Читать книгу Blutsbande - Amy Blankenship, Amy Blankenship - Страница 5

Kapitel 3

Оглавление

Während seiner Jugendjahre hatte Ren es sich angewöhnt, sich in die Datenbank des Teams für Ermittlungen über Paranormales einzuloggen, um am Laufenden zu bleiben. Er war auch klug genug, um dann den Computer, den er verwendet hatte, zu zerstören, damit sie ihn nicht aufspüren konnten. Es war ein Nervenkitzel gewesen, die Schutzschilde zu durchbrechen, die eine Abteilung der Regierung errichtet hatte, die angeblich nicht einmal existierte.

Das Team für Ermittlungen über Paranormales, auch genannt T.E.P., wusste, dass Ren ihre Fälle verfolgte und ihre verschlüsselten Informationen heraussaugte, aber sie hatten ihn nie schnappen können und sie hatten keine Schutzschilde gefunden, die dicht genug gewesen wären, um ihn aus ihrem privaten System draußen zu halten. Er stahl nicht nur ihre Daten, sondern Ren ließ noch Daten von seinen eigenen paranormalen Ermittlungen zurück.

Nach mehreren Jahren, hatte der Chef des TEP begonnen, Ren Nachrichten hinter den dicksten, am besten verschlüsselten digitalen Schutzmauern zu hinterlassen, die Ren je gesehen hatte. Hinter diesen Wänden hatte Ren sich im Geheimen dem so schwer aufspürbaren TEP-Team angeschlossen, aber nur zu seinen eigenen Bedingungen… dass er alleine arbeitete.

Wer auch immer hinter dieser Mauer war, wusste nicht nur seinen Namen, sondern auch einige andere Dinge über ihn, die sonst niemand wusste… etwa die Tatsache, dass er nicht ganz menschlich war. Erst nachdem er einen Dämon der Klasse sieben angegriffen hatte, der einen menschenfressenden Kult im Kongo initiiert hatte, wobei er schwer verletzt worden war, hatte der Chef des TEP ihn schließlich aufgespürt.

Ren war mitten im Kampf gegen den Haut-Dämon, und zwar gerade dabei, zu verlieren, als eine Hand seine Schulter packte… und ehe er sich’s versah, war er auf einer kleinen, privaten Insel mitten im Meer. Ren hatte sich umgedreht und war dem Mann, der hinter den verschlüsselten Schutzschilden stand, von Angesicht zu Angesicht gegenüber gestanden… Storm.

Ren schüttelte seinen Kopf, als er sich an diese ersten kurzen Augenblicke erinnerte. Storm sah aus, als hätte er der Sänger einer Rockband aus den Achtzigern sein sollen und nicht das Gehirn hinter der geheimnisvollsten Gruppe der Welt.

Storm hatte nur gelächelt und die Hand zurückgezogen, die noch immer Rens Schulter festhielt. „Versuchst du, auf die grobe, schnelle Art aus dem TEP auszusteigen? Wieso bleibst du nicht noch eine Weile? Ich würde es richtig schade finden, meinen besten Freund zu verlieren, bevor wir auch nur die Chance bekommen, Freunde zu werden.“

„Was?“ Ren zog den Kopf ein und hielt seine Hand über seine Brust, wo der Dämon versucht hatte, sein Herz herauszukrallen.

„Tut mir leid“, seufzte Storm und griff wieder nach ihm. Sie waren plötzlich in der Einrichtung, die halb unter Grund und halb unter Wasser, tief unter der Insel war. „Es ist niemand mit der Macht zu heilen hier, aber ich kann dich jederzeit zu jemandem bringen, wenn dir das lieber ist.“

„Nein“, knurrte Ren praktisch. „Wenn du mir eine Nadel und einen Faden gibst, glaube ich, dass ich es ertragen kann, für ein paar verdammte Minuten an einem Ort zu bleiben.“ Er lehnte sich zurück gegen einen Tisch, um Storms Hand auszuweichen. „Und wenn du mich noch einmal anrührst, wirst du deine Hand verlieren.“

Storm lachte und öffnete einen der oberen Schränke, dann zeigte er mit der Hand auf all die medizinischen Utensilien dort. Sein Lächeln verschwand, als Ren sein Hemd aufknöpfte und Storm die tiefen Wunden sah, die der Haut-Dämon hinterlassen hatte. Nur wenige Sekunden später und Ren wäre verloren gewesen.

„Ich denke, nachdem du so auf Dämonen stehst, dass du vielleicht noch ein wenig mehr über sie lernen solltest, bevor du den nächsten zum Kampf herausforderst.“ Storm schaute von den Wunden weg, wissend, wie die Narben aussehen würden. Er kannte Ren schon lange… die Freundschaft war nur einfach noch nicht entstanden.

Ren streckte die Hand nach dem offenen Schrank aus und nahm etwas heraus, das ihm nach einem sterilisierten Nähköfferchen aussah, dann ging er zu dem Spiegel an der Wand. „Wenn du einen Dämon getroffen hast, hast du sie alle getroffen… nicht wahr?“ Er konnte den Sarkasmus nicht aus seiner Stimme verdrängen, während er innerlich versuchte, den Schmerz zu ignorieren… es funktionierte nicht.

„Falsch“, korrigierte Storm. „Du weißt nur, was ich in die Datenbank hochladen habe lassen.“ Er setzte sich auf das Krankenbett in der Mitte des Zimmers.

Ren sah durch den Spiegel auf den Mann hinter ihm. Die Dinge, die in der Datenbank versteckt waren, genügten, um die Welt in Flammen aufgehen zu lassen… es war genug, sodass es schon gefährlich war, die Datenbank überhaupt zu haben. Es war schwer zu glauben, dass da noch mehr war… aber andererseits: er wusste einige Dinge, die nicht einmal in der Datenbank waren.

„Ich höre.“ Und er hörte zu… wochenlang.

Storm hatte recht damit, die Information, die er mit Ren teilte, nicht in die Archive zu lassen, aus denselben Gründen, weshalb der Vatikan das Zeug in ihren geheimen Kellern versteckte. Wenn auch nur ein Teil dieser Information die normale Bevölkerung erreichen sollte, würde das das Ende der Welt, wie wir sie kennen, bedeuten.

Ren wusste ohne jeglichen Zweifel, dass ihm der Mann noch immer Informationen vorenthielt, denn welche Götter ihm auch die Macht gegeben hatten, in Raum und Zeit zu springen, hatten es auch gefährlich für ihn gemacht, jemandem etwas zu erzählen, was über das Jetzt hinausging. Er könnte der beste Geschichtslehrer der Welt sein… aber wenn Storm versuchen würde, jemandem von der Zukunft zu erzählen, könnte das die Raum-Zeit-Verbindung zerreißen… und diese Verbindung war Storm selbst.

Er hatte auch recht, was ihre Freundschaft betraf. Sie waren vom ersten Tag an Freunde gewesen und das sagte viel, denn sie beide waren nicht die Art Person, die jemandem vertraute. In Wahrheit… ähnelten sie einander in vielfältiger Art und Weise.

Storms kleine Erholungsinsel war tatsächlich irgendwo in der Vergangenheit, aber Storm hatte sie mit allen Annehmlichkeiten einer modernen Villa ausgestattet. Eine Seite des Gebäudes erzeugte in Ren ein Gefühl, als wäre er in einer riesigen Glasschüssel, während die andere Seite in das harte Gestein der Insel gebaut worden war. Das Beste daran war die völlige Einsamkeit. Dies war der eine Ort, an den Ren kommen konnte, wo nichts Paranormales ihn berühren konnte, abgesehen von Storms Fähigkeit in der Zeit zu reisen.

Zuerst hatte er gedacht, dass Storm Mitte zwanzig war, aber nachdem er ihn seit mehr als zehn Jahren kannte und Storm keinen Tag älter geworden war, fragte er sich, wie lange Storm schon auf der Welt war. Selbst Ren alterte nun weniger schnell, da er so viel Zeit in der Nähe von Storm und seiner Macht verbrachte.

Ren zuckte zusammen, als eine Stimme ihn aus seinen Gedanken riss.

„Ich habe dich gerade zum stolzen Besitzer eines der ältesten Häuser von LA gemacht“, verkündete Storm, als er auf dem langen Landesteg erschien, der sich vor der Insel erstreckte. Er grinste, als er sah, dass Ren vor Schreck fast aus der Haut fuhr.

„Verdammt, kannst du vielleicht ein Geräusch machen, wenn du so aus dem Nichts springst?“ Ren drehte sich um und lehnte sich an das Geländer, während er den zufriedenen Ausdruck auf Storms Gesicht betrachtete.

„Hast du jemand anders erwartet?“ Storm lachte.

Ren schenkte ihm nur einen bescheuerten Blick, denn kein anderer hatte je einen Fuß auf die Insel gesetzt. „Okay, ich beiße an. Wieso hast du mir eine alte, heruntergekommene Hütte gekauft? Es ist noch nicht einmal mein Geburtstag.“

Ohne Vorwarnung griff Storm nach Rens Schulter und der Ozean kippte weg und plötzlich standen sie auf einem Rasen direkt vor einem Gebäude, das als eine moderne, gotische Villa aus dunklem Stein durchgehen könnte. Als er Wellenschlag hörte, sah Ren nach rechts und erkannte das Meer. Er drehte sich einmal im Kreis und runzelte die Stirn, als er erkannte, dass die Zufahrt so weit war, wie er sehen konnte, und auf der linken Seite war nichts als dichter Wald.

„Nicht so schlecht für eine heruntergekommene Hütte.“ Storm nicke in Richtung des Hauses. „Zwanzig Hektar am Meer und mit jedem modernen Luxus ausgestattet. Es ist schwer zu glauben, dass dies früher ein kleines Schloss war.“

„Nicht so schwer.“ Ren wandte sich Storm zu. „Wo ist der Haken?“

„LA braucht dich.“ Storm zuckte die Schultern und ging los. „Kannst du es nicht fühlen?“

Ren antwortete nicht, als er Storm ins Gebäude folgte. In Wahrheit sagte ihm sein Spinnensinn, dass er so schnell er konnte davonrennen sollte. Los Angeles… bisher klang es mehr wie ein aufgezwungener Urlaub.

Einmal drinnen fand er sich in einem riesigen, runden Raum mit einer offenen Wendeltreppe wieder, die zur nächsten Etage führte, die in zwei Flügel unterteilt war. Storm ging auf die große Doppeltür auf der rechten Seite zu, also seufzte Ren und folgte ihm.

„Na, das ist mehr mein Stil“, meinte Ren erleichtert, als er die Überwachungsmonitore sah, die die gesamte Wand bedeckten und einen Glasschreibtisch, in den ein Computer eingebaut war.

„Ich dachte mir, dass dir das gefallen würde.“ Storm machte es sich auf dem Sofa gemütlich, das einsam in einer leeren Ecke des riesigen Zimmers stand. Er beobachtete Ren, als dieser sich an den Schreibtisch setzte und begann, die Steuerungselemente zu erforschen. „Niemand kann dich hier aufspüren, außer dir… und zum Glück zählst du nicht.“

Storm sah, wie die Augen seines Freundes leuchteten, als Rens Finger über der Tastatur schwebten. Es war eine merkwürdige Macht, die er hatte, und er kannte sonst niemanden, der es tun konnte, aber so konnte Ren die Schutzwände des TEP durchbrechen, die noch hundert Jahre moderner waren, als die der Regierung. Er saugte buchstäblich all die Information aus diesem Computer und wer weiß, vielleicht fütterte er ihm sogar noch mehr.

Es war lustig, denn Ren sah nicht wie ein üblicher Computer-Nerd aus… sein Aussehen war recht auffällig. Er hatte gesehen, wie Frauen beinahe über ihre eigenen Füße stolperten, wenn sie ihn erblickten.

Sein Haar war ein wenig mehr als schulterlang, nachtschwarz mit blauen Strähnen, wenn die Sonne es im richtigen Winkel traf. Aber sogar ohne die Sonne konnte man die dicken, silbernen Strähnen nicht übersehen, die Ren mehr wie ein wildes Kind aussehen ließen. Dazu kam das Kreuz, das von seinem Ohr baumelte und die Tatsache, dass er immer schwarz gekleidet war, was eine ziemlich beeindruckende Kombination ergab. Um den Effekt noch zu verstärken, waren Rens Iris wie poliertes Silber mit blauen Flecken und ein pechschwarzer Ring umgab sie. Er hatte aufgrund dieser Besonderheit immer Sonnenbrillen bei sich.

Was ihn an Ren am meisten verwunderte, war, dass Computer eine Sache waren, die Ren glücklich machten, was seine Macht betraf. Ren war auf jede Art ein Sukkubus. Wenn er in der Nähe eines Computers war, dann ernährte er sich von der Energie des Computers, fast als würde er sie herunterladen… aber seine Art von Sukkubus erlaubte es ihm auch, jedermanns Macht zu nehmen und sie für sich selbst zu nutzen.

Zum Beispiel… wenn er in der Nähe eines Formwandlers war, konnte er sich verwandeln. Wenn er in der Nähe eines Dämons war, hatte er jede Macht, die diese Art von Dämon hatte, aber der Nachteil davon war, dass es war, als würde er einen Spiegel verwenden. Er konnte dem Dämon seine Macht nicht wegnehmen. Beide Seiten hatten dann dieselbe Macht, und das war nicht immer eine Situation, von der beide Seiten profitierten… vor allem, wenn dein Gegner die Macht schon länger hatte, und besser wusste, wie er sie verwenden konnte.

Eine Art, auf die Ren dies zu seinem Vorteil nutzen konnte, war, wenn es mehr als eine paranormale Macht in der Reichweite seines Sukkubus gab… denn musste man sich in Acht nehmen, denn er konnte sie alle zu seinem Vorteil verwenden.

Ein weiterer Nachteil war, dass Ren kein guter Teamspieler war, also weigerte er sich, mit anderen zusammenzuarbeiten, was ewig schade war. Storm hätte ihn gemeinsam mit mächtigen Leuten arbeiten lassen können, und er hätte all ihre Mächte nutzen können. Selbst jetzt, wenn Ren sich um die halbe Welt und fünfzig Jahre in die Vergangenheit teleportieren wollte, dann könnte er es. Zum Glück hatte er kein Interesse an derartigen Dingen. Er beobachtete, wie das Licht in Rens Augen erlosch, als er aus der Welt des Cyberspace zurückkam.

Ren blinzelte und zog seine Hände von der Tastatur zurück, als er sich in seinen Drehstuhl zurücklehnte. „Niemand weiß, dass ich hier bin?“

„Nur Zachary“, gab Storm zu, obwohl er wusste, dass er hierüber eine schwere Diskussion mit Ren führen würde müssen. „Ich werde Zachary die meisten derjenigen, die schon hier sind, beaufsichtigen lassen.“

„Wieso gefällt mir nicht, wie das klingt?“ Rens Augen wurden schmal, aber er hatte das Gefühl, dass er diesmal verlieren würde. „Was ist mit der Villa und all dem hier? Wieso willst du mich bestechen?“

Storm hob eine Augenbraue. „Es ist irgendwie schwierig, jemanden zu bestechen, der zu jedem beliebigen Geldautomaten gehen und Geld herausholen kann.“

„Du weichst meiner Frage aus“, bemerkte Ren.

„Ich habe bisher zugelassen, dass du dich vor den Teams für paranormale Ermittlungen versteckst, und verdammt… ich habe deine Einsamkeit öfter mit dir verbracht, als ich es tun hätte sollen.“ Storm hob seine Hand, als Ren ihm widersprechen wollte. „Du hast immer behauptet, dass du mir etwas schuldest… ich bitte dich jetzt, deine Schuld zu bezahlen.“

„Und zwar wie?“ Rens Stimme hatte aus Respekt ihre Schärfe verloren. Storm hatte recht… er schuldete ihm sein Leben und Storm würde ihn nicht für eine Kleinigkeit holen.

Storm ging vor dem Schreibtisch auf und ab. „Die einzige echte Antwort, die ich dir im Moment geben kann, ist, dass du hier bist, um mir im Kampf zu helfen. Ich fordere hier eine Menge Schuldzahlungen ein. Ich hole die besten TEP-Teams in die Stadt und du bist nun zu meinem Stellvertreter befördert worden.“

„Vielen Dank.“ Die Tatsache, dass dies ohne jegliche Emotion gesagt wurde, wurde von beiden ignoriert.

„Zachary wird die Verantwortung haben, wenn uns etwas zustößt“, fügte Storm betont hinzu. „Und früher oder später werdet ihr beide Informationen austauschen müssen… besonders, wenn ich nicht erreichbar bin.“

„Na, das klingt nicht gut.“ Ren runzelte still die Stirn und fragte sich, wieso Storm nicht schon die Antworten auf seine eigenen Fragen hatte. Für jemanden, der in die Zukunft springen konnte, war es komisch, dass er nicht wusste, wer eine Schlacht gewinnen würde.

„Ich werde eine Weile lang nicht oft hier sein, weil ich all die Teams finden muss. Obwohl sie in Zweierteams arbeiten, haben sie eine ärgerliche Angewohnheit, einfach zu verschwinden und ihre eigenen Aufträge zu kreieren, wenn ihnen etwas über den Weg läuft.“ Er fuhr mit den Händen durch sein Haar. „Es wird selbst für mich schwierig werden, sie aufzuspüren.“

„Und wenn du sie hier ablieferst, darf ich Kindermädchen spielen?“, fragte Ren, der noch nicht ganz verstanden hatte.

„Nein.“ Storm schüttelte seinen Kopf, aber lächelte über die Vorstellung. „Diese Leute sind keine Kinder. Ihr Auftrag ist derselbe wie deiner… die Stadt zu schützen. Ob ihr miteinander kommuniziert, liegt an dir. Aber mit deiner Macht kannst du ein Raster über die Stadt zeichnen und ihnen sagen, wo alle wichtigen Punkte sind. Dies ist vorerst einfach nur die Basis. Du und Zachary, ihr werdet die einzigen sein, die mich kontaktieren können, wenn ich nicht hier bin.“

„Wirklich?“ Ren schaukelte in seinem Stuhl, denn all die Geheimnisse faszinierten ihn. „Und ich dachte, dass ich der Asoziale von uns beiden war“, bemerkte Ren. „Hast du vor zu verschwinden?“ Es hätte ein Scherz sein sollen, aber als er erkannte, wie Storm zuckte, hörte er auf zu schaukeln.

Storm rieb sich den Nacken, wählte seine Worte sehr sorgfältig. „Ich kann in dieser Dimension durch die Zeit reisen, aber wenn es eine Gegend gibt, wo die dimensionalen Wände rissig geworden oder durchbrochen sind… wird sie meine Macht verweigern.“ Das war noch milde ausgedrückt.

Zwischen Storms Zeilen zu lesen war eine Wissenschaft für Ren geworden und plötzlich verstand er, wieso Storm nicht wusste, wer die Schlacht gewinnen würde. „Ich folge dir noch“, bemerkte er.

Storm ging zu dem riesigen Fenster hinüber, das auf das Meer hinausblickte und klopfte gegen das Glas. „Dieses Glas ist mehr als nur kugelsicher.“ Er seufzte, als er sich wieder umdrehte und seinen Rücken an die Scheibe lehnte. „Aber es ist nicht undurchlässig für das Böse.“ Er nickte in Richtung des Sofas, das er eben erst verlassen hatte und flüsterte Worte, die in der Geschichte längst vergessen waren.

Ren atmete scharf ein, als an der Decke und am Boden rechts im Zimmer ein großer Kreis aufleuchtete, das Sofa genau in dessen Mitte. Er konnte sogar die flimmernde Schutzmauer sehen, die sich zwischen den Kreisen vom Boden zur Decke zog.

„Was ist das?“ Er versuchte, die Bewunderung nicht in seiner Stimme zu zeigen, aber er schaffte es bei Weitem nicht.

„Für Laien… ist es eine Dämonenfalle“, antwortete Storm, sonnte sich in der Tatsache, dass er offiziell Rens Bewunderung hatte, was sehr schwer zu erreichen war. „Komm… geh durch die Wand. Es tut nicht weh.“

Ren streckte seine Hand aus, aber hielt inne, ehe er den Schild berührte. „Erwarte ich einen dämonischen Besucher?“

Storm legte seinen Kopf zur Seite. „Lass mich dich an etwas erinnern: Wenn ein Kind der Gefallenen Engel in deine Nähe kommt, dann wirst du… der Dämon.“ Er senkte seine Stimme, sodass sie gespenstisch klang, als er ‚der Dämon‘ sagte. Er und Ren waren sich über diese Sache nicht ganz einig. Ren hatte immer noch Vorurteile gegen alles, was er nicht verstand.

Ren machte einen Schritt zurück, als er das, was Storm gesagt hatte, verarbeitete. Er brauchte sogar mehrere Sekunden, bis ihm eine gute Entgegnung einfiel. „Zumindest werde ich derjenige sein, der weiß, wo der Schlüssel für den Käfig ist. Die Frage ist… wie bringen ich ihn hier herein? Soll ich Dämonen-Leckereien auf das Sofa legen?“

Storm lächelte und schob Ren in den Kreis.

Ren wirbelte herum und wollte wieder zu Storm zurückgehen, aber rannte in etwas, das ihn an einen Eisblock erinnerte. Er machte einen Schritt zurück und drückte seine Handflächen fest dagegen, blinzelte, als er sah, wie die Wände der Barriere Wellen schlugen, als wären sie aus Wasser.

Nachdem er noch einmal dagegen geschlagen hatte, knurrte er: „Ich bin kein Dämon!“

Storm hob eine Augenbraue. „Nun, ich bin froh, dass wir das geklärt haben.“

Ren schlug die Wand von… was auch immer.

„Entspanne dich, ich habe den Zauber so gestaltet, dass er alles einsperrt, was nicht menschlich ist, und nachdem du ein Sukkubus bist und ich in deiner Nähe bin…“ Er lächelte wieder, wusste, dass dies eine Lektion war, die Ren lernen musste. „Es sein denn, du willst mich einen Dämon nennen?“

„Ich habe es verstanden. Wirf das Ding in den Kreis und tritt nicht in meine eigene Falle. Jetzt lass mich raus.“

Storm sagte den Zauber wieder, beinahe die gleichen Worte wie vorhin, nur ein paar Silben waren anders.

Ren lernte schnell und hatte schon beide Zaubersprüche behalten, ehe er wieder sicher hinter seinem Schreibtisch saß. Die Stille dehnte sich aus, ehe Storm fühlte, wie die Laune des Moments verflog und er wieder sprach.

„Dieses Schloss war früher in Schottland. Ich habe es während der Landnahme Ziegel für Ziegel hierherbringen und wiederaufbauen lassen, aber die neueren Einrichtungen sind modern. Es gibt in fast jedem Zimmer eine Dämonenfalle und du bist der einzige, der sie auslösen kann.“

„Es ist sehr schön.“ Ren nickte, fragte sich, was Storm ihm sagen wollte. Manchmal waren seine Geschichten länger als die eines alten Mannes, wenn er durch seine zeitlosen Erinnerungen forstete. Er durfte so viel über die Vergangenheit erzählen, wie er wollte, es war nur gefährlich, etwas über die Zukunft zu sagen.

Er hatte Storm einmal gefragt, wieso er seine Zeit nicht damit verbrachte, in der Zeit zurück zu reisen und die Fehler der Menschheit zu korrigieren, etwa Hitler aus dem Weg zu schaffen. Da hatte dieser ihm erzählt, dass seine Macht Grenzen hatte… scheinbar war das Verändern der Geschichte der Menschheit eine davon.

„Dieses Schloss war ein Hochzeitsgeschenk für einen meiner sehr engen Freunde.“ Storm sah durch das Fenster, von dem aus er die Wiese überblickte, die bis zum Meer führte… es war wirklich ein atemberaubender Anblick. Er schluckte, schob die beunruhigende Erinnerung weg.

Als er zurück auf Ren starrte, wurde Storm klar, dass ausnahmsweise noch jemand außer ihm einen Hinweis darauf brauchte, was kommen würde. Nachdem seine Macht mit einigen ziemlich ärgerlichen Regeln kam, die ihn davon abhielten, die wichtigsten Dinge zu sehen und es ihm nicht erlaubten, sich in Herzensangelegenheiten zu mischen, würde er einen sehr guten Grund für Ren finden müssen, um ihn dazu zu bewegen, dass er bleiben wollte.

Er konnte schon den Schmerz fühlen, der durch sein Herz stieß, aufgrund der Regeln, die er brechen würde, aber ignorierte ihn.

„Dieser Ort wird nicht mehr lange hier sein, es sei denn, ich kann die Zukunft verändern.“ In seiner Stimme war die Wut zu hören, die er fühlte, als er gegen den Schmerz kämpfte. „Ehe ich beschloss, dich hierher zu bringen, bin ich mehrmals in die Zukunft gegangen… nur ein paar Jahre. Jedes Mal war das Ergebnis ein anderes, aufgrund einer Verschiebung in den Dimensionen… oder viele davon, die genau hier in LA passieren.“

Storm wischte das Blut weg, das aus seinen Augen und seiner Nase zu tropfen begann. „Das letzte Mal, wo ich versucht habe, hierher zu kommen… war ein Teil des Schlosses eingestürzt und die Wände, die noch standen, waren voller Blut, das die Sonne in den Stein gebacken hatte.“

„Halt den Mund.“ Ren sah ihn böse an, denn es gefiel ihm nicht, wie die Farbe aus Storms Gesicht verschwunden war, als die Blutungen begannen. Storm hatte immer Scherze darüber gemacht, dass er niemandem von der Zukunft erzählen konnte… es zu tun würde ihn umbringen, aber Ren fand es nicht mehr lustig, als er die Wahrheit sah. „Ich habe die Quintessenz verstanden und den Rest werde ich schon selbst herausfinden.“

Storm stolperte zu dem Stuhl, hielt seinen Kopf fest. „Ich versuche, unsere Chance zu erhöhen, indem ich so viele von uns nach LA bringe, wie ich kann.“

Ren stand auf und ging um den Tisch herum, ergriff Storms Schulter und einen Lidschlag später waren sie wieder zurück auf der Insel. „Wenn du noch einmal versuchst, mir von der Zukunft zu erzählen, werde ich dir einen Arschtritt verpassen.“

Bevor Storm wieder klar genug sehen konnte, um zu erkennen, wo er war, war Ren verschwunden. Als er die schrecklichen Kopfschmerzen fühlte, von denen er wusste, dass sie wahrscheinlich Tage anhalten würden, lächelte er, denn er wusste, dass es das wert gewesen war. Ren war auf seinem Platz und jetzt, wo Angelica auch in der Stadt war, sollte sie eine weitere versteckte Macht anziehen, die das Glück wieder auf ihre Seite bringen konnte… sie brauchten die Götter auf ihrer Seite.

*****

Ren hatte die letzte Woche damit verbracht, durch die Straßen der Stadt zu spazieren und die Aktivitätszentren in seiner eigenen Karte einzutragen. Er wusste von den Dokumenten, die er aus der TEP-Datenbank heruntergeladen hatte, wo einige der Nicht-Menschen waren, aber als er wanderte oder auf seinem Motorrad fuhr, konnte er eine Macht fühlen, die nicht zu den Dingen auf jener Liste gehörten.

Er schaltete den riesigen Bildschirm an, der eine ganze Wand seines Arbeitszimmers bedeckte, und öffnete die Stadtkarte, dann lehnte er sich in seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch zurück. Für jeden anderen erschien die Karte ein wenig wie Weihnachtsbeleuchtung, denn sie war voller Stecknadelköpfe und Lichtern in verschiedenen Farben.

Jetzt waren es die Farben, die er studierte. Er konnte genau sehen, wo die Formwandler waren… er hatte sogar den Moon Dance und das Night Light besucht. Seine Mundwinkel zuckten bei der Erinnerung daran. Er hatte den Fehler gemacht, Heat zu bestellen, und es war ihm gut gegangen, bis er schließlich nach Hause gegangen war. Auf halbem Weg zu seinem Haus war er längst außerhalb der Reichweite der Formwandler und stockbesoffen gewesen.

Die Reviere der Formwandler wurden vor allem mit grünen Lichtern markiert, mit ein paar roten und blauen Markierungen… blau war das TEP-Team, das in der Gegend stationiert war, und alles, was dort passierte, überließ er ihnen… dasselbe galt für das Wolfsrudel.

Michael, Damon und Kane waren in seinen Augen allesamt tickende Zeitbomben, womit sie gelbe Fähnchen verdienten, und ihre seelenlosen Nachkommen, die in den Schatten der Stadt lauerten, trugen ein geschmackvolles Blutrot. Zumindest war diese feige Gruppe nett genug, sich tagsüber zu verstecken und sie blieben auf nachts meist in Gruppen zusammen, wodurch es einfacher wurde, ihre Nahrungsgründe zu lokalisieren.

Die Gefallenen Engel, auf der anderen Seite, waren ein anderes Thema. Sie waren anfangs schwer aufzuspüren gewesen, aber mittlerweile waren sie so instabil, dass er es aufgegeben hatte, obwohl er wusste, wenn sie in der Nähe waren… konnte er sie fühlen. Er erinnerte sich an den Geschichtsunterricht, den er von Storm bekommen hatte.

Die Kurzfassung war, dass die Gefallenen Engel ihre eigene Welt beinahe zerstört hatten, indem sie in unsere Dimension eingebrochen und einige unserer Frauen gestohlen hatten, weil sie sie schön fanden. Menschen zu stehlen war nur der erste Fehler gewesen. Als sie wieder zurück auf der anderen Seite des Wurmlochs waren, hatten sich die Gefallenen Engel mit den gestohlenen Frauen gepaart.

Das Problem war… die Kinder, die aus diesen Vereinigungen entstanden, waren nicht, was sie erwartet hatten, und die Geburt führte immer zum Tod der menschlichen Frauen.

Nur ein kleiner Teil der Kinder wurde als vollblütige Gefallene Engel geboren und nur einer von hundert war weiblich. Die anderen waren als Dämonen bekannt… Hybriden, die überhaupt nichts Vollblütiges waren. Die meisten Hybriden waren das, was die Menschen Monster nannten. Als sich diese Monster gegen ihre eigenen Schöpfer wandten, begannen die Gefallenen Engel die Hybriden in ihrer Welt auszulöschen, unabhängig davon… ob sie Monster waren, oder nicht.

Als sie mit ihrem Genozid fertig waren, erkannten sie, dass es nun mehrere Dutzend Männchen für jedes Weibchen in ihrer Welt gab. Also waren die Idioten zurück durch das Wurmloch gekommen und diesmal ließen sie ihre Schöpfungen auf unserer Seite, als sie sich mit so vielen Frauen paarten, wie sie nur konnten… so schnell sie konnten.

Als die Kinder geboren wurden und die Mütter starben, nahmen die Gefallenen Engel jeden vollblütigen Gefallenen und brachten ihn zurück in ihre Welt, ließen die Hybriden zurück. Nachdem sie die männlichen Kinder, die geboren wurden, nicht brauchten, lehrten sie sie, ihre Hybrid-Geschwister zu bekämpfen.

Kurz bevor jene Knaben in die Pubertät eintraten, schickten die Anführer der Gefallenen Engel sie hierher zurück und verschlossen das Wurmloch zwischen den beiden Dimensionen… überließen all die Kinder hier ihrem Schicksal, abgesehen von den weiblichen Gefallenen Engeln, für die sie so viele Leben geopfert hatten.

Die Geschichte hatte damit nicht geendet. Diese jungen Krieger waren erzogen worden, um dasselbe zu tun, was ihre Väter getan hatten… Löcher in die Wände zu den angrenzenden Dimensionen zu reißen… nur nicht zu ihrer Heimatwelt. Diese neue existierte so nahe, dass sie nur einen Atemzug entfernt war. Man konnte nur annehmen, dass daher die Theorie der Hölle kam. Sie war so nahe, dass Menschen mit scharfen Sinnen sie manchmal fühlen konnten.

Als die Krieger Jagd auf die Hybriden machten, mussten sie erkennen, dass viele ihrer Rivalen ebenso mächtig waren, wie die vollblütigen Gefallenen Engel. Das Blutvergießen traf beide Seiten und es gab sogar Berichte darüber, dass einige der Engel in die andere Dimension zu den Hybriden gezerrt worden waren.

Die mordenden Anführer, die ihre Kinder hierhergeschickt hatten, hatten gewusst, dass es ein Todesurteil war. Sie hatten sich darauf verlassen, dass ihre Nachkommen einander umbringen würden, und das Chaos beseitigen, das sie hinterlassen hatten.

Nur eine Handvoll dieser Knaben war noch auf der Erde und die meisten waren jünger als die erste Gruppe, waren angekommen, nachdem der Krieg beendet war und die überlebenden Hybriden sich versteckt hatten. Nach Rens Meinung war das der Moment, wo alles verworren wurde. Nicht alle Hybriden waren das, was man dämonisch nennen würde… und wenn sie nicht erkannt wurden, dann konnten sie gänzlich wie Menschen oder Tiere wirken… und Jahrtausende lang wieder Hybriden erzeugen.

Das große Geheimnis, das Storm schützte, war die Tatsache, dass die meisten der paranormalen Kreaturen, Formwandler und Wertiere und auch Menschen mit nur der kleinsten abnormalen Fähigkeit höchstwahrscheinlich Nachkommen eines dieser Hybriden waren… auch die Sukkubus-Mächte, die er verwendet hatte, um sie aufzuspüren und sie dann gegen sie zu verwenden. Es erzeugte immer noch ein unangenehmes Gefühl in Ren, wenn er bedachte, dass er teilweise ein Hybrid war.

Zu seiner Verteidigung war Ren ziemlich sicher, dass die Dämonen, die er in der Vergangenheit getötet hatte, nicht von der harmlosen Sorte waren… entweder das, oder er konnte es Selbstverteidigung nennen, denn sie hatten auf jeden Fall versucht, ihn umzubringen.

Um alles noch schlimmer zu machen, musste Storm auch noch die Bombe platzen lassen, dass einige der ursprünglichen Hybriden nicht böse waren, obwohl sie dieselbe Aura ausstrahlen, wie ein Dämon einer hohen Klasse. Und wenn das noch nicht genug Kopfschmerzen verursachte, dann kam noch die Tatsache dazu, dass Vampire gar keine Hybride waren… sondern etwas völlig Anderes, das sich auf der Erde niedergelassen hatte.

Ren rieb über seine linke Schläfe, während er auf den Stadtplan sah. Alle Gegenden, wo er einen Machtschub gefühlt hatte, wurden mit schwarzem Licht beleuchtet und angesichts der Tatsache, dass Misery sich nicht lange an einem Ort aufhielt… war das fast die ganze Stadt. Aber wenn man bedachte, dass sie in die seelenlosen Vampire vernarrt war, konnte er ihr nur die Gebiete zuschreiben, die in der Nähe der Vampirnester waren.

Damit blieb noch eine Menge Macht übrig, die niemandem auf seiner Liste zuzuschreiben war, und irgendwo dahinter steckte der Grund für Storms blutige Prophezeiung. Apropos Storm: er hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er seinen wahrsagerischen Hintern zurück auf die Insel geschickt hatte, und bisher war niemand aufgetaucht, der behauptete, zum TEP zu gehören.

Ren grinste, wusste genau, wie er Storms Aufmerksamkeit bekommen konnte. Er hatte sich so gut an das hochmoderne Computersystem angepasst, dass er nichts mehr zu tun brauchte, als nur noch im selben Zimmer zu sein. Er beobachtete, wie der Bildschirm aufblitzte, als er eine Verbindung mit dem Hauptsystem des TEP herstellte, dann verschob er den Stadtplan hinter die dicken Schutzwände, die nur er und Storm durchbrechen konnten.

Es brauchte normalerweise nur ein paar Minuten, ehe Storm antwortete, oder aus dem Nichts auftauchte, also wurde Ren langsam besorgt, als die Minuten vergingen. Dann blinkte der Bildschirm.

Storm erschien am Monitor, sodass Ren ihn sehen konnte, und er senkte ein blutrot geflecktes Tuch von seiner Nase, ehe er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und Ren über die Kamera ansah.

Ren runzelte die Stirn, aber konnte auch sehen, dass Storm zu Hause auf der Insel war. „Es erstaunt mich, dass du nicht selbst gekommen bist… aber so wie es aussieht, hast du wieder die Regeln gebrochen“, schalt Ren ihn mit gehobener Augenbraue.

„Die Zeitströme in deiner Gegend halten mich davon ab, dorthin zu kommen und bereiten mir höllische Kopfschmerzen“, erklärte Storm und ballte seine Faust um die blutigen Taschentücher.

„Dann versuch es nicht wieder.“ Ren schenkte ihm einen strengen Blick.

Storm nickte. „Wir werden auf diese Art in Kontakt bleiben müssen, bis sich die Dinge auf deiner Seite beruhigen. Inzwischen hast du TEP-Teams, die kommen, und es wird Zeit, dass du um aller Willen lernst, wie du mit ihnen zusammenarbeiten kannst. Nachdem du ein fotografisches Gedächtnis hast, und ihre Dokumente gelesen hast, bin ich sicher, dass du mehr über sie weißt, als sogar sie selbst wissen.“

„Also stellst du mich schließlich doch in die Mitte einer Menge von Leuten mit Mächten? Ist das schlau? Was, wenn ich es nicht kontrollieren kann?“, fragte Ren, dem die Aussicht darauf, mit jemand anders als Storm zu arbeiten, nicht gefiel.

Storm grinste und hob seine Schultern. „Übung macht den Meister, Ren, und du wirst einen Crashkurs in sozialen Umgangsformen bekommen. Zachary und Angelica werden bei dir einziehen, damit sie Zugang zu der Datenbank und all der Ausrüstung haben, die ich im Schloss gelagert habe. Sie werden auch die meisten der TEP-Teams koordinieren, die kommen. Was dich betrifft: deine Aufgabe ist es, herauszufinden, was, zum Teufel, diese Zeitströme erzeugt und mich davon abhält, in die Gegend zu kommen.“

Er hielt einen Augenblick inne und beugte sich nach vor zu seinem Monitor. „Mach die Tür auf.“

Die Videoverbindung wurde abrupt unterbrochen, und Ren starrte mit gehobenen Augenbrauen auf den leeren Bildschirm. Ein lautes Klopfen an der Tür erregte seine Aufmerksamkeit und er warf dem Monitor noch einen letzten wütenden Blick zu.

„Ich hasse es, wenn er das macht“, brummte Ren, stand von seinem Stuhl auf und griff nach seinen Sonnenbrillen, um seine Augen zu verbergen.

Ren ging durch die Doppeltür, die ins Foyer führte und öffnete die Haustür. Er starrte auf seine Besucher… bald Mitbewohner.

Zachary lächelte, als er den jungen Mann auf der anderen Seite der Tür stehen sah. „Es ist schön, endlich das wirkliche ‚Ass im Ärmel‘ kennenzulernen, von dem Storm schon redet, seit ich ihn kenne.“

Ren knirschte mit den Zähnen, aber ergriff Zacharys ausgestreckte Hand und nickte Angelica zu, ehe er einen Schritt zur Seite machte, und sie einließ. Er kannte die Gesichter eines jeden Mitglieds des TEP und wusste, was ihre Fähigkeiten waren. Er hatte sich alle Profile gemerkt, bald nachdem Storm ihn angestellt hatte.

Storm hatte in den geheimen Teil der Profile Bemerkungen geschrieben und Ren hatte auch diese in sein Gehirn kopiert. Storm hatte recht… wahrscheinlich wusste er mehr über sie, als sie selbst.

Zachary war ein bisschen ein wilder Junge mit etwas, was Storm als Persönlichkeitsspaltung beschrieb… in einem Augenblick machte Zachary Scherze und im nächsten war er so tödlich wie eine wütende Kobra. Er hatte die Nachrichten über das Feuer gesehen, das das Haus des Mafiabosses vor Kurzem vernichtet hatte, und all die Umstände schienen TEP, genauer noch Zachary, als Namensschild zu tragen. Am nächsten Morgen hatte Zachary einen Bericht in das System des TEP hochgeladen und Rens Vermutungen bestätigt.

Angelicas Macht war ein wenig komplizierter, sie konnte Dämonen mit der Magie, mit der sie geboren worden war, töten. Storm hatte sie einmal ihren Schlüssel genannt, aber nie gesagt, was, zur Hölle, sie damit aufsperren konnten.

Ihre Akte war dicker als die von allen anderen… es war, als hätte Storm jede ihrer Bewegungen seit ihrer Geburt dokumentiert. Ren hatte keine Ahnung, wieso… und es war ihm im Moment auch herzlich egal. Ohne ein Wort schloss er die Tür und ging in das Zimmer, das er als Büro nutzte. Er hatte irgendwie gewusst, dass sie ihm folgen würden.

„Also“, sagte Zachary nach weniger als einer Minute peinlichen Schweigens. „Wohnst du hier alleine?“

„Nein“, sagte Ren. „Ich habe neue Mitbewohner.“

Angelica grinste über den bescheuerten Ausdruck, der auf Zacharys Gesicht erschien. „Ich glaube, er versucht, das Eis zu brechen.“

„Er macht es nicht besonders gut“, sagte Ren, der schon Platzangst bekam.

„Ich weiß“, beruhigte Angelica, die einen stillen Einzelgänger erkannte, wenn sie einen traf.

Zachary warf Angelica einen gespielt wütenden Blick zu. „He, du solltest doch auf meiner Seite sein.“

„Wieso?“ Angelica lachte. „Ob du es glaubst, oder nicht, manche von uns können tagelang durchhalten, ohne den Mund zu öffnen. Du… ich muss mich schon glücklich schätzen, wenn du mal zwei Sekunden lang dich nicht über irgendwas beschwerst.“

„Ich kann still sein!“, rief Zachary. „Schau!“

Zachary ging zu dem Sofa und ließ sich in die weiche Polsterung sinken, verschränkte seine Arme vor der Brust und presste seine Lippen fest aufeinander. Angelica verdrehte sie Augen, ehe sie näher an das Computersystem trat, das Storm installiert hatte.

Ren beobachtete sie genau, war bereit, jegliche Fragen zu beantworten, die sie haben könnte und schielte kurz hinüber zu Zachary. Aus irgendeinem Grund schien der andere Mann etwas sehr Spannendes an seinen Hemdknöpfen gefunden zu haben. Innerlich zählte Ren von fünf rückwärts, ehe die unausweichliche Explosion kam.

„UAH!“, rief Zachary. „Ich halte das nicht aus.“

Ren lachte, so dass Angelica und Zachary ihn überrascht ansehen. Es dauerte nicht lange und Ren fuhr sich mit der Hand durch sein Haar, ehe er die anderen betrachtete. „Ihr könnt das Schloss erkunden, es gibt eine Menge Schlafzimmer“, sagte er, als alle Spuren von Humor aus seinem Gesicht verwunden waren.

Angelica nickte. „Ich hole meinen Koffer.“

Als sie weg war, sah Ren zu Zachary hinüber und fand sich Angesicht zu Angesicht mit der anderen Seite der Persönlichkeit des Feuermannes. „Ich bin neugierig… welche Macht hast du?“

„Deine.“ Ren grinste. „Und Angelicas… und die von allen anderen, die in die Reichweite meines Sukkubus kommen.“

Zachary hielt seine Handfläche geöffnet hoch und schien erleichtert, dass seine Macht noch da war.

„Ich habe nicht gesagt, dass ich deine Macht weggenommen habe.“ Ren zuckte die Schultern, weigerte sich, kleine Zaubertricks zu spielen, um zu beweisen, was er sagte. Er hielt Zachs Blick fest und sah den verstörten Mann hinter der Maske. „Indem du in meine Nähe kommst, gibst du mir dieselbe Macht“, sagte er zur Klarstellung.

„Ich kümmere mich um Angelica, während sie hier ist“, erklärte Zach zusammenhanglos.

„Ich bin kein Kindermädchen und du kannst dich um alle kümmern, die auftauchen“, korrigierte Ren. „Das ist nicht meine Aufgabe.“

Zach nickte, als hätte er gerade eine strategische Schlacht gewonnen. „Ich weiß, Storm stellte eine Armee auf.“

Ren nickte. „Ja.“

„Er wird eine brauchen.“ Zach rieb seine Hände über seine Hosenbeine und stand auf. „Wen hat er sonst noch gerufen?“

„Fast alle, soweit ich weiß“, antwortete Ren. „Aber es gibt ein paar, die er nicht aufspüren hat können.“

„Kann ich irgendwie behilflich sein?“, fragte Zach.

Ren nickte in Richtung des Computers. „Finde die, die Storm nicht erreicht. Er hat eine Liste von allen gemacht, die noch fehlen.“

Zach grinste und ging zum Computer hinüber. „Lass uns sehen, wen der Allmächtige nicht finden kann.“

Ren sah zu, war völlig in den Bann gezogen von der völligen Veränderung seiner Persönlichkeit. Er wusste nicht, welche Seite er lieber mochte… aber er wusste, welcher er mehr vertraute.

Blutsbande

Подняться наверх