dem Rücken gegen das Metall.

„Nun… mir ist langweilig“, sagte er nach kurzer Zeit und sah zu den seelenlosen Vampiren, die noch nicht kämpften. „Ich nehme an, keiner von euch will mir den Gefallen tun, davonzulaufen?“

Als Kane es schaffte, den ersten Vampir zu köpfen, drehte sich einer, der daneben gestanden hatte, um, um das zu tun, was Michael vorgeschlagen hatte, aber Kanes Arm streckte sich aus und packte ihn an der Lederjacke, die er trug. „Das glaube ich nicht“, knurrte er, während er den anderen in den Kampf verwickelte.

„Hat dir deine Mutter nicht beigebracht zu teilen?“ Michael lächelte, als er beobachtete, wie Kane ordentlich hergenommen wurde. Er hatte das Gefühl, dass Kane im Moment die Schmerzen brauchte, um sich lebendig zu fühlen. Er hatte keine Zweifel, dass Kane als letzter Vampir übrig bleiben würde, und das Ventil um seine Wut und seine Aggressionen freilassen zu können, könnte seinem Freund sogar helfen, sich wieder zu öffnen… die beste Therapie.

„Meine Mutter war eine Diebin“, antwortete Kane, während er hochsprang und beide seiner Füße in die Brust eines Vampirs rammte, der wie verrückt auf ihn zu rannte. Der Vampir flog davon und Kane landete auf seinem Rücken. Mit einer schnellen Bewegung war er sofort wieder auf den Beinen. „Sie teilte nicht.“

„Wir beide wissen, dass deine Mutter keine Diebin war“, warf Michael ein. „Sie war eine wohl erzogene Dame.“

Kane wurde ins Gesicht geboxt und fiel nach hinten. Michael verfolgte die Bewegung mit den Augen, als Kane an ihm vorbei segelte und in genau die gleiche Geröllhalde flog, in die Kriss ihn schon geschleudert hatte. Er seufzte, als er sich ganz darüber klar wurde, dass Kane langsam zu einem blutigen Schmutzfink wurde. Kane stürzte sich wieder vorwärts in den Kampf, zerriss die Mistkerle in Stücke, wie sie gerade kamen.

„Brauchst du schon Hilfe?“, fragte Michael, wobei er die Geräusche von brechenden Knochen und Füßen, die in immer größer werdende Blutlachen platschten, übertönen musste. Er lachte sogar, als Kane begann, einen von Syns Zaubersprüchen zu sprechen, aber in den Mund geboxt wurde, bevor er fertig war.

„Nein“, knurrte Kane während er Blut in das Gesicht desjenigen spuckte, der ihn so fest getroffen hatte, dass er Sterne sah. Er ergriff ein Stück Holz von einem Stuhl, der im Laufe des Kampfes zerbrochen war, und stieß es so fest in den Mund des Vampirs, dass es an der Rückseite seines Halses wieder herauskam.

Michael verzog das Gesicht, aber mischte sich nicht ein. Er beobachtete alles genau, zählte drei Vampire, die besiegt waren, und vier, die noch fehlten. Kane war ein furchtloser Kämpfer, jetzt noch mehr als bevor er lebendig begraben worden war. Was Michael an eine der Fragen erinnerte, die er noch nicht gefragt hatte: wie hatte Kane den Fesslungszauber ohne das Blut seiner Seelenfreundin brechen können?

Weniger als zwanzig Minuten später sank Kane auf seine Knie. Er schielte durch den roten Nebel seiner Sicht zu dem Platschen, das sich näherte. Er wischte das Blut von seinem Mund und versuchte, sich selbst vom Boden hoch zu stemmen. Er lachte, als es nicht funktionierte, weil der Boden so rutschig war vor lauter Blut.

„Und der Gewinner bekommt hundert Pflaster und eine entspannende Nacht in Michaels Haus.“ Er beugte sich nach unten und schlang seinen Arm um Kanes Taille, um ihm aufzuhelfen. Sie beide schwankten, bevor sie ihr Gleichgewicht fanden.

„Du hast ein Haus?“, fragte Kane, der hoffte, dass er nicht ohnmächtig werden würde, ehe er dort ankam, wenn er nur weiterredete. Er wusste, wo Michael wohnte, aber er wollte es nicht zugeben, denn das würde Michael nur daran erinnern, dass er sauer auf ihn sein sollte, weil er nicht auf Besuch gekommen war. Er war selbst auch nicht so besonders stolz darauf, aber er hatte das Bedürfnis gehabt, Abstand zu halten.

„Ja, ich bin richtig erwachsen, mittlerweile. Außerdem sind Särge so von gestern.“ Innerlich zog er den Kopf ein, als ihm klar wurde, dass Kane diesen Witz nicht so lustig finden könnte. „Die Bude ist riesig. Es war früher eine Art Viktorianisches Kunstmuseum, bis sie eine bessere Version davon in Beverly Hills gebaut haben. Vielleicht würde es sich mehr wie ein Zuhause anfühlen, wen du bei mir einziehen würdest.“

„Ich möchte einen Welpen“, erklärte Kane völlig zusammenhanglos während er sich auf die Routine konzentrierte, einen Fuß vor den anderen zu setzen, die einen normalerweise davon abhält, umzufallen.

„Du willst was?“, fragte Michael.

„Wenn wir zusammenziehen, dann darf ich einen Welpen aussuchen.“

Michael musste über seinen alten Freund grinsen. Es schien, dass Kanes Liebe für Hunde über die Jahrzehnte nicht verblasst war.

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